Beiträge von Meyer

    Mich interessierte gerade, was frühere Architekten an der Ecke Hauptstraße/Heinrichstraße gebaut hätten - ein kurzer Blick in die Postkartensammlung klärte mich auf..

    ..irgendwie sehe ich gar keine versetzten Fenster - kannten die armen Tropfe wohl noch nicht - kein Wunder, dass sich heutzutage niemand für deren Schrott interessiert..

    Die Begründung, dass der Platzbedarf des Landtags die geänderten Proportionen erfordere, halte ich für fadenscheinig. Es gibt am Alten Markt genügend wieder zu errichtende Gebäude, wo im Zweifelsfall Abgeordnetenbüros untergebracht werden könnten, z.B. den Barberini Palast - die Verbindung wäre mühelos mittels eines Tunnels möglich. Somit handelt es sich vermutlich wirklich um einen Anschlag auf alle Reko-Befürworter. Es würde mich nicht wundern, wenn statt der alten Bittschriftenlinde eine Bittschriftenplatane gepflanzt würde, frei nach dem Motto: Seht her, ihr ewiggestrigen Deppen, selbst Bäume kann man nicht reproduzieren!

    Das Argument der beliebigen Reproduzierbarkeit halte ich für problematisch - selbiges stellt ein gefundenes Fressen für alle Rekonstruktionsgegner dar - sobald es auf Authentizität nicht mehr ankommt, weil die Gebäude ja eh mühelos wiederholbar sind, stellen sich die Befürworter von derartigen Rekonstruktionen selbst in's Abseits und müssten sich zu Recht den Vorwurf der Geschichtsfälschung gefallen lassen.
    Natürlich war der abgerissene Bau kein Meisterwerk seiner Zeit sondern wirklich nur billig produzierte Massenware - immerhin war er ein Zeitdokument und trug zum Flair des Viertels bei - was jetzt kommt, kann nur furchtbar dagegen sein - Massenware unserer Zeit.

    Die besonders wertvollen Zwingerstatuen wurden auch von großen Meistern in mühevoller Arbeit geschaffen - für die zahllosen, wiederkehrenden Elemente legten einfache Gesellen Hand an - der einzige Unterschied ist, dass der damalige Entwicklungsstand eine industrielle Fertigung nicht ermöglichte - andernfalls hätten viele Girlanden und Schmuckvasen sicherlich auch in einer Fabrik das Licht der Welt erblickt.

    Selbstverständlich waren es Originale - da in der Gründerzeit nun mal industriell gefertigt wurde, gibt es eben keine anderen - mit der gleichen Begründung könnte man auch sämtlichen Stuck von Gebäuden dieser Epoche schlagen und billig neu herstellen - der war auch nur Massenware - qualitätvolle Massenware.

    Die Tatsache, dass besagte Schmuckelemente industriell gefertigt wurden, spricht nicht gegen sie - immerhin wurden sie überhaupt gefertigt - gelänge es unserer blutarmen und unkünstlerischen Bau"kultur", eigene Ornamente zu entwickeln, könnte auf ein paar Gründerzeitelemente gern verzichtet werden - solange dies nicht geschieht, sollte man die Säulen und Pilaster meinetwegen einlagern und nach 50 Jahren wieder hervorholen und verwenden - so geschehen beim Berliner Ephraimpalais (auch wenn ein Vergleich der beiden Gebäude sich von selbst verbietet).

    In dieser durch zwei Zerstörungswellen entstellten Stadt künden heute nur noch wenige Zeugen von der stolzen Geschichte. Das wunderschöne Neustadt-Rathaus wurde sinnloserweise aus einer ehemals geschlossenen Häuserfront gerissen und steht nun wirklich ziemlich verloren da. Säßen nicht die Brüder Grimm noch immer auf ihrem Sockel, könnte man sich auch in Kassel wähnen (übrigens ebenfalls eng mit den Grimms verbunden - geschah der unsägliche Wiederaufbau beider Städte aus Hass auf die Märchenerzähler?). Dass es auch anders ging, zeigt ja der Altstadtmarkt - hier wurden die Proportionen wiederaufgenommen und zusammen mit dem Goldschmiedehaus eine Erinnerung an die alte Atmosphäre geschaffen. Vollkommen unverzeihlich ist der Abriss des Residenzschlosses. Vielleicht könnte das wunderbare Altstadtmodell ja dazu dienen, ein paar Wunden zu schließen? Nötig hätte es die Stadt!

    Finde es beim Betrachten alter Postkarten immer wieder kurios, wie viele Schreibweisen für den Namen dieser Straße existierten: ich habe 4 gezählt - Prager Straße, Prager Strasse, Pragerstraße und Pragerstrasse. Im Endeffekt meinten sie natürlich alle die selbe glanzvolle Einkaufsmeile. Für die heutige platzartige Shopping Street kenne ich nur die Bezeichnung Prager Straße - reicht ja auch - mehr Namen hat sie wohl nicht mehr verdient..

    Wozu den Aufwand betreiben, wenn wir Knerer und Lang haben? Diese anbetungswürdigen Könner ihres Fachs holen nun endlich nach, was Ulbricht und Weidauer nur halb vollendet haben - womit hat Dresden soviel Glück nur verdient..

    Freue mich schon auf folgende SZ Schlagzeile: "Thüringer Großinvestor plant innovatives Einkaufszentrum am Theaterplatz". Die talentfreien Stümper Klengel, Chiaveri und Semper würden ob der Meisterschaft ihrer genialischen Nachfolger noch in den Gräbern erblassen. Ihre hausbackenen Machwerke wären somit endlich auf die ihnen zustehenden hinteren Plätze verwiesen. Darüberhinaus könnte endlich Löffler's Wunsch nach einem neuen Maßstabbau als Ersatz für das zerstörte Bellevue entsprochen werden - allerdings unter umgekehrten Vorzeichen: Hofkirche, Schloss und all die anderen geschmacklos verzierten Kisten gäben den Maßstab für das glanzvolle Juwel neuzeitlicher Schöpferkraft. Dresden braucht noch viel mehr Floranas, um endlich das ersehnte Niveau der vorbildhaften Schwabenmetropole zu erreichen - das Potential ist da - nutzen wir es!

    Derartige Bilder sind angesichts des heutzutage in Würzburg, Nürnberg und anderen deutschen Städten errichteten Trübsinns wirklich Labsal für die Augen. Auch wenn Elbing mehr als 50 Jahre lang ein städtebauliches Garnichts war, besinnt man sich nun endlich auf die alte Kleinteiligkeit. Rekonstruktionen der alten Patrizierhäuser, die ihren Danziger Verwandten ziemlich ähnlich sahen, wären natürlich vorzuziehen. Immerhin entsteht so etwas wie Altstadtatmosphäre. Ähnliche Bestrebungen kann man ja auch in Stettin beobachten - irgendwann dämmerte es den Polen, dass ausschließlich mit vermeintlich polnischen Piastenschlössern und mittelalterlichen Kirchen auf Dauer kein Identitätsgefühl der Einwohner geschaffen werden kann. Alles Deutsche scheuten sie (irgendwo verständlicherweise) wie der Teufel das Weihwasser - nun endlich entsinnen sie sich selbiger Vergangenheit - spät aber nicht zu spät. Solche Einsichten dürften in Nürnberg und Würzburg wohl kaum zu erwarten sein.

    Zitat

    moege es dort und anderwo viele Nachahmer finden


    Wunderbare Nachricht - gerade in dieser unsäglich aufgeweiteten Straße wünscht man sich besonders viele Nachahmer - einer der ganz üblen Schandflecke der Neustadt.

    Vermutlich möchte das Auktionshaus den Preis durch die falsche Zeitangabe in die Höhe treiben - angesichts des zweiten Semperbaus kann es sich um frühestens Dresden 1878 handeln - trotzdem ein hübsches Bild - 2500 erscheinen mir durchaus angemessen.

    Zitat

    Nur die Dominsel ist eine blitzsaubere Rekonstruktion (und Geschichtsfälschung), der Teil der Altstadt (ca. 1/3) der heute noch steht war auch relativ gut über den Krieg gekommen.


    Die kommunistische polnische Geschichtsschreibung verstand es überaus geschickt, vielen Menschen falsche Vorstellungen vom Wiederaufbau in ihrem Land zu vermitteln. Gern wurde immer wieder die Legende verbreitet, dass Danzigs Rechtstadt eine getreue Rekonstruktion der Vorkriegssituation darstellt. Vergleicht man allerdings Ansichten von vor 1945 mit heute, wird man schnell eines Besseren belehrt - wiederhergestellt wurde ein vermeintlicher Zustand aus dem 18. Jahrhundert, als die Handelsmetropole noch "polnisch" war - ein Ammenmärchen, da die Stadt nur formell der Krone unterstand, weil dies gewisse Privilegien mit sich brachte - auf die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung hatte das keinerlei Einfluss - die war auch im 18. Jh. weit überwiegend deutsch. Immerhin konnte aus dieser Geschichte ein polnisches Danzig konstruiert werden, so dass der trotz aller Verfälschungen immer noch meisterhafte Wiederaufbau überhaupt erst ermöglicht wurde - andernfalls sähe die Stadt heute wohl aus wie Stettin. Gerade die Bilder aus Danzig führten zu dem verzerrten Bild, das auch heute noch über polnische Wiederaufbauleistungen in vielen Köpfen geistert. Die polnische Geschichtsklitterung hat hier eines ihrer Meisterwerke vollbracht - andere Bemühungen, wie die Polonisierung von Veit Stoß und Nikolaus Kopernikus erwiesen sich als weniger erfolgreich.

    Exilwiener: meine Aldi-Medion für € 99,00 aus 2007 bedankt sich herzlich für das ihr gemachte Kompliment!
    Verglichen mit Sanssouci sind die Bauten in Babelsberg leider immer noch z.T. ziemlich desolat (zumindest 2007, als die Fotos entstanden) - das Schloss glich einer Dauerbaustelle. Leider gingen nach 1945 quasi alle Möbel verloren, so dass innen nicht viel zu sehen ist. Die herrlichen Sterngewölbe im Tanzsaal und Teesalon sind allerdings eine Pracht. Ob die Umbauarbeiten zum Museum mittlerweile abgeschlossen sind, weiß ich nicht; vielleicht kann hier ein Potsdamer weiterhelfen. Der Flatowturm war damals bereits renoviert, wenngleich keine originalen Ausstattungsstücke mehr vorhanden sind. Gleiches gilt für das Kleine Schloss. Erzengel Michael harrte damals noch einer Schönheitskur - vielleicht tötet er ja mittlerweile den Drachen in glänzenderem Gewand. Der Park machte bereits vor 3 Jahren einen sehr gepflegten Eindruck.

    Die Potsdamer Kulturlandschaft übt eine geradezu magische Faszination aus. An wunderbaren Parks und verwunschenen Schlössern besteht kein Mangel, so dass die Auswahl schwer fällt. Heute soll ein österlicher Ausflug in den Babelsberger Park illustriert werden.
    Im Jahre 1833 erhielt der zweitälteste Spross des linkischen Hohenzollernmonarchen Friedrich Wilhelm III von seinem Papa die Erlaubnis, einen eigenen Garten am Ufer des Tiefen Sees bei Potsdam anlegen zu lassen. Besagter Wilhelm spielte in der Geschichte durch die Niederschlagung der Aufstände in Baden eine unrühmliche Rolle als Kartätschenprinz. Später sollte er dann seinen geisteskranken Bruder Friedrich Wilhelm IV beerben und zuerst Preußischer König und dann Deutscher Kaiser werden.
    In seinem Babelsberger Garten gebärdete er sich weniger martialisch, so dass in den Händen von Lenné, Pückler, Schinkel, Persius und Strack ein verwunschener Zaubergarten entstand, der dem großen Vorbild Sanssouci kaum nachsteht. Neben den kunstvollen Parkanlagen gibt es u.A. das Schloss von Schinkel, Persius und Strack zu sehen, sowie einige romantische Kleinbauten; die Gerichtslaube und der Flatowturm wurden bereits im Strang "Geklonte" Häuser vorgestellt.
    Nach jahrelangem Schattendasein aufgrund der nahegelegenen Mauer ist der Park seit der Wende zu neuem Leben erwacht. Besonders schön ist er im Frühjahr, so dass ich mir einige Aufnahmen nicht verkneifen konnte.


    Schloss im Stil der englischen Tudorgotik


    der von Schinkel entworfene Teil des Schlosses


    von Strack entworfener Schlossturm


    Erzengel Michael tötet bösartiges Fabeltier


    Flatowturm und Matrosenhaus von Strack - Pate für Letzteres war das Stendaler Rathaus - zwei Klone auf einem Bild!


    nochmals Matrosenhaus


    Gerichtslaube des alten Berliner Rathauses


    Blick von der Gerichtslaube zum Flatowturm


    Flatowturm


    Flatowturm II


    Kleines Schloss von Persius - zeitweiliger Wohnsitz des späteren Kaisers Friedrich III


    Schloss


    Park und Schloss

    Babelsberg ist ein verzaubertes Eiland, das bei keinem Potsdam Besuch fehlen sollte!

    Der alte Bischofssitz Fulda ist wirklich ein barockes Kleinod. Wenngleich in der Altstadt das Auge des schönheitsliebenden Betrachters von manch Garstigem und Widerborstigem (ich sage nur Karstadt) beleidigt wird, ist das Ortsbild immer noch relativ geschlossen. Die großen Highlights à la Dom, Schloss und Orangerie wurden äußerlich ja bereits in dieser Galerie gezeigt, so dass nun ein paar Innenaufnahmen folgen. Besonders das intime Spiegelkabinett im Schloss hatte es meiner Medion angetan; ein flamboyanter Traum voller zierlichster Rocaille Ornamentik - hiervon gibt es gleich drei Bilder. Auch die Interieurs des Doms und der herrlichen Orangerie gefallen.


    Dom St. Salvator


    Orangerie


    Orangerie II


    Saal im Schloss


    weiterer Saal


    Deckengemälde


    Enfilade


    Spiegelkabinett I


    Spiegelkabinett II


    Spiegelkabinett III

    Sehr schöne Fotos - auf einigen davon erkennt man, dass Miltenberg längst kein Geheimtip mehr zu sein scheint - hoffen wir allerdings, dass die ganz großen Touristenströme auch weiterhin gen Rothenburg und Neuschwanstein pilgern - diesen Massenansturm würde der liebliche Ort wohl kaum verkraften..