Posts by Max

    Um nochmal auf Heilbronn und Pforzheim zurückzukommen: Beide Städte haben im Krieg extrem gelitten, ganz besonders Pforzheim. Dazu kamen noch viele Kriegsvertriebene in den Südwesten. Das sind schon ziemlich mildernde Umstände für einen Nachkriegsaufbau, der als erstes Ziel die möglichst schnelle Schaffung von Wohnraum gehabt haben dürfte; auch wenn dies manch heutige Bausünde nicht mehr entschuldigt. M.E. besitzt weniger Heilbronn der Weinberge wegen, sondern weit mehr Pforzheim als mehrfaches Tor zum Schwarzwald eine ganz hübsche Lage. Die Schlagdistanz zur badischen Hauptstadt Karlsruhe samt Rheintal einerseits und zur Schwabenmetropole Stuttgart andererseits wirken sich auf die Attraktivität hinsichtlich Kultur und Leben auch nicht gerade negativ aus. Dem Altbaubestand freilich hilft dies wenig.

    Danke für die sehr schöne Stadtführung. Trotzdem schon öfter in Besigheim gewesen, war einiges neu für mich.

    Noch ein Blick durch die Besigheimer Altstadt auf jahreszeitlich begrünten Weinhang:

    Etwas Natur. Neckartal südöstlich von Besigheim:

    Danke, eine sehr schöne Präsentation, die Lust macht, das Städtchen wieder einmal zu besuchen. Besonders hübsch die vielen schmalen und glechzeitig hohen Häuser mit merklichen Versätzen. Zu Rothenburg odT fehlt wohl in erster Linie die Größe. Leider ist die Neckarlandschaft unweit nördlich von Heilbronn vergleichsweise unspektakulär, wobei sich Bad Wimpfen noch einen ganz interessanten Standort in diesem Abschnitt über dem Fluß ausgesucht hat.

    Vielen, Vielen Dank. Eine bessere Dokumentation in überschaubarem Wort und ausführlichem Bild ist kaum vorstellbar.

    Leider fehlt dem ganz gut erhaltenen Kloster bei aller Schönheit von Lage und Ensemble offenbar die Geschichtsträchtigkeit, um höhere Weihen zu erlangen. Nicht nur Maulbronn und Hirsau, auch Lorch (Lorsch ohnehin) scheinen mir bekannter.

    Was auf dem Weg nach Bebenhausen übrigens - wenngleich offtopic - auch begeistern kann, ist die alte B27. Sie hat zwischen Echterdingen und Tübingen einen Hauch von Guter Alter Zeit bewahrt.

    Quote from "spacecowboy"

    Freiburg gleicht ja auch in mancher Hinsicht Stuttgart (obwohl in Fr wenigstens die historische Stadtstruktur beibehalten wurde), und trotzdem landet die Stadt bei Befragungen ihrer Bürger nach dem Wohlbefinden ganz weit oben, während Stuttgart sich regelmäßig im unteren Drittel der Rangliste befindet (auch wenn Max gleich wieder Einspruch erheben wird).

    Genau. Mir ist das allerdings zu bescheuert, jetzt selbst nach Belegen zu suchen, nachdem regelmäßig Umfragen bei den Bürgern eine hohe Zufriedenheit mit Stuttgart ergeben, nur weil hier eine völlig aus der Luft gegriffene (muß so sein) Behauptung aufgestellt wird. Glaub es oder stirb dumm, ist letztlich Dein Bier. Einzig schade, daß die Allgemeinheit mit derart subjektiven Fehlinformationen desinformiert wird. Wenn Du Belege für Deine Behauptung hast, her mit, dann steh ich doof da. Du wirst aber keine bringen können.

    Quote from "spacecowboy"

    Dazu noch ein anderes Beispiel: Ich behaupte mal

    Vielleicht einfach weniger behaupten...

    In diesem Sinne
    Max

    Quote from "silesianospostato"

    Letztlich ist es doch richtig, daß das Neue Schloß in Stuttgart erst nach erheblichen Bürgerprotesten wieder aufgebaut wurde und zahllose erhaltene Gebäude bis in die siebziger Jahre hinein abgerissen wurden

    Letztlich sind einige Altbauten abgerissen, andere erhalten und einige wiederaufgebaut worden. Da weder Abrißbirne noch Kräne ohne vorherige Entscheidung und Kostenübernahme kommen, ist nichts davon Zufall. Wenn die Bürger einen Abriß verhindert haben und sogar Aufbau mitfinanziert haben, warum sollte das dann ein Argument gegen Stuttgart sein! Wertet es den wiedererstandenen Bau ab? Ich bleibe bei der ausgemachten Tendenz: Ein Altbau in Stuttgart kann irgendwie kein richtiger sein, weil er kein richtiger sein darf. Dabei ist man sich bei der kritischen Würdigung der Ära Klett diesbezüglich doch weitgehend einig.

    Quote from "silesianospostato"

    Eine klassische europäische Stadt definiert sich nun halt in erster Linie über das Zentrum. Daher spielt dieses bei der Beurteilung der Ästhetik auch eine herausragendere Rolle. Es käme ja auch niemand auf den Gedanken, Esslingen anhand von irgendwelchen Wohnblocks in Mettingen zu beurteilen, oder?

    Völlig richtig. Nur wird es Stuttgart eben nicht gerecht. Denn Stuttgart lebt wie kaum eine andere Stadt von der Topographie, gerade weil die Hänge bis weit in die Innenstadt hineinreichen. Man denke nur an den Kriegsberg in S-Mitte. Wer Stuttgart also allein vom Zentrumsboden her bewertet, muß falsch liegen. Städte an Meer, Alster oder Elbe werden auch nicht allein am Gebäudebestand bewertet, sondern immer mit Lage/Natur.

    Quote from "silesianospostato"

    Der Schloßplatz ist halt weniger ein innerstädtischer Platz als vielmehr eine ausgedehnte Grünanlage

    Ein bißchen ja. Er ist halt ziemlich groß, weshalb er nicht eng, von hohen Bauten eingerahmt, erscheinen kann. Alles in allem ist er schon mehr ein Platz, glücklicherweise sogar mit gut genutzter Platzfunktion.

    Quote from "silesianospostato"

    Auch außerhalb des unmittelbaren Zentrums gibt es sehr schöne Ecken, wie Haidhausen oder Nymphenburg. Klar sind Feldmoching oder das Hasenbergl nicht der Weisheit letzter Schluß, aber das würde ich von Hallschlag oder Fasanenhof auch nicht behaupten...

    Vororte habe ich gerade außen vorgelassen, sind sie meist ohnehin Ergebnis politischer Zusammenlegungen. Daß es in München nicht auch Orte wie Nymphenburg gäbe, habe ich nicht behauptet. Stuttgart bietet z.B. die Solitude, Degerloch oder die Altstadt von Cannstatt.

    Worum es mir ging: Hallschlag, Fasanenhof usw. sind außerhalb der Innenstadt (Talkessel plus Halbhöhen), während die trostlosen Wohntrabanten sich in München direkt ans Zentrum anzuschließen scheinen und außerdem ziemliche Ausmaße annehmen. Natürlich nicht in jeder Richtung, Beispiel Schwabing.

    Quote from "silesianospostato"

    Daß es in Stuttgart-West, Stuttgart-Süd oder Bad Cannstatt schöne Ecken gibt, bestreite ich ja gar nicht.

    Nicht zu vergessen S-Ost und S-Nord mit schönen Villen und Aussichtslagen. Damit hätten wir das Stuttgarter Problem angesprochen: S-Mitte, welches hochgradig zerstört war.

    Quote

    außer ein paar Gebäuden an der Eberhardstraße und einem Teil der Calwer Straße, die wohl zufällig nicht abgerissen wurden

    Das ist wirklich lustig. In Stuttgart ist jeder Altbestand Zufall, wurde nur vergessen abzureissen. Anderswo war sogar zu lesen, das Neue Schloß sei nur durch Zufall wiederaufgebaut worden.

    Quote from "silesianospostato"

    Nur in der eigentlichen Innenstadt habe ich außer Schloß- und Schillerplatz außer ein paar Gebäuden an der Eberhardstraße und einem Teil der Calwer Straße, die wohl zufällig nicht abgerissen wurden, keine wirklich flächendeckend attraktiven Ecken gefunden.

    Eigentliche Innenstadt=S-Mitte, das macht Sinn und dann hast Du recht. Zwar gibt es noch Bohnenviertel und Tübinger Straße, doch flächendeckenden Altstadtbestand gibt es wirklich nicht. Doch in welcher deutschen Großstadt gibt es den? Fragt sich nur, ob man Schloß- und Schillerplatz so unter den Tisch kehren sollte. Als seien diese beiden Plätze selbstverständlich. In Dresden z.B. bleiben Elbflorenz und Neumarkt ja auch nicht unerwähnt. Kennst Du einen prächtigeren Platz in einer deutschen Stadtmitte als den Stuttgarter Schloßplatz?

    Quote from "silesianospostato"

    Ich bin jedenfalls immer wieder verblüfft, wie viele schöne Ecken (und ganze Straßenzüge und Plätze) es im Vergleich zu Stuttgart beispielsweise in München oder Augsburg gibt

    Das kommt genau davon, daß Stuttgart und München komplett konträre städtebauliche Struktur haben. Während in Stuttgart m.E. alle Innenstadtbezirke, selbst Nord, außer Mitte glänzen, dürfte das Beste an München gerade das Zentrum sein. Plus einige Prachtbauten an Einfallstraßen. Hingegen sind Bezirke, die in Stuttgart Innenstadt wären, wie Laim oder Giesing, im Schnitt ziemlich öde. Nachteiligerweise hat München riesige solcher Gebiete. Wobei man zugeben muß, daß das Münchner Zentrum recht groß ist.

    Natürlich nimmt der Städtetourist häufig nur das Zentrum wahr. Leute, die sowohl in München als auch in Stuttgart wohnten, sind nach meiner Erfahrung gar nicht so begeistert von München. Das dürfte daran liegen, daß statistisch die wenigsten Münchner in ihrem schönen Zentrum wohnen, wie auf der anderen Seite noch weniger Stuttgarter in ihrem unschönen Zentrum wohnen.

    Quote from "silesianospostato"

    Ich könnte sicher auch 100 Fotos mit lauter Bausünden in München posten, aber dies könnte sicher jeder sofort als nicht repräsentativ einordnen.

    Was heißt repräsentativ? Angesichts der Existenz von S-Ost bis S-West ist es fraglich, ob Bilder aus S-City für die Stuttgarter Innenstadt überhaupt repräsentativ sein können.

    Quote from "silesianospostato"

    Hingegen nehme ich schon für meine Fotoauswahl in Anspruch, daß sie auch prozentual gesehen ein ausgewogenes und richtiges Gesamtbild ergibt.

    Das war doch gar nicht Dein Ziel oder habe ich Deinen Bilderbeitrag mißverstanden?

    Hier im Forum scheint das ausschlaggebende Kriterium der Altbaubestand im Stadtkern. Das ist in Ordnung. Ich will auch gar nicht die Qualität einiger moderner Bauten oder von S-Mitte schönreden. Das wäre unsinnig, weil falsches Forum und/oder sachlich falsch. Wenn es jedoch um die Bewertung einer ganzen Stadt bzw. Innenstadt geht, dann sollte man schon wissen, daß auch die Kriterienwahl einen Einfluß hat und zwar für Stuttgart angesichts der Zentrumzerstörung einen sehr negativen. Wenn man mit Stuttgarter Innenstadt nicht nur das Zentrum meint, entsteht ein grob falscher Eindruck.


    Weil @Johan es erwähnte: Die Neue Staatsgalerie bzw. das gesamte Stirling-Ensemble gehört meiner Meinung nach zu den herausragenden Nachkriegsbauten in Deutschland.

    @silesianospostato
    Zunächst ein Dankeschön für die Darstellung der häßlichsten Ecken Stuttgarts. Die Parkhäuser sind unbestritten Tiefpunkte, die ein ganzes Areal herunterziehen können. Was die Fußgängerzone angeht, hast Du - Deinem Ziel entsprechend - wieder den verlorensten Teil nahe der Dt. Bank präsentiert. Der ist allerdings nicht repräsentativ, sollte man vielleicht auch erwähnen. Tatsächlich ist die Stuttgarter Fußgängerzone recht weitläufig mit viel schöneren Anteilen.

    Danke daher auch @Dirk, der - selbst durchaus kritisch eingestellt - , dann wohl doch eine Regung zur Verteidigung seiner Stadt verspürte, nachdem diese in den nachfolgenden Kommentaren als Ort des Grauens gewürdigt wurde.

    Interessanterweise läßt sich das Phänomen öfter verfolgen. Offensichtlich bestehen negative Vorurteile zu Stuttgart (die hier leidlich gepflegt werden, aber auch in Ordnung sind). Dann werden Gegenbeispiele mit ganz schönen Ecken und Bauten gezeigt. Nach einiger Zeit wieder ein negativer Beitrag zu Stuttgart. Und schon sind wieder alle positiven Eindrücke dahin. "Vorurteile sind schwerer zu spalten als ein Atom", meinte schon Albert Einstein.

    Noch ein Wort zur aktuellen Entwicklung in Stuttgart. Besonders in der City werden inzwischen Nachkriegssünden abgerissen und durch anspruchsvollere Bauten - wenngleich keine Rekos - ersetzt. Unter anderem sollte davon der gezeigte unansehnlichste Bereich der Fußgängerzone profitieren.

    Quote from "Wolfsheim_Jena"

    Deswegen ziehen die Leute in die Stadt, nicht wegen des sog. Welterbes. Da müsste Stuttgart ja entvölkert sein!

    Wieso das? Stuttgart besitzt zu weiten Teilen eine schöne Innenstadt. Selbst in der stark zerstörten Mitte finden sich mit Schloßplatz- und Schillerplatz Ensembles, die keinen Vergleich scheuen müssen. Nachkriegsbausünden sind in einer derart zerstörten und wieder florierenden Stadt leider der Normalfall. Seine Schlösser hat Stuttgart immerhin zu großen Teilen selbst wiederaufgebaut, ohne daß die halbe Welt angezapft werden mußte. Die ungeprüften Vorurteile über Stuttgart hier sind das eigentlich Häßliche, wenn ich das mal so hart sagen darf. Die Stadt kann sich ja selbst nicht wehren.

    Daß Stuttgart wiederholt bundesdeutsche Spitzenwerte bei Wohlfühl- und Lebensqualitätumfragen belegt, hat übrigens bei weitem nicht allein mit der Wirtschaftskraft zu tun.

    Nicht schlecht, doch - wie einige Vorredner schon bemerkten - angesichts des Lärms hätte man deutlich mehr erwartet. Die Straße ist letztlich etwas aufgewertet. Interessant wäre einmal ein größeres dichtes Neubaugebiet auf der grünen Wiese in diesem Stil.

    Zuletzt soll es noch größere Differenzen zwischen SWR und den Investoren bezüglich Teilung der Kosten und Parkraum gegeben haben.

    Kennt jemand den Stand dazu und zum Baufortschritt?

    Das Modell ganz in Weiß hat übrigens was. Dürfte aber kaum Originalton sein.

    Du sagst es. Die Bilder erinnern mich an früher, als man durch Frankreich fahrend fast ausnahmslos solche Bauzustände abwärts passierte. Irgendwann war es dann immer Zeit für den Satz: "Die Franzosen geben ihr ganzes Geld für Essen aus, während die Deutschen es ins 'Häusle' stecken"...

    Ich bin auf eine kleinere Instandsetzung gestoßen. Auch wenn es sich nicht um einen schmucken oder sonderlich wertvollen Altbau handelt:
    Was haltet Ihr davon, Ver(schlimm)besserung?

    Aus Alt mach Neu

    Übrigens handelt es sich um das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Steinmann, Baujahr ist mir unbekannt.

    Projektseite
    Weitere Infos

    Ich finde, man hätte die alte Fassadengestaltung ruhig mehr zitieren können, wie es so schön heißt. Das wäre sicherlich nicht wesentlich teurer gekommen und hätte etwas Identität vermittelt. Es gab schon eintönigere Nachkriegsbauten - in diese Epoche schätze ich den Altbau.

    Dabei geht es mir weniger um die blaue Farbe, sondern die Abwechslung, deren Fehlen den Neubau nackt und eintönig wirken läßt. Konkret also zwei Brauntöne und weiße Vertikal- und Horizontalstreifen wie im Altbau würden schon genugen.

    Quote from "memet"

    ...das waren die denkmalgeschützten(!) Häuser einer ehemaligen Prachtstraße.

    Das mit dem Denkmalschutz ist schon mystisch. Einerseits welch gebaute Häßlichkeit (Stuttgarter Rathaus, neue Marktplatzfassade) unter ihn gestellt wird und zweitens wie man trotzdem mit geschützten Objekten verfährt. Vielleicht kann hier jemand etwas Licht hereinbringen.

    Quote from "memet"

    Obwohl sich viele Menschen für den Erhalt der Häuser aussprachen und sogar ein Unternehmer bereit war, diese zu kaufen und zu sanieren (er wollte die Häuser sogar "verschieben", hatte Petitionen im Landtag eingebracht und rechtlich alles versucht, dies zu verhindern)

    Das ist nur die halbe Wahrheit bzw. die der letzten Tage. Ich habe das andernorts schon kritisiert. Jahrzehntelang geschieht nichts, kein Vorschlag, kein Investor, nichts für die Gebäude! Erst als dann der lange absehbare Abriß kurz bevorsteht, werden noch schnell hektisch Pläne gemacht, deren Ernsthaftigkeit wohl umgekehrt mit der Planungszeit korrelieren dürften; ich sag jetzt nur "verschieben".

    Kurzum: Altbaufreunde sollten hieraus lernen und rechtzeitig sowie v.a. ernsthaft Pläne zur Erhaltung ausarbeiten.

    Der pikante Abschuß war dann übrigens, daß sich auch noch die Stadt Stuttgart durchgerungen hat, für die Petition zu sein. Plötzlich. Ausgerechnet die Stadt, welche für wesentlich schlechtere Bauqualität als das Land steht. Man vergleiche nur Staatsgalerie mit Kunstmuseum, Landtag mit Rathaus oder Regierungspräsidium mit dem bald entstehenden städtischen Verwaltungsbau am Österreichischen Platz. Und wie man liest, ging die Erhaltung des Neuen Schlosses schon damals am wenigsten auf die Offiziellen der Stadt zurück.

    Immerhin könnte jetzt endlich Bewegung in das Projekt kommen, so zumindest die Hoffnung der Stadt. Hätte jemand eine Idee für ein anspruchsvolles Barock-Projekt?

    Auf die Bilder warte ich auch memet :)

    Unglaublich!
    Der größte Schaden von Weissenhof entsteht wohl dadurch, daß zu viele "Größen" in der Stadt einen Narren an faden Fensterbändern gefressen haben. Siehe jüngster Wettbewerb Österreichischer Platz oder Kronenzentrum-Friedrichstraßenfront.

    In der Presse steht

    Quote

    In komplett renovierten Gebäuden der Gründerzeit, der 50er Jahre sowie in neu konzipierten und gebauten Stadthäusern wird eine Investorenfamilie hochwertige Wohnungen, moderne Büroräume sowie Gastronomie und Einzelhandelsflächen auf einem Areal von rund 6000 Quadratmetern zur Miete offerieren.

    Betrifft wohl nicht das von Dirk gezeigte Gebäude, welches schon abgerissen sein dürfte.
    @Dirk, wo steht das Gebäude genau, eher nicht an der Rotebühlstraße?

    Gibt es nichts mehr zu retten und stimmt das mit den renovierten Gründerzeitgebäuden überhaupt?

    Aus dem Loos-Text:

    Quote

    "Daraus entwickelt Loos seinen radikalen ästhetischen Purismus, der ihn zum eifernden Gegner des Jugendstils und des Deutschen Werkbundes macht..."

    War Weissenhof nicht ein Werkbund-Projekt?

    Philon, mir gefällt Ornament, ich finde den Text aber dennoch lesenswert, die Ansicht Loos´ interessant, wenngleich ich sie nicht teile.
    M.E. sieht er das ganze zu volkswirtschaftlich, wobei er seinen Mitmenschen kurzerhand seine eigene und damit individuelle Nutzenbewertung von Ornament aufzwingt.

    Insofern würde ich klar unterscheiden zwischen einerseits öffentlichen - also öffentlich finanzierten - Gebäuden, die nach Epochen höfischer Großmannsucht im Reigen und Wettbewerb mondäner Fürsten in der nun angebrochenen Neuzeit nachvollziehbar ornamentärmer ausfallen (müssen). Wobei glücklicherweise auch heute noch Erhaltungsmaßnahmen am Altbestand durchgeführt werden und sich mitunter sogar fremdenverkehrs- sowie stadtattraktivitätstechnisch rechnen können.

    Und privaten Gebäuden andererseits. Angesichts der Lebzeiten von Loos dürfte er vorwiegend auf die meist privat errichteten Gründerzeitgebäude gezielt haben. Und da vergißt er schlicht, daß es dort um Bedürfnisse und daraus abgeleitete Nachfrage nach Ornamentik geht und gehen darf!, selbst wenn es nur dem Zweck dient, nicht ärmer als der Nachbar zu bauen.

    Zu denken, ohne Ornament stünde gespartes Geld seiner Meinung nach sinnvolleren Ausgabeposten zur Verfügung, ist außerdem zu statisch gedacht. Es vergißt, daß der private Bauherr dann eher Arbeit mit Müßiggang tauschen und folglich im Wirtschaftskreislauf insgesamt weniger für Sinnvolles zur Verfügung stehen könnte.
    Wiederum: Bei öffentlichen Bauten - gerade bei chronisch verschuldeten öff. Finanzen - sieht das anders aus.

    Loos "argumentiert" also zu einseitig ohne Beachtung von Psychologie und Motivation, dabei wirft er privates und öffentliches Vermögen noch in einen Topf. Und fertig ist eine recht kommunistisch angehauchte Theorie eines unterschiedslosen Bauens zum Wohle der Werktätigen.