Habe gestern mal wieder die aktuelle Ausgabe des Berliner Extrablatts zum Wiederaufbau des Schlosses erhalten.
Es geht in einem Artikel auch um die Voraussetzungen für den internationalen Architektenwettbewerb. Hier einige Auszüge:
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...Wir plädieren dafür, dass nur im Bereich der sensiblen Räume und der dazu gehörigen Treppenhäuser in der Planung Rücksicht auf die historischen Maße des Schlosses genommen wird, um einen späteren Weiterbau nicht unmöglich zu machen. ... Darauf nimmt der Auslobungstext Rücksicht. Im Anhang wird sehr klar über die Bedeutung bestimmter historischer Räume gesprochen. Es wird zudem nicht ausgeschlossen, dass entsprechende Entwürfe schon jetzt akzeptiert werden, wenn diese eine vollständige Umsetzung des Museumskonzepts nicht gefährden. Die vollständige Rekonstruktion des Volkskammersaals ist entgegen anderslautender Meinungen ausgeschlossen worden. Für die Ostfassade des Schlosses, die Westwand des Schlüterhofs und die Kuppel werden neue Entwürfe gefordert. Dabei ist aber die Wiedererrichtung der historischen Kuppel nicht ausgeschlossen worden.
Man führe sich das nochmal vor Augen. Es blühen uns langweile Fassaden nicht nur im östlichen Bereich des Schlosses (Ostfassade), sondern nun sogar im Schlüterhof.
Und zudem eine Art zweite Reichstagskuppel. Es hängt leider sehr viel vom Wohlwollen bzw. Einfühlungsvermögen der Architekten und der Jury ab.
Und nun der abolute Schock. Auf einer der letzten Seiten des Extrablatts wurde auch die endgültige Zusammensetzung der Wettbewerbsjury veröffentlicht:
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Das Preisgericht für den Realisierungswettbewerb Wiedererrichtung des Berliner Schlosses steht. Dem Wettbewerb wird ein international offenes Bewerberverfahren vorgeschaltet. 150 renommierte, mit Bauaufgaben kultureller Großprojekte im historischen Kontext vertraute Architekten werden gebeten, ihre Vorschläge zur grundsätzlichen Gestaltung einzureichen. Etwa 30-50 werden dann zur Vorlage von Entwurfskonzepten aufgefordert.
Die Jury besteht aus Fachpreisrichtern und Sachpreisrichtern sowie Sachverständigen und Gästen (z.B. den Direktoren der beteiligten Museen). Die Fachpreisrichter sind David Chipperfield (London/Berlin), Giorgio Grassi (Mailand), Petra Kahlfeldt (Berlin), Peter Kulka (Köln/Dresden), Vittorio Magnano Lampugnani (Zürich/Mailand), HG Merz (Stuttgart/Berlin), Gesine Weinmiller (Berlin), Peter Zlonicky (München).
Sachpreisrichter sind Dirk Fischer und Wolfgang Thierse für den Deutschen Bundestag, Wolfgang Tiefensee und Bernd Neumann für die Bundesregierung, Staatssekretär Andre Schmitz und Senatsbaudirektorin Regula Lüscher für das Land Berlin, sowie Prof. Dr. Hermann Parzinger, designierter Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Nach Abschluss des Architektenwettbewerbs November 2008 soll nach Beteiligung des Deutschen Bundestages möglichst schnell die konkrete Entwurfs- und Ausführungsplanung beauftragt werden, um einen Baubeginn im Jahr 2010 zu ermöglichen.
Es wird klar, welche Schlosskuppel und Schlüterfassade uns droht. Da sind doch in breiter Front nur Anhänger der Brutalismus-Moderne vertreten, die möglichste viele und deutliche Kontraste wollen. Der einzige Funken Hoffnung wird durch folgenden Nebensatz geweckt, der im Kleingedruckten unterhalb des Artikels steht:
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Als Sachverständiger im Preisgericht ist auch Wilhelm von Boddien berufen worden, unter den Gästen ist York Stuhlemmer Teilnehmer am Preisgericht
Aber es ist meiner Meinung nach sehr unwahrscheinlich, dass die sich mit ihren Ansichten durchsetzen können. Die Übermacht der anderen Fraktion ist doch zu gewaltig. 