Obwohl hier hauptsächlich Architektur präsentiert wird, möchte ich euch ein wenig Kunsthistorisches vorstellen (Quasi architektonisches Innendesign ). Beim diesjährigen Tag der offenen Sanierungstür in Görlitz hatte ich als 1 von 50 „Auserlesenen“ die Gelegenheit, mir die Wandmalerei im Schwibbogenhaus anzuschauen. Diese Malereien nach Cranach-Motiven entstanden vermutlich zwischen 1540-1550 und gelten als die bedeutendsten, die je in einem Bürgerhaus in Sachsen gefunden wurden. Sie stellen das biblische Motiv „Gesetz und Gnade“ von Lukas Cranach dem Älteren dar. Bisher wurde dieses Motiv deutschlandweit nur in sakralen Gebäuden und auf Altären gefunden, deshalb ist der Fund in Görlitz auch so sensationell und einzigartig. Der Eindruck den man erhält, wenn man den Raum betritt, ist wirklich überwältigend.
Der Raum soll später als Frühstücksraum in dem Hotel genutzt werden. Damit an den kostbaren Malereien keine Schäden auftreten, soll neben einer automatischen Luftfeuchteregulierungsanlage auch die Anzahl der Frühstücksgäste begrenzt sein. Pro Tag dürfen nur eine festgelegte Anzahl von ca. 20 Personen in den Raum. Die Einhaltung wird durch Videoüberwachung und Protokollierung gewahrt.
So los geht’s : Schwibbogen
Übrigens ist die Farbgestaltung, wie sie auf den Fotos zu sehen ist, noch im Originalzustand aus dem Mittelalter. Es wurde bisher nichts retuschiert und dies soll auch so bleiben. Bei der Freilegung mussten insgesamt 9 übereinanderliegende Farbschichten entfernt werden. Im 19 Jh. und zu DDR Zeiten war das ein ganz normaler Wohnraum, es ist ein Wunder, erklärte auch unser Denkmalpfleger, dass in dieser Zeit niemand Kabel an der Wand verlegt hatte oder Bohrungen vorgenommen hat.
Zu sehen ist oben in der Mitte ein Baum der das Bild in 2 Hälften teilt. Links das alte Testament und rechts das Neue. Was man nicht mehr erkennen kann die rechte Hälfte des Baumes hatte mal Blätter, was auf die Frische und das auf Fortschritt bedachte neuenTestament hindeuten sollte.
auch die Fensternischen sind ausgemalt:
zu sehen antike Säule mit Jüngling:
nun die andere Seite des Raumes:
die Bögen auf beiden Seiten sind komplett erhalten, nach einem Stadtbrand zur Barockzeit wurden die über diesem Raum befindlichen Etagen abgetragen und die Decken in dem Raum abgehangen, dabei ging man sehr behutsam vor, was darauf schließen lässt, dass die Malereien zur Barockzeit noch bekannt gewesen sein mussten. Das war schon frühester Denkmalschutz
so stellte man sich den Aufstieg in den Himmel nach dem Tod vor...
weitere Details:
Der Bärtige auf dem Bild zeigt den sächsischen König Friedrich den Weisen, der viel für die Reformation geleistet hat.
so fertig, wenn Ihr das Ganze mal live sehen wollt, müsst Ihr im Hotel einchecken , vlt. gibt es aber auch irgendwann wieder Führungen...