Posts by Sauerländer

    Natürlich kann man einen Gründerzeitler nicht mit einem Schloss vergleichen, allerdings handelt es sich hier um einen privaten Wohnbau. Und als solcher bietet auch ein Gründerzeitler sehr viel historische Aussagekraft:
    den Stolz der Erbauer, die Sehnsucht nach ästhetisch schönen Gebäuden und meinetwegen auch die Wehmut nach einer vergangenen Zeit.
    Und wenn du jetzt mit dem Einwanf kommst " man wollte bei dem Proletariat nur die Armut mit schmucken Fassaden kaschieren", dann hast du zwar recht, aber: lieber arm sein und in einem schönen Gebäude wohnen, als arm sein und in der Platte hausen...



    Zusatz zu Paris: Du hast zwar Recht, dass Paris Weltruhm geniesst, aber das Besondere an Deutschland war ja, dass es sowohl mittelalterliche Fachwerkstädte gab, als auch eher gründerzeitliche Städte, die z. T. durchaus mit Paris mithalten konnten. Diese architektonische Vielfalt wurde aber im Bombenhagel zerstört und durch den Wiederaufbau mit den Füßen getreten. Diesen Weg führt nun mit weiteren Abrissen auch diese Zeit fort.

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    es war trotz allem nur ein Ziegelbau mit vorgeblendeten Elementen


    Meiner Meinung war dieser Bau herausragend. Das war kein Stuck aus dem Katalog, sondern eigens dafür behauener Sandsteinschmuck. Der Abriss wäre aber auch nicht zu entschuldigen, wenn dieser Standard normal wäre.


    Zu deinen anderem Argument:


    Einerseits geht es wie du schreibst um Ästhetik (die evtl. durch Neubauten auch erreicht werden könnte), aber nicht nur deswegen sind Gebäude erhaltenswert, es geht mindestens zum gleichen Teil um die Erfahrung von Historie. Künftige Generationen werden aber anhand der Gebäudegeschichte nur noch lernen wie gesichts- und geschichtslos Städte zu sein haben.

    Der Verein "[lexicon='Potsdamer Stadtschloss'][/lexicon]" regiert auf die Kritik:



    Quelle: http://www.focuspotsdam.de/cus…chloss/list.php?nid=m4_p1

    Hier in Dortmund ziert übrigens das 1955 abgerissene alte Rathaus (ältestes steinerne Rathaus Deutschlands) die Kanaldeckel auf dem Alten Markt. Allerdings achtet da kaum jemand drauf und die Stadt hat die Situation genutzt, um noch eine politische Lüge zu verbreiten: "Hier stand das 1943 zerstörte Alte Rathaus...". Dass die Außenmauern erst 10 Jahre nach Kriegsende beseitigt wurden, wird schön unter den Tisch (bzw. die Füße) gekehrt.

    Ich denke etliche Kanäle werden richtig alt sein. Immerhin haben wir die Erhaltung der historischen Straßenführung nach dem Krieg in etlichen Städten dem Umstand zu verdanken, dass die Versorgungsleitungen erhalten waren und man Geld sparen wollte.

    @ HalleLuja: Deine Ideen hören sich ja nach der reinsten Verschwörungstheorie an. Wir sollten mal realistisch bleiben. Ich denke, den Verantwortlichen fehlt es einfach an Bewusstsein für unser architektonisches Erbe. Zudem denken Politiker meist finanziell eher kurzfristig...


    Dass das Ganze überregional unter der Hand geplant wird glaube ich nicht. Aber auch so traurig genug.


    Aber auch dieses Ereignis sollte uns nur noch mehr anspornen unsere Kraft für die Bewahrung und Wiederherstellung architektonischer Meisterwerke und anderer historischer Gebäude einzusetzen.

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    Das einzige was man meiner Meinung nach jetzt noch machen kann ist eine umfangreiche Dokumentation des Gebäudes, vor allem der Fassade so dass man zukünftigen Investoren für die Bebauung dieses Grunstücks eine Reko als Vorschlag vorlegt und diese Recherche erspart. Das würde eine Zusammenarbeit vieler Leipziger Vereine erfordern aber evtl kann man es irgendwann wieder auferstehen lassen.



    Du könntest ja mal nen paar Vereine anschreiben und nachfragen wie die dazu stehen. Ist zwar unwahrscheinlich, dass es zu einer Reko kommt, aber man weiß ja nie.