Frankfurt a. M. - sonstige Meldungen

  • ...und warum macht sich der Denkmalschutz hier ständig zum Büttel für solche Partikularinteressen...warum gibt es ihn dann überhaupt noch? Mich packt da die Wut. Zum Glück regt sich dort endlich mal gescheiter Widerstand.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Schon vor Jahren habe ich im APH-Forum eine Diskussion über die Auswirkungen der wirtschaftlichen Krise auf Architekktur und Stadtplanung anzustoßen versucht. Das kam nicht sonderlich gut an, das Thema wurde ins Nirwana geschoben. Nun hat die Corona-Pandemie die bereits damals absehbare Entwicklung beschleunigt. Ich gebe mal zwei aktuelle Meldungen als kleine Beispielen zum Thema zum Besten. Das Thema wird uns aber weiter beschäftigen.


    In der Frankfurter Städelschule finden dieses Jahr keine Architekturkurse statt. Zu wenige Studenten hätten sich gemeldet und das Geld für die privat finanzierte Architekturklasse überwiesen.

    Architekturklasse der Städelschule fällt Corona zum Opfer

    https://www.faz.net/aktuell/rhein-…r-16990972.html

    Der Frankfurter SPD-Chef und Planungsdezernent Mike Josef bringt Einsparvorschläge in die Diskussion. Dabei fällt ihm ein, die seit vielen Jahren diskutierte Deckelung des U-Bahn-Loches auf der Frankfurter Hauptwache, eine Stadtreparatur von Priorität, zu streichen. Zitat Josef: "Auch den Deckel über der Hauptwache halte ich jetzt nicht für notwendig. Einen schönen Platz kann man dort auch auf andere Weise herstellen."

    Interview

    Sparen in Corona-Zeiten - Mike Josef: „Der Deckel über der Hauptwache ist jetzt nicht notwendig“

    https://www.fr.de/frankfurt/fran…g-90062543.html

  • Ein neuer, überraschender Hochhausplan ist durchgesickert. Direkt gegenüber der Alten Oper könnte demnach am Opernplatz 2 ein 60 Meter-Hochhaus entstehen. Der derzeitige Bau steht schon lange leer. Am Opernplatz gelegen ein mehr als zweifelhafter Standort für ein Hochhaus. Möglich gemacht hat laut Artikel vermutlich ein Deal mit dem Karstadthausbesitzer (dem das Grundstück gehört), der dafür die Karstadt-Schließung auf der Zeil aufgeschoben hat. Vor Kurzem hat sich die SPD noch für die überraschend aufgeschobene Karstadtschließung feiern lassen. Das es einen Deal gab bestreitet Baudezernent Josef.

    https://www.fnp.de/frankfurt/fran…r-90072465.html

    ...

  • Die Frankfurter Neue Presse berichtete in ihrer Printausgabe (nicht online) vom 24.11.2020, dass Jürgen Aha mit einigen Mitstreitern einen Verein "Rothschild-Palais im Grüneburgpark" gegründet hat, der die Rekonstruktion des Gebäudes fördern soll. Das Gebäude wurde 1944 zerstört und in den 1950er Jahren restlos beseitigt. Der Wiederaufbau soll 7 bis 10 Millionen Euro kosten, wofür es schon solvente private Geldgeber gäbe.

    Informationen zu dem Gebäude:

    http://www.juedisches-frankfurt.de/orte/die-geden…-grueneburgpark

  • Eine tolle Initiative, das Gebäude gehört auch zum jüdischen Erbe in der Stadt. Aber vermutlich werden Stadt und Architekten auf eine moderne Lösung bestehen und wie bei der geplanten Synagogen-Reko in Hamburg den jüdischen Mitbürgern eine historische Reko erst einmal verwehren.

    ...

  • Wenn da jemand das Palais rekonstruieren möchte, und es dafür auch schon Geldgeber gibt, sollen Stadt und (modernistische) Architekten einfach mal ihre Klappe halten. Wenn ich ein Bauwerk rekonstruieren möchte, weil ich das Original schön finde, werde ich mich doch nicht von einem Architekten zu 'nem modernen Neubau überreden lassen. - Entweder Wiederaufbau, oder gar keinen Bau.

  • Ein launischer Kommentar von Thomas Remlein in der "Frankfurter Neuen Presse" (28.11.2020) zur Initiative bezüglich des Rothschild-Palais.

    Auszüge, da nur in der Printausgabe:

    Zitat

    Sie wollen das alte Frankfurt wiederhaben: Eine Gruppe von Rekonstruktivisten um Jürgen Aha, unterstützt von der kleinen Fraktion der "Bürger für Frankfurt" im Römer. Die BFF will ihren politischen Erfolg beim Wiederaufbau der im Kriege zerstörten Altstadt noch an anderen Orten der Stadt fortsetzen. (...) Aber welchen Stand streben Rekonstruktivisten an? Wer sich ein Frankfurt in der Zeit Karls des Großen wünscht, müsste alle Mainbrücken abreißen, die Furt der Franken, welche der Stadt dereinst den Namen gab, wiederherstellen und könnte dann nicht mehr trockenen Fußes von Hibbdebach nach Dribbdebach,geschweige denn mit dem Auto. Selbstverständlich ließe sich auch das römische Militärlager Nida wieder aufbauen. Leider müssten dann die Römerstadt und die Frankfurter Nordweststadt geschleift werden. (...) Kolossalgemälde der Germania. Geschaffen hat das Gemälde der Frankfurter Maler Philipp Veit (1793-1877) im März 1848. Kritiker sagen, hingeschmiert. Soll nun die Wuchtbrumme mit dem Schwert in der Rechten vomGermanischen Nationalmuseum in Nürnberg wieder nach Frankfurt umziehen, um eine original parlamentarische Erfahrung von 1848 zuvermitteln? (...) Glücklicherweise hat Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) klargestellt, dass die Stadt an der Nachkriegsgestaltung des Architekten Rudolf Schwarz festhält. Die Fraktionen im Römer und die Mitglieder des Magistrats weiß er dabei nahezu einmütig hinter sich. Einzige Ausnahme: die BFF...

  • In Frankfurt am Main steht ein Bauprojekt auf dem Gelände Biebergasse 6-10 und Börsenplatz 7-11 in den Startlöchern (Abriss Bestand läuft bereits). Während es für die Biebergasse 6-10 schon eine Visualisierung gibt: https://wbre.de/taurus.html (vorher: ), liegen für den Börsenplatz 7-11 noch keine Visualisierungen vor. Derzeit sieht es hier so aus (es geht um rechts den angeschnittenen Nachkriegsbau): https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%B6rs…rsenplatz_5.jpg

    Eingerahmt wird der derzeitige Plattenbau Börsenplatz 7-11 also von historischen Bauten am Börsenplatz. Im ganzen Netz gibt es keinerlei Bilder, wie es einmal am Börsenplatz 7, 9 und 11 aussah (1933-45 umbenannt in Platz der SA). Weiß jemand, was da vor dem Krieg stand, und wie es direkt nach dem Krieg aussah?

    ...

  • Ich habe notgedrungen durchaus eine Schwäche für diesen grob an die eleganteren Beispiele der frühen Nachkriegsmoderne angelehnten Stil entwickelt, auch weil sowas hier in Bremen jetzt (leider) sehr en vogue ist, aber das Projekt oben wäre selbst nach reduzierten Maßstäben eher schwach. In Köln entstehen zur Zeit überraschend viele Bauten in diesem zwischen früher und "Mid-Century"-Moderne changierenden Stil, als ein Beispiel sei hier das Laurenz-Carré genannt:


    Quelle: Gerchgroup AG / https://www.gerchgroup.com/de/projekte/laurenz-carré

    In einem passenden Umfeld können diese Bauten durchaus eine eigene Qualität entfalten, was man vom Projekt Biebergasse in Frankfurt leider nicht sagen kann.

  • (...) Während es für die Biebergasse 6-10 schon eine Visualisierung gibt: https://wbre.de/taurus.html(vorher: ),... (...)

    Ist das denn sicher der finale Entwurf? Im DAF kursiert folgende Visualisierung, die mir persönlich noch besser gefällt. Der Entwurf unterteilt die lange Fläche deutlicher in mehrere Abschnitte:

    https://images.squarespace-cdn.com/content/v1/54d…pg?format=1000w

    Ein gutes Bild der aktuellen Bebauung Börsenplatz 7-11 findet sich auch beim DAF:

    https://dafmap.de/d/serve.py?2020/EPI_85C6622.jpg

    Es kann eigentlich nur besser werden.

  • Auch von mir danke. Die Entwürfe gefallen mir jedoch weiterhin überhaupt nicht. Das ist ehrlich gesagt genau der aktuelle modernistische Stil, den ich ganz fürchterlich finde.

  • (...) ...dass Jürgen Aha mit einigen Mitstreitern einen Verein "Rothschild-Palais im Grüneburgpark" gegründet hat, der die Rekonstruktion des Gebäudes fördern soll. (...)

    Zu diesem Verein gibt es nun auch eine Internetseite, die wir noch nicht erwähnt haben.

    https://www.rothschildpalais.de/

    Und einen informativen Strang im DAF:

    https://www.deutsches-architekturforum.de/thread/14512-d…r-eines-juwels/

  • Eine Art Rekonstruktion der Fassade zweier Gründerzeithäuser im Ostend gegenüber der EZB neigt sich nach Jahren ihrem Ende zu. Ursprünglich sollten die zwei Altbauten abgerissen werden. Dank Protesten und einer offenbar vorhandenen Erhaltungssatzung für das Ostend wurde dies verhindert.

    Zustand 2014:

    f5812088-1561-4644-9f6kwv.jpeg

    Zustand heute:

    4646e4b6-6d39-48dc-a8sk5d.jpeg

    Auch die Neubauten fügen sich einigermaßen ein

    (Auf dem Bauschild oben sieht man interessanterweise die ursprünglich geplante Version mit Abriss der Altbauten)