So, die Gäste sind raus, da kann ich auch mal zu Weihnachten einen längeren Beitrag schreiben 
Saxonia
Die Bebauung der Neißevorstadt (ehem. Altstadt im Ostteil) ist in einem
Rahmenplan festgelegt und der besagt, das die Straßen alle gepflastert werden
sollen und der Straßenzug an der Neiße historisierend gebaut werden muss (um
wieder ein historisches Stadtbild zu erzeugen). Das betrifft die aktuelle
Bebauung am Töpferberg (nun Postplatz), sowie die zukünftige recht und links, sowie
gegenüber davon. Links finden bereits Ausgrabungen statt. Investor ist ein
griechischer Privatmann. Es gibt also keine Debatten wie in Dresden, es ist
sogar von der Stadt so gewollt (wie so oft in polnischen Städten).
@ Exilwiener
Am Weinberghaus hat sich nichts getan, immer noch nur das Dach und der Turm
saniert. Die Betreiber hatten damals nur die Zulassung zur Gastronomie für
ein Jahr, danach hätten sie Toiletten usw. einrichten müssen. Dadurch sind
die abgesprungen und nichts tut sich mehr. Aber ich bin jetzt zur
Weihnachtszeit einfach mal optimistisch. Das wird sicher irgendwann noch mal
saniert und geöffnet (das Dach ist ja neu, einfallen kann es nicht mehr),
auch wenn es danach bald vielleicht geschlossen wird. Aber aktuell wird in
Görlitz viel saniert (auch einige Investruinen aus den 90ern) und selbst die
Stadthalle wird nach 10 Jahren wieder geöffnet werden. Daher bin ich mir
sicher, das auch das Weinberghaus in den nächsten 10 Jahren wieder als
Restaurant genutzt werden wird.
@ youngwoerth
Ich bin vollkommen deiner Meinung. Historisierender Neubau wird viel zu kritisch gesehen. Es mag vielleicht oberflächlich klingen, aber es geht eben doch auch um eine schöne Fassade und urbanen Charakter. Bei den heutigen Glas- oder Strichcodefassaden kommt dieses Gefühl einfach nicht mehr zu stande. Gerade für Lücken in Innenstädten ist historisierendes Bauen für den Gesamteindruck wichtig. Der Disneyland Aspekt gilt da nicht, da auch bei Neubauten eine Fassade (Glas oder Sandsteinplatten) dem Betonbau vorgeblendet wird. Gerade die Architektur der 1910er und 20er Jahre sollte für heutige Neubauten Vorbild sein. Viele Bauten wurden damals schon aus Stahlbeton gebaut und schließlich historisierend oder mit Jugendstilelementen verkleidet (in Görlitz z.B. die Synagoge, Kaufhaus, Kreuzkirche usw.). Trotzdem geschah dies in unterschiedlichen Formen und mit funktionaler Ästhetik, ohne dabei zuviel Fassadenschmuck zu benutzen.
Ich stimme auch überein, dass der Zustand unserer Städte 1945 nicht der Idealzustand war. D.h. es muss daher nicht immer genau dieser Zustand rekonstruiert werden. Es kann etwas weggenommen werden, aber auch ergänzt werden. Nicht wie die Denkmalpflege meistens meint: "Was weg ist, ist weg. Ergänzungen sind nicht authentisch." Oder: "Ergänzungen/Anbauten muss man auch als solche erkennen, dürfen also nicht angepasst werden". So wird es selbst in Görlitz praktiziert. Wir können froh sein, das hier noch vieles erhalten ist. Rekonstruiert wird kaum, außer der Eigentümer will es (aber von der Denkmalpflege wird es nicht verlangt, auch wenn erst vor ein paar Jahren ein Balkon oder Türmchen entfernt wurde).
So, nun aber zu den versprochenen Bildern:
Zuerst die Seite und Rückseite des Neubauprojektes am polnischen Ende der Altstadtbrücke. Wie man sieht ist es durchaus moderner, trotzdem gibt es ein Schrägdach bzw. eine Art Mansarddach, Gauben, Sprossenfenster, Zierleisten und Fensterrahmungen. An der Giebelseite die man sieht, soll demnächst weiter gebaut werden.


Aber auch andere Neubauten in der Zgorzelecer Innenstadt haben so einen angepassten Baustil (in Sachen Dachgestaltung, Fenster, Fassadengliederung). Hier ein ganzer Straßenzug, gebaut 2007:




Detail:

Übergang zum Nachbar aus den 20ern:

Man sieht, dass durchaus auch moderne Elemente, wie die beiden Glasbereiche, integriert sind. Wobei das schwarz/grüne Gebäude wieder die Schwächen heutiger Neubauten zeigt.
Nun folgend Wohnbebauung aus dem Bereich zwischen dem Wiederaufbauprojekt Töpferberg und den Plattenbauten (das hintere Gebäude wurde letztes Jahr fertig gestellt).

Zwischen diesen Häusern und dem Töpferberg ist auf noch unbebautem Gelände in den letzten Monaten eine neue Straße entstanden, komplett gepflastert, mit Parkplätzen, Zebrastreifen und Bepflanzung. Interessant dabei, dass noch im November dafür Rollrasen verwendet wurde, nur damit es sofort fertig aussieht. So was würde man bei uns nie machen, lieber einsäen, denn das kostet natürlich weniger. Wofür die Straße ist, weiß ich nicht (steht auch nichts auf polnischen Seite). Ob eine Bebauung im Stil wieder auf dem oberen Bild oder mit Einfamilienhäusern geschieht, ist ungewiss.

Im Hintergrund das Neubauprojekt sowie die Peterskirche in Görlitz:

Parkflächen und Baum mit Rollrasen:

Hinter einer Kreuzung geht die Straße weiter. Vorher war dort nur ein Feldweg. Ein erstes Haus steht schon (bereits vor dem Straßenbau). Ob so die weitere Bebauung aussieht? Die Giebelseiten lassen es zumindest vermuten. Wäre eine tolle Erweiterung der Altstadt. Übrigens links angeschnitten Bebauung aus den 20ern, die damals in die Villensiedlung Rabenberg überging, wohin die neue Straße nun auch führt.

Platz für Neubauten (im Hintergrund wieder Görlitz und ein weiterer Neubau hinter den Büschen (rotes Dach mit Gauben)):

Detail der Straße und Beleuchtung:

Detail der Lampe (vollständige Neuschöpfung, kein Bezug auf Görlitzer Lampen oder historischen Bestand):

In der Zgorzelecer Innenstand werden allerdings die Lampen wie in der Görlitzer Altstadt aufgestellt. Interessant auch dabei: In Görlitz werden diese Lampen nur in der Altstadt aufgestellt (nicht im Gründerzeitgebiet), in Polen sieht man das nicht eng.

Das Straßenpflaster fehlt noch, Bürgersteig und Lampen sind schon fertig (im Hintergrund auch eine der seltenen Sanierungen).
Detail gepflasterte Einfahrt:

Detail Lampen (im Hintergrund noch alte Lampen):

An der Straße, weiter Richtung Altstadtbrücke, sind die Lampen erst halb aufgestellt. Besonders dabei ist, das sie an der Hausseite des Bürgersteigs aufgestellt wurden und nicht an der Straßenseite (gibt es glaube ich in Deutschland nicht):

Beim Spaziergang habe ich auch ein neues Jakob Böhme Denkmal entdeckt. Es wurde im November aufgestellt. Auch diese Gestaltung überzeugt (nicht modern abstrakt):


Nächstes Jahr soll vor seinem Wohnhaus an der Neiße ein weiteres aufgestellt werden. Es soll eine Bank werden, auf der Jakob Böhme dann sitzt.
Im Gegensatz zu Zgorzelec, wo Straßen neu gepflastert werden, wird in der Görlitz Innenstadt das Pflaster entfernt. Hier am Beispiel der Jakobstraße vom letzten Monat:
Vorher:

Nachher:

Hauptsache die schicken Lampen sind geblieben
Geht halt mit
den Lampen nicht so wie in Polen.
Nächstes Jahr ist die Salomonstraße dran (rechts übrigens die Bebauung, die für die neue Passage weichen soll):

Nachdem in den letzten 20 Jahren in Zgorzelec kaum etwas gemacht wurde, abschließend noch ein paar fertig gestellte Sanierungsobjekte des letzten halben Jahres:








Man sieht, die Dächer sind meistens schon vorher gemacht worden und die Fenster bleiben wie sie sind (was immer viele verschiedene Typen pro Haus sind, da die Häuser Eigentumswohnungen sind und jeder kann machen was er will). Bei dritten Beispiel sieht man auch, wie die historischen Balkongitter mit neues (aus dem Baumarkt) ersetzt wurden, dieselben die für Neubauten verwendet werden.
Wenn Interesse besteht kann ich auch noch ein paar Bilder von Sanierungsobjekten in Görlitz hochladen, die im letzten halben Jahr fertig gestellt wurden.