Frankfurt a. M. - sonstige Meldungen

  • Wird wohl ähnlich aussehen wie der (mit guten Grund denkmalgeschütze) Althoffblock in Dortmund.

    Kaum zu Glauben, dass man solche Häuser noch aus rein wirtschaftlichen Gründen abreißt... schließlich ist das eine sehr intakte Ecke. Und Neubauwohnungen werden sich wohl auch nicht viel teurer vermieten lassen, dazu gibt davon schon zu viele in Frankfurt.

    Der Althoffblock in Dortmund ist soweit ich weiß mittlerweile auch von jüngeren Leuten stark nachgefragt, auch wenn dort hauptsächlich ältere Leute wohnen... noch.


    Hier noch ein paar Fakten zum Riederwald:

    Chronik

    Zitat

    Die Riederwald-Siedlung entstand in drei Bauabschnitten von 1910 bis 1928.

    Im östlichen Teil herrscht der sog. "Heimatstil" mit zweigeschossigen Doppelhausgruppen mit hohen Mansardendächern vor. Es folgt der expressionistische Stil mit überbauten Durchgängen und begrünten Innenhöfen.

    Die Häuser im westlichen Teil gehören in die Kategorie "Neues Bauen" mit Flachdächern, charakteristischen Fenstern und Balkonen. Noch heute hat dieses Wohngebiet mit den vielen Grünflächen eine besondere Atmosphäre.

    Um 1920 entstand am Fuße des Bornheimer Hangs ein Sportplatz (FSV). Nach dem Zweiten Weltkrieg kam ein weiterer Sportplatz hinzu (Eintracht).

    Stille Beschaulichkeit herrscht am Riederbruch, einem Feuchtbiotop, das durch den Ausbau der Autobahn nach wie vor stark gefährdet ist.


    Quelle: http://www.frankfurt-interaktiv.de">http://www.frankfurt-interaktiv.de


    Zitat

    ist einer der kleinsten Frankfurter Stadtteile, der architektonisch allerdings zu den Perlen der Mainmetropole gehört. Im Schwemmland des Mains entstand hier zwischen 1910 und 1928 in drei Bauabschnitten eine Arbeitersiedlung, die diese drei Abschnitte auch im Baustil dokumentiert: während im Osten zweigeschossige Doppelhausgruppen mit hohen Mansardendächern gebaut wurden (sog. «Heimatstil»), herrscht im Westen ein Baustil vor, der mit dem Stichwort «Neues Bauen» kategorisiert wird. Hier stehen Flachdachhäuser mit modernen, archteypischen Gestaltungselementen an Fenstern und Balkonen. Zudem weht ein Hauch von Expressionismus durch den Riederwald - Anleihen am expressionistischen Baustil nimmt das Zentrum der Siedlung. Der Riederwald war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts politisch eindeutig dem Arbeiterflügel zuzuordnen. Heute ist der Stadtteil am Feuchtbiotop Riederbruch vor allem durch die Frankfurter Eintracht bekannt, die hier ihr Trainingsgelände hat.


    http://www.frankfurt.de">http://www.frankfurt.de

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Mit "Gründerzeitlern" macht ihr euch wohl, glaube ich, falsche Vorstellungen. In einem ersten Abschnitt geht es um eine Ladenzeile, so sieht sie aus: http://www.20six.de/pub/ladenzeile/ladenzeile2.jpeg.jpg\r
    http://www.20six.de/pub/ladenzeile/ladenzeile2.jpeg.jpg Also nur zwei Voll- und zwei Dachgeschosse. Freilich ändert das gar nichts daran, dass der Abriss ein ungeheurer Frevel wäre.

    Natürlich gibt es auch schon eine Webseite bzw. einen Blog (mit weiteren Fotos): http://www.20six.de/ladenzeile/weblogCategory/trjttaqhbacw\r
    http://www.20six.de/ladenzeile/weblogCa ... jttaqhbacw

    Das Bemerkenswerte an dieser Geschichte ist, dass alleine der Vorstand der Eigentümerin, das ist die Genossenschaft Volks- Bau- und Sparverein eG Frankfurt, für den Abriss ist. Angeblich ist auch die Mehrheit der Genossenschafter dagegen.

    Halsstarrig alleine gegen den Rest der Welt, u. a. die Riederwald-Bewohner und die restlichen Frankfurter, die gesamte Presse und für allem die Politik. Letztere, auch das dürfte außergewöhnlich sein, ist sogar geschlossen dagegen. Leider scheint es nicht mehr rechtliche Handhabe als eine Erhaltungssatzung zu geben. Im Moment ist ungewiss, ob sich der Abriss mit diesem Instrument stoppen lässt. Eine Abriss- oder gar Baugenehmigung gibt es jedenfalls nicht, entschieden ist also gar nichts. Vielleicht begehren auch die Genossenschafter endlich gegen ihren Vorstand auf.

  • Also ich halte die Riederwaldsiedlung für eine der wenigen Viertel in Frankfurt, die noch sowas wie Gemütlichkeit ausstrahlen. In architektonischer wie historischer Hinsicht ist sie gewiss nicht so interessant, aber sie symbolisiert eine typische Arbeitersiedlung um die Jahrhundertwende, wie es sie wohl in jeder größeren Stadt gibt / gab. Natürlich hätte sie unter besonderen Schutz gestellt werden müssen, insbesondere auch, weil sie ärmeren Menschen eine Wohnalternative bietet. Ein Abriss wäre somit auch in sozialer Hinsicht ein Frevel.

    Die Eisenbahnersiedlung in Frankfurt-Nied beispielsweise hat man vor etlichen Jahren schön saniert und ist heute ein sehr beliebtes Wohnviertel der Stadt. http://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnsiedlung\r
    de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnsiedlung

    Auch in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gibt es über die ganze Stadt verteilt Arbeitersiedlungen ("Meyersche Häuser"), wo heute sozial schwächergestellte Menschen ihr zu Hause vorfinden. http://www.[lexicon='leipzig'][/lexicon]-blaugelb.de/backstage_blaugelb/unser_leipzig/schloesser/mayersche.php\r
    www.[lexicon='leipzig'][/lexicon]-blaugelb.de/backstag ... ersche.php


    Vielleicht wäre ja mal ein Thread interessant, der solche Arbeitersiedlungen auflistet.

  • Die Stadt hat schon etwas unternommen, wahrscheinlich hat sie die sich bietenden Möglichkeiten ausgenutzt. Wie in dem FAZ-Artikel steht leitete sie vor 5 Jahren ein Verfahren ein, die Siedlung unter Denkmalschutz zu stellen. Doch die zuständige Landesbehörde hat "das Ansinnen abgelehnt". Dann hat sie beträchtliche Zuschüsse zur Sanierung bereit gestellt, die aber nicht in Anspruch genommen wurden. Und sie hat diese Erhaltungssatzung erlassen, die aber leider nicht allen Umständen eine Veränderung untersagen kann, sonst wäre sie wohl rechtswidrig.

    Die Schuld liegt imho hier ganz klar beim Vorstand der Genossenschaft. Andere Teile der Riederwald-Siedlung gehören einer anderen Wohnungsbau-Gesellschaft, dort gibt es keine Abrisspläne, vielmehr wurde in den letzten Jahren (mit finanzieller Unterstützung der Stadt) saniert. Aber wie gesagt, noch ist nichts verloren, ein breiter Widerstand könnte erfolgreich sein. Und auch an der Erhaltungssatzung kommt die Genossenschaft nicht ohne weiteres vorbei.

    Interessant in dieser Hinsicht sind auch die Arbeitersiedlungen im Stadtteil Zeilsheim, natürlich von den Farbwerken gebaut. Sie heißen z. B. "Märchensiedlung", "Neue Kolonie" und "Arbeiterkolonie". Teilweise stehen sie tatsächlich unter Denkmalschutz, sind aber ohnehin in gutem Zustand. Schau dir das mal an, Cowboy, falls du es nicht schon kennst.

  • Hab letztens in Dortmund einige "Arbeitersiedlungen" fotografiert, eine aus der Gründerzeit (Althoffblock), zwei aus den 20ern. Hab die aber nicht online gestellt da Dortmund hier scheinbar eh so gut wie niemanden interessiert, würd das bei Interesse aber wohl machen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat

    Interessant in dieser Hinsicht sind auch die Arbeitersiedlungen im Stadtteil Zeilsheim, natürlich von den Farbwerken gebaut. Sie heißen z. B. "Märchensiedlung", "Neue Kolonie" und "Arbeiterkolonie". Teilweise stehen sie tatsächlich unter Denkmalschutz, sind aber ohnehin in gutem Zustand. Schau dir das mal an, Cowboy, falls du es nicht schon kennst.

    Nu klar kenne ich die Siedlung. Ich habe 5 Jahre meines Lebens im wilden Westen Frankfurts gelebt. Arbeitersiedlungen aus dieser Zeit kenne ich noch in Höchst, in Sindlingen und in Unterliederbach. In letzterer, wo die Siedlung „Heimchen“ heißt, wohnt auch der ehemalige Forschungsminister Heinz Riesenhuber (der mit der Fliege).

    Eine Dokumentation darüber (über Frankfurter Arbeitersiedlungen, nicht über Riesenhuber) an anderer Stelle hier im Unterforum wäre schon nicht übel. Mal sehen...

  • Könnte mich dann auch mal aufmachen und Essen-Margarethenhöhe fotografieren. Gibt es nicht in Berlin Tempelhof auch eine? Interessant finde ich die Grundrisse sie sind m. M. n. sehr ästhetisch und föllig anders als die Gründerzeitblockrandbebauung.

  • Essen Margarethenhöhe ist wirklich ein Traum von Arbeitersiedlung, wobei die Altenhof I auch nicht schlecht aussieht. Der_Sauerländer und ich wollen demnächst eh zu einigen Fototouren im Ruhrgebiet starten, mal gucken was wir da noch zusammenbringen.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Oh gerne. Ich war auch mal noch in ner anderen Arbeitersiedlung im Pott, ich glaub irgendwo in Herne.
    Wenn du Lust hast, könnten Booni, Du und ich ja mal zusammen auf Erkundungstour im Pott oder NRW gehen, nicht nur Arbeitersiedlungen, sondern auch andere historische Architektur.

    Doch nun zurück zum Thema (das hat ja langsam nicht mehr so viel mit Frankfurt zu tun).

    EDIT: Bezog sich auf den Beitrag von Kv2D.

  • Kulka-Liebhaber aufgepasst: Das DAM würdigt den Architekten mit einer Ausstellung seiner Werke, die quasi als Gegenveranstaltung, so der Tenor der FR, zu den dogmatisch veranlagten Wiederaufbaubestrebungen gleich nebenan verstanden werden kann.

    Hier ein paar Auszüge:

    Zitat

    Verlorene Substanz, so könnte man sagen. Sollte man daher die Form wahren? Auf jeden Fall ist man aufgefordert, genauer hinzuschauen, zumal in diesen Tagen in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon]. Denn die Stadt ist in eine Epoche eingetreten, in der die Wiedereinbürgerung eines Fachwerkquartiers in die Innenstadt zum Dogma erhoben wird.

    Unter solch antiquarischen Umständen bildet ein Besuch im Deutschen Architektur Museum (DAM) am südlichen Mainufer der Stadt einen Kontrast und einen Kommentar. Denn wenn man vor den Abbildungen, den Fototafeln, Plänen und Modellen steht, auf denen etwa die Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst dargestellt wird, weiß man, dass sich der Respekt vor der Historie nicht sinnlicher und ernsthafter darstellen lässt als durch eine scharf gezogene Grenze.

    Klingt logisch, oder? 8)

    Noch ein Zitat:

    Zitat

    In seinem Minimalismus bezwingend sinnlich ist sein "Haus der Stille" in der Abtei Königsmünster in Meschede (2002), es ist ein auf Typen reduziertes Schachtel-Ensemble, eine Beton-Körper-Zellen-Architektur, in die herrlich der Geist eines "Weniger ist mehr" hineingefahren ist.

    Ohne Kommentar!

    Hier nun der ganze Artikel:
    http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/architektur/?cnt=755396&\r
    http://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultu ... nt=755396&

  • Oh Mann, das ganze Gedankengebäude der Reko-Gegner ist mittlerweile so verquer und künstlich, so abgehoben und realitätsfern, dass die Tage echt gezählt scheinen. Aber warten wir´s ab. Mein Leserbrief ist übrigens noch nicht ganz fertig, wird aber!

  • Mann, sind das Betonköpfe!
    Wo waren denn die "kritischen" Journalisten in den letzten Jahrzehnten, als ein Beton- oder Glaskasten nach dem anderen gebaut wurde...


    Anderes Thema:


    Einkaufsmeile Zeil soll bis 2008 umgestaltet werden

    http://www.wiesbadener-kurier.de/rhein-main/obj…ikel_id=2136833


    Wahrscheinlich läuft das doch nur auf eine teure, neue Pflasterung, Grünflächen und ähnliches hinaus. Solange die Architektur nicht verändert wird, wird diese Umgestaltung wohl wenig bewirken!


    EDIT: Hier noch der Wettbewerb aus dem Jahr 2000:

    http://www.frankfurt.de/sis/sis/detail.php?id=21398