Posts by Georg Friedrich

    Eine traumhafte Altstadt mit Glanzstücken aus fünf Jahrhunderten, an die sich makellose Gründerzeitquartiere höchster Güte anschließen - in dieser Perfektion gewiss nicht nur in Deutschland eine absolute Seltenheit. Man könnte bei Görlitz von einem Klein-Prag sprechen.

    Der Görlitzer Städtebau müsste zum Pflichtbestandteil in jedem deutschen Architekturstudium werden. Es tut mir ja fast schon ein bisschen leid für die verantwortlichen Politiker und Beamten unserer Zeit, aber genau an solchen Gesamtkunstwerken ist das insgesamt miserable Schaffen heutiger Stadtplaner zu messen. Man sollte die Messlatte ruhig sehr hoch ansetzen.

    Unter den zehn flächengrößten Städten und Gemeinden in Deutschland befinden sich Städte wie Möckern, Wittstock/Dosse, Templin und Jessen (Elster) mit weniger als 20.000 Einwohnern, aber mehr als 350 km² Fläche.
    Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…te_Deutschlands

    Unschlagbar in Sachen Grünland bezogen auf die Einwohnerzahl dürfte "Nuthe-Urstromtal" sein: "Nuthe-Urstromtal ist eine Gemeinde mit 23 Dörfern (Ortsteilen) im Landkreis Teltow-Fläming in Brandenburg. Mit 337,72 km² ist sie die flächengrößte Gemeinde ohne Stadtrecht und flächenmäßig zehntgrößte Kommune in Deutschland." (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Nuthe-Urstromtal)

    Mit "grünster Stadt (!)" hat das natürlich nichts zu tun, zeigt aber ansatzweise, dass Statistiken zu diesem Thema immer grundsätzlich fragwürdig sind, solange erstens nicht klargestellt ist, was unter "Stadt" verstanden werden soll (gemeint sind wohl Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern) und zweitens, was noch viel schwieriger ist, definiert wurde, was unter "grün" zu verstehen ist...

    Coburg verfügt ebenfalls über relativ viele Erker. Die renaissancezeitlichen sind besonders schön...


    Mitte Stadtbücherei, 1591 von Michael Frey


    Ehemaliges Zeughaus (heute Staatsarchiv), 1616-21 von Peter Sengelaub und Giovanni Bonalino


    Ehemalige Regierungskanzlei (heute städtisches Ämtergebäude), erbaut ab 1597 von Peter Sengelaub, plastischer Schmuck der Türme, Erker und Giebel von Nikolaus Bergner


    Hofapotheke, spätgotischer Steinbau des späten 15. Jahrhunderts mit Figuren der Madonna und des hl. Christophorus aus dem 1. Drittel des 16. Jhahrunderts


    Rathaus, 1578-80 vom Überlinger Hans Schlachter errichtet, 1750/51 Umbau (aus dieser Zeit Stuckierung des Mittelrisalits), 1901-05 erneute barockisierende Umgestaltung


    Siehe: http://www.architekturforum.net/index.php?page…d&threadID=1224

    Selbst wenn die beiden Inseln einst erst durch einen Sturm getrennt wurden, scheint mir eine Landaufschüttung ein Eingriff in die Natur mit unabsehbaren Folgen zu sein. Das gewonnene Neuland würde natürlich mit billigster Investorenarchitektur zugepflastert werden, damit das verschlafene Helgoland endlich Westerland spielen kann. In Zukunft dürften in Helgoland auch ohne Landaufschüttung neue attraktive Arbeitsplätze entstehen, wenn die Insel zur Service-Station für die deutschen Windparks in der Nordsee wird.

    Alternativ wäre es überlegenswert, auf Helgoland ein deutsches Steuerparadies analog zu den Cayman Islands einzurichten, mit dem wir anderen Staaten Teile ihres Steueraufkommens entziehen. Und wenn einmal alles scheitern sollte, könnte man die Insel immer noch zum befestigten Hochsicherheitsgefängnis ausbauen, sozusagen ein deutsches Alcatraz, vielleicht in Verbindung mit einem Atommüllendlager... :tongue:

    Problematisch an der Statue eines westbulgarischen Helden bliebe, dass sich der Staat Mazedonien auf diese Weise als ausschließlich slawisches und orthodoxes Land identifizieren würde. Bei der großen, autochthonen albanischen Minderheit könnte dies zu einer Radikalisierung führen. Dieser gesellschaftliche Konflikt wird für die Zukunft des Landes realpolitisch sehr viel relevanter sein als die von außen betrachtet etwas albern anmutende Auseinandersetzung mit Griechenland um Alexander den Großen und den Staatsnamen "Mazedonien".

    Natürlich gehen uns die Bemühungen um den Schutz des historischen Erbes nicht weit genug. Trotzdem hat Nibbeling-Wrießnig schon irgendwie Recht. Schlimmer geht's schließlich immer. Die hiesigen Zustände sind bei aller bitter nötigen Kritik nicht vergleichbar mit denen in Afrika, Asien oder Südamerika, wo arme Gesellschaften einzig auf Aufstieg und Veränderung getrimmt sind und der Fortschritt vor nichts halt macht. Oder man vergegenwärtige sich die Entwicklung in der außereuropäischen Anglosphäre, wo ganz ohne Zerstörungen nach dem Krieg das Skyscraper-Ideal New Yorker Prägung in jeweils viel schlechterer Qualität als beim Original durchgesetzt wurde, der Stadtkern, der ohnehin meist nur auf das 19. Jahrhundert zurückging, weiterhin Neubaugebiet blieb, und die Städte heute völlig austauschbar erscheinen.

    Ein Weltnaturerbe-Titel für die fünf Buchenwälder wäre aus meiner Sicht sehr begrüßenswert. Es handelt sich hierbei um den Nationalpark Kellerwald-Edersee, den Nationalpark Hainich, den Nationalpark Müritz (Teilgebiet Serrahn), das Totalreservat Grumsiner Forst im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und den Nationalpark Jasmund. Sie wären als Tieflandbuchenwälder das Gegenstück zu den Gebirgsbuchenwäldern der slowakischen und ukrainischen Karpaten, die bereits den Titel haben. Man glaubt es kaum und es mag nicht dem von Industrie und Wirtschaft geprägten Selbstbild entsprechen, das wir uns vielfach von unserem Land machen, aber naturnahe Tieflandbuchenwälder von nennenswerter Größe haben sich in Europa nur in Deutschland erhalten, überall sonst wurden sie in den letzten Jahrhunderten von der Forstwirtschaft gnadenlos hinweggefegt.

    Vielen Dank für die Vorstellung dieser Stadt, Isidor! Wie immer kleinere Sünden, die ausgebessert gehörten (Fenster, Erdgeschosszonen), bisher machen die Bilder von Dannenberg jedoch einen guten Eindruck.

    Die Rekonstruktion des Rathauses war mir bisher unbekannt. Interessant wäre es zu wissen, ob dem Vorhaben ein Streit mit einer Modernistenfraktion vorausgegangen ist oder ob der Wiederaufbau ohne große Diskussionen über die Bühne gegangen ist.

    Ich möchte gar nicht wissen, was Wolfgang Herles anstelle der sicherlich zumeist sehr kritikwürdigen Bauten vorschwebt...

    Hans Stimmann verdient natürlich Kritik, aber eben nicht weil er zu traditionell gewesen wäre, sondern weil er dies nicht in ausreichendem Maße sein wollte. Die von ihm propagierte "Rückkehr zur europäischen Stadt" erschöpfte sich in historischen Grundrissen, limitierten Gebäudehöhen und reduzierten Rasterfassaden. Er hätte einen dezidiert traditionellen Baustil - in Berlin in erster Linie barock und klassizistisch - und möglichst viele Rekonstruktionen einfordern müssen. Aber das Naheliegendste nach Kriegszerstörung, Abrisswahn und DDR-Wiederaufbau war eben auch Stimmann nicht (pseudo)intellektuell genug. Dem gesunden Menschenverstand darf man natürlich nicht folgen, das wäre zu einfach...

    Wittenberg erhält ein Einkaufszentrum auf dem Arsenalplatz. Der Arsenalplatz entstand durch Kriegszerstörungen im Jahr 1760 während des Siebenjährigen Kriegs. Die Fläche wurde erst wieder gegen Ende des 19. Jahrhunderts bebaut und seitdem militärisch genutzt.

    Jüngste archäologische Grabungen in diesem Bereich haben Bedeutendes zu Tage gebracht: Unterhalb der Reste der ehemaligen Franziskanerklosterkirche wurde das Grab von Kurfürst Rudolf II. (gestorben 1370) von Sachsen-Wittenberg aus dem Geschlecht der Askanier entdeckt (siehe: http://www.archaeologie-online.de/magazin/nachri…nberg-entdeckt/). Darüber hinaus wurden die Keller des ehemaligen Hauses von Hans Lufft, Luthers Bibeldrucker, und von Matthäus Aurigallus, dem Martin Luther die Unterstützung bei der Übersetzung hebräischer Bibeltexte verdankte, freigelegt. Diese Keller sollen erhalten bleiben (siehe: http://www.mz-web.de/servlet/Conten…d=1300342766586).

    Jedoch werden Markt 16 sowie Jüdenstraße 1 und 2 für die Verwirklichung des Einkaufszentrum-Projekts abgerissen (genaue Daten zu diesen Objekten habe ich leider nicht), da ein Zugang zum künftigen Einkaufszentrum vom Markt aus erfolgen soll. Die Nachfolgefassaden dürften eine satte Bausünde produzieren. An Historisierung sei nicht gedacht. "Der Bau soll sich einfügen und zugleich Zeitgeist widerspiegeln," verkündet Jochen Kirchner seitens der Stadt (siehe: http://www.mz-web.de/servlet/Conten…d=1289550885776).

    http://www.magdeburger-kurier.de/allgemein/luth…arsenalplatz-33
    http://www.fl-architekten.de/Seiten/Wettbew…te-Arsenal.html
    http://www.zeit.de/kultur/2011-06…um-ausgrabungen

    Eigentlich scheiterten die meisten deutschen Kolonisationsversuche nach 1350, die keinen Anschluss ans geschlossene deutsche Siedlungsgebiet fanden. Städte wie Bergen, Visby und Stockholm in Skandinavien oder Krakau und Posen in Polen hatten im Spätmittelalter ein starkes deutsches Element, das mitunter den jeweiligen Stadtrat dominierte. Allerdings wurde das Deutschtum in diesen Gebieten ebenfalls im Verlauf des 15. und 16. Jahrhunderts assimiliert, wobei diese Gebiete natürlich entwickelter waren als die Liptau. Selbst in Oberschlesien ging das Deutschtum damals merklich zurück. In Oberungarn mag die monostrukturelle Ausrichtung auf den Bergbau als mitursächlich hinzugekommen sein. Irgendwie erinnert die deutsche Geschichte Oberungarns an den Goldrausch in Alaska und im Yukon-Gebiet - ein kurzer Boom, bei dem es ums schnelle Geld ging, danach war ganz plötzlich wieder Ruhe...

    Die prächtigten Giebelhäuser dürften wirklich ein absolutes Alleinstellungsmerkmal in der weiten Umgebung sein. Selbst im vermutlich seit jeher bedeutenderen Cottbus gibt es nichts wirklich Vergleichbares.

    Wikimedia Commons hat eine besonders schöne Aufnahme des monumentalen Kirchenschiffs der Nikolaikirche:

    Quelle: Wikimedia Commons, Clemensfranz - This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

    Der Bau erinnert stark an das Kirchenschiff der zerstörten Stadtkirche in Guben.

    Nicht umsonst ist der ortsfremde Städter, der in letzter Sekunde das alte, verfallene Bauernhaus rettet und sich so einen Zweitwohnsitz auf dem Land sichert, fast schon sprichwörtlich geworden. Während die Einheimischen das alte "G'lump", "Gelerch" etc. einfach nur loshaben wollten... Seit den Wirtschaftswunderjahren mussten unsere Städte und noch viel mehr unsere Dörfer meistens unter dem traditionslosen Fortschrittsglauben der Eingeborenen leiden.

    Die Häuser in Lüttich ähneln teilweise stark denen in Aachen. Wäre Aachen im Krieg nicht weitgehend zerstört worden, sondern "nur" in den Nachkriegsjahrzehnten von modernistischen Stadtplanern gequält worden, könnten die beiden Städte glatt als gleichwertige Zwillingsschwestern durchgehen...

    Den Zustand des Hauses zum Obervierherrn habe ich nicht einmal in allzu schlechter Erinnerung - jedenfalls schien er mir nicht näherungsweise vergleichbar mit dem des Hauses zum Christoph am Wenigemarkt. Für einige der hiesigen Forennutzer hätte der Obervierherr im bisherigen Fassadenzustand vermutlich sogar genau die richtige Patina. Diese prächtige Alterswürde dürfte dann ja demnächst verloren gehen. :biggrin:

    Die profanen Raumschöpfungen im Kloster Eberbach sind sehr beeindruckend. Romanisch-frühgotische Säle von über 70m oder gar über 80m Länge. :augenkrummblau: Mir würden aus dem Stegreif auch aus späteren Epochen keine längeren Saalbauten einfallen...

    Hauptsache kostengünstig und schnell. Dass dann noch allen Ernstes Begründungsversuche unternommen werden, warum das Ochsenfurter Stadtbild von Abrissen auch noch profitieren würde, schlägt dem Fass den Boden aus. Und immer wieder das Gejammere, Sanierungen seien so teuer, während für Neubauten beliebige Beträge aufgebracht werden können... Dass hier kulturelle Werte unwiederbringlich vernichtet werden, ist diesen Kulturbanausen gänzlich unbewusst. Das Schlimme ist, dass diese Leute gar nicht einmal provozieren wollen, die Vorstellung, dass es sich bei Jahrhunderte alten Häusern um Dinge von großer Bedeutung handelt, ist ihnen einfach völlig fremd. :kopfschuetteln::weinenstroemen:

    Die Zahl "1376" habe ich hieraus entnommen:


    Quelle: http://pamatky.praha-mesto.cz/DENKMALBESTAND…malschutzgebiet
    Das Prager Denkmalschutzgebiet (PPR) dürfte folgendem Gebiet entsprechen, das im Wesentlichen die vorindustriellen Gebiete der Stadt umfasst: http://pamatky.praha-mesto.cz/zdroj.aspx?typ…&sh=-1308525569 (rote Nummer 1) bzw. http://pamatky.praha-mesto.cz/zdroj.aspx?typ…0&sh=1743773375

    Die grobe Angabe zur Lübecker Altstadt stammt aus dem diesbezüglichen Wikipedia-Artikel. Dort ist zu lesen: "Insgesamt stehen in der Lübecker Altstadt über eintausend Profanbauten auch einzeln unter Denkmalschutz." (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCbe…terbe_seit_1987
    Allerdings könnte es sich hierbei lediglich um die besonders wichtigen Einzeldenkmale handeln. Wenn man demgegenüber die Aussagen von Bausenator Franz-Peter Boden hernimmt, scheint es, dass sich innerhalb der geschützten Ensemblebereiche insgesamt deutlich mehr Häuser befinden:

    Quote

    Größe 150 ha, 2/3 bebaut
    3.500 Grundstücke, davon 20 % kleiner als 100 m², weitere 20 kleiner als 200 m²
    5.500 Gebäude, davon 2.500 reine Wohngebäude, 7.500 Wohngebäude
    Mehr als 4.000 Gebäude sind besondere oder einfache Buadenkmale mit erhaltenswerter
    Bausubstanz.
    Einwohnerzahl der Altstadt ca. 12.000


    Quelle: http://www.unesco.de/fileadmin/medi…k2007_Boden.pdf

    Möglicherweise beziehen sich die geringeren Angaben zu Prag und Lübeck ausschließlich auf besonders geschützte Einzelobjekte.

    "Nur" 1376 Denkmalobjekte innerhalb des Denkmalschutzgebietes von unglaublichen 8,66 km² - da hätte ich mehr vermutet. Zum Vergleich: In der relativ betrachtet kleinen Lübecker Altstadt stehen auf ca. 150 ha bereits mehr als 1000 Profanbauten auch einzeln unter Denkmalschutz.