Posts by Ronny

    Quote from "baukunst-nbg"

    Alexander ist interessant und gefällt mir gut. Ich muß jedoch gestehen, daß ich keines seiner Bücher gelesen habe. Ich weiß auch nicht, wie er heute rezipiert wird, aber ich glaube kaum, daß in der Praxis eine nennenswerte Anzahl Architekten nach seinem System baut.

    Wenn dein Englisch einigermaßen ist, kann ich "Timeless way of Building"empfehlen. Ein Buch, das nicht dazu taugt, daß man danach arbeitet, aber es öffnet Horizonte und bindet Architekturfragen an den ganzen Menschen und die Welt (grumpf, wenn ich das lese, klingt das so nichtssagend, aber mir fällt nichts besseres ein) zurück. So bewahrt es vor Fachidiotie :) Leider hab ich das noch nicht auf Deutsch gefunden.


    Eines verstehe ich in deinen weiteren Ausführunge nicht: was am Colosseum ist menschenverachtend, bzw. wodurch ist es das? Wegen den gemetzelten Sklaven, oder was?


    Quote

    Was die Chinesische Mauer betrifft, so kann man natürlich Geschichte nicht im Konjunktiv betreiben;

    Ich sehe das etwas anders: Alternativen, auch wenn sie nie realisiert wurden, sind der Ausgangspunkt, um überhaupt Geschichte zu verstehen. Nur sollte man nicht dabei stehenbleiben, sonst wird es mindfuck.

    Quote


    Destruktive Phase?

    Nein, noch nicht :) Aber während kaum ein Bausteinchen in die Hand paßt, zeigt sie einen sturen Ordnungssinn, was Farb- und Größensortierung der Steine angeht. Ich finde das teils lustig, und manchmal frage ich mich, ob Bürokratie genetisch ist. [/quote]

    Quote

    im übrigen schafft kein Architekt nach den gültigen Architekturdogmen etwas zeitgemäßes, wenn es nicht innovativ ist). Allerdings heißt das nicht, um jeden Preis.

    ImHo sind Alexanders pattern der beste Zugang, um beides zu verbinden und dem Dilemma, Originalität oder tumbe Wiederholung, zu entgehen. Du bist da vermutlich mehr auf dem laufenden: wie werden dieser Herr und seine Architekturtheorie denn heute so rezipiert?

    Quote

    Im Zusammenhang mit "Menschenverachtung" darf die NS-Architektur, von der wir in Nürnberg einige Großbauten haben, nicht vergessen werden.

    Heikles Thema... Wäre die Chinesische Mauer auch Weltkulturerbe, wenn sie nicht im 15. Jhd Kaiser Hongzhi, sondern im 20. Jhd. Mao gebaut hätte? Anders gefragt, kann man die Menschenverachtung tatsächlich dem Bau-Werk ablesen oder ist das die (schwer davon zu trennende) Bewertung des historischen Kontextes?

    weiter grübelnd
    Ronny, der dieser Tage wieder über Lego und Holzbaukästen nachdenkt. Die machen vieles so plastisch deutlich (und das feedback des 1jährigen Eigentümers der Spielsachen ist auch interessant :)

    sry, ging nicht eher.

    Ersmal vielen Dank Kindvon2dresdnern, besonders für die Weimar-Galerie. Hab sie mit wachsender Begeisterung 'beschritten'. Dank auch Restitutor Orbis und Jürgen! Ihr habt mich das Wochenende über so beschäftigt, daß ich erst jetzt wieder zum Antworten komme.

    Quote

    (Restitutor) Es gibt einen Zusammenhang zwischen Architektur und Gewaltpotenzial


    Du sprichst dich danach gegen monokausale Ursachenzuschreibungen aus, damit ist das Hauptmißverständnis geklärt. Daß es prinzipiell Aus- und Wechselwirkungen gibt - da kann ich nur zustimmen. Wer das für fraglich und ideologisch hält, dem kann ich dazu Heidegger und die Lichtung, die das Dasein ist, empfehlen. War und ist für mich immer aufs Neue eine Erleuchtung!

    (und wem das zu theoretisch ist, der kann diese Grundüberlegungen praktischer bei Medard Boss finden) Aber das wäre ein anderes Thema, hier wohl off topic. Wohin sonst - bin ich unsicher

    Quote

    (Jürgen) Er fühlt sich in kleinen, übersichtlichen Strukturen wohler, geborgener, reagiert auf Farben und tradierte Gestaltungsformen positiver, als auf graue rechtwinklige Sichtbeton-Flächen,

    Hm, also ich höre da eine (fast?) generelle Ablehnung moderner Architektur heraus, die auf Effizienz, Artifiziell-Futuristisches getrimmt ist und sicher nie anheimelnd wirkt. Ich sehe das etwas anders.

    Ich halte nur die halbherzigen Modernebauten für grauenhaft. Die sind verlogen, suchen den Kompromiß an eine Geschichte, der sie doch nicht mehr verpflichtet sind. Das Offenbacher Rathaus von 1971 ist ein Paradebeispiel für das eben Gesagte.

    Wenn ich dagegen eine radikale Architektur aus Stahl-Beton-Glas nehme, die gar nicht erst versucht, einen faulen Kompromiß mit der Vergangenheit zu machen, dann wirkt _die_ auf mich nicht minder ergreifend, visionär oder mindestens anregend, als Sakralbauten der Gotik.
    Was ich hier meine,gibt es in R.L. nicht :(, aber in Filmen wie "Bladerunner", "Das 5. Element", also SciFi-Architektur.


    just my 2pence

    Quote

    Als ich die Sekretärin darauf ansprach, winkte sie nur ab und meinte, hier ist schon längst was überfällig.
    Auf der anderen Seite ist es den meisten glaube ich relativ egal in was für einem Gebäude sie arbeiten, hauptsache, dass sie Arbeit haben...

    Dein Beispiel ist interssant, denn es zeigt die unterschiedlichen Gewichtungen der Umgebung. Für den einen ist es Lebens-Raum oder eben eine Zumutung, für den anderen nie (bewußt) beachtete Normalität. Ich tu mich darum auch schwer mit 'menschenverachtender Architektur' Ich glaube zu verstehen, wie es gemeint ist, dennoch ... ist das nicht altertümlich gedacht? Das wird nämlich jeder für sich in Abrede stellen.


    Quote

    Da steckt des Pudels Kern. Mag sein, dass manches hier elitär klingt. Kommt aber daher, dass unsereins mit offenen Augen durch Deutsche Städte läuft!

    Ja, das können interessante Erfahrungen sein :idee:

    Quote

    Aber das ist ja noch gar nichts gegen den Elfenbeinturm der Architekten und Städteplaner...

    öh? Sind nicht viele hier angehende oder Jungarchitekten? Gibs überhaupt einen repräsentativen Querschnitt? Würde mich interessieren.

    Gruß, Ron

    Quote from "Restitutor Orbis"


    Gebäude, in denen niemand gerne lebt oder arbeitet.

    Danke für deine Antwort. Ist ok, wenn ich noch was frage? Ich hoffe :) ...

    Das liest sich vielleicht spitzfindig, ist aber ernst gemeinte Frage: woran stelle ich fest, daß jemand nicht gern in einem Gebäude ist? Er ist drin oder nicht - das ist beobachtbar. Und dann sagt derjenige was, wenn man ihn fragt, was er für eine Begründung hält. Aber das sind doch immer Mythen, keine irgendwie fixen Wahrheiten.


    noch was ganz anderes: wenn ich seit 3,4 Tagen durch mein Dorf gehe, sehe ich die Häuser und Hütten mit anderen Augen. Das Lesen in diesem Forum hat meinen Blick für Bau-Details geöffnet ... ist irre. :schockiert:

    Hallo Jürgen,

    im Forum stöbern: ja mach ich schon und werde ich auch weiterhin :)

    Quote from "Jürgen"

    Nach den Zerstörungen im WWII hatte die moderne Architektur in D - weltweit gesehen - wohl einmalige Chancen, das Rad neu zu erfinden ... die Ergebnisse sind eher ernüchternd... abgesehen vom Verlust der geschichtlichen Tiefe unserer Altstädte, die uns völlig abhanden gekommen ist.

    Das ist ein interessanter Punkt, so hatte ich das noch nicht bedacht.

    Die Frage für mich ist zunächst ganz allgemein und grundsätzlich: Wie ist das Neue, wie ist diese neue Epoche zu denken? Nenn es Moderne, Postmoderne oder wie immer; wie du schon schriebst, markiert der 2. WK einen epochalen Einschnitt, an dem nicht nur die Architektur andere Wege ging. Wie wir unsere Lebenswelt gestalten, hängt mit unserer ganzen Lebenseinstellung zusammen. Für uns wird vieles daran liegen, ob wir aus unserer Zeit eine Gelegenheit machen oder an der schicksalhaften Unvorhersehbarkeit der Welt verzagen.

    Ich finde, Ernst Jünger hat diese Ambivalenz und Chance in ihrer Tragweite auf den Begriff gebracht:

    "Zuweilen erstrahlt an den Horizonten des Geistes ein neues Gestirn, das die Augen aller Rastlosen trifft, Verkündung und Sturmsignal einer Weltwende wie einst den Königen aus dem Morgenlande. Dann ertrinken die Sterne ringsum in feuriger Glut, Götzenbilder splittern zu irdenen Scherben, und wiedereinmal schmilzt alle geprägte Form in tausend Hochöfen, um zu neuen Werten gegossen zu werden."

    Wenn ich manchen Beitrag hier als übertrieben rückwärtsgewandt empfinde, sei mir das verziehen .. und jetzt geh ich weiter lesen

    Ron

    Quote from "Restitutor Orbis"

    Dass gerade diese menschenverachtende Architektur auf die Denkmalliste soll, ist wirklich der Hohn.

    Was meinst du mit "menschenverachtender Architektur"? Daß Architekten oder Städteplaner besondere Misanthropen sind?

    Ich frage mich hier öfter und kann mir noch keinen Reim drauf machen, was eine architektonische (oder philosophische oder soziologische von mir aus) Referenz ist; wo liegt das Ideal, das du und auch andere hier den Entgleisungen der Moderne entgegensetzen?

    Oder reicht bißchen Kulturpessimismus? "Und auf das ganze Schlamassel gehört ein Grabstein mit der Aufschrift - Menschheit, du hattest von Anfang an nicht das Zeug dazu." (Bukowski)

    Doch doch. Nur verfügen sie in der Regel über eine effizientere Indoktrinations-Maschinerie, mit dem Ergebnis, daß man nicht erst 20 Jahre nach Bauende eine esoterisch Deutung aus dem Hut zaubern muß, sondern jedes Kind lernt sowas schon in der Schule. Spätestens.

    Kurz: Orwell oder Stalin sind keineswegs objektiv besser oder 'richtiger', doch vielleicht war ihr Herrschaftsanspruch in sich stimmiger. :?::?:

    Interessantes Zitat ...

    Quote

    Die Kombination aus einem flachen Unterbau (zum Beispiel mit dem Bürgerbüro) als Symbol für die Nähe zum Bürger und dem in den Himmel strebenden Hochbau als Symbol für die aufstrebende Demokratie seien "beispielhaft und oft nachgeahmt worden".

    Für mich liest sich diese ... hmm... Interpretation ganz schön ideologisch. Man muß wohl Schirmherr des Projekts oder Politiker sein, um in der himmelwärts strebenden Form an die Demokratie zu denken.