Frankfurt a. M. - sonstige Meldungen

  • Zitat von "Antiquitus"

    Vor allem frage ich mich, wieso man am Untermainkai eigentlich auch noch einen Klotz braucht.

    Vielleicht, weil einige Immobilienfonds unbedingt Gelder anlegen müssen? Und weil einige Architekten immer noch gut am Bau von Leerstands-Hochhäusern verdienen?

  • Wobei ich selbst als Autor des Artikels nicht verstehe, warum ausgerechnet das heutige Datum dafür gewählt wurde.

  • Gestern mußte ich feststellen, daß das Sachsenhäuser Depot gerade abgerissen wird, das war doch denkmalgeschützt, oder ist das wieder so eine 'Restaurierung' wo erst mal alles auseinandergenommen werden muß? Weiß irgendjemand etwas darüber?

  • Danke. Hmpfnaja, daß immer wieder von 'Rekonstruktion' geredet werden muß, wenn alte Bausubstanz zerstört und renditemaximiert durch eine mehr oder weniger gute Kopie ersetzt wird...

  • Ich versteh nicht warum du ständig versuchst den Erhalt historischer Bausubstanz gegen Rekonstruktionen auszuspielen. Die Rekonstruktionsbefürworter sind in der Regel die letzten die den Abriss von historischen Gebäuden befürworten.
    Das Übel sind nicht die Rekos sondern gewissenlose Profitgeier, die am liebsten auch das TR-Areal mit austauschbaren renditeoptimierten Betonklötzen vollstellen würden.

  • Ich versuche nichts auszuspielen, schon gar nicht ständig, so oft melde ich mich hier nicht zu Wort. Ich bin auch nicht der Meinung, das Ruskin/Dehiosche Denkmalbild zwanghaft auf alles anwenden zu müssen. Ich weise gelegentlich darauf hin, daß der Denkmalbegriff scheinbar eine Neudefinition durchmacht, was auch, wenn auch nicht beabsichtigt, auf die zunehmende Rekonstruktionsdebatte zurückgeht. Dadurch kommt es teils zu Verlusten, das ist wahrscheinlich unvermeidbar.
    Im vorliegenden Fall habe ich mich konkret auf den im DAF mehrmals auftauchenden Begriff Rekonstruktion bezogen, die bei diesem Projekt wohl kaum eine Berechtigung hat und zeigt, wie durch die willkürliche Verwendung solcher Begriffe Einfluß auf das allgemeine Bewußtsein genommen werden und es letztendlich - siehe hier - zu besagtem Verlust an Denkmalsubstanz kommen kann.

  • Wirklich irreführend ist es in der Tat, wenn bei einer Sanierung von Rekonstruktion geredet wird, nur weil viell. das eine oder andere Teil ergänzt wird.

    Und natürlich kann man nicht oft genug betonen: Denkmalschutz und Rekonstruktion sind keine Gegensätze und sollten Hand in Hand gehen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Dieses Projekt ist eigentlich insofern interessant, da es im konkreten Fall einige der Probleme aufwirft, um die es mir geht (wobei ich nicht behaupte daß ich mir selber über diese Fragen wirklich im Klaren wäre).
    Zuerst einmal gibt es etliche Beispiele für die Umnutzung vergleichbarer Hallen ohne so große Eingriffe in die Substanz. Es ist zu vermuten, daß ein fast vollständiger Neubau aber wirtschaftlicher ist als ein weitgehender Erhalt des Bestands. Darüber hinaus handelte es sich nicht um ein besonders bedeutendes Gebäude. Insofern kann man argumentieren, daß der Erhalt einiger Fragmente und die Anlehnung des Neubaus an den Altbau das kleinere Übel darstellt.
    Interessant wird bei solchen Projekten die Frage, inwieweit sie in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen werden als ein vollständiger Abriß und Neubau. Seit den siebziger Jahren wird überall entkernt, in den letzten Jahren zunehmend nach Totalabriß äußerlich unverändert wiederaufgebaut. So kann der Investor gleichzeitig wirtschaftlich planen und verbergen, daß der Altbau wirtschaftlichen Überlegungen geopfert wird, darüber hinaus ist eine historische Fassade ein weiterer wirtschaftlicher Faktor. Daß dadurch die Altbausubstanz entwertet und die Abrißhemmschwelle herabgesetzt wird liegt nahe. So wird das Denkmal zum beliebig reproduzierbaren Versatzstück, der Denkmalschutz zum Tapetenschutz, vor allem in einer Gesellschaft, die ihre Wahrnehmung oft auf den äußeren Anschein beschränkt.
    Hier ergeben sich konkrete Faktoren für die berüchtigte Frage nach der Originalsubstanz. Es ist natürlich unvermeidbar, daß die Substanz eines Denkmals, speziell eines Gebäudes, Veränderungen unterliegt, das ist auch immer schon so gewesen. Vor allem aus Gründen der Nutzbarkeit, also auch der Wirtschaftlichkeit, die bei weniger bedeutenden Baudenkmälern maßgeblich für ihren Fortbestand ist, kann der Austausch beschädigter Teile, die Anpassung an neue Nutzungen bis hin zur Hinzufügung neuer oder dem Abriß alter Substanz notwendig werden. Wenn aber bedenkenlos ein Großteil der Substanz geopfert wird, da es einen kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteil verspricht oder sie ästhetischen Vorstellungen nicht genügt, haben wir es mit einem grundlegend anderen Sachverhalt zu tun.
    Darüber hinaus ist aus zwei miteinander zusammenhängenden Gründen die Verantwortung für einen bewußten Umgang mit der Denkmalsubstanz heute größer als in früheren Zeiten. Einerseits ist durch die heutigen technischen Möglichkeiten der Umfang möglicher Eingriffe exponential gewachsen, was es im Gegensatz zu früheren Zeiten notwendig macht, sich die Einschränkungen selbst aufzuerlegen, die von Außen nicht mehr gegeben sind, wenn es nicht zu einem ständigen schnellen Austausch der gebauten Umwelt kommen soll, wie es in vielen asiatischen Städten schon heute der Fall ist. Eine geschichtliche Kontinuität der Städte, wie sie in der vorindustriellen Zeit gegeben war, ist heute nur noch durch bewußte Entscheidung beizubehalten. Andererseits ist ein Großteil der heutigen industriell gefertigten, renditeoptimierten Wegwerfbauten schon von der Ausführung her meist minderwertiger als die Gebäude, die sie ersetzen, es handelt sich also um die Vernichtung langfristiger Werte zugunsten eines kurzfristigem Vorteils, was auf längere Sicht nicht einmal wirtschaftlich ist.

  • Dem Royal weine ich keine Traene nach.

    Fuer das Haus links davon (Bild im von Antiquitus zitierten Artikel durch + vergroessern) hege ich allderdings die herzlichsten Gefuehle.

    Schade, dass auch hier das Erdgeschoss, kommerziellen Zwecken uebergeben, verhunzt wurde. Dieses Phaenomen trifft man leider allzu oft an. :(

  • Zitat

    Eine Nachkriegswiederaufbausünde fällt:

    Zitat

    Dem Royal weine ich keine Traene nach.

    Eure beiden Kommentare zeigen, daß Ihr das Kino offenbar überhaupt nicht kanntet. Zugegeben, die Fassade des Gebäudes ist sehr häßlich, doch die hätte man ja leicht umgestalten können. Aber innen war das Royal ein Traum von einem Kino:

    Ein riesiger Saal mit großer Leinwand, unglaublich bequeme Sitze mit rotem Samtbezug und einer bei Bedarf stufenlos zurückklappenden Rückenlehne, die größte Beinfreiheit, die ich je in einem Kino erlebt habe (ich bin 1,88 m), eine große Empore, von der man noch besser sehen konnte als unten - das war einfach das schönste Kino am Platz! Zwar etwas teurer, aber der Filmgenuß war dementsprechend auch größer.

    Bis zum Bau des Metropolis-Kinocenters (das Multiplex hinter der Fassade des alten Volksbildungsheim) war das Royal neben "Europa", "Harmonie" und "Turm-Palast" führend. Daß das Royal seit einigen Jahren nicht mehr als Kino genutzt wurde, war bedauerlich und für mich unverständlich - von der Nachricht des Abrisses war ich regelrecht entsetzt! Ich halte das für einen schweren Verlust.

    Wenn auch Außenarchitektur der 50er Jahre überwiegend nicht meinem ästhetischem Empfinden entspricht - die Kinos aus dieser Zeit waren überwiegend stilvoll und sind erhaltenswert, aber leider verschwinden sie schneller als die Büroklötze und Wohnhäuser aus dieser Epoche.

  • Natürlich war ich nie drin. Das brauche ich aber auch nicht, um sagen zu können, dass es eine Nachkriegswiederaufbausünde ist. Genausowenig hätte ich ein Problem mit einer Erhaltung, wenn es innen wirklich so toll ist, wenn es eine andere Fassade bekäme. Aber die Option gab es ja nicht, oder?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Wohl leider nicht.

    Es ist zum Haareraufen: Jahrelang mußte man in den häßlichen kleinen Schachtelkinos mit Genickstarre hocken (Bausünden der 70er Jahre!), weil der gewünschte Film nur dort lief (Royal und Europa griffen sich meist nur die sogenannten Blockbuster vom Kaliber "Titanic" ab). Dann kamen die Multiplexe, und ich dachte, damit verschwinden die Karnickelstall-Kinos, die keiner mag - und nun hat Multiplex ausgerechnet eines der ehemals größten und schönsten Kinos in der Stadt gekillt.... :augenrollen: :sehrtraurig:

  • Schloßgespenst hat teilweise Recht - wer z. B. mal in den "E-Kinos" gesessen hat, weiß bzw. wusste das Royal durchaus zu schätzen, denn die Ausstattung versprühte hier wirklich noch Individualität. Auch wenn Cinestar und Kinopolis locker von der Qualität mithalten können, sehen die eben doch in jeder Stadt gleich aus.

    Das ändert nur leider immer noch nichts daran, dass das Royal eine Bausünde ist. Es ist sogar Ausdruck der herrschenden Irrlogik bzw. Heuchelei seiner Zeit - innen alles hübsch, außen, weil's ja durch die herrschende Ideologie der Bauhaus-Theoretiker verboten ist, hässlich wie die Nacht. Da sind Gründerzeitler, an denen außen und innen Stuck dran ist, durchweg die "ehrlichere" Architektur, um mal dieses Schimpfwort zu bemühen.

  • Naja, davon abgesehen, dass ich die Ehrlichkeit eines Gebäudes sowieso nicht am Verhältnis der einzelnen Teil festmache, gibt es natürlich jede Menge Gründerzeitler, die von der Frontfassade, über die Beletage, über die restlichen Wohnungen, über die Innenhoffassade bis zum Hinterhaus immer übler werden. Im Modernistenduktus würde ich das so sagen: Gründerzeitler waren funktional, alles entsprach seiner Funktion: Eine repräsentative Schaufassade nach außen, damit das Gebäude schön ist; teure Wohnungen für Vermögende, billige Wohnungen für weniger Vermögende. Dass heute bei manchem Gebäude der Haupteingang aussieht wie bei anderen der unausgebaute Hobbykeller, macht ein Gebäude nicht ehrlicher. Und wie du ja bereits sagtest: Innen ist es meistens eh anders. Ein Chefbüro in einer üblen Betonkiste ist immer noch ein Chefbüro. Spätestens da hört dann die propagierte Ehrlichkeit auf. Aber wie gesagt: Ich halte die Anwendung eines Wortes wie Ehrlichkeit auf solche Dinge ohnehin für Unsinn.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
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    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat

    Liselotte Jaegers Schwiegertochter Gabriele, die die E-Kinos an der Frankfurter Hauptwache unterhält, führte das Royal noch einige Monate weiter. Sie bedauert den Abriss. „Es ist wirklich schade, das Kino war ein so wunderbarer Raum.“

    So sieht's aus.

    Aber ich weißß, was Ihr, Antiquitus und RMA meint: Eine Bausünde bleibt eine Bausünde, auch wenn sie innen schön und erhaltenswert ist, denn das Äußere verschandelt ja ungeachtet dessen die Gegend. Da stimme ich im Prinzip zu, aber ich bin in solchen Fällen dann trotzdem gegen einen Abriß des betreffenden Gebäudes. Dann soll man eben die Fassade umgestalten - ich würde das Royal aber auch weiterhin so akzeptieren, wie es ist. Bei den unzähligen Bausünden in dieser Stadt, insbesondere im Zentrum kommt es auf diese eine auch nicht mehr an. Da kann und sollte man ruhig erst einmal diverse andere entsorgen, die innen und außen häßlich sind und die vielfach auch noch wegen Ihrer Größe deplaziert sind, was beim Royal nicht der Fall ist.

    Außerdem ist das in Ffm immer so eine Sache, wenn ein Gebäude aus den 50er oder 60er Jahren fällt: Nicht selten ist der Nachfolgebau mehr oder weniger gleich häßlich, so daß ohnehin keine Verbesserung eintritt. Der Nachfolgebau des Royal wird, da wette ich, keine Reko, nicht historisierend, und auch kein Stück traditionell, und er wird sich auch nicht an dem benachbarten Gründerzeithaus orientieren - es wird eine modernistische Kiste werden. Dann würde ich doch lieber das tolle alte Kino behalten.

  • Streit um Matthäuskirche flammt wieder auf

    Zitat

    Außerdem hat der Vorschlag des Frankfurter Architekten und Stadtplaners Jochem Jourdan im Entwurf zum Hochhausrahmenplan, die Kirche zu erhalten, neue Bewegung in die Diskussion über die Zukunft des Gotteshauses gebracht. Es steht seit 1999 zur Disposition.

    Wer hätte das gedacht - Jay-Jay ist doch zu etwas zu gebrauchen.


    Das ist die Kirche, um die es geht. Nicht besonders schön, aber auf jeden Fall zu schade (nicht nur, weil es sich um ein Gotteshaus handelt), um zugunsten eines Wolkenkratzers abgerissen zu werden.

  • Da stimme ich zu.
    Sicherlich ist die Kirche keine wirkliche Schönheit, aber schöner als vieles andere, das in FFM noch so herumsteht. Also dann doch lieber noch eine echte Nachkriegsbausünde abreißen als diese Kirche.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.