Naja, die Optimierung der eigenen "architektonischen Erzeugnisse" durch Fotobearbeitung ist ja hinlänglich bekannt. Da wird gebogen und gestreckt was das Zeug hält, mit Maßen wird relativ "kreativ" umgegangen, um den Entwurf wettbewerbsaffin zu machen.
Den Höhepunkt dieser Entwicklung, sozusagen die Königsdisziplin, ist dann immer die Visualisierung bei Dämmerung oder Nacht. Nie sieht ein Gebäude so aus wie auf den Visus, aber egal, wenn es erst mal gebaut ist, reißt man es ja nicht wieder ab, Hauptsache der Wettbewerb wurde gewonnen.
Amüsant ist auch immer, wie transparent Glas auf solchen Visus wirkt. Jeder weiß, dass das mit der Realität nix zu tun hat, gemacht wird es trotzdem seit 20 Jahren und keiner sagt was.
Somit ist dieser bewusste Beschiss, oder sollte man es vielleicht lieber die kreative Optimierung der Entwürfe nenne, auch einer der Gründe, warum unsere Städe teils so mies aussehen, weil man durch geschickte Aufmachung Erwartungen in einen Entwurf legen kann, die er in Realität niemals erfüllen kann. Der Mensch ist aber eben ein visuelles Geschöpf und lässt sich durch eine gute Aufmachung nur zu gerne blenden. Und obwohl man es eigentlich weiß, fällt man immer wieder drauf rein.
Man müsste hier eigentlich verbindliche Standards festlegen, die bei Abgabe eines Entwurfs zur Redlichkeit verpflichten. So wäre es schon ein Fortschritt, wenn ein Entwurf z.B. bei gutem und schlechtem Wetter gezeigt und wenn vergleichbare PC-Programme mit nachprüfbaren Komponenten verwendet werden müssten.
Aber daran hat wohl niemand der Beteiligten ein Interesse, weil die Entwürfe dann bereits vor Verwirklichung als das erscheinen würden was sie sind. Und das will natürlich niemand. Es könnten sich womöglich Politker und der einfache Bürger gegen die strahlenden Bauten der Moderne wenden, also geht alles lieber so weiter wie bisher. Ich bin ehrlich, ich halte es für Beschiss!