Interview in der heutigen Frankfurter Rundschau.
Der BDA fordert fünf Plätze auf dem Gebiet des Technischen Rathauses für zeitgenössische Architektur (weil sie ja auch in den restlichen 99.999 Prozent des Frankfurter STadtgebietes viel zu kurz kommen).
Bernhard Franken:
"Rekonstruktion ist Populismus"
Herr Franken, die Gruppe Frankfurt des Bundes Deutscher Architekten (BDA), das sind immerhin 200 Berufskollegen, fordert, dass auf dem Altstadt-Gelände des Technischen Rathauses künftig nicht nur historische Fachwerkhäuser rekonstruiert werden, sondern auch dezidiert moderne Gebäude errichtet werden. Wie ist es zu dieser Initiative gekommen?
Die Debatte um die Altstadt schwelt ja nun schon sehr lange. Wir als BDA haben uns sehr aktiv in diese Debatte eingebracht, hatten dazu eine Vortragsreihe im Historischen Museum organisiert. Mit unserer "7plus5-Initiative" wollen wir nicht einfach nur als Spielverderber dastehen. Aber schon die Vorträge haben ganz klar gezeigt: Selbst die Rekonstruktionder alten, 1944 zerstörten Altstadt-Häuser ist ein Beitrag zum zeitgenössischen Bauen. Das ist gar nicht anders möglich. Und wir wollen neben der Rekonstruktion aber im Herzen Frankfurts, an diesem wichtigen Ort, auch die architektonische Moderne zu ihrem Recht kommen lassen.
Der ursprüngliche städtebauliche Entwurf des Architekturbüros KSP Engel und Zimmermann war ja auch ein dezidiert moderner Entwurf. Er ist dann nur in der politischen Debatte ins Gegenteil verkehrt worden.
Der 43-jährige führt seit 2002 das Büro Franken Architekten in Frankfurt, das international etwa in Vietnam und Israel tätig ist. Franken hat früher im Institut für Neue Medien gearbeitet.
Dass die Politik in Frankfurt so stark auf die Rekonstruktionder alten Häuser setzte, ist nach meiner Meinung reiner Populismus vor der Kommunalwahl gewesen. Man hat einer kleinen Gruppe von lautstarken Altstadt-Freunden nachgegeben, die im Grunde aber gar nicht auf der Höhe der städtebaulichen Debatte ist.
Was meinen Sie damit?
Nun, die Überlegung, Häuser der untergegangenen Altstadt zu rekonstruieren, kommt 40 Jahre zu spät. Nach dem Zweiten Weltkrieg war eine solche Rekonstruktion aber nicht möglich, weil die Architektur der Vergangenheit tabuisiert wurde. Durch diese Tabuisierung ist in der öffentlichen Debatte, ist aber auch in den Gefühlen der Menschen ein weißer Fleck zurückgeblieben. Das machen sich die Altstadt-Freunde jetzt zunutze.
Sie schlagen jetzt ein Nebeneinander von Rekonstruktionen und modernen Häusern vor.
Genau. Wir wollen fünf Baufelder auf dem Gelände des Technischen Rathauses reservieren, um dort ergänzend zu den sieben rekonstruierten Häusern Statements moderner Architektur möglich zu machen, die in die Zukunft weisen.
Für diese fünf Grundstücke soll es architektonische Wettbewerbe geben?
Aus Sicht des BDA ist das ganze Verfahren bei der Altstadt bisher ziemlich undurchschaubar. Wir schlagen daher die Einsetzung eines Gestaltungsbeirats vor, besetzt mit Architekten und anderen Fachleuten, der über die Bebauung und deren Qualität entscheidet. Das Vorbild dafür ist Regensburg, da verfährt man genau so.
Sie würden sich als Architekturbüro auch mit einem modernen Entwurf beteiligen?
Ja, sicherlich, und viele andere Kollegen auch. Noch ist es nicht zu spät, im Herzen Frankfurts auch Zeichen für eine moderne Architektur zu setzen und nicht nur zurückzuschauen.
Interview: Claus-Jürgen Göpfert
Zur Person
Der Architekt Bernhard Franken gehört seit anderthalb Jahren dem Vorstand des Bundes Deutscher Architekten (BDA) in Frankfurt an.