So, nun nehme ich mir mal die Zeit mich hier über den Abriß zu äußern.
Also an sich ist es natürlich traurig, aber da gibt es viele Faktoren. Zum ersten war es kein Theater (wie der Name sagt) sondern mehr ein Konzerthaus. Görlitz hatte original 2 Konzerthäuser und das erste wurde schon 1985 (ohne Ersatz, jetzt also Freifläche) abgerissen. So was brauchte man eben nach dem Krieg nicht mehr. Kino, Theater & Disko ja, aber Säle für Gemeinschaftstanz sind schon etwas überflüssig. Trotzdem wurde das Wilhelmstheater noch als solche bis zur Wende genutzt (als Karl-Marx-Klub-Haus). Direkt danach zog erstmal die Sparkasse ein (weil die richtige Sparkasse saniert wurde) und danach Karstadt mit ihrem Technikbereich (das Wilhelmstheater lag direkt hinter dem großen Karstadthaus, was einige vielleicht kennen). D.h. schon seit der Wende wurde es umgenutzt als Verkaufsfläche (auf den Rängen gab es z.B. Fahrräder). Architektonisch ist aber der viel größere Bruch zu sehen, denn zu DDR Zeiten wurde das Theater vollständigt saniert und dadurch vereinfacht. D.h. das Theater so wie auf den Bilder existierte nicht mehr. Das möche ich jetzt in selbstgemachten Bildern zeigen:
Außen kann man es ja oben sehen, hier eine historische Innenaufnahme der Kaisersaals. Der hieß so, weil Kaiser Wilhelm II. hier dinierte als er ein Denkmal von seinem Vater in Görlitz einweihte. Dieser Saal hatte auch Denkmalwert.
Aber wie gesagt, es wurde alles stark vereinfacht. So sah der Saal kurz vor Abriß aus (leider etwas dunkel, da Blitzlich auf diese Entfernung nicht klappt):
Wie man sieht, war nahezu nichts mehr vom Saal erhalten, als Gemeinsamkeit sieht man noch oben, mittig rechts den Ansatz der Decke. Die Büsten und der gesamte Schmuck sind verschwunden. Kurz vor Abriß wurden nur noch Teppiche dort verkauft (deshalb sind die auf dem Bild).
Auch außen hat sich viel verändert. Im Vergleich zum ersten Bild (von Bismarck) hier eine aktuelle Aufnahme:
Man sieht noch die Halbrunden Fenster aber die Türmchen und jeglicher Stuck sind verschwunden.
Daher sagte man, das vom eigentlichem Wilhelmtheater nicht mehr viel vorhanden war und man beschloß den Abriß (der Streit darüber zog sich trotzdem über Jahre). Und bei 3500 Denkmäler sagt man in Görlitz schnell, "na da können wir ja mal auf eins verzichten". Allerdings muß ich auch sagen, das es ja für einen Neubau abgerissen wurde, also der "natürliche" Vorgang, der in jeder Stadt seit Jahrhunderten stattfindet. Ohne den Abriß von mehreren Bürgerhäusers hätten wir auch niemals unser berühmtes Karstadtwarenhaus bauen können. Außerdem ist es ja auch in unseren "Zentrum" gelegen, und da findest nun mal eine Umnutzung statt. Vor 90 Jahren wurden Wohnhäuser mit einem Kaufhaus ersetzt und nun ein Konzerthaus in ein Einkaufszentrum. Viel schlimmer sind da diese Abriße die Lücke in geschlossene Bebauungen reißen, nur weil die Häuser schlecht zu vermieten waren.
Hier noch ein Bild vom Abriß:
Und nun noch ein paar Vergleichsbilder, jeweils vor dem Abriß und nach Bebauung:
Außer ich finde nun wirklich jeden Abriß schrecklich, aber das Gebäude (vor allem innen) hatte nun schon so viel "DDR-Charme", das es nicht mehr angenehm war und da der Neubau schon freundlicher wirkt. Er mag sehr modern gestaltet sein, aber in Görlitz achtet man immer darauf, das die Straßenfluchten und Traufhöhen eingehalten werden. In dem Fall wurde sogar noch eine Lücke geschloßen. Denn wie man sieht, war bis zum C&A Zeichen (rechts am Rand) eine unschöne Lücke war die zu hinten gelegenen Nebengelaß und Garagen führten.
Dann kam auch noch die Fragen auf, ob weitere Gebäude für ein Parkhaus weichen mußten. Das stimmt leider auch, aber nur ein einzigstes. Siehe Bild:
Das dieses Haus abgerissen wurde ist wirklich schade. Aber auch da wurden wieder die Straßenfluchten eingehalten und sogar eine (wenn auch häßliche) Fassade vorgehängt, weil eigentlich ist das Parkhaus nur ein Regal aus Stahl in dem man alle Autos stehen sehen würde, so ist es wenigstens etwas angenehmer (und man kann ja vielleicht mal eine historische Fassade vorhängen )
Dann noch zur Frage der Mieter. Ja es läuft schlecht, aber das ist leider typisch für Görlitz, da läufen fast alle Geschäfte schlecht. Der 2. Stock war bis vor einem Jahr noch total frei, jetzt ist wenigstens eine Bowlingbahn dort (Fitness, Erlebnisgastronomie und Sauna fehlt noch, nach 3 (!!!) Jahren).
Die Entwürfe sahen übrigens auch mal anders aus, der rote Turm sollte rund sein usw. Hab auch irgendwo noch Zeitungsartikel mit Fotos von den Modellen.
Und man hatte am Anfang auch überlegt den Saal zu erhalten (weil der noch den höchsten Denkmalwert hatte) und als eine Art Treppenhaus zu nutzen. Nur wäre er da total umgebaut worden (Löcher in die Wände für die Treppen) und er lag zu tief in Gelände drin. Man brauchte ein Treppenhaus näher an der Straße damit dahinter großen Einkaufsflächen entstehen können. Also alles viel zu teuer und unpraktisch. Also kam der Abriß.
Wie gesagt, alles nicht so wie die vielen vielen Gründerzeithäuser, die wir z.Z. ersatzlos verlieren (ich sage nur Stadtumbau Ost).
Das war's also nun erst mal von mir.