denkmal,
die gebäude, die du gern rekonstruiert sehen möchtest, wurden seinerzeit auch nicht per volksentscheid errichtet. und sie haben wohl damals auch nicht jedem gefallen - sonst hätten nicht ständig die stile gewechselt.
abgesehen davon: du lässt dir doch sicher auch nicht vorschreiben, wofür du dein geld auszugeben hast. das geht bauträgern nicht anders. jede reko-vorschrift würde sofort dahingehend ausgetestet werden, wie weit man sie umgehen kann. das ergebnis sind dann solche zwitter wie zum beispiel am dresdner neumarkt. dort mag das vielleicht angehen, weil der direkte vergleich mit originaler bausubstanz fehlt. aber entlang der katharinenstrasse würden derartige atrappen nur peinlich wirken.
im übrigen wird eine reko-debatte nicht unterdrückt. wenn es sie nicht gibt, liegt es daran, dass nach ihr kein hinlänglicher bedarf besteht. jeder, der im altbau mit stuck und gediegenen raumhöhen wohnen will, findet ein riesiges angebot. für jeden, der im neubau - wie etwa in den studiohäusern auf den brühlhöfen - wohnen möchte, ist dies eine bewusste entscheidung für raumhohe fensterfronten und flexible raumaufteilung. nach "neuen barockbauten" mit realtiv niedriger raumhöhe bei gleichzeitig relativ kleinen fenstern besteht schlicht keine nachfrage.
darum wollen investoren so etwas nicht bauen. und sie würden es auch nicht tun, wenn man es ihnen vorschreiben würde.
was man tun kann, ist, die legitimen (!) interessen der bauherren mit den ebenso legitimen interessen der stadt möglichst in einklang zu bringen. dazu dienen die moderierten verfahren und die wettbewerbe. von der marktgalerie bis zu uni, vom karstadt bis zu den brühlhöfen, vom motel one bis zur sachsenplatzbebauung, vom stadion bis zur neuen messe, vom gondwanaland bis zur nationalbibliothek - es gab keinen wettbewerb, bei dem nicht der beste entwurf realisiert worden wäre.
das ist kein zufall, das ist kein glück. das zeugt von grosser sachkenntnis. man sollte foh sein, dass es sie gibt. bei plebisziten ist der ausgang hingegen ungewiss. man betrachte nur den dresdner brückenstreit - und wahrscheinlich hätte man deswegen auch den entstehenden city-tunnel mehrmals bohren und wieder zuschütten müssen.
alles in allem - und auch trotz aller fehlentscheidungen und geplatzter blasen - steht die stadt heute besser da, als man es vor 20 oder auch vor 10 jahren für möglich gehalten hätte. ganz konkret: es gibt im osten keine lebendigere innenstadt. und das ganz ohne - mehr oder weniger gelungene - kopien von im krieg zerstörten gebäuden. altes bewahren, störendes beseitigen und neues hinzufügen - dieser ansatz hat sich bewährt. und er wird sich auch in zukunft bewähren.