Posts by haussmann

    Wenn [lexicon='Leipzig'][/lexicon] nicht so weit weg wäre, würde ich da selbst mit 15 kg Fotoausrüstung aufkreuzen und u.a. noch einige Detailaufnahmen vom Fassadenschmuck mit Supertele machen.
    Alleine schon, um zu zeigen, daß es gewisse Hilfsmittel gegen das Vergessen gibt.


    Wichtig ist, daß sowas nicht irgendwo in Forumsthreads verschimmelt (so ein Forum ist nun mal nicht geeignet für Informationsarchivierung), sondern noch mal anderweitig aufbereitet wird.

    Sicher war der Bau schon über dem üblichen Einerlei, aber ob so ein Stein nun von Hand behauen oder von einer Maschine ausgespuckt wurde.. letzteres ist sogar vorzuziehen, das gibt meiner Zunft neue Aufträge für Steuerungsprogramme :=).


    Und zur erfahrbaren Historie, das finde ich etwas überbewertet. Diese Gründerzeitbauten haben nicht viel historischen Tiefgang, sind doch nicht mit Jahrhunderte alten Schlössern o.ä. vergleichbar, in denen auch noch viele bauliche Einrichtungen vom Leben damals zeugen. Was gibt es da beim städtischen Gründerzeitbau außer dem Kohlekeller?
    Außerdem wurde damals auch nach Kräften abgerissen. Ich stehe zu meiner in diesem Forum wohl als etwas provokant geltenden Meinung, daß man das ruhig etwas trivialer angehen und sich ganz simpel hübsche Städte zusammenbauen sollte, was man wohl zur Gründerzeit hier auch einfach gemacht hat. Mein Pseudonym habe ich schon bewußt gewählt: Haussmann gilt als Totengräber des historischen Paris, und welchen Stellenwert hat diese Stadt heute?

    Vielleicht findet man bei abendblatt.de noch was.. soweit ich mich erinnere, war es irgendein Privateigentümer, und einige Mietverträge laufen noch eine gewisse Zeit.
    Von Beust hat sich deutlich für den Abriß ausgesprochen ("die Dinger sind einfach häßlich"), aber wie immer bei solchen Dingen kann man sich erst sicher sein, wenn der Krempel in sich zusammenfällt.

    Zwei Sachen..


    Was hier über den Individualverkehr zu lesen war, kann man einfach nur mal wieder so kommentieren, daß eine Stadt halt entweder autogerecht zum Durchfahren oder menschengerecht zum drin Wohnen ist, beides geht nicht. Wer in der Stadt wohnt und ein Auto fährt, braucht also gar nicht erst herumzuheulen über Abrisse, denn er trägt selbst zu ihnen bei.
    Solange autofreie (oder zumindest -arme) Städte nur von strickpullovertragenden Ökofuzzies propagiert werden und das Bürgertum weiter wie blind seine Karossen durch die Gegend karrt, wird sich nichts wesentliches ändern. Es wird weiter u.a. für Straßen und Parkplätze abgerissen werden. Wer sich mal gewisse US-Städte oder dortige Firmensitze anschaut, wird erkennen, daß das ein Faß ohne Boden bis hin zu völlig unbewohnbaren Straßenwüsten mit mehrstöckigen Zufahrten zu den Parkhäusern ist.
    Gleichzeitig müßte der ÖPNV, um es mal radikal auszudrücken, wieder in den Zustand wie zur Zeit unserer Großeltern versetzt werden, mit Abteilen und Bediensteten sowie ohne Penner, die Unterführungen vollpinkeln.


    Punkt 2, es war trotz allem nur ein Ziegelbau mit vorgeblendeten Elementen. Der Abriß wäre nicht mal unbedingt schlimm, wenn nicht heute so ein Mist gebaut würde. Wäre es vor 100 Jahren passiert, hätte man gespannt gewartet, was da jetzt hinkommt.
    Das Alte um jeden Preis zu erhalten, ist hier momentan die einzig passende Notlösung, aber eine Notlösung bleibt es trotzdem. Daß dieser Abriß überhaupt so schwer wiegt, ist doch nur eine Folge der Tatsache, daß es heute nicht mehr möglich scheint, einen Neubau mit ein paar meinetwegen maschinell hergestellten Putzelementen auszustatten, abgesehen mal vom Dresdner Neumarkt oder ähnlichen Ausnahmen. Oder auch nur mit ausreichender Dichte zu bauen - siehe Punkt 1.


    p.s. ich würde im alten Stil gestaltete Neubauten auch jederzeit bevorzugen. Ich stehe nicht auf knarzende Holzböden und als Informatiker vor allem nicht auf vergammelte Telefonleitungen mit Bakelitummantelung oder schwachbrüstige Elektroverkabelung.
    Alles sollte ruhig so modern wie möglich sein, nur der Stilbruch des 20. Jh. darf eben gerne fehlen.

    Quote from "Sebaldt"

    Wodurch sind sie heute eigentlich so verkommen?


    Bei Afghanistan ist es wohl nicht schwer, darauf zu kommen: es gab ja immer mal problematische Einflüsse wegen der geopolitischen Bedeutung dieser Länder ("great game", Agentenpoker des 19. Jh), aber zugrundegerichtet hat das Land der Einmarsch der Russen 1979. Und zwar so gründlich, daß schon mal eine mittelgroße Stadt mit blühenden Gärten und allem nahezu spurlos in der Steppe verschwunden ist, und nur noch Reste eines einzelnen Brunnen stehen, wie ich das in einer Reportage mal gesehen habe. Übrigens gab es vor dem Einmarsch auch ein demokratisches Parlament und freie Universitäten.


    Ich finde es eigenartig, daß ausgerechnet ein Gebäude nach europäischem Vorbild hier angeführt wird. Es gab dort sicher auch prächtige Gebäude im traditionellen Baustil. Aber von denen ist wegen ihres Alters und der damit verbundenen Lehmbauweise wohl am allerwenigsten übrig, genau wie auch die vor-Gründerzeitlichen Bauten in Deutschland aufgrund ihrer Bauweise am schlechtesten standhalten konnten.

    Ja, architektonisch gibt es sicher besseres, aber der Nutzen der Halle wäre einfach sehr groß.
    Wobei eine Anlehnung an das Original wahrscheinlich überhaupt erst möglich ist, weil sie politisch korrekt im 20er-Jahre-Stil daherkam. Bei einem Gründerzeitbau ist das leider kaum vorstellbar.

    Dieses Bild, bei denen die Ziegel unter der vorgetäuschten Säule hervorschauen, finde ich wahnsinnig interessant.
    Denn als handwerklicher Laie kann ich mir noch immer nur ansatzweise vorstellen, wie man eigentlich diese ansich simplen Ziegelbauten zu Möchtegernschlössern gemacht hat.


    Diese ganzen Elemente sind also nur mit einer dünnen Schicht auf die Ziegel "draufgeschmiert"? Was ist das überhaupt, Gips? Wie kriegt man den an der Fassade in so eine Form?
    Und wie hat man Balkone gemacht, mit Stahlträgern?

    Man darf gespannt sein:
    http://www.abendblatt.de/daten/2006/03/29/548090.html\r
    http://www.abendblatt.de/daten/2006/03/29/548090.html


    Es ist doch tatsächlich von "historisierender" Gestaltung die Rede. Warten wir ab, ob das mehr bedeutet, als einige Scheiben der Glasfassade mit einer Klinkern nachempfundenen Textur anzumalen. :zwinkern:


    Hier ist das Original zu sehen, sonderlich spektakulär finde ich es allerdings nicht:
    http://www.bildarchiv-hamburg.de/hamburg/parks/stadtpark/index2.htm\r
    http://www.bildarchiv-hamburg.de/hambur ... index2.htm

    Wenn du was instrumentalisieren willst, wirst du wohl eine Demo organisieren müssen, oder willst du den Arbeitern erzählen, in den Fässern befänden sich hochgiftige Chemikalien?


    Ich teile übrigens deine Meinung zur Sprachkultur. Leider ist es da wie bei Architektur, entweder man hat ein Gefühl dafür oder nicht. Hat man es nicht, versteht man die Einwände gar nicht. Ein Glasbau mit 4 Ecken funktioniert doch, oder? Was habt ihr also..

    Naja also mal im Ernst, natürlich bin ich auch dafür, daß diese wirklich einmalig häßlichen Dinger abgerissen werden.
    Aber wenn ich diesen Neuentwurf sehe.. blinder 60er-Jahre-Modernismus weicht der heutigen Version. Das einzig Positive ist, daß der letzte Block links auf einer momentan leeren und nur als Parkplatz genutzten Fläche steht.


    Ich hatte übrigens mal nach historischen Bildern dieser Stelle geschaut.. man konnte bei dem, was ich gefunden hatte, nicht viel erkennen, aber hohe Gebäude standen da scheinbar nicht. Es kann sein, daß da ein inzwischen zugeschütteter Kanal verlief und dort eine Schleuse o.ä. war.


    Wer selbst suchen will, die Straße heißt Klosterwall.

    Richtig, aber der Laden ist eher günstig (so nach Art dieser "Diners" in USA).. eine Mietung in einem weniger häßlichen Haus oder gar einem Neubau wäre sicherlich teurer. :D


    Aber es ist interessant; paar Meter weiter ist ein zweiter Chinese und direkt daneben ein Asia-Laden (in der Umgebung laufen immer eine Menge Chinesen, Vietnamesen usw. herum). Auf der anderen Seite u.a. eine Buchhandlung. Im Innenhof (die Dinger haben tatsächlich eine Art Passage in der Mitte) sind noch einige ungewöhnliche Läden, die sicher nur wegen der geringen Mieten überleben können.
    Damit ist doch genau das passiert, was sonst den Altbauten den entscheidenden Schuß Urbanität verliehen hat in den Jahrzehnten, in denen sie keiner wollte: durch die geringen Mietpreise Leben in der Bude.
    Selbst das übelste Gebäude hat eben für die Stadtatmospähre einen vielfach höheren Wert, wenn es eine Ladenzeile hat.


    Und nun laßt euch verzaubern von dem wunderschönen Entwurf für die Neubebauung.. :gg:
    http://www.traegerverbund-inne…1_preis_klosterwall_2.jpg

    Oh nein oh nein, warum nur!!


    Ich bin da im September rumgelaufen und habe ein Objektiv getestet. Dabei habe ich auch dieses Haus und seine Umgebung fotografiert.
    Was man tun kann; mir fällt einiges ein, aber dafür mache ich ein separates Thema auf. Jetzt erstmal die Bilder:


    Haus hinten rechts an der Ecke zu sehen. Geradeaus ganz hinten ist die Kuppel der Kunsthalle, gegenüber dem HBF an den Gleisen gelegen.


    Linke Straßenseite, hinten ist das markante rote Haus am Platz. Den leicht historisierenden Bau links finde ich für einen Neubau nicht schlecht.


    Haus der Feuerkasse, leider etwas schief und das Begradigen würde zu viel Bildinhalt kosten. Wie man sieht, war sehr wohl noch etwas Stuck erhalten.


    Bildausschnitt in 2:3-Größe. Ganz links ein Hamburg-Relief.


    Der Platz. Das rote Gebäude ist von hier aus gesehen links. Wie man sieht, gibt es schon genug "Modernes" in der Nähe.


    Jetzt Blick nach rechts die Straße runter, Feuerkassengebäude rechts am Rand. Was fällt auf? Richtig, es war das einzige erhaltene Gebäude der Straße! :(


    Ich kann wieder mal nur den Kopf schütteln..

    Quote from "Wissmut"

    Was ist mit den Corbusierverschnitten zwischen Hauptbahnhof und Chilehaus ? Die waren noch um einiges übler als das gezeigte, wie ich mich erinnern kann.


    Die sind wirklich schlimm, und Von Beust wollte sich ja für einen Abriß einsetzen.
    Habe davon aber weiter nichts mehr gehört. Sie dürfen meiner Ansicht nach ausnahmsweise auch nicht abgerissen werden, weil einer der Mieter der einzige mir bekannte Chinese in Hamburg ist, bei dem man nicht die angepaßte Kantonsküche kriegt. Dazu ein leckeres Sambal, was man so ebenfalls nicht kaufen kann. :D

    Quote from "Carsten"


    haussmann
    Ist so ein kleiner Rechtschreibfehler jetzt schon der Weltuntergang?


    Der Fehler ist nicht klein, und es wäre nett, wenn akzeptiert würde, daß es Menschen gibt, denen sowas im Kopf "nachklingt" wie ein falsch gespielter Ton in der Musik. Sonst würde ich nichts sagen. Die Standart ist ein anderes Wort (=Art des Standes) und klingt auch anders. Hat also eigentlich nichts mit den Augen zu tun, sondern mit der inneren Stimme.
    In einem Forum von/für Ästheten muß sowas schon mal angesprochen werden können.. Modernismus haben wir übrigens grad mit der "neuen Rechtschreibung" bekommen, schauderhaft :P.


    Stephan:
    Ich wüßte gar nicht, wofür der Bunker derzeit benutzt wird. Eine Kunstgalerie ist da aber sicher nicht drin, sowas findet man eher im nur teilzerbombten Westteil Hamburgs oder im von den Großangriffen nicht betroffenen Sektor (alliierte Luftkarte) nahe der Alster. Wahrscheinlich ist es ein Lagerraum.

    Quote from "Carsten"


    Scheint eine Standartbegründung der Modernisten [...]


    Schon zum zweiten Mal heute Standard mit t hier.. meine Augen! Aber über Modernismus jammern =).


    Zu den Bunkern; in meinem Viertel (durchgängig feinster 50er-Jahre-Backstein) haben sie auf einen der Bunker eine Art zweigeschossigen Wohncontainer gesetzt, mit außen angesetztem Lift.

    Natürlich kann man in der Stadt drauf verzichten, ich habe nie eins besessen. Ist meist pure Bequemlichkeit. Bei meinen Eltern am Stadtrand habe ich mir natürlich oft die Karre ausgeliehen, da ist die Situation schon ganz anders.
    Aber wenn man es in der Stadt braucht, stimmt ganz einfach etwas nicht. Und nach den Parkplätzen kommen die Straßenverbreiterungen..


    Mein Pseudonym + Avatarbild sind nicht umsonst so gewählt.. dort habe ich ja erstmals gesehen, daß es wirklich komplett anders geht und so eine Stadt funktioniert. In Paris sind hauptsächlich Pendler aus den Vororten per Auto unterwegs. Die Besuche da haben mir sozusagen die Augen geöffnet.


    Nachträglich schaffen läßt sich das natürlich jetzt kaum noch, allein das U-Bahnnetz dort ist wohl umfangreicher als das der deutschen Städte zusammengenommen. Man müßte halt wieder zurück zu den Straßenbahnen.

    Tolle Vorgaben.."zu dichte Bebauung"? Zu dicht für wen? Zwar besser als eine Ausdünnung der Vorderhäuser, aber dennoch schlecht.
    Und zu wenige Parkplätze gibts auch nicht, sondern zu viele Autos. Individualverkehr braucht nun mal eine weiträumige Umgebung, wie lange versucht man noch, da die Quadratur des Kreises zu schaffen?


    Immerhin wird aber überhaupt was erhalten, man soll ja nicht immer nur das schlechte sehen..

    Quote from "Schloßgespenst"


    Das styroporartige Dämmmaterial, das da in den Erdgeschossen noch herausguckt, wird hoffentlich bald auf Nimmerwiedersehen verschwinden.


    Nein, es sollte bleiben, damit ein kritischer Diskurs mit der Vergangenheit angeregt wird und der Grundsatz des ehrlichen Bauens erkennbar bleibt.


    Aber im Ernst, für mich als Laien ist es tatsächlich sehr interessant, in die Innereien so eines Bauwerks blicken zu können. Ich kann mir auch nach wie vor nur schwer vorstellen, wie bei den Gründerzeitlern, eigentlich simplen Ziegelbauten, all das vorgeblendet wird.
    Es gibt nicht zufällig Großaufnahmen der Styropordinger und der Teile drüber? =)