Beiträge von Wolfsheim_Jena

    Naja, "Gated community" ist wohl etwas übertrieben, wenn ein paar Stadtvillen hinter einem Zaun stehen. Fahrt einmal raus nach Abtnaundorf in das historische Villenviertel, dort könnt ihr sehen, wie hohe Zäune aussehen! Und die sind schon hundert Jahre alt.

    Ich finde das Projekt gut, es wird eine zahlungskräftige Klientel anlocken, das steht fest. Das wertet das Viertel weiter auf! Zwar sollten solche Projekte nicht überhand nehmen, wenn jedoch Nachfrage nach sowas besteht, warum nicht?

    Zitat von "Weltfrieden"

    Über der Ecke Pfaffendorfer/Emil-Fuchs-Straße hängt das Damoklesschwert der Nordtangente, die unbedingt verhindert werden muss.

    Wo soll die denn nach jetzigem Diskussionsstand langführen und wie ist der Planungsstand?


    Jedoch halte ich einen Autotunnel für wieder mal total realitätsfremd. Zwar hat die Nordtangente in der jetzigen Form schon ein gewisses Störpotenzial, jedoch stammt die Grundvariante auch aus den frühen Neunziger Jahren, wo man von überzogenen Verkehrsprognosen ausgegangen ist. Da wird es eine Anpassung nach unten geben. Grundsätzlich sollte man aber die Entlastungsfunktion einer solchen Strasse bedenken, gerade für Strassen wie die Nord- und Pfaffendorfer Strasse. Letztendlich kann man nicht das eine verhindern wollen, aber gleichzeitig den jämmerlichen Zustand der Bausubstanz in diesen Lärmstrassen beklagen und das dort kein Investor sich engagieren will. Da leuchtet mir die Logik nicht ein.

    Grundsätzlich: Die Stadt hat Mühe ihre Gehwege in Schuss zu halten und bekommt gerade eine U-Bahn geschenkt. Neue Strassenprojekte sind in den nächsten Jahren nicht drin, die Ausgaben sind bereits alle für Projekte im Zusammenhang mit dem City-Tunnel und der A38 reserviert. Also man sollte einmal ernsthafte Alternativen diskutieren. Ein Tunnel :lachen: :schockiert: gehört sicher nicht dazu, wobei hier von Kosten bis zu 50 Mio. EUR auszugehen wäre. Für die "Aufwertung von ein paar Strassenzügen ein zu hoher Preis.

    Das wusste man definitiv nicht, auch damals ist schlecht, pfuschig und billig gebaut worden! Aber es bot sich einfach nicht die Technologie, ein Haus zu sanieren, das hätte niemand gemacht. Die uns heute zur Verfügung stehenden Mittel, aus absolut abbruchreifen Häusern wieder nachhaltig nutzbare und wirtschaftlich rentable Immobilien zu machen, waren zum Großteil noch nicht erfunden. Man denke nur an die Techniken, Mauerwerk zu entfeuchten oder Wände nachträglich zu isolieren.

    Aber man war auch definitiv progressiver als heute. Man schaue nur, wie konsequent [lexicon='Leipzig'][/lexicon] von der alten Messestadt in eine gründerzeitliche Handelsmetropole umgebaut wurde. Das dauerte keine fünfzig Jahre und dazu ist wahrlich die halbe Stadt abgerissen worden. Heute dagegen treten sofort Pendanten und Gutmenschen auf den Plan, die an Fenstern und Fallrohren herummäkeln, wo sie eigentlich überhaupt null Mitspracherecht haben, da sie weder die Bauherrenschaft noch sonstwelche Amtsrechte innehaben.
    Da wünsche ich mir zuweilen, etwas mehr Mut - auch auf Bauherrenseite - .

    Das ist im eigentlich ein Kostenproblem, das sich stellt, wenn man Häuser mit großen Wohnungen in mehrere kleine umbauen will. Im gesamten Haus müssen samtliche Wasserleitungen in jedes zweite Zimmer verlegt werden, elektrische Anschlüsse genauso. Oftmals muß man dann auch die Grundrisse komplett verändern, da die Wohnung oftmals Durchgangszimmer haben oder nur ein richtig großes Zimmer, dafür aber dann 3-4 kleinere.
    Manchmals passt es eben von den Grundrissen her einfach nicht. Jedenfalls habe ich schon gräßliche Umbauten gesehen.
    Da gab es dann 1-Raum-Wohnungen, die bestanden aus einem großen Eckraum der mal das Wohnzimmer der großen Wohnung gewesen sein kann. Komplett mit Parkett und Stuckrosette in der Mitte. Und an die Seite drückte sich dann eine kleine Küche nebst einer Naßzelle, die wie ein großer Schuhkarton ins Zimmer geräumt wurde. Das sieht doch nicht aus! Gerade die Singles haben ja eher gehobene Ansprüche, da muß schon etwas auf die Ästhetik geachtet werden. Sonst kommt eine Art russische Kommunalka raus, wo einfach in jedem Zimmer einer Wohnung jemand anderes wohnt.

    was aber die Pfaffendorfer Strasse angeht: Ich glaube, es liegt dort wirklich am Strassenlärm. Die Strasse ist viel zu dunkel und eng, die Strassenbahn macht Krach und der Verkehr ist nicht gerade wenig. Die Bürgersteige sind so schmal, der ganze Strassendreck klebt an den Fassaden. Ich möchte dort auch nicht in saniertem Zustand leben! Zu laut, zu eng, zu dunkel. Was man aber da tun kann, weiss ich auch nicht. In der Jahnallee wurde der entscheidende Impuls durch den -ja!- Abriß der Kleinen Funkenburg gesetzt und das Ergebnis kann sich sehen lassen! Dies trifft hier aber nicht zu, die Strasse ist recht unveränderbar. Lediglich Verkehrsberuhigung samt Aufwertung durch BEgrünung, etc. könnte helfen.

    :schockiert:

    Sehr beeindruckend ist das alles...

    Ich bin jedoch froh, daß sowas in Deutschland und Europa niemals gebaut würde. Vorher war die Gegend auch schon bebaut, mit niedrigen traditionellen Vierteln. Diese Leute sind einfach entschädigunglos herausgeschmissen worden. Das zeugt davon, das hier eine Brachialentwicklung stattfindet, die keine Rücksicht auf Menschen oder irgendwas nimmt. Menschenverachtend ist das. Dabei zeugt die Skyline nicht einmal von besonderem Stil. Eigentlich eher ein phantasiearmes Sammelsurium, das keine eigenen Stil hat und artifiziell wirkt. Nicht besonders anziehend, da steril, antiseptisch und menschenfrei.

    Aber so sehen Entwicklungsprozesse in Diktaturen wohl aus... mich beeindruckt zwar das Tempo, aber attraktiv ist das alles nicht.

    Hallo, gut, das du den Leipziger OSten erwähnst.

    Der kommt hier immer etwas zu kurz, da sich der Sanierungs- und Wiederbesiedlungsboom stark auf die Südvorstadt, dann Schleußig und zuletzt Plagwitz konzentriert hat.

    Ich hatte im Januar bereits eine kleine Fototour in Schönefeld gemacht und hier veröffentlicht. Ich sollte das wiederholen, denn ich glaube, dass sich Schönefeld gemeinsam mit Volksmarsdorf anschickt, endlich auch vom Immobilienboom zu profitieren. Denn im eigentlichen gibt es hier eine sehr solide Bausubstanz der späten Gründerzeit und des Jugendstils. Herrvorragendes Art Deco und die Frühe Moderne sind oft in LVB-Besitz und bereits vorbildlich saniert. Gerade in Schönefeld gibt es herrlich vollständige unperforierte Strassenfluchten. So zieht sich die Dimpfelstrasse mehr als 1km ununterbrochen hin mit 5 stöckigen Mietshäusern der Gründerzeit. Genauso gibt es aber auch noch hohes Sanierungspotenzial.

    Langsam aber sicher werden auch hier immer mehr Projekte gestartet. Ich werde einmal wieder eine Tour machen und den Fortschritt zeigen.


    Jedoch finde ich, daß sich das Engagement der Stadt noch verstärken könnte. Beispielsweise sollte der Stannebeinplatz und der Park in der Stöckestrasse unbedingt aufgewertet werden. Das könnte einen echten Sanierungsboom um diese Orte auslösen.
    Es zeigen sich schon erste Initiativen, wie der Ergänzung der Sommerlinden in der Dimpfelstrasse. Das hat sehr zur Aufwertung beigeträgen. Grundsätzlich muß noch mehr Leben hierher kommen. Es fehlen Cafes, Geschäfte und junge Leute. Vielleicht könnte man mit Initiativen wie Haushalten e.V. ein Wächterhaus initiieren, das etwas bunteres Leben ins "Topflappenviertel" Schönefeld bringt?

    Moderne Fassaden sind durchaus gut, schließlich hat sich das Rad der Geschichte etwas weitergedreht, seitdem der Platz in Trümmer gefallen ist. Eine kitschige Puppenstube à la italienische Botschaft wäre das geworden, die artifiziell und disneylandhaft wird. Der Mix ist schon in Ordnung, jedoch hätte man hier eindeutig auf höherwertige Materialien pochen sollen.

    Damit meine ich die weiße Kratzputzanmutung der Franzosen ebenso wie die billigen Gemeindehausfenster der Amerikaner. Das ein guter Kompromiss möglich ist zeigen ja die Leitbauten links und rechts des Tores. Ohne alles zu rekonstruieren hat man hier eine erhabene Wirkung mit hochwertigen Materialien erzielt.

    Sehr guter Beitrag!

    Das verdeutlicht genau das was ich meine! Es gibt in Dresden Größeres zu tun, als sich an Details aufzuhalten! Das Foto beweist das überdeutlich. Eine Ansicht der Petersburger Strasse wäre nicht weniger eindrücklich.

    Die Rekonstruktion des Kaiserpalastes könnte eine Art Leitprojekt darstellen, so wie die Frauenkirche die Nachverdichtung des Neumarktes mit historisierenden Fassaden ausgelöst hat!

    Zitat von "uaoj36"

    So ist der Neubau in grossen Teilen von Deutschland besser dran mit ein neues "eigen" Konzept von ein "Grosstadthaus": grösser dann Townhäuser, mehr Backstein oder Putz, mit trad. Stilelementen und die meisten dann endlich wieder mit schräge Dächer (oder Tonnendächer) oder mit Giebel die sich sehen lassen (sehe die gelungen Giebel am Häckische Höfe).

    Wieder mal weltfremder Unsinn!
    Für eine Sozialwohnungsgegend wie den Mehrplatz ist das total ungeeignet. Erspart mir dieses l´art pour l´art-Gefasel.

    @ Heiji: Warum sollte man die abreissen? Sie wären nicht saniert worden, wenn es sich finanziell nicht gerechnet hätte. Wenn jemand mit den Bauten Geld verdient ist es Schwachsinn, sie abzureissen, bloß weil ein paar Leute den Anblick mißbilligen.

    Aber ernsthaft. Ein Wiederaufbau sollte in der Öffentlichkeit angeregt werden! Ob man den ersthaft durchsetzen kann sei mal dahingestellt, jedoch könnten die allzu starr auf den Neumarkt gerichteten Blicke und Diskussionen (wir sehen ja das Klein-Klein hier) endlich mal auf die weiten, wüsten und schreiend hässlichen Areale ringsrum richten.

    Auf der einen Seite streiten sich die Leute um irgendwelche Fenster und Fallrohre an Bauten, die nicht Ihnen gehören und rundherum sieht es aus wie an einem durchschnittlichen Boulevard in Krasnojarsk! Der einzige Unterschied ist, das der Rasen immer kurz gemäht ist. Dort gehört der Stadtraum vollkommen neugeordnet, es fehlen jegliche Strassenfluchten und eine verkehrräumliche Neuordnung. Ehrlich, Leute...nee. Es gilt ein völlig neues raumkonzept zu entwickeln!

    Auf dem Pirnaischen Platz und dem angrenzenden Viertel nebst Petersburger Strasse, DORT kann Stadtreparatur betrieben werden, das ist der architektonische Notfall in Dresden, nicht der Neumarkt!!!

    Die Platzfassade geht noch, die Franzosen waren auch nicht gerade inspiriert von ihrem Bau...
    Hinten rum wird es aber ganz schlimm, das ist wirklich unterste Schublade. Aber wie heisst es, eine Botschaft ist das Spiegelbild eines Landes.

    Die USA wirken auf mich durch diesen Bau verängstigt, sicherheitsfanatisch, uninspiriert und dabei billig und schlecht verarbeitet. Dito, Spiegelbild des Landes!

    Sehr richtig Aviller.

    Zwar hätte ich es sehr begrüßt, wenn es vor allem für Zugringerverkehr zum BBI (Heli, etc.) und Geschäftsflieger eine Nutzung für Tempelhof gegeben hätte. Leider ist nichts daraus geworden. In London zeigt man mit dem City Airport, das so etwas sehr wohl möglich ist (dort wohnt aber keiner).

    Hauptsache ist, daß das Gebäude weiterhin bestehen bleibt und der Öffentlichkeit zugänglich ist. Zwar ist ein Flughafengebäude ohne Flugbetrieb wie ein Bahnhof ohne Schienen und eine reine Büronutzung fände ich etwas uninspiriert, aber wir wohnen ja alle nicht in den Vierteln drumherum, die bisher den Fluglärm hatten.

    @ Oktavian: sehr richtig bemerkt!

    Im übrigen breitet sich hier einmal mehr der Kleingeist aus. Ich finde es jedenfalls weitaus schlimmer, vom Zwinger auf diesen unsäglichen Advanta-Riegel zu schauen. Und ihr regt Euch über ein noch nicht einmal fertiggestelltes Glasdach auf! Die Filigranität wirkt doch erst, wenn die Scheiben eingesetzt sind.

    Darüber hinaus finde ich es einfach einmal interessant, einen solchen Akzent auf das Schloß zu setzen. Es ist ohnehin nicht mehr das Original, das ist auf alle Ewigkeit perdu. Wie in vorigen Threads immer wieder gern hervorgehoben wird, besteht das Schloss aus einer Ansammlung von Baustilen. An dem Kasten ist über die Jahrhunderte immer wieder herumgebaut worden. Ich sehe keinen Grund warum man es heute nicht tun sollte.

    *ironie an* Vielleicht sollte nicht nur das Schloß, sondern besser ganz Dresden eine riesige Kuppel, sozusagen als Käseglocke bekommen, damit sich ja keiner dran vergehen kann. Aber wie man weiß, unter Käseglocken bildet sich schnell der Muff *ironie aus*

    Man darf ja nicht vergessen, wo die Anlage steht und was ihr Zweck ist. In England wurde früh kitschfrei und rationell gebaut, weil dort traditionell landlords in großem Stil Reihenhäuser errichteten, die alle ähnlich billig waren und gleich aussahen. Kann man heute noch in jeder englischen Stadt bewundern. Der Crescent ist ein typsisches Beispiel gregorianischer Architektur.

    Ich denke, man hat hier, da die Anlage im Royal Bath lag, eine etwas aufwändigere, aber trotzdem einfach zu reproduzierende Fassadengestaltung aus den immergleichen Fassadenteilen verwendet. Die Kapitelle und Säulenkörper sind mit Sicherheit Massenware aus Kunstsandstein oder ähnlichem.
    Insbesondere das Foto mit Blick in den hinterhof zeigt ja, dass es sich um eine ordinäre Reihenhausiedlung mit angehübschter Fassade handelt. Auch im mondänen Bath mußte die Mittelklasse ja irgendwo wohnen. Aber dann bitte in nicht in engen Mietsquartieren, sondern wenigestens in die feien Ladies nicht störenden Bauten.

    Kennt man diese Geschichte, wird dieses Beispiel auch tauglich für den Mehringplatz. Auch dort könnte man mit einem Townhousekonzept die Fassade aufwerten ohne zuviel innerstädtischen halbwegs erschwinglichen Wohnraum preis zu geben.