Im Lenkungskreis von Stadt und Stiftung ist man sich einig darüber, dass das Schloss eine historische Außenfassade und ein zeitgemäßes Innenleben erhält
Am 14. Januar haben Stadt Hannover und VolkswagenStiftung ihre Verhandlungen über die Vorbereitung des Wiederaufbaus des Herrenhäuser Schlosses aufgenommen. Im zu diesem Zweck gebildeten Lenkungskreis herrschte Einvernehmen darüber, dass das Schloss in seiner Außenhülle historisch rekonstruiert und in seiner Nutzung als internationales Tagungszentrum zukunftsorientiert gestaltet werden müsse. Beide Seiten streben an, den Erbbaurechtsvertrag bis zum Sommer 2008 unterschriftsreif zu machen. Danach sollen möglichst exakte Pläne für eine historische Rekonstruktion des Laves-Baus erstellt werden. Auf dieser Grundlage wird es gegen Ende des Jahres oder Anfang 2009 einen Architektenwettbewerb geben.
„Mit dem Schloss wird der Wissenschaftsstandort Hannover nach innen und außen deutlicher hervorgehoben“, sagte Hannovers Oberbürgermeister
Stephan Weil. „Ein großer Wurf!“ Der Bau des Schlosses helfe auch dem Barockgarten, da dort eine empfindliche Lücke geschlossen werde. „Es entsteht wieder ein einzigartiges Architekturensemble von internationalem Niveau, das viele Menschen anziehen wird“, fügte Weil hinzu.
„Die Verknüpfung von klassizistischer Fassade und modernem Innenleben wird die große, ja spannende Herausforderung bei der Detailgestaltung sein“, bekräftigte der Generalsekretär der VolkswagenStiftung Dr. Wilhelm Krull mit Blick auf die Umsetzung. „Hier wird im weiteren Verlauf vor allem die Kreativität der Architekten gefordert sein.“ Die Stiftung wird sich bei der weiteren Umsetzung durch einen Fachbeirat beraten lassen.
Die Stadt versicherte noch einmal, der Stiftung das Grundstück im Zuge eines Erbbaurechtsvertrags für 99 Jahre zur Nutzung zu überlassen. Beide Seiten zeigten sich zuversichtlich, dass die Verhandlungen zügig verlaufen werden. Nach ersten Schätzungen dürfte der Kostenrahmen für den Wiederaufbau bei etwa 20 Millionen Euro liegen.
Hintergrund zum Wiederaufbau des Schlosses:
Der Wiederaufbau betrifft zum einen den Hauptteil des Schlosses. Der zweigeschossige Bau mit Dachgeschoss soll dabei nach derzeitigem Planungsstand um einen unterirdischen Veranstaltungssaal erweitert werden. Die Freitreppe als noch vorhandene Bausubstanz wird in den Bau integriert; außerdem soll eine Anbindung an die noch vorhandenen Bauteile „Grotte“ und „Kaskade“ erfolgen. Ebenfalls wiederhergestellt werden sollen die beiden eingeschossigen Seitenflügel des Schlosses. Offen ist derzeit noch, ob auch die Wachgebäude und die halbkreisförmige Ehrenhofrandbebauung rekonstruiert werden können.
Zur Geschichte des Schlosses:
Das Schloss Herrenhausen und der Große Garten gehen auf einen Wirtschaftshof aus dem Jahr 1638 zurück. Der ursprünglich barocke, in mehreren Bauabschnitten entstandene Schlossbau wurde in den Jahren 1819 bis 1821 vom damaligen Hofbaumeister Georg Ludwig Friedrich Laves im klassizistischen Stil umgestaltet. Er diente der Welfenfamilie als Sommerschloss.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss im Jahr 1943 bombardiert und zerstört. Erhalten blieben nur die Grotte, die Große Kaskade und die Freitreppe des Schlosses, welche später in den Großen Garten versetzt
wurde. Das zerbombte Schloss und das zugehörige Grundstück wurden vom Welfenhaus nach dem Krieg an die Stadt Hannover verkauft.