"lesbisch" und "trans" war böse Ironie meinerseits. Der Rest ist traurige Realität.
Wie die "Woken" mit meinen Dresdner Ikonen Wagner und Strauss umgehen, ist mir ein totales Rätsel.
Ich fürchte Schlimmes für den Opernbetrieb. Wahrscheinlich dürfen die dann nur noch mit vorherigem "Beipack-Zettel-Hinweis" genossen werden.
Immerhin war mein Idol Mahler Jude, ausgegrenzt und durfte bei den Nazis auch nicht gespielt werden. Gleichwohl auch er ein weißer Mann war... Brrrr....
Etwas sehr interessantes zu Wagner:
Der Jüdische Dirigent Barenboim führte vor 20 Jahren WAGNER auf in Israel. Einige verließen protestierend den Saal, die meisten blieben. Finde ich hervorragend dass ein Jude dieses Tabu brechen wollte. Barenboim sagte im Interview:
"Wagner war antisemitisch, seine Musik war es nicht". Ein valides Argument.
Frage: Woher wollen wir wissen, ob Beethoven nicht homophob, Brahms nicht faschistoid oder Schubert gar transphob-xenophob-antifeministisch und darüberhinaus noch rassistisch war? Oder noch schlimmer: "Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen". Verehrter Meister Schiller, wie rassistisch-xenophob von Ihnen. Das heisst ab sofort "der Neubürger hat seine Schuldigkeit getan", verstanden! Herzliche Grüße, Ihre Sprachpolizei.
Ironie beiseite: Der berühmte Englische Schriftsteller Charles Dickens forderte "die Auslöschung der Indischen Rasse". Da hätte er heute, bei über einer Milliarde Einwohner Indiens, viel zu tun. Sollen wir nun sämtliche Bücher von Charles Dickens aus den Regalen nehmen? Und vorsorglich auch alle Werke von Beethoven & Co., da diese ja, wie ich oben nachwies, rassistisch-xenophob etc. sein könnten ? Ich sage dazu, ich mag diese Hysterie und diesen blinden Aktionismus nicht. Ich garantiere es, wir werden bei fast jedem Schriftsteller vergangener Jahrhunderte Dinge finden, die wir aus heutiger Sicht "rassistisch" oder "faschistoid" finden. Es reicht m.E. zu wissen dass Dickens diese Ansichten hatte, und Ende. Man muss jetzt bitteschön keine neuen Bücherverbrennungen inszenieren.
Noch einmal zu Barenboim: Es gibt nicht wenige Menschen jüdischer Herkunft, die es ähnlich sehen wie Barenboim, die nämlich nicht diese Hysterie bezüglich der NS-Zeit haben. Sie akzeptieren, dass die Geschichte so war wie sie war, aber schauen nach vorne. Barenboim ist sehr wohl klar dass Wagner antijüdische Schriften verfasste, aber er trennt dies von Wagners Musik. Barenboims Haltung erinnert an den Star-Violinisten Yehudi Menuhin, der nur wenige Jahre nach dem 2. Weltkrieg gemeinsam mit dem Dirigenten Furtwängler auftrat, dem man NS-Nähe vorwarf. Daraufhin angesprochen und kritisiert, entgegnete Menuhin, ebenfalls Jude, lächelnd:
"Ja , warum denn nicht? Das ist Versöhnung".
Barenboims Schlussworte in Der SPIEGEL sind bemerkenswert:
"SPIEGEL: Wäre es ein Zeichen von Normalität, wenn ein Deutscher in Israel Wagner dirigieren dürfte?
Barenboim: Wer dirigiert, ein Deutscher, ein Israeli oder ein Mexikaner, ist vollkommen egal. Hauptsache, er macht es gut".
MIr scheint, es sind vorwiegend die Deutschen selber, die Wagner in vorauseilendem Gehorsam verdammen. Die Juden selber scheint dies weniger aufzuregen. Vielleicht sollten auch die Deutschen anfangen, ihre Geschichte als Teil der Realität zu akzeptieren und es endlich abzuhaken.
Gestern war gestern, und ist vorbei: Zeit, nach vorne zu schauen.