Nach dem ich leider schon lange nichts mehr gechrieben habe, hier mal was zum Thema Beton und Sandstein.
Es wurde gestern im Ausschuss die irreführende Behauptung geäußert, Natursteinmauern wären heutzutage durch keine Regel "zugelassen".
Das ist Unsinn! BIs Jahresende DIN 1053, Teil 14, seit Jahresbeginn DIN EN 1996-1-1, NA.
In diesem Fall war es aber so, dass wohl die Bauaufsicht nach den ganzen Abweichungen von der Hessischen Bauordnung hier nicht mehr mitmachen wollte (obwohl es den Regeln entspricht... merkwürdige Auffassung seitens der Behörde).
Ich persönlich finde das jetzt auch weniger schlimm für Wände eines historisch nachweisbar massiven Erdgeschosses Beton im Kern zu verwenden. Teilweise werden ja Bruchsteinwände saniert, indem man den innen liegenden Hohlraum mit Beton ausfüllt. Das hat im Harz zu Katastrophen geführt, da dort viele alte Mauern mit Naturgips gemauert wurden und dieser dann explosionsartig mit dem Beton reagiert.
Für Decken finde ich das auf statischer Sicht problematischer, wenn man den Anspruch hat, dass das Gebäude sich mit den Originalbaute im Sinne der Haltbarkeit messen lassen muss.
Es wäre schon besser, wenn zumindest die Gewände massiv ausgeführt werden und auch nciht wie beim großen Engel bei geringen Schäden sofort sichtbar wird, dass es sich nur um vorgehängte Platten handelt. Dann käme noch die Frage des Umgangs mit Witterungseinflüssen und deren Folgen...
Viel schlimmer ist es, wenn die Fachwerkkonstruktion, wie vor einem Jahr deutlich wurde, von manchen ausführenden Architekten nicht wirklich ernst genommen, bzw. nicht wirklich verstanden wird. Es gab hier den ganz klaren Auftrag, so nahe wie möglich an das Original heran zu kommen. Wenn die Architekten fachlich nicht in der Lage sind, Quellen richtig auszuwerten, dann sind sie die falsche Besetzung. Leider gibt es auch niemanden dort in Verantwortung, der fachlich in der Lage wäre, dies zu überprüfen.
Was auch noch schlimm ist, sind die Zugeständnisse, die getroffen wurden, weil man bereits im Vorfeld Möglichkeiten aus Unwissen, vielleicht sogar fachlicher Inkompetenz, bereits als nicht durchführbar ausgeschlossen hat. Markt 30 hätte aus konstruktiven Gründen rekonstruiert werden müssen (da das Original zeitgleich mit Markt 28 entstanden ist und sich eine Brandwand geteilt hat... die ironischerweise dann noch auf dem Grundstück von Markt 30 stand).
Das Rote Haus hatte im unteren Bereich eine Konstruktion des 14 Jhdts., die sich im Wiederaufbau genau so auch wiederfinden muss. Alle unter Putz versteckten konstruktiven Elemente, die aufgrund der Geschichte der Häuser nachgewiesen werden können, mussen auch so wieder erstellt werden. Ob nun anschließend verputzt oder nicht. Im Übrigen gab es für 1943 den Beschluss das Rote Haus zusammen mit Markt 15 wieder fachwerksichtig zu machen. Leider kam es eben nicht mehr dazu.
Herr jourdan hat ja vor einem halben Jahr seine Planungen zur Goldenen Waage im Ausschuss vorgestellt und dort dann gezeigt, wie man mit Fleiß und Liebe zum Detail auch bei diesem Projekt hervorragende Arbeit abliefern kann. Das macht es um so herausragender, wenn man bedenkt, dass Herr jourdan bekanntermaßen ein Gegner von Rekonstruktionen ist. Mit aller Ehrfurcht und Respekt muss ich außerordentlich loben, dass er, obwohl er seine Meinung hat, trotzdem diese Aufgabe mit entsprechender Sorgfalt und Begeisterung (und auch Kompetenz!) erfüllt.
Das bei Rebstock nun nur zwei Fachwerkwände vorgeblendet werden, finde ich in diesem Fall aber auch wieder nicht so schlimm. Das hat, obwohl mir gerade bei Fachwerk Fakes gegen den Strich gehen, bei diesem Haus nachvollziehbare Gründe. Das Dach ist riesig (und schwer) und wurde versetzt an eine vorher bestehende Brandwand gebaut und ist so alles nur noch schwer nachweisbar. Da zugegebenermaßen das Beeindruckende an dem Gebäude die Balkone waren (das Dach vielleicht auch, aber nur für Statiker...
) und die Fachwerkwände dahinter rein konstruktiv mit ausschließlich geraden Streben ausgeführt war, halte ich es in diesem Fall auch für vertretbar. Beim Nachbargebäude wird man nochmal dringend intervenieren müssen, falls die, wie ich befürchte, dem aufgemalten Fachwerk der alten Fotos folgen. Anhand des Alters (erste Hälfte 16.Jhdt, müsste aber nochmal überprüft werden), wäre die Rekonstruktion des konstruktiven Fachwerks möglich und wichtig.