Beiträge von Schloßgespenst

    Für mich steht angesichts dieser lausigen Häuserzeile bereits seit langem die Route fest, die man nehmen sollte, wenn man auswärtige Besucher mit einem kurzen Altstadt-Rundgang beeindrucken möchte:

    Mit der U4 bis Haltestelle Dom/Römer, dort den Aufgang wählen, mit dem man aus dem Haus Markt 8 (Großer Rebstock) heraustritt und direkt vor der Goldenen Waage steht. Nachdem man letztere bewundert hat, schlendert man ein wenig westwärts bis vor Markt 28 (Gewürzgarten) und Markt 26 und wendet sich dann dem roten Haus zu. Dann dreht man um und geht nach Norden auf den Hühnermarkt. Nachdem man den Blick in alle Richtungen hat schweifen lassen, läuft man durch die Gasse Hinter dem Lämmchen zum Römerberg. Für den Rückweg steht als Alternative zur U-Bahn (nach erneuter Passage der Gasse HdL) der Durchgang am Esslinger vorbei zur Braubachstraße zur Verfügung. Dort nimmt man die Straßenbahn.


    Das Thema ist leider vom Tisch. Der Brunnen bleibt, wo er ist und kommt nicht vor die Goldene Waage. Denkmalschützer hatten befürchtet, dass er einen Transport nicht unbeschadet übersteht. Stand gestern in der FAZ.

    Wollen wir hoffen, dass die gegenwärtige Aufstockung bleibt. Jeder Glaube an eine Rekonstruktion des Erbauungszustandes dürfte sich ohnehin als Illusion erweisen. Wenn es mies läuft, dann lassen sie einen Kulka ran und es wird wie das Sanierungsergebnis des Senckenberg Museums. Oder es gibt gleich ein Staffelgeschoss zur besseren Raumausnutzung.

    Treffend und erschöpfend beschrieben. Genau das befürchte ich auch.

    Und auf dem Luftbild sieht man auch gut, dass der Bereich des "großen Inenhofs" mit dem vorderen Teil ein sehr harmonisches Ensemble bildet. Und leider wird das meiste davon abgerissen, weil man die Fläche mit einem Hochhaus bebauen darf und der Investor das sicher auch tun wird. Schade, ich hätte mir in den Bauten aus der Kaiserzeit ein Hotel gut vorstellen können. Abreißen könnte man die häßlichen 60er-Jahre-Anbauten - aber das reicht Investoren natürlich nicht.

    http://www.hessenschau.de/wirtschaft/due…details100.html



    Leider sind die historischen Fotos von dir @Schloßgespenst allesamt nicht mehr von ImageShack abrufbar (siehe). Vielleicht kannst du die nochmal in die APH-eigene Galerie hochladen? Alte Bilder von dem Bau wie auch Innenaufnahmen sind an sich sehr schwer zu finden im Netz. Vllt. kann ja jemand noch welche ergänzen, danke!

    Ja, danach hatte mich vor Wochen hier schon jemand gefragt. Jetzt sitze ich eh am PC, und im Fernsehen läuft nur der Heidi-Klum-Mist - also ich stell mal was zusammen.

    Der Ruf nach Rekos ist nur deshalb so laut, weil die Gegenwartsarchitektur so schlecht ist.

    Nein, nicht nur. Auch und nicht zuletzt deshalb, weil im Zweiten Weltkrieg und den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten so entsetzlich viel von der historischen Architektur vernichtet worden ist. Es fehlt einfach so vieles, was man vermisst und gerne zurückhätte. Welches andere europäische Land ist denn in einer vergleichbaren Situation? Am ehesten vielleicht noch Polen, aber dort hat man sich schon frühzeitig einiges zurückgeholt. In Frankreich etwa ist Rekonstruktion kein Thema, weil die Altstädte und die gründerzeitlichen Prachtbauten alle noch da sind. Ausnahmen wie Royan mag es geben, aber sonst: Schau Dir nur Straßburg an - wen soll da das Thema Rekonstruktion interessieren?

    In der Tat. Aber, wie schon mehrfach geschrieben, wurde eine Rekonstruktion vor wenigen Jahren erst aufgrund der Kosten seitens der Stadt verworfen und stattdessen das flache Metalldach aufwändig saniert.

    Richtig. Und, das macht die Sache besonders ärgerlich, offensichtlich war um die Jahrtausendwende das Geld für eine Reko noch da. In dem unten verlinkten Artikel zu der Flachdachsanierung aus dem Jahr 2012 wird es indirekt angesprochen:

    Zitat

    Es ist also keine Rede mehr von dem Plan, das provisorische Dach der 60er Jahre auszubauen und aufzustocken, um „das Erdgeschoss in Teilbereichen für Läden und Einzelbetriebe“ umnutzen zu können. Das hatte vor mehr als zehn Jahren, als Frankfurt eine „Kulturmeile Braubachstraße“ entwickeln wollte, ein Architektenwettbewerb gefordert. Als dann die Entwürfe für das neue Dach gefunden waren, gefielen sie dem Magistrat nicht und wanderten in die Amtsschubladen.

    Der Rathaus-Nordbau am Paulsplatz wird für 4,6 Millionen Euro saniert. Allerdings in einer Sparversion ohne die einst geplante große Umgestaltung.

    Wie bereits mehrfach erwähnt, hatte der damalige Wettbewerb grauenhafte Entwürfe hervorgebracht, von denen dieser noch lange nicht der schlimmste war - aber auch eine fast originalgetreue Rekonstruktion des Daches. Die Ecktürme waren mit dabei, der Architekt hatte nach meiner Erinnerung lediglich die Gauben durch merkwürdige Schlitze im Dach ersetzt, und genau das hatte den Preisrichtern missfallen. Es war zunächst die Rede davon, dass dieser Entwurf in die engere Wahl komme und überarbeitet werden solle. Und dann schmiss die Stadt plötzlich hin, teilte das Preisgeld unter allen 22 oder 24 Teilnehmern auf und verfolgte das Projekt nicht weiter. Ich habe bis heute nicht ganz verstanden, was da damals ablief, vielleicht hatten die Verantwortlichen plötzlich wegen der Kosten die Hosen voll - aber wir standen auf jeden Fall schon einmal kurz vor einem rekonstruierten Mansarddach.

    Richtfest fürs „Blobel-Haus“

    Zitat

    „Wir haben unseren Frieden mit dem Bau gemacht. Er fügt sich hier jetzt wunderbar ein. Es wäre ein Fehler, wenn man das ignorieren würde. Von den Proportionen her kann ich die Argumentation von Blobel und von Kaiser schon nachvollziehen. Gerade was das erste Obergeschoss anbetrifft. Das ist schon besser als der Vorgängerbau“, räumte Torsten Kulke, der Vorsitzende der GHND, ein.

    Hmm... wie darf man das verstehen?

    Niemand der Verantwortlichen dürfte derzeit auf die Idee kommen, dieses Außenteil der Rotunde abzureißen.

    Nun, von "derzeit" hat auch niemand etwas gesagt. Es ging eher um "am ehesten eines Tages möglich", also um eine langfristige Option, d.h. wenn man in absehbarer Zeit mit Situation mit der großen Lücke und dem U-Bahn-Eingang nicht mehr zufrieden ist und den Bau eines Solitärs über der Rolltreppe als städtebaulich unbefriedigend empfindet, dann wäre dies eine denkbare Lösung.

    Kommen wir noch einmal darauf zurück:

    Zitat von erbse

    Die Schirn muss umziehen!

    Umziehen kann und wird sie nicht, und ein Abriss ist in den nächsten Jahrzehnten völlig illusorisch, das dürfte unstreitig sein.

    Aber was zumindest denkbar wäre, ist ein Teilabriss: Wenn man den rechts zu sehenden halbrunden, verglasten Teil hinter dem (bereits abgebrochenen "Tisch") abreißen, also die Rotunde "freilegen" würde, nähme man der Schirn nur einen kleinen Teil weg, nämlich das Schirn-Café, das für die eigentliche Nutzung entbehrlich ist. Die Ausstellungsräume, also das, worauf es eigentlich ankommt, liegen in dem langgestreckten Querriegel und blieben unangetastet. Und schlechter als heute aussehen würde das Gebäude mit einer freigestellten Rotunde m.E. auch nicht, vielleicht sogar besser. Und man könnte die gesamte restliche Südseite des Marktes rekonstruieren.

    Zitat von Riegel



    Man sieht vielleicht, dass die Fassade nicht einfarbig ist, sondern durch einen helleren und dunkleren Ton gegliedert farblich wurde. Mir gefällt das jedenfalls besser als die doch etwas in die Jahre gekommene bzw. fast kitschige gelb-braune Farbe des Altbaus daneben.



    Ich finde die Farben auch zu knallig, und ob das Kackbraun mit dem satten, fast gelben Ocker historisch korrekt ist, darf man wohl bezweifeln. Vor allem aber der jetzt neu entstandene scharfe Kontrast ist m.E. problematisch. Es wirkt, als hätte man eine alte Schwarz-Weiß-Aufnahme in ein Farbfoto hineinkopiert.

    Das linke Haus müsste etwas farbiger werden, und das rechte Haus im Gegenzug etwas dezentere Farben erhalten; ein dem Farbton des Mainsandsteins ähnliches Rotbraun neben einem blasseren Beige fände ich gut. Aber das sind zum Glück Dinge, die man später noch korrigieren kann, wesentlich leichter als z.B. die verrutschten Fenster bei der behämmerten Goldenen Schachtel.

    Die einzigen die sich von eventuellen Urheberrechtsklagen beeindruckt zeigen, sind die Politiker.

    Da hast Du wohl noch das Theater um den "Tisch" vor der Schirn im Kopf, dessen Abriss dem gierigen Architekten eine sechsstellige Summe eingebracht hat. Aber es wäre m.E. naiv, zu glauben, dass die Architekten der Füllbauten alles mit sich machen lassen. Zum einen hat der Kollege ihnen vorgemacht, wie es geht, und zum anderen haben die alle einen öffentlichkeitswirksamen Wettbewerb gewonnen und sich in einem Bauprojekt verewigt, das bundesweit beachtet und medial begleitet wird. Und sie haben sich bewusst gegen angepasste oder gar historisierende Architektur und für schräge, provokative Formen- und Materialwahl entschieden. Da kann man sich vorstellen, dass man mit dem Ego eines einzelnen Architekten den Hühnermarkt füllen könnte - und wie die sich wehren würden, wenn jemand an ihrem "spannenden Kontrast" rütteln will!

    Der einzige gangbare Weg ist, den jeweiligen Architekten selbst mit dem Umbau seiner eigenen Fassade zu beauftragen. Wenn das Honorar stimmt, tun die ja so einiges und drehen sich auch mal um 180 Grad, siehe Jochem Jourdan, der vom Modernisten und scharfen Rekonstruktionsgegner vorübergehend zum begeisterten Fachwerk-Rekonstrukteur wurde.

    Zitat

    Ich wage es zu bezweifeln, dass ein Architekt - sollte er den Klageweg bestreiten - tatsächlich auch letztinstanzlich noch Erfolg hätte, denn das geistige Eigentum am Entwurf wird durch Umbaumaßnahmen doch überhaupt nicht berührt.

    Wenn man die Fassade austauscht - und darauf liefe es ja zumindest bei Härtefällen wie der Hundehütte hinaus - ist selbstverständlich das geistige Eigentum des Architekten berührt. Und zwar bis 70 Jahre nach seinem Tod. Der Architekt der Gießener Zeile im Hessenpark hat sich vor ein paar Jahren wegen eines ohne sein Einverständnis am rückseitigen Eingang angebrachten Windfangs (!) aufgeblasen und wie ein Rumpelstilzchen sein Urheberrecht verteidigt und mit rechtlichen Schritten gedroht - wohlgemerkt "sein Urheberrecht" an Fassaden, die vor einigen Jahrhunderten ganz andere Leute entworfen hatten. Zugegeben, ein Extremfall, aber Architekten, die an einem so prominenten Projekt mitgewirkt haben, traue ich alles in dieser Richtung zu.


    Es gehört zwar nicht hierher - aber mir fällt bei solchen Perspektiven wieder auf, wie vorbildlich doch beim Quartier II.1, links im Bild die Dachgestaltung ist - es wirkt von oben wie eine gewachsene Dachlandschaft, und trotzdem gibt es Dachterrassen und einen Mini-Lichthof. Das Quartier ist vor gut 10 Jahren entstanden, und besser ist es am Neumarkt seitdem hinsichtlich der Dachgestaltung nicht geworden, sondern schlechter. Der Quartier-II.1-Architekt hat einfach nur die Tatsache berücksichtigt, dass man von der nahen Frauenkirche aus alles von oben sehen kann - eine Selbstverständlichkeit, könnte man meinen. Schade, dass das nicht zum Maßstab für später realisierte Objekte wurde.

    Diese Häuserreihe ist wirklich komplett missraten. Und das direkt am Markt!

    Da sind wir mal einer Meinung.

    Aber Hoffnung auf eine Verbesserung kann man kaum haben, denn selbst wenn ein einziger Millionär alle fünf Murkshäuser kaufen und die Fassaden gründlich umgestalten wollte - es bliebe als schwer überwindbares Hindernis immer noch das verfluchte Urheberrecht der Architekten, die sich jede noch so kleine Änderung verbitten, und "verbitten" heißt in diesem Fall im Zweifel Einstweilige Verfügung etc. Leider.