Beiträge von BautzenFan

    Zitat von "jojojetz"

    Peter Kulka ist ein ähnlicher Fall: Jetzt zieht er den Ostflügel des Schlosses hoch, früher hat er den modernen Landtag gebaut. Vielleicht ist es gut, solchen Architekten traditionelle Bauaufgaben zu geben, dann bleibt ihnen für billige Architektur weniger Zeit.

    Das ist leider ein großer Irrtum, jojojetz. Hier mal ein persönliches Statement von Kulka zu seinen Intentionen für den Ostflügel:
    (Quelle: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/laenderreport/397939/">http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/laenderreport/397939/)

    Man musste sich ja entscheiden, was baut man wieder auf? Es gibt eine barocke Fassung, es gibt eine mittelalterliche Fassung - gleichwohl bin ich kein Rekonstrukteur, das weiß man. Ich bin ein moderner zeitgenössischer Architekt, und ich werde jede Gelegenheit nutzen, um mit der neuen Aufgabe "Schlossmuseum" - da wo es angebracht ist und in Abstimmung mit dem Bauherrn und der Denkmalpflege - auch ein zeitgenössisches Zeichen zu setzen. Dazu gehört auch der Riesensaal. Es ist so, dass wir diesen Riesensaal in seiner Geometrie herstellen werden, aber - er wird auch ein neuer, moderner, grandioser Saal werden. Ich hoffe, er wird so schön werden wie der alte Riesensaal auf seine Weise.

    Aus einer Pressemitteilung des Sächsischen Finanzministeriums von Februar 2006

    Auch am Jagdtor wird gebaut, um zukünftig den Zugang vom Schlossplatz aus in den Stallhof zu ermöglichen. Es handelt sich dabei vorwiegend um konservatorische Leistungen wie das Reinigen, Entsalzen und Verfestigen des Portals. Voraussichtlich ab Anfang August 2006 wird das Jagdtor für die Besucher geöffnet sein.

    Hier ein Foto des Jagdtores zum Zustand vor den aktuellen Baumaßnahmen:

    Nachfolgend ein paar Informationen zum Thema: „Der Ostflügel und Kulka“ oder „Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Was im Bereich Ostflügel abläuft, bestätigt exemplarisch, dass die wichtigen Detailentscheidungen zum weiteren Innenausbau (und auch zu den strittigen Punkten in der Außengestaltung) nach wie vor nicht entschieden sind. Es ist ein erbitterter Kampf, der da hinter den Kulissen tobt.

    Einleitend eine kurze Passage aus der Sächsischen Zeitung vom 7. Februar 2004
    Titel: Die Aura des Riesensaals
    Untertitel: Peter Kulkas Ideen für den Wiederaufbau des Ostflügels am D. Residenzschloss
    …Das Architekturbüro Kulka & Partner gewann das Auswahlverfahren, an dem sich 78 Büros beteiligt hatten. Der Freistaat hat sich damit für Kulkas Können, aber nicht zwangsläufig auch für seine im Wettbewerb vorgestellten Ideen entschieden. Mag sein, dass sich noch manches ändert an den Planungen, die Kulka dieser Tage im Südflügel des Schlosses zeigt.
    Zitat Ende

    Die zitierte (übrigens sehr zutreffende) Formulierung erfordert eine „Übersetzung“. Ich sprach oben von einem Kampf. Die eine Partei (die „Unseren“) wird maßgeblich – und das ist sehr erfreulich – von der „Chefetage“ der Dresdener SIB (=Bauleitung) gestellt. Die andere Partei, das sind gewisse Leute mit viel politischem Einfluss.
    Die Wahl von Kulka war in gewisser Hinsicht schon eine erste Niederlage für die „Maximalisten“, aber man einigte sich zunächst auf die oben zitierte Kompromisslösung, dass nämlich der Zuschlag für Kulka nicht zwingend bedeutet, dass dieser seine „Ideen“ vollständig umsetzen darf.
    Es wurde hier im Forum schon genannt, dass die SIB „händeringend“ Fotos von der Englischen Treppe sucht. Das hat folgenden sehr ernsten Hintergrund. Dazu ein Ausschnitt aus einem Videobeitrag eines Dresdener Lokalsenders:

    Ton Video (im Wechsel Sprecherin / Ludwig Coulin = NL-Leiter der Dresdener SIB

    Sprecherin:....Nun befindet sie sich (sie - die Treppe) mitten im Neuaufbau, doch der birgt einige Probleme. Zwar gibt es viele Originalfunde wie alte Putzreste oder Stuckteile, das reicht aber nicht jedem (!!!).
    Coulin: Es gibt also in der Denkmalpflege (das alte Thema) Auseinandersetzungen, wo dann die Architekten zum Beispiel sagen (die Architekten? - na nennen wir sie doch beim Namen: Kulka) die 5 Prozent, die man nicht gesichert hat (im Sinne von: gesichert dokumentiert hat), da kann ich keine Kopie machen, sondern da möchte ich dann eine leere Stelle belassen (das gänge ja noch) oder ein modernes Element einfügen (O Gott, erspare uns das).
    Sprecherin: Damit wäre die Bauleitung (soll heißen - SIB mit ihrem „Frontmann“ Coulin) aber alles andere als zufrieden, denn das große Ziel ist, so nah wie möglich am Original zu bleiben.
    coulin: Entscheidende Elemente, insbesondere in Blickrichtung auf die Schloßstraße, also wenn sie sozusagen die Treppe wieder beim Hinabschreiten sehen, die fehlen uns, so dass wir einige Teile der Englischen Treppe nur aus Analogieschlüssen und Beispielen rekonstruieren können und nicht ganz 100%-ig originalgetreu.
    Sprecherin: Um aber die Architekten zu befriedigen, und um eine 100%-ige Genauigkeit erreichen zu können (genauer gesagt, um Kulka seine „Argumente“ zu nehmen), wählt die Bauleitung jetzt ungewohnte Wege.
    Coulin: Bei der Deckeneinwölbung, da fehlen uns noch ein paar ähm ja Fotos, das wäre sehr toll, wenn wir das finden könnten (O bitte nicht noch eine Deckenkreation a la Kulka). Denn wir haben jetzt auch schon eine Resonanz, wir haben ja angefragt in der Öffentlichkeit, ob der eine oder andere noch etwas hat und wir haben schon einen kleinen Rücklauf.
    Sprecherin: Trotzdem reichen die Fotos für eine 100%-ige Nachbildung noch nicht ganz aus. Sollte also jemand im Familienalbum noch Bilder eines Museumsbesuches im Dresdener Schloss oder Zeichnungen der Treppe vor der Zerstörung haben, das Sächsische Immobilien- und Baumanagement ist weiter auf der Suche…..

    Hier ist die Adresse des Videobeitrags (knapp 3 Minuten), einfach eingeben, damit wird das Video heruntergeladen. Zum Ansehen reicht zum Beispiel Windows Media Player. Lohnt sich für Schlossinteressenten auf jeden Fall, weil man u. a. aktuelle Innenansichten vom Treppenbereich und den dort laufenden Bauarbeiten zu sehen bekommt.

    http://www.kanal8-dresden.de/MediaFrontend/…engl-treppe.wmv

    Zitat von "Armin"

    Wo hast du eigentlich die Farbaufnahme aus der Vorkriegszeit her? Oder ist die nur coloriert?

    Du hast recht, ich habe die Quellenangabe vergessen:

    http://www.dresden-und-sachsen.de">http://www.dresden-und-sachsen.de

    Eine gut gemachte Seite über Sachsens und Dresdens Sehenswürdigkeiten. Dort sind viele solche - ich nenn's mal - graphisch bearbeiteten Fotos zu finden. Zum Beispiel auch das hier:

    http://www.dresden-und-sachsen.de/dd2/xpics_dd/hofki_br.jpghttp://</p><p><br></p><p>

    Zitat von "Armin"

    Wird eigentlich die Figurengruppe, die einst das Tor krönte rekonstruiert? Und was ist mit der eigentlichen Tür? Die war ja schon für sich ein Kunstwerk.

    Hier zunächst ein Vorkriegsbild der „Schönen Pforte“:

    http://www.dresden-und-sachsen.de/dd2/xpics_dd/goldpforte.jpghttp://</p><p><br></p><p>Zitat (Beitrag vom 22.06.2006)<br>"Dieses Portal hat einen außerordentlich hohen kunsthistorischen Wert. Schon der Kunsthistoriker Wilhelm Lübke sagt, dass es sich um die weitaus edelste Portal-Komposition der deutschen Renaissance handelt."<br>Hier der Zustand 1946, man hatte als erste Sicherungsmaßnahme bereits die Skulpturen abgebaut.</p><p><br></p><p>[url]http://www.bildindex.de/fotos/MI/095/43/a/MI09543a08a.jpghttp://</p><p><br></p><p>Zu deiner Frage noch mal ein Auszug aus der DNN<br>Artikel aus der DNN (Dresdener Neueste Nachrichten, Lokalzeitung), ??.01.2004 <br>Titel: Portal nimmt Abschied vom Jüdenhof <br>Von Genia Bleier<br>Wie Berthold Dresel, stellvertretender Niederlassungsleiter des Sächsischen Immobilien- und Baumanagement - SIB (das ist so eine Art „Behörde“ für Baumanagement/Vermarktung bei Maßnahmen an landeseigenen Immobilien), erklärt, sind <woltlab-metacode-marker data-name="b" data-uuid="0e4c04e3-1a44-42e8-ade3-63d6b145db83" data-source="W2Jd" />95% des Originals noch vorhanden. Plastischer Schmuck und die reich geschnitzte Eichentür befinden sich im Depot.<woltlab-metacode-marker data-uuid="0e4c04e3-1a44-42e8-ade3-63d6b145db83" data-source="Wy9iXQ==" /><br>Nach langer Zeit der Ungewissheit (???) steht nun fest, dass das Portal seine alte Schönheit wieder erhält. (Anmerkung: dass deute ich so, dass man zum Beispiel die kleinen Fehlstellen ergänzt, was vorab heiß umstritten war, ist aber nur eine Deutung). <br>(weiteres in den 2 Beiträgen vom 22.06.2006)</p><p><br></p><p>Die Eichentür ist tatsächlich in einem sehr guten Zustand und wurde auch schon in diversen Ausstellungen zum Schlossaufbau gezeigt. Das nächste Foto stammt von einem Flyer zur Ausstellung von 1994. Man sieht rechts neben der Fensterfront diese Tür. Der Raum liegt übrigens im 1. Obergeschoss des Georgenbaus. Die 3 Fenster (Blickrichtung zur Elbe) gehören zum erkerartig betonten Mittelteil der Nordfassade. (Gehört jetzt nicht zum Tehema: links neben der Tür hatte man das Baumodell für den historischen Innenaufbau der Schlosskapelle aufgestellt. Aber das war eben 1994, vor dem öffentlichen "Zoff")</p><p><br></p><p><woltlab-metacode-marker data-name="img" data-uuid="7614b75b-7ca1-4333-9fe5-754d6043d620" data-source="W2ltZ10=" data-attributes="WyJodHRwOlwvXC93d3cub25saW5lcGljdHVyZXMuZGVcLzJcL3VwbG9hZHNcL0dlb3JnYmEyZDllMmJqcGcuanBnIl0=" data-use-text="0" /><woltlab-metacode-marker data-uuid="7614b75b-7ca1-4333-9fe5-754d6043d620" data-source="Wy9pbWdd" />[img]</p><p><br></p><p>Ob alle Skulpturen wieder kommen, war (wie im obigen Artikelausschnitt angedeutet) einer dieser vielen kleinen Detailstreitpunkte. Ich denke aber ja (...schönstes Renaissanceportal = ethische Verpflichtung). "Aufgemalt" wurde es so:</p><p><br></p><p> [url]http://www.dresden-und-sachsen.de/dd2/xpics_dd/schloss_hof3.jpg

    Pressemitteilung vom 26.06.2006

    Einbau der "Schönen Pforte" an der Schlosskapelle

    Derzeit erfolgt in der Werkstatt eine Laserreinigung des Gesteins und eine Restaurierung besonders geschädigter Bereiche. Im vierten Quartal 2006 wandert das „Schöne Tor“ wieder an seinen ursprünglichen Standort - der Schlosskapelle - zurück. In die Sanierung investiert der Freistaat Sachsen rund 992.000 Euro.

    Zitat von "saibo"


    Kannst du vielleicht auch noch mal näher auf den Wiederaufbau des Übergangs vom Nordflügel des Schlosses zur Hofkirche 1896 eingehen? Wie gut war dieser Übergang erhalten? Und wie sah das Innere vor der Zerstörung aus? Was hat man wieder hergestellt und was hat man weggelassen?

    Antwort, Teil 2

    Nachfolgend eine Pressemitteilung der Sächsischen Staatsregierung vom November 2000 (enthält ergänzende Informationen hinsichtlich Teil 1, d.h. nicht alles ist doppelt)

    Übergang zwischen Dresdner Schloss und Kathedrale fertiggestellt

    Die Bauarbeiten zum Wiederaufaufbau der Brücke zwischen dem Dresdner Schloss und der Kathedrale wurden am 3. November 2000 abgeschlossen. Am 30. Oktober 2000 brachten Mitarbeiter der Fa. Haber und Brandner (Anmerkung: das ist die Regensburger Firma) als letzte wesentliche Leistung 4 Engelsfiguren als Untersichtabschluss auf Schloss- und Kathedralenseite an.

    Die nach Entwürfen des Architekten Gustav Fröhlich um die Jahrhundertwende als Stahlkonstruktion mit Kupferblechverkleidung errichtete Brücke wurde bei der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 stark beschädigt. Erst ab dem Jahr 1986, dem Beginn des Wiederaufbaus des Dresdner Schlosses, konnte auch an eine Wiederherstellung dieses neobarocken, repräsentativen Bauteiles gedacht werden.

    Der Rückbau und Abbruch der alten Konstruktion erfolgte bereits 1991 im Zusammenhang mit der Kranaufstellung für den Wiederaufbau des höchsten Schlossturmes (Hausmannsturm). Zu diesem Zeitpunkt wurden die voraussichtlich wiederverwendbaren Elemente (ornamentale Kupferverkleidung, figürlicher Zierrat nach Bildhauer Roch und Kupferklempner Beeg) kartiert, abtransportiert und zwischengelagert.

    Nach der Herstellung einer Probeachse konnten 1999 die bauvorbereitenden Maßnahmen abgeschlossen und im März 2000 mit der Wiedererrichtung begonnen werden. Die neue Tragkonstruktion besteht im Unterschied zur vorherigen Stahlkonstruktion aus Hauptfachwerkholzbindern mit verleimten Brettschichtholzober- und -untergurten.

    Die Hauptabmessungen des Bauwerks sind:
    Länge = 15,2 - 17,2 m
    Breite = 3,7 - 4,0 m
    Höhe = 4,3 m.

    Für die Erzielung eines homogenen Gesamteindrucks des Brückenbauwerkes wurden die alten und neu angefertigten Kupferverkleidungsteile insgesamt mit einem Spezialwachs behandelt und teilweise vorpatiniert. Nahezu alle ausgebauten Kupferblechteile der alten Brücke konnten im Zuge der Restaurierung für den Wiederaufbau wieder hergerichtet und eingebaut werden.

    Am Wiederaufbau des Überganges waren 13 Baufirmen aus Sachsen, Thüringen und Bayern beteiligt. Verantwortlicher Architekt war das Büro Donath aus Wilsdruff bei Dresden.

    Zitat von "saibo"


    Kannst du vielleicht auch noch mal näher auf den Wiederaufbau des Übergangs vom Nordflügel des Schlosses zur Hofkirche 1896 eingehen? Wie gut war dieser Übergang erhalten? Und wie sah das Innere vor der Zerstörung aus? Was hat man wieder hergestellt und was hat man weggelassen?

    Antwort, Teil 1
    Die Informationen stammen von der Homepage einer der ausführenden Firmen. (Quelle kommt unten)
    Wie die gesamte Dresdner Innenstadt wurde auch die Brücke zwischen Schloß und Hofkirche am 13. Februar 1945 zerstört (Anmerkung: zum Glück nicht vollständig, siehe Foto unten). Die zwischen Kupferblech und dem genieteten Stahltragwerk befindliche Lattenkonstruktion verbrannte völlig, das Tragwerk und die Hülle glühten aus. Alle Stahlträger wurden durch die extreme Hitze und mechanische Einwirkungen durch abstürzende Teile der benachbarten Fassaden verformt. Nachdem das Bauwerk baubehördlich gesperrt wurde, bestand es als Ruine bis zum Herbst 1991.
    Hier ein Foto von etwa 1990 (Brücke ist leider nur angeschnitten):

    [img]

    Anläßlich der Rekonstruktion des unmittelbar benachbarten Hausmannsturmes am Dresdner Schloß mußte technologisch bedingt die Demontage der Brücke erfolgen. Eine Arbeitsgemeinschaft der Dresdner Kunstschlossereien war beauftragt worden, die Ornamenttafeln und Bauzier denkmalgerecht und zerstörungsfrei zu bergen und einzulagern. Durch das Architekturbüro Donath, Wilsdruff, wurden die Arbeiten begleitet und dokumentiert sowie ein verformungs- getreues Aufmaß angefertigt. Der Zerstörungsgrad der Dachtafeln war so groß, daß man sich für eine Bergung unter dem Aspekt der Wiederaufarbeitung nicht entschließen konnte. Bereits lange vor Abbau der Brücke waren große Partien herabhängender Bleche durch Handwerker im Auftrag des Freistaates Sachsens, vertreten durch das Staatshochbauamt Dresden I abgenommen und im Schloß eingelagert worden; geborgene Zierteile befanden sich in Ausstellungen.

    Eine denkmalpflegerische Verpflichtung, bei einer Rekonstruktion die ursprünglich genietete Eisenkonstruktion nachzubauen, bestand nicht. Auch baustatische Gründe (Durchbiegung, thermische Dehnung, Brandverhalten) und bauphysikalische Gründe (Schäden durch elektrolytische Korrosion) sprachen dagegen. Der neue Entwurf des Architekten in Zusammenarbeit mit dem Staatshochbauamt Dresden I sah nun eine vorgespannte hölzerne Sprengwerkskonstruktion vor, die sich zum einen an historischen überdachten Fachwerkbrücken aus Holz, zum anderen an den modernsten Konstruktionsprinzipien der Leimholzbauweise orientierte. Zudem lassen sich die Kupferteile an relativ einfach anzupassenden formgebenden Unterkonstruktionen aus Holz bauphysikalisch einwandfrei befestigen. Es war ja davon auszugehen, daß die – die bauliche Hülle bildenden – deformierten Kupferteile zunächst fernab des Einbauortes in der Werkstatt restauriert werden, eine idealisierte Formgebung erfahren und erst dann vor Ort angepaßt werden können.

    Im Jahr 1999 genehmigte der Freistaat Sachsen den Wiederaufbau des Überganges und stellte 1.932.000,00 DM bereit. Ende 1999 und Anfang 2000 wurden sämtliche Leistungen in Einzellose aufgeteilt und durch das zuständige VHBA Dresden vergeben. Dadurch waren am Wiederaufbau Handwerker aus Thüringen, Bayern und Sachsen beteiligt.

    Den Zuschlag für die Leistungen des konstruktiven Ingenieurbaus (Beton- und Stahlbetonarbeiten zur Herstellung der Auflager, Vernadelungs- und Verpreßarbeiten des historischen Mauerwerks, Zimmererarbeiten des hölzernen Raumtragwerkes) erhielt die Firma Bennert GmbH aus Hopfgarten bei Weimar, während die Ausführung der kunsthandwerklich-künstlerischen Kupferarbeiten an eine Regensburger Firma vergeben wurde. Am 22. Februar 2000, also 55 Jahre nach der Zerstörung, begann der Wiederaufbau der Brücke. Bereits am 27. April wurden in einer spektakulären Aktion die beiden auf dem Abbundplatz der Fa. Bennert vorgefertigten raumhohen und ca. 57 Tonnen schweren Fachwerkwände mit 16,96 und 14,86 m Stützweite von einem Kran in ihre Auflager eingesetzt. Anfang November konnten die Kupferarbeiten mit der Montage der die Auflagerkonsolen verkleidenden Engel abgeschlossen und das Bauwerk als architektonisches Kleinod der Öffentlichkeit übergeben werden.
    Hier ein Foto von diesem Kran-einsatz:

    http://www.bennert.de/justorange.cms…11407945863.jpghttp://</p><p><br></p><p>Für 2 weitere Fotos hier noch die Homepage der Firma Bennert:</p><p><br></p><p>[url]http://www.bennert.de/justorange.cms/60_Ingenieurtechnischer%20Abbund/auswahl/60_3-060224161916.html

    Weiter oben wurde von Saibo die Frage formuliert, ob der Neue Thronsaal (=Eckparadesaal) auch rekonstruiert werden soll und ob sich zwischenzeitlich (in Bezug auf das veröffentlichte Foto vom Rohbauzustand per 1991) schon etwas getan hat. Zu meiner Antwort (Beitrag vom 28. Juni 2006) hier noch eine Ergänzung. Die Meldung ist zwar nicht ganz neu, aber vielen vermutlich trotzdem nicht bekannt:

    Pressemitteilung des Sächsischen Kultusministeriums vom 24.06.2003
    Titel: Berufsschüler verhelfen Dresdner Schloss zu neuem Glanz - Kultusminister Mannsfeld besucht Stuckateurlehrlinge
    Schüler vom Beruflichen Schulzentrum in Glauchau verhelfen Sachsen zu neuem Glanz - sie arbeiten am Wiederaufbau des Dresdner Schlosses mit. Zur Zeit rekonstruieren die Stuckateurlehrlinge Stuckteile des Eckparadesaals. Der Einsatz der Berufsschüler findet statt im Rahmen des Pegasus-Projektes "Schulen adoptieren Denkmale", an dem sich 15 sächsische Schulen seit 1997 beteiligen. Das Projekt will Schüler motivieren, Verantwortung für kulturelles Erbe zu übernehmen. Für das Residenzschloss haben Glauchauer Stuckateurlehrlinge bereits Arbeiten für den Großen Ballsaal und den südöstlichen Eckturm gefertigt. Die denkmalpflegerische Betreuung liegt beim Sächsischen Landesamt für Denkmalpflege.
    Am Donnerstag, 26. Juni 2003, 14.00 Uhr, besucht Kultusminister Prof. Dr. Karl Mannsfeld gemeinsam mit Landeskonservatorin Dr. Rosemarie Pohlack die Stuckateurlehrlinge im Dresdner Schloss - Treffpunkt: Eingang zum Bärengarten (gegenüber Taschenbergpalais). Vertreterinnen und Vertreter der Medien sind eingeladen, den Termin wahrzunehmen.

    Das sind natürlich alles noch vorbereitende Maßnahmen, so im Sinne der Methodik von „Probeachsen“. Über allem steht der Satz aus der Pressemitteilung der Sächsischen Staatsregierung vom Dezember 1997 (siehe Beitrag vom 1. Juli 2006):
    „Der weitere Ausbau des Schlosses wird abschnittsweise entsprechend den finanziellen Möglichkeiten des Landes erfolgen.“
    Das bezieht sich aber eben nicht nur auf die Zeitschiene, sondern auch auf die Detailausführung. Es gibt keinen detaillierten „Masterplan“ für das Schloss, da ist vieles noch schwammig. Daher halte ich Meldungen wie die obige für mitteilenswert – solche Nachrichten stimmen optimistisch (auch wenn sie schon 3 Jahre alt sind).

    Zitat von "Vitruv"

    @silesianospostato
    Ich bin froh, dass man hier nicht so rücksichtslos das Land mit Bauten überzieht wie in China. Dort verschwinden auch allmählich die letzten Altstadtreste zugunsten riesiger Hochhäuser.

    Das sehe ich genauso. In China wird noch der große Katzenjammer kommen, übrigens auch hinsichtlich der zur Zeit laufenden Umweltzerstörung.
    Wie stehen eigentlich die Chancen für die Tunnellösung? Die Dresdner wollten eine Querungsmöglichkeit, aus dem Bürgerbegehren muss doch nicht zwingend abgeleitet werden, dass eine Brücke zu bauen ist.

    In einem Artikel vom 11. August 2001 in der SZ ging es um Rekonstruktionsmaßnahmen am Georgenbau des Schlosses, die aktuell bereits abgeschlossen sind bzw. kurz vor dem Abschluss stehen. Hier zunächst auszugsweise der genannte Zeitungsartikel.

    Sächsische Zeitung, 11.08.2001
    Titel: Sorgen um den Stallhof
    Untertitel: Rundgang im historischen Stadtzentrum / Feinarbeit ist angesagt
    Von Reinhard Delau
    (Auszug)
    Im Georgenbau befindet sich auch eine Kostbarkeit, die nur wenigen bekannt ist. An der Kathedralseite, am südöstlichen Eingang, ist aus dem ursprünglichen Georgenbau ein Renaissance-Rundbogen eingefügt. Er stand früher an der Elbseite (Anmerkung: an der Nordseite des Georgenbaus).
    (Anmerkung: am „südöstlichen“ Eingang, das bezieht sich auf den Gesamtkomplex des Schlosses. Bezogen auf den Georgenbau allein ist es die Westseite dieses Gebäudes - siehe Schlossgrundriss. Die Umsetzung des Tores erfolgte bereits bei früheren Umbaumaßnahmen, also nicht erst nach 1945).
    Das Tor erscheint schwarz, feine Risse verlaufen im Sandstein. Die Flachreliefs bröckeln, vor allem an den Außenseiten des Bogens und den Vertikalen. „Dort müssen wir was tun“, sagt Coulin (Anmerkung: Dresdener Chef der SIB), „und zwar schnell“. Termine nennt er allerdings nicht. – Ende Artikelzitat

    Die beiden folgenden Fotos (aufgenommen am 16.06.2006) zeigen einen Blick auf die Westseite des Georgenbaus. Das oben genannte Renaissancetor ist eingerüstet, d. h. die im August 2001 als dringlich eingestuften Restaurierungsarbeiten laufen zur Zeit.

    Zum Vergleich eine historische Ansicht aus Bildindex.de:


    Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

    Dazu aus Fritz Löffler „Das alte Dresden“ (in meiner Ausgabe Seiten 51 – Text und 52 – Bild):
    Jetzt dem südöstlichen Eingang der Katholischen Hofkirche gegenüber. Rundbogen mit Flachreliefs. Entwurf nach Vorbildern oberitalienischer Meister in den Formen der Renaissance, die Ausführung weist stilistisch auf deutsche Hände, 1534. In den Zwickeln trauern Adam und Eva um das verlorene Paradies. Die kleine Scheibe des Schlusssteins zeigt einen Totenkopf, Übersetzung der lateinischen Inschrift: Durch den Neid des Teufels ist der Tod in die Welt gekommen…..Die Bekrönung des Portals fehlt (A: im heutigen Bestand).


    Nachfolgend eine aktuelle Ansicht der Nordfassade des Georgenbaus (aufgenommen am 16.06.2006).

    Noch eine Ansicht aus bildindex.de, die das Georgentor vor den Ende des 19. Jhd. erfolgten Umbaumaßnahmen zeigt. Man erkennt auch den schlichten Vorgängerbau des Brückenübergangs vom Schloss (Nordflügel) in die Kathedrale.

    <img src="%3Cbr%3EQuelle:%20http://http://www.bildindex.de" >bildindex der Kunst und Architektur
    Zum Bau der neuen „Brücke“ hier ein Auszug aus einem Aufsatz von Prof. Heinrich Magirius. Titel: Die späthistoristische „Bekleidung“ des Residenzschlosses 1889 – 1901“.
    Ein besonderes Kunststück historischer Einfühlung gelang Gustav Fröhlich mit dem Übergang vom Nordflügel des Schlosses zur Hofkirche 1896. Indem er hier die Eisenkonstruktion mit getriebenem Kupfer verkleidete, war eine formale Angleichung an die dominant empfundene Architektur der Hofkirche möglich.
    " wcf_src="
    Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

    Zum Bau der neuen „Brücke“ hier ein Auszug aus einem Aufsatz von Prof. Heinrich Magirius. Titel: Die späthistoristische „Bekleidung“ des Residenzschlosses 1889 – 1901“.
    Ein besonderes Kunststück historischer Einfühlung gelang Gustav Fröhlich mit dem Übergang vom Nordflügel des Schlosses zur Hofkirche 1896. Indem er hier die Eisenkonstruktion mit getriebenem Kupfer verkleidete, war eine formale Angleichung an die dominant empfundene Architektur der Hofkirche möglich.
    " alt="wysiwyg image" />

    Ein Schwerpunktthema der vorjährigen Denkmalpflege-Ausstellung "Zeitschichten" war das Dresdener Schloss. Die folgende Aufnahme zeigt den Ausstellungsraum (am Ort), der dem Audienzgemach gewidmet war.

    http://www.dehio.org/zeitschichten/…o_presse_05.JPG<a href="%3Cbr%3E%3Cbr%3EEs%20zeigt%20Teile%20der%20geretteten%20%28weil%20vor%20der%20Bombardierung%20ausgelagerten%29%20Innenarchitektur%20des%2017%20m%20x%208,8%20m%20gro%C3%9Fen%20Ausdienzgemaches%20A.d.S.%20Neben%20dem%20Thronsessel%20sieht%20man%202%20der%20sogenannten%20" aufnahme:
    " wcf_href="

    Es zeigt Teile der geretteten (weil vor der Bombardierung ausgelagerten) Innenarchitektur des 17 m x 8,8 m großen Ausdienzgemaches A.d.S. Neben dem Thronsessel sieht man 2 der sogenannten "gestückten Pariser Banden". Das waren Pilaster mit reichen Reliefgoldstickereien auf Goldbrokat, die dem Audienzzimmer seine architektonische Struktur verliehen. Zum Vergleich eine historische Aufnahme:

    " >

    Es zeigt Teile der geretteten (weil vor der Bombardierung ausgelagerten) Innenarchitektur des 17 m x 8,8 m großen Ausdienzgemaches A.d.S. Neben dem Thronsessel sieht man 2 der sogenannten "gestückten Pariser Banden". Das waren Pilaster mit reichen Reliefgoldstickereien auf Goldbrokat, die dem Audienzzimmer seine architektonische Struktur verliehen. Zum Vergleich eine historische Aufnahme:<img src="%3Cbr%3E%3Cbr%3EQuelle:%20http://http://www.bildindex.de" >bildindex der Kunst und Architektur
    Das gleiche Bild findet man bei F. Löffler (in meiner Ausgabe Seite 169). Die Tür am linken Bildrand geht in Richtung des 2. Kaffeesalons (also Richtung Norden), die Tür in der Bildmitte führt in das Paradeschlafzimmer, liegt also an der Ostwand." wcf_src="

    Quelle: bildindex der Kunst und Architektur

    Das gleiche Bild findet man bei F. Löffler (in meiner Ausgabe Seite 169). Die Tür am linken Bildrand geht in Richtung des 2. Kaffeesalons (also Richtung Norden), die Tür in der Bildmitte führt in das Paradeschlafzimmer, liegt also an der Ostwand." alt="wysiwyg image" />

    Ich möchte in loser Folge noch einige Beiträge über die Bauhistorie des Wiederaufbaus des Schlosses bringen. Heute ein paar Informationen über das Baugeschehen im Westflügel vor 1990. Ist stellenweise sehr „speziell“, aber ich hoffe, der eine oder andere hier im Forum teilt mein Detailinteresse? Bei mir persönlich erzeugen solche „Retrospektiven“ Optimismus, weil sie zeigen, welche enormen Aufbauleistungen schon vollbracht worden sind. Man muss sich eben immer mal wieder an die Ausgangssituation erinnern.

    Zunächst ein Auszug aus einer Informationsbroschüre zum Thema, die vom „VEB Gesellschaftsbau Dresden“ (Ausführungsbetrieb) 1989 herausgegeben worden ist. Untertitel war (entsprechend dem damaligen „Focus“ der Arbeiten): „Sicherung der Bausubstanz“.

    Um die Nutzungsanforderungen eines Museums mit allen technischen und Sicherheitsanlagen in vorgegebene historische Raumstrukturen einordnen zu können, musste entschieden werden, die ca. 1,2 m dicke Mittelwand des gesamten Westflügels heraus zu brechen und sie in einzelne neu zu bauende Stützen aufzulösen, um dadurch Bauraum zwischen den Stützen für technische Installationen bei Sicherung der originalen Raumabmessungen zu schaffen. Die Verbindung dieser neuen Bauwerksteile mit der vorhandenen Bausubstanz setzt gezielte Maßnahmen zur Aufnahme der neuen Lasteintragungen sowie zum unterschiedlichen konstruktiven Verhalten der alten und neuen Bauteile voraus.
    Die Analyse des vorhandenen Mauerwerks, ein Konglomerat unterschiedlichster Baumaterialien, entstanden durch viele Um- und Ausbaumaßnahmen vorangegangener Zeiten, ergab, dass nur noch mit einer Druckspannung von 0,09 kN/m² gerechnet werden konnte.
    Verbunden mit den neuen Stahlbetoneinbauten bis hin zur Stahldachkonstruktion waren jedoch Lasten von max. 0,24 kN/m² aufzunehmen, obwohl alles getan wurde, die neuen Lasteintragungen zu minimieren. Als Maßnahmen zur Erhöhung der Tragfähigkeit wurden festgelegt:
    Beschallung aller vorhandenen Säulen einschließlich Entnahme von Bohrkernen zur endgültigen Bestimmung der inneren Struktur sowie
    Vernadlung, Durchführung von Zementmilchinjektionen zur Stabilisierung des Mauerwerks bei Berücksichtigung der Verträglichkeit dieser Injektionen mit dem ursprünglichen Mauermörtel und Torkretierung auf Gebäudeinnenflächen, teilweise verbunden mit Bewehrungsarbeiten.

    Zum zitierten Text ist anzumerken, dass sich diese Maßnahme (Rückbau der Mittelwand und Ersatz durch Tragstützen), die im Bereich des Westflügels durchgeführt wurde, nur auf das 1. und 2. Obergeschoss erstreckte. Im Erdgeschoss (Grünes Gewölbe) sind die originalen Zwischenwände weitgehend erhalten. Und im 3. Obergeschoss waren eh nur Wandrudimente vorhanden. Zur räumlichen Einordnung hier ein Ausschnitt aus der Grundrissdarstellung für das 2. Obergeschoss (barocke Paradesuite.)


    Zitat

    http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=1179731


    Das blieb übrig von der Treppe nach dem Bombenhagel im Februar 1945.
    http://www.sz-online.de/bilder/2006_06/gr_1179731_1.jpg

    Die Englische Treppe im Ostflügel des Schlosses – das ist das Foto von 1930, das in der Fotothek lagert.
    http://www.sz-online.de/bilder/2006_06/gr_1179731_2.jpg


    Hier wäre schon mal eines:
    Quelle: Bilddokument Dresden, von Kurt Schaarschuch,
    herausgegeben vom Rat der Stadt Dresden im Dezember 1945. Die Bildqualität war natürlich nicht berauschend, aber ich fand das Erscheinungsdatum sehr interessant.
    Der Inhalt bestand aus Vorher - Nachher - Vergleichen.

    Zitat von "Oktavian"

    Bitte vergeßt nicht: Alles, was am Neumarkt erreicht wurde und wird, ist jetzt die Frucht eines jahrelangen zähen Ringens, Diskutierens, Publizierens, einer Heidenarbeit, die wenige machten. Nicht alles kann und wird rekonstruiert werden. Daß es neben den Rekos aber doch auch - wie ich finde - "manierliche" Neubauten, wie die jetzt im Prisco-Areal (ich meine jetzt nicht das Staffelgeschoß-Dach) oder am HdS gibt, ist für Dresden schon unglaublich viel...
    Bleibt dran!

    Herzliche Grüße!
    Stefan Hertzig
    (heute einmal nur ganz privat)

    Ich stimme jedem Ihrer Worte zu, Herr Hertzig. Für das Engagement der GHND kann man nicht dankbar genug sein. In diesem Sinne möchte ich die Gelegenheit natürlich auch für ein persönliches Dankeschön nutzen.
    Ohne die GHND, ohne die unermüdliche, professionelle Arbeit einiger Weniger, gäbe es das Projekt Neumarkt nicht, das ist völlig richtig. Und ja, die GHND muss den Focus jetzt und heute auf diesen kleinen Teil der Stadt richten. Und ja, die GHND muss zum Erreichen ihrer Ziele auch jede Menge Kompromisse eingehen. Sie muss in ihrem offiziellen Auftreten, schon allein, um nicht unseriös zu wirken, „realistisch“ bleiben.
    Die GHND hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Prisco-Neubauten (mit den bekannten 2 Ausnahmen) ganz „manierlich“ geworden sind. Auch darin stimme ich Ihnen zu.
    Aber nur, weil alles viel schlimmer hätte kommen können, werde ich meine rein persönliche Messlatte nicht tiefer hängen. Wer die Visualisierungen von Hummel im Kopf hat, wem sich der historische Eckbau am Eingang der Töpferstraße in’s Gedächtnis gebrannt hat, der kann die realisierte Fassung bestenfalls als 2. Wahl einstufen.
    Und noch etwas. Ich sehe eine nachhaltige Verbindung zwischen dem, was sich am Neumarkt tut, und der weiteren Entwicklung am Postplatz, Pirnaischen Platz, Prager Straße, Wiener Platz und wie die verschandelten Stadträume in Dresden alle heißen. Je mehr der Neumarkt in „unserem“ Sinne Gestalt annimmt, umso mehr werden sich die Menschen die Augen reiben. Es ist ein riesiger Unterschied, ob man schöne Planbildchen in der Zeitung sieht oder ob die Gebäude gegenständlich im Stadtbild erlebbar sind. Das wird viele sensibilisieren, davon bin ich fest überzeugt. Was die Arbeit der GHND in dieser Hinsicht insgesamt auslösen kann und hoffentlich auch wird, ist noch gar nicht absehbar.
    Da gab es im Februar 1990 ein paar „Verrückte“, die die Frauenkirche wieder aufbauen wollten. Ich fand die Idee wundervoll, aber eben auch völlig unrealistisch – war halt ein schöner Traum. Knapp 15 Jahre später saß ich an einem Oktober-Sonntag vor dem Fernseher, um mir die Weihefeierlichkeiten anzusehen – ich geb’s zu, mit Tränen in den Augen.
    Man hat uns nur eingeredet, dass unsere Wünsche nach Rekonstruktionen und urbaner (und das heißt für mich weitgehend nichtmodernistischer) Architektur unrealistisch sind.

    Hier einige Informationen zur Frage, welche Räume im Schloss rekonstruiert werden.

    Aus einer Pressemittelung des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst;
    Sächsische Staatsregierung beschließt "Museumskonzeption Dresdner Schloss"

    Am 16. Dezember 1997 einigte sich die Sächsische Staatsregierung in ihrer Kabinettssitzung auf die "Museumskonzeption Dresdner Schloss". Sie sieht die künftige Nutzung des Residenzschlosses durch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit dem Grünen Gewölbe, dem Kupferstichkabinett, dem Münzkabinett und der Rüstkammer vor. Der südliche Teil soll der Generaldirektion sowie den Direktionsbereichen der Museen einschließlich den Restaurierungswerkstätten und Depots Platz bieten. Durch die museale Nutzung des Schlosses wird erreicht, dass die vier Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ihre Ausstellungsflächen um etwa ein Drittel erweitern können. Damit bekennt sich die Staatsregierung zu dem Ziel, das Schloss als Museum der sächsischen Kultur und Geschichte zu nutzen.
    Anmerkung: Auch wenn diese Entscheidung (dass das Schloss insgesamt als Museumskomplex genutzt werden soll) „selbstverständlich“ klingt, das war ein ganz wichtiger Erfolg für die Dresdener „Fraktion“ um Glaser und Magirius. Es gab da nämlich die abstrusesten Vorschläge, insbesondere aus der Beamtenschaft im Finanzministerium.
    Weiter im Text:
    Es ist vorgesehen, das Grüne Gewölbe mit der Rekonstruktion der historischen Räume im Erdgeschoß und in einer fließenden Erweiterung im 1. Obergeschoß im Westflügel in einer modernen Präsentation unterzubringen. Dem wird das Foyer zugeordnet, in dem der zu erwartende Besucherstrom geregelt wird. Die Rüstkammer soll im 1. und 2. Obergeschoß untergebracht werden. Die Gotische Halle im Ostflügel bildet in Verbindung mit der Englischen Treppe den Zugangsbereich. Das Konzept sieht vor, zur Ausstellung großer Exponate und deren Inszenierung den wiederhergestellten Riesensaal zu nutzen. Nach Themen geordnet werden die Paradesuite (Anmerkung: 2.Obergeschoss Westflügel), das Porzellanzimmer und der Kleine Ballsaal Akzente als „lokalisierte historische Räume“! setzen. Türkenkammer und Cranach-Ausstellung sollen die Präsentation der Rüstkammer erweitern. Das Münzkabinett und das Kupferstichkabinett werden komplett im Schloß untergebracht. Für beide sind auch entsprechende Ausstellungsflächen in diesem Bereich vorgesehen.
    Der weitere Ausbau des Schlosses wird abschnittsweise entsprechend den finanziellen Möglichkeiten des Landes erfolgen.
    Zum letzten Satz ist anzumerken, dass viele Detailentscheidungen natürlich noch nicht getroffen sind. Die riesigen finanziellen Aufwendungen bergen aber leider die große Gefahr, dass sich die Waage zu Gunsten der Puristen senkt….

    Und noch ein Artikelauszug aus der DNN:
    (Es ging um eine musikalische Veranstaltung im 2. Obergeschoss Nordflügel)

    Dresdner Neueste Nachrichten, 22. November 2004
    Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen …
    Gabriele Gorgas

    Wenn im Großen Ballsaal sowie im Propositionssaal des Dresdner Residenzschlosses getanzt und musiziert wird, heißt das noch nicht, dass dieser Teil schon wieder hergestellt und permanent zugänglich ist. Nur ab und an öffneten sich bislang die Tore für Ausstellungen, Veranstaltungen, doch nun werden sie Besuchern für geraume Zeit verschlossen bleiben. Es beginnt die Rekonstruktion der Säle, und die letzten Gäste, die am Wochenende mit viel Muse des Schauens die Räume unverstellt, in ihrer von Feuersturm und Witterungsspuren gezeichneten Ästhetik wahrnehmen konnten, haben allein damit schon etwas Besonderes erlebt….
    Zum Artikel ist anzumerken, dass natürlich nicht schon die Handwerker und Künstler am „Endwerkeln“ sind. Aber immerhin, langsam wird es ernst. Zuerst (nach dem Kulka-Bereich) wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit das Audienzgemach A. d. Starken kommen.

    Zur Ergänzung ein Bild vom Rohbauzustand des Propositionssaales, der im DNN-Artikel genannt worden ist. Der Raum war 1884/85 durch Dunger zum so genannten Bankettsaal umgestaltet worden. Die Blickrichtung geht nach Westen. Die Fenster auf dem Foto rechts gehen in Richtung Hofkirche raus. Unterhalb des Propositionssaales befindet sich die zweigeschossige Schlosskapelle, die fast grundrissgleich über Erdgeschoss und 1. Obergeschoss reicht.

    Habe schnell die Halbzeitpause genutzt.

    Quellenangabe: Informationsbroschüre "Das Dresdner Schloss - Sicherung der Bausubstanz"
    Herausgeber: VEB Gesellschaftsbau Dresden, 1989

    Die Seitenbreite war ja nervig, ich hoffe jetzt geht es.
    geändert am 3.7. von BautzenFan

    Zitat von "Exilwiener"

    BautzenFan

    Ich weiß leider nicht mehr, wie der Raum hieß, aber es gab im Schloss einen Raum, in welchem lauter Porzellan an kleinen Wandpodesten ausgestellt war. Soll dieser Raum auch wieder kommen?


    Aus der Sächsischen Zeitung vom 24.11.1995
    ….Die Porzellansammlung wird mit ihren wertvollsten und schönsten Beständen im Zwinger bleiben. Zweigstellen sind auch mit der Einrichtung des Turmzimmers im Schloss als barockes Porzellangemach geplant.

    Diese Planung hat noch Bestand.
    (Die Dresdener Porzellansammlung gilt übrigens als bedeutendste und umfangreichste keramische Spezialsammlung der Welt, Bestand 20.000 Stück)
    Das Porzellanzimmer befand sich mittig im 2. Obergeschoss des Nordflügels. Der Raum wurde also von den Mauern des Schlossturmes eingefasst.
    Das Turmzimmer (oder eben auch Porzellanzimmer) hatte eine Abmessung von 10,2 m x 10,1 m. Zur Herstellung der Enfilade des Nordflügels hatte man 1718 das mächtige Turmmauerwerk durchbrechen müssen.
    Zum Begriff Enfilade hier die Brockhaus-Erklärung:
    Raumfolge, bei der die Türen in einer Flucht liegen, so dass man bei geöffneten Türen durch alle Räume hindurchblicken kann. Erstmals konsequent angewendet in der französischen Schlossarchitektur des 17. Jahrhunderts.
    Zur Inneneinrichtung folgendes bei Fritz Löffler (u.a.):
    Die Anlage mit dem flachen Kuppelgewölbe und den tiefen Kappen sowie den Flachreliefs mit Themen der antiken Mythologie gehört noch in die Mitte des 16. Jahrhunderts, die Zeit von Kurfürst Moritz. Die Reliefs sind Arbeiten italienischer Stuckateure. Die Porzellanaufstellung mit 450 japanischen, chinesischen und Meißner Porzellanen stammt von Z. Longuelune. Die kleinen Stücke standen auf geschnitzten und vergoldeten Konsolen an den Pilastern, die großen, kobaltblauen Dragonervasen auf Podesten über dem Fußboden. Die Wände waren mit Spiegeln aus der Dresdener Schleiferei von E. N. Noor belegt.
    Die Pracht war vergleichbar mit der des Grünen Gewölbes.
    Der Begriff für die großen Monumentalvasen entstand so:
    1717 hatte August der Starke sechshundert Soldaten gegen 151 weiß-blau bemalte chinesische Deckelvasen aus dem Besitz Friedrich Wilhelms I. von Preußen (so genannter Soldatenkönig) getauscht. Darunter befanden sich auch 18 Monumentalvasen, die man später als Dragonervasen bezeichnete, weil der Preußenkönig aus den sächsischen Soldaten ein Dragonerregiment in Ostpreußen formte.

    Zitat von "jojojetz"

    Ich verstehe auch nicht ganz, wie Prisco immer auf 4 Leitbauten /-fassaden kommt. Obwohl er durch das potentielle Bebauen des Gewandhauses und den Wegfall einiger Häuser auf der Rückseite des Quartiers (Der Kulturpalast bleibt ja vorerst leider wahrscheinlich doch in vollem Umfang erhalten) eine größere Anzahl an Leitbauten geschickt verhindern kann, zähle auch ich noch immer 7 Parzellen (2 blau und 5 rot). Ich hoffe doch, dass wenigstens alle verbliebenen rekonstruiert werden.

    Die blaue Schraffur kennzeichnet lediglich die allgemeine zeitliche Zuordnung (also wann ein Gebäude zum "eventuellen" Leitbau erklärt wurde). Erklärung für blau laut Legende: Leitbau und Fassadenrekonstruktion entsprechend Stadtratsbeschluss vom 13.07.2000.
    Nur beinhalten beide blau schraffierten Flächen den Index RB, und das bedeutet laut Legende: Rekonstruktion der Fassade mit neuer Grundrissergänzung entsprechend Stadtratsbeschluss vom 13.07.2000, falls ausreichende Dokumentationen nachgewiesen werden können!!!

    7-2: da waren's nur noch 5...

    Aber selbst bei dieser - zugegeben sehr pessimistischen Deutung - kommt man auf 5, nicht auf 4???