Ich verstehe den Ärger. Mir geht es hier in Naumburg genauso. Irgendwie ist lähmender Stillstand eingetreten. Keine wirklichen Restaurierungen mehr, nur noch Neubauten mit völlig unverstandenem Stuckkitsch draufgeklebt. Jetzt wird aber der Platz vor dem Welterbedom in Travertin (sic! eines historischen Mannes Lieblingsstein) gepflastert. In anderen Strassen werden keine Bäume nachgepflanzt und das Pflaster ist seit 1890 nicht neu verlegt. Styroporverkleidungen sind das einzige was gerade boomt. Ich kenne dieses Anrennen gegen den stoischen Gleichmut der Masse.
Beiträge von Naumburg
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Es gibt die in der Echter-Gotik im Raum Würzburg gebauten Kirchen des 18. Jahrhunderts. Ein Beispiel für nicht agerissene Bautradition.
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Grausam, ein völlig intaktes Haus. Nachhaltigkeit?
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Die Konsolen der Korbbögen meinte ich mit den zu sehenden Resten. Sie aber zu lassenwäre genauso eine komische Sache, wie einen Glaskasten an das Barockgebäude zu bauen. So ist schon alles stimmig mit der betonten Horizontale. Die gestalterische Energie sollte eher in neue Rekoprojekte, von denen auch Leipzig welche vertragen könnte, gehen...
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Das Sockel-/Kellergeschoss der Neorennaissance sieht häufig eigentlich wie eine schräge Festungsmauer mit dem typischen kräftigen halbrunden Sockelgesims aus. Das wäre eigentlich das klassische Mittel gewesen. Riesige Fenster kann man da dann nicht integrieren, aber doch relativ grosse regelmässig verteilt.
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Tatsächlich sah man während der Sanierung einige Ornamentreste des überarbeiteten Gründerzeitbaus. Nach hinten raus gibt es noch Reste der alten Klinkerfassade. In Natura sieht es sehr schön aus im neuen alten Farbgewand. Ein bischen wie mit den Meisterhäusern in Dessau. Die waren auch nicht weiss.
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In Zeitz kann man schon Beklemmungen kriegen.
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nicht schräg, sondern symetrisch... Dadurch entsteht erst etwas, wie eine eigenständige Fassade des linken Hauses. Einheitlich wäre sicher besser gewesen.
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Goldstein hat recht. Man muss sich nur mal die frühen Photographien der 1850iger und 60iger anschauen. Feuchte Wände, bröckelnder Putz und scheckige Fassaden. Dafür ohne die ganze moderne Austattung des Reichsausschusses für Lieferbedingungen - die RAL zertifizeirten Verkehrszeichen.
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Vor unserer Zeit, also bevor der Ring gebaut wurde, war das auch der Startpunkt der Dampfer an der Luhmann Villa. Es gibt noch Postkarten mit einer Holzbrücke über den Oberbach, wo man die kleinen Boote sieht.
Die Neubauten am Treptower Tor gefallen mir eigentlich auch sehr gut. Kleinteilig mit vielen netten und gut ausgeführten Ideen.
Insgesamt lag natürlich der Unsegen des sozialistischen Grössenwahns über der Stadt. Die ehemalige Landeshauptstadt Neustrelitz hatte man als zu monarchisch empfunden und war ja auch zur Hälfte von den Russen belegt. Da war Neubrandenburg das Ziel. theoretisch hätten es auch Friedland oder Waren werden können. Zum Glück tut sich in Neustrelitz und Waren sehr viel. Die haben im Krieg ja auch Glück gehabt. Meine Mutter hat vor Jahren mal im Nordkrier beschrieben wie sie als 8jährige den Stadtbrand 45 erlebt hat. Noch schrecklicher waren die nachfolgenden Plünderungen. Ich habe im Arbeitszimmer den aufgebrochenen Bücherschrank meines Grossvaters mit den dürftig reparierten Schäden als Andenken. Der zugehörige Schreibtisch hat den Dienst in der russischen Kommandantur nicht überlebt, aber die Schreibtischlampe!
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Lieber Brummbär, es gibt zwei Arten von sozialistischem Wiederaufbau in NB. Den klassizistischen um 1955 und den aus den 70igern. Es gab auch einen Wiederaufbauplan im Stil des Heimatschutzes von Tessenow um 1949. Nach 1990 hat man nichteinmal den Versuch unternommen irgendetwas auch nur ansatzweise historisch wiederherzustellen. z.B. Grossherzogliches Palais, Rathaus, Marktbebauung. Im Gegenteil, die zugereisten Archtekten aus dem Westen, die ebenfalls während des Betonbrutalismus auf der Uni waren haben munter weiter sozialistisch gebaut. Zum Glück ist der klassizistische Teil sehr gut saniert worden. Z.B. Friedländer- und Wartlaustrasse. Ich habe 25 Jahre dort gelebt. Und daß ich in diesem Forum bin, hat auch damit zu tun, dass in meiner Kindheit noch die letzten Überreste der Vorkriegsbebauung für WBS 70 plattgemacht wurden. Nicht alle kommen aus dem goldenen Westen und haben den Sozialismus angehimmelt bei italienischem Rotwein im Glas (wie ich schon länger wahrnehmen muss) manche mussten auch damit zurechtkommen und haben ihn hassen gelernt.
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Erinnert an die zwanziger Jahre. Handwerlich schön gemacht Gut dass die Mauerung durch Vor- und Rücksprünge aufgelockert ist.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Hotel_Continental_(Leipzig)
Nein, es war jemand anders. Aber genauso wie in den 90igern überall Keksrollen kamen und später die Random-Fenster war es ja damals auch schon modegetrieben.
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Genau das hatte ich auch erst gedacht, ob es nicht versehentlich doch Leipzig wäre. Sieht aber täuschend ähnlich aus.
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Na, da muss ich mal etwas wiedersprechen. Das Wiener Formenrepertoire enthält z.B. nicht den Reformstil mit viel Fachwerk und nicht die Ludwig XVI. Adaptionen im Jugendstil. Aber das WSV enthält auch noch Gebäude der 1850 - 1860 Jahre, teilweise in Neogotik. Das kommt dann Wien nahe, genauso die späte Neorenaissance. Anm.: Ich sitze beim Schreiben der Zeilen gerade mitten drin, könnte also gerade rausgehen und nachschauen.
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na ja, besonders gelungen ist das jetzt nicht
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2010 hat in Naumburg ein Holzfenster mit Verzierungen (wie in meinem Avatar) 1300 EUR gekostet. Hamel&Specking Fensterbau OHG Jetzt sind es vielleicht 2000, aber unter den 5000. das war schon sehr teuer.
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Mutig von der FAZ und sehr gut geschrieben.
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Den Bewohnern kann man sozusagen unter den Rock schauen. Man muss wohl auch etwas extrovertiert angehaucht sein, um so zu leben.
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Oh Gott, ist das häßlich.