Philon:
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Die große Zerstörung ist im Bombenkrieg geschehen und definitiv nicht danach.
Das sehe ich nicht so. Sicher sind bei den Flächenbombardements große Teile von den Altstädten in Trümmerhaufen verwandelt worden, aber mit in den Zählungen sind auch etliche Häuser, die ausgebrannt waren oder wo die Fassade noch stand.
Was ich mit der Nachkriegszerstörung meinte:
1. Der nicht erfolgte Wiederaufbau jener Gebäude als sog. Leitbauten
(wobei ich durchaus verständnis habe; sie hatten dafür kurz nach den Bombardierungen keinen Nerv, außerdem Einsturzgefahr, Seuchengefahr)
2. Das Abreissen sehr wichtiger Gebäude ( Schlösser, Kirchen) aus idiologischem Interesse im Osten
3. Die totale Missachtung der historischen Stadtstrukturen und Stadtgrundrisse zugunsten des Autoverkehrs und eines "modernen" Stadtbildes auf beiden Seiten Deutschlands.
Letztere Häuser, die wegen Strassenausbauten weichen mussten, sind nicht zu vergleichen mit der Anzahl derer, die im Krieg totalzerstört wurden-- da geb ich Dir Recht.
4. Die zerstörung eines Stadtbildes durch unpassender Architektur an sensiblen Orten
Das alles fasse ich persönlich als Zerstörung nach dem Krieg auf!
Oliver:
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Sie meinen
daß bloßes Kopieren, ein Armutszeugnis für die heutige Zeit ist.
Das habe ich nicht behauptet! In erster Linie : retten, was zu retten ist und natürlich auch Rekonstruktionen von wichtigen Gebäuden- aber das wichtigste ist für mich eine historisch gewachsene Stadtstruktur bzw Strassenverläufe. Die zu missachten ist für mich der größte Frevel!
Und in diesem Sinne begrüße ich auch modernere Architektur, die sich in diesem Rahmen bewegen in Sachen Grundriss, Gebäudehöhe, Dachform, Farbe und regionalen Materialien. Das finde ich an manchen Stellen sogar ehrlicher!
Kleines Beispiel: wenn ich eine Jacke liegenlasse und sie ist weg, kann ich hingehen und mir eine gleiche wieder kaufen, wenn es sie noch gibt. Vielleicht ist das nicht mehr der Fall, oder ich sage mir: was solls, was anderes wäre eh schon mal fällig gewesen- dann kauf ich halt eine andere - wichtig ist nur, dass ich mir was kaufe, womit ich mich noch auf die Straße trauen kann! Nur wenn ich mir anstatt einer Armani-Jacke eine adequate von H&M kaufe merke ich den Unterschied in puncto Verarbeitung und Trageeigenschaften.
Zugegeben, das Beispiel gilt für einzelne Gebäude, aber der Totalverlust ist genauso vergleichbar: Angenommen unsere Bude brennt ab und wir sind nicht versichert-- aus der Not würden wir alle Kleiderspenden annehmen, auch die, welche vielleicht nicht 1A passen. Oder wir haben soviel Geld uns neue Klamotten zu kaufen. Kaufen wir dann exakt das Selbe, bis der Kleiderschrank 1:1 wie vorher aussieht?-Geht leider in den seltensten Fällen- man hat vielleicht Glück und findet ein besonders geliebtes Teil nochmal zu kaufen. Nur was man bekanntlich überhaupt nicht macht, sich bei der Gelegenheit als Mann nur noch Frauenkleider zuzulegen, oder als Schlipsträger Skaterklamotten...
Oder noch ein klitzkleines Beispiel: ich nenne es mal den Boris-Becker-Effekt:
Wenn die Beziehung in die Brüche geht, und die Frau bedeutet aber einem sehr viel, kämpft man um sie. Wenn sie einen dennoch verlässt, kann es zum Trauma werden, die angeblich perfekt Verflossene in einer anderen Frau zu suchen-- und das geht nun mal nicht!
Facid: Frauen und orginale Altbausubstanz sind einzigartig und nicht wirklich ersetzbar! 