Zwei Sachen..
Was hier über den Individualverkehr zu lesen war, kann man einfach nur mal wieder so kommentieren, daß eine Stadt halt entweder autogerecht zum Durchfahren oder menschengerecht zum drin Wohnen ist, beides geht nicht. Wer in der Stadt wohnt und ein Auto fährt, braucht also gar nicht erst herumzuheulen über Abrisse, denn er trägt selbst zu ihnen bei.
Solange autofreie (oder zumindest -arme) Städte nur von strickpullovertragenden Ökofuzzies propagiert werden und das Bürgertum weiter wie blind seine Karossen durch die Gegend karrt, wird sich nichts wesentliches ändern. Es wird weiter u.a. für Straßen und Parkplätze abgerissen werden. Wer sich mal gewisse US-Städte oder dortige Firmensitze anschaut, wird erkennen, daß das ein Faß ohne Boden bis hin zu völlig unbewohnbaren Straßenwüsten mit mehrstöckigen Zufahrten zu den Parkhäusern ist.
Gleichzeitig müßte der ÖPNV, um es mal radikal auszudrücken, wieder in den Zustand wie zur Zeit unserer Großeltern versetzt werden, mit Abteilen und Bediensteten sowie ohne Penner, die Unterführungen vollpinkeln.
Punkt 2, es war trotz allem nur ein Ziegelbau mit vorgeblendeten Elementen. Der Abriß wäre nicht mal unbedingt schlimm, wenn nicht heute so ein Mist gebaut würde. Wäre es vor 100 Jahren passiert, hätte man gespannt gewartet, was da jetzt hinkommt.
Das Alte um jeden Preis zu erhalten, ist hier momentan die einzig passende Notlösung, aber eine Notlösung bleibt es trotzdem. Daß dieser Abriß überhaupt so schwer wiegt, ist doch nur eine Folge der Tatsache, daß es heute nicht mehr möglich scheint, einen Neubau mit ein paar meinetwegen maschinell hergestellten Putzelementen auszustatten, abgesehen mal vom Dresdner Neumarkt oder ähnlichen Ausnahmen. Oder auch nur mit ausreichender Dichte zu bauen - siehe Punkt 1.
p.s. ich würde im alten Stil gestaltete Neubauten auch jederzeit bevorzugen. Ich stehe nicht auf knarzende Holzböden und als Informatiker vor allem nicht auf vergammelte Telefonleitungen mit Bakelitummantelung oder schwachbrüstige Elektroverkabelung.
Alles sollte ruhig so modern wie möglich sein, nur der Stilbruch des 20. Jh. darf eben gerne fehlen.