Frankfurt a. M. - sonstige Meldungen

  • Schöne Idee - ich fand's schon immer schade, dass dieses Uhrtürmchen als Verkehrshindernis entfernt worden ist. Eigenartig, dass dieses Frankfurter Uhrtürmchen (Friedberger Anlage, nahe der Zeil) offenbar nicht den Verkehr zu sehr behindert hat. Gottlob hat es überlebt.


    Kleine, aber feine Meldung heute in der FAZ:

    Besagtes Uhrtürmchen aus dem Jahr 1894, durch Rost und Verschmutzungen stark in Mitleidenschaft gezogen, wird ab heute abgebaut und restauriert, um ab Herbst wieder an seinen angestammten Platz zurückzukehren. Hier noch ein Bild (mit nebenbei bemerkt m.E. sehr gut gelungener 80er-Jahre-Bebauung im Hintergrund). Die Sanierungskosten betragen rund 100.000 € - gut die Hälfte davon wird durch Spenden der Freunde Frankfurts e.V., des zuständigen Ortsbeirats und von über 100 Unternehmen und Privatpersonen aufgebracht.

    Wenn ich mir überlege, wer alles in dieser Stadt lebt bzw. seinen Sitz hat, so müsste doch mit einer ähnlichen Aktion auch irgendwann die (wenngleich wesentlich teurere) Rekonstruktion der Turmspitze des langen Franz zu bewältigen sein.

  • Sehr schön!

    Rekonstruieren sollte man das Uhrentürmchen an der Fressgass:

    http://www.altfrankfurt.com/NeueStadt/Fres…Hochstrasse.jpg

    Durch den Kiosk darunter wäre das womöglich sogar wirtschaftlich realisierbar.

    Und die Standuhr an der Kaiserstraße/Gallusanlage sollte auch wieder kommen:

    http://altfrankfurt.com/NeueStadt/Kais…trasse_1910.jpg
    Einzelstrang: Ehemaliges Uhrtürmchen „Kaiserstraße/Gallusanlage“

  • Im Frankfurter Stadtteil Bockenheim kann man wieder einmal einen Kniefall vor der Politischen Korrektheit beobachten. Das 1925 erstellte, stark sanierungsbedürftige Kriegerdenkmal am Rohmerplatz für die gefallenen Bockenheimer Soldaten im Ersten Weltkrieg wollte der 81-jährige Karl-Heinz Dirker umsonst sanieren. Daraus wurde leider nichts, weil:

    Zitat

    Die an die Kriegsopfer erinnernden Worte auf dem Denkmal hatten allerdings für Streit in der Diskussion um die Sanierung des Kriegerdenkmals gesorgt. SPD, Grüne und Linke kritisierten die Inschrift im Ortsbeirat 2 als „kriegsverherrlichend“. In den Streit um die Formulierungen brachte Knut Emmert (FW), den Vorschlag ein, eine Plakette an der Statue anzubringen, die die heute tatsächlich unpassende Aussage in den ideengeschichtlichen Kontext setzt. „Wenn man die Zeugnisse der Geschichte wie dieses Denkmal einfach verfallen lässt und nicht mehr beachtet, ist das fast wie im Roman 1984 von George Orwell, wo die Geschichte einfach umgeschrieben wird“, so Emmert. Scheitern musste das Engagement des 81-jährigen Baudekorateurs Dirker letztlich jedoch nicht offiziell an den Worten der Inschrift, sondern an den hohen Auflagen, die aus der Diskussion um die Erneuerung hervorgingen: Das Kulturamt der Stadt forderte die Anfertigung eines Gutachtens, inwiefern der Granit durch den Reinigung-Dampfstrahl beschädigt werden könnte.

    http://www.fnp.de/lokales/frankf…;art675,1216202

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Über Linke und Grüne kann ich immer nur wieder den Kopf schütteln. Das sind richtige Kulturfeinde, weiß ich nicht anders ausdrücken. Wo die am Ruder sind, ist für Kunst und Kultur kein Platz mehr. Armes, armes Deutschland.

  • So etwas nennt sich also "Volks"vertreter...aber selber Schuld "Wiener Würschtel" wenn die solche (Ver)Treter in den Stadtrat wählen. Wirklich schade, wie sich so ein (ehemaliges, noch oder beinhae noch) Kulturvolk umkultivieren hat lassen.

  • Die menschliche Psychologie scheint dahingehend gestrickt zu sein, daß jeder glaubt, er hat recht. Hinzu kommt, daß die meisten Menschen die Prägungen ihrer Persönlichkeit in den ersten Jahren bzw. im ersten Lebensjahrzehnt an einem einzigen Ort erhalten. Das bedeutet dann, daß das Weltbild drumherum, und liegen die betreffenden Orte auch hunderte und tausende Kilometer von diesem Heimatort entfernt, "genauso funktioniert bzw. funktionieren muß." Das ist das Problem. Man könnte so viele Beispiele dafür anbringen, sei es die antimilitaristische Grundhaltung einiger Zeitgenossen, die doch vergessen, daß vor hundert Jahren halt nun einmal andere Zeiten waren und diese Zeit heute nicht mehr posthum verändert werden kann. Aus meinem Heimatort habe ich eine größere Anzahl alter Schulklassen- und Konfirmandenbilder, bei denen einem heute auffällt, daß die Gesichtsausdrücke von damals aus heutiger Sicht regelrecht emotionslos waren; worauf ich schließe, daß damals zumindest mittelbare Einflüsse des preußischen Schulsystems vorherrschend waren. Die Leute haben damals nicht so getickt wie wir heute. Das Thema der Frankfurter Altstadtgesundung ist hier schon mehrmals angesprochen worden. Es bedeutet, daß in den Jahren vor 1936 (dem Jahr der Olympischen Spiele) im Gebiet der Frankfurter Kernaltstadt Sanierungsmaßnahmen stattgefunden haben, die für die damals herrschenden Machthaber ein mehr als willkommener Anlaß waren, die (zumeist nicht "linientreuen") Bewohner der Altstadt "für die Dauer der Sanierung" aus dem betreffenden Gebiet der Altstadt umzusiedeln. Dieses kleine Detail scheint leider bei dem überwiegenden Teil der heutigen politischen Entscheidungsträger nicht durchzudringen. Im Zusammenhang mit dem heutigen Dom-Römer-Projekt wurde im Ausschuß auch z.B. die Bendergasse mit Fotos und deren bevorstehende "Wiederherstellung" angesprochen. Man erlebt es auch hier, daß unter den Ausschußmitgliedern heute Mitglieder sind, die nicht fähig sind zu begreifen, daß der Verlauf der originalen Bendergasse heute überbaut ist.
    Die Frage, wie man an der Braubachstraße mit einer wiederherzustellenden Brandwand eines ehemaligen Reihenhauses umgeht, das nun zum Eckhaus wird, hat sihre Berechtigung. Man hat diese ehemalige Brandwand vor 1936 verputzt und das war nicht unbedingt eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung und sicher nicht mit außenpolitischen Folgen. Politische Korrektheit sollte nicht so weit gehen, daß man heute ausschließlich von innenpolitischen Sachverhalten spricht und dabei die verheerenden außenpolitischen Folgen der Zeit zwischen 1933-45 außer Acht läßt.

    Was Kriegerdenkmale betrifft, so habe ich das Gefühl, daß man im Jahr 2015 an einem Zeitpunkt des Übergangs in eine neue Zeit angekommen ist, ganz einfach, weil die Zahl noch lebender Kriegswitwen heute sehr gering ist. Aus dem ersten WK dürfte auch die Zahl der noch lebenden Kinder teilnehmender Soldaten mittlerweile minimal sein. Da heute die Zahl unmittelbarer Familienangehöriger sehr gering sein dürfte, entwickeln sich diese Denkmale wohl vermehrt zu einem Objekt aus vergangener Zeit. Auch wenn man sich heute nicht mehr so gerne an diese Zeiten erinnert, sind sie doch ein Teil unserer Geschichte. Es gibt zwei Möglichkeiten: die eine ist die Vogel Strauß-Politik, indem man so tut, als sei nichts geschehen und das Thema totschweigt und alle Erinnerungen daran beseitigt. Die andere ist, daß man sich seiner Vergangenheit stellt und auch ein unliebsames Erbe an die nächste Generation weitergibt.

  • Ein Frankfurter Wahrzeichen: Das Uhrtürmchen wird wieder aufgebaut

    Nein, keine Rekonstruktion - es handelt sich um dieses historische Uhrtürmchen,

    Schöne Idee - ich fand's schon immer schade, dass dieses Uhrtürmchen als Verkehrshindernis entfernt worden ist. Eigenartig, dass dieses Frankfurter Uhrtürmchen (Friedberger Anlage, nahe der Zeil) offenbar nicht den Verkehr zu sehr behindert hat. Gottlob hat es überlebt.

    das abgebaut und restauriert worden war und nun an seinen angestammten Platz zurückkehrt.

  • Nicht zum ersten Mal wundere ich mich über kurze Lebenszeiten von Zeilgebäuden..
    Aber die "Akte Zeilgalerie" ist schon eine Nummer für sich huh:)

    Die Zeitungsberichte sprechen es allesamt an -Baujahr 1992, oberflächliche Revitalisierung 2010, Abriss 2015/16 .. die Rentabilität von innerstädtischen Gebäuden erreicht neue Maßstäbe! Das betrifft sogar viele Sektoren, denn die großen Kaufhäuser stehen nicht alleine da: Bürogebäude, Verkehrsbauten, u.v.m sind ebenfalls betroffen. Zeigt sich ja an der Revitalisierungswelle und Umnutzung/Umstrukturierung der letzten Jahre.
    Wie schade, dass es nach der Moderne einen Bruch gab und der Internationalismus und die Postmoderne einfach keine dauerhaften Gebäude hervorbringen konnten (oder wollten?) Die zeitgenössischen Bauten im Minimalismus und der "Steinernen Sachlichkeit" lassen jedoch noch keine Prognosen zu. Wahrscheinlich wird ein Großteil ebenso verändert werden.

    Wie gut, dass die Konzepte von gründerzeitlichen Wohngebäuden seit mehr als 120 Jahren problemlos funktionieren. Sie sind heutzutage sogar gefragter denn je.

    Zum Abschluss ein paar Aufnahmen, die den aktuellen Stand der Zeilgalerie zeigen:

    Aussenansicht bei Tag
    Aussenansicht bei Nacht (illuminiert)
    Innenansicht (vom FAZ Artikel)

    Das Konzept der spindelförmigen Rampe im Inneren wird es in dieser Form kein zweites Mal in Deutschland geben, von daher finde ich es schon erhaltenswert. Auch im dadurch entstehenden hohen Atrium erkenne ich eine Qualität, die jedoch durch diese massive Anlage von Rolltreppen extrem beeinträchtigt wird..
    Je länger ich über Erhalt oder Abriss nachdenke, desto schwieriger wird die Entscheidung..

  • Als kurzer Nachruf aus Sicht des Forums nur so viel:

    Dieter Bartezko gehörte von Anfang an zu den Kritikern der Rekonstruktionen und warb immer für zeitgemäße Neuinterpretationen, die irgendwie an das Frühere anknüpfen - auch wenn das mitunter außer ihm wohl nur wenige Betrachtrer überhaupt erkennen konnten. Allerdings, so habe ich ihn jedenfalls immer verstanden, war er wohl tendenziell einigermaßen aufgeschlossen gegenüber wirklich gut gemachten, also absolut authentischen und materialgetreuen Rekonstruktionen wie dem Frankfurter Goethehaus. Umso mehr teilte er aus gegen verfälschende Rekos und gegen solche wie die am Dresdner Neumarkt, die er als "Betonkästen mit aufgeklebten Barockfassaden" beschimpfte, bei denen ausgerechnet die zuletzt noch vorhanden Teile des Originals - nämlich die Keller - vorher entsorgt worden waren. Abgesehen davon, dass er hierbei alle Bauten in einen Topf warf, obwohl nicht auf alle alles zutrifft, war die Kritik ja auch nicht ganz unberechtigt.

    Positiv hervorheben muss ich als langjähriger FAZ-Leser, dass Bartezko sich immer für die Erhaltung historischer Bauten von Mittelalter bis Gründerzeit eingesetzt hat. Er hat nicht nur den sogenannten Fassadismus kritisiert, sondern hat in all den Jahren in seinen Artikeln auch immer wieder unermüdlich auf seit langem vernachlässigte und gefährdete historische Bauten hingewiesen und deren Rettung angemahnt. Und genauso oft hat er - meist vergeblich - den bevorstehenden Abriss von ausgewählten Altbauten bedauert und angeprangert. So ein stetiger Mahner wird künftig fehlen.

    R.i.p.

  • Ein neues Hochhaus wird gebaut. Die Gestaltung setzt mal wieder auf einen kleinen Knick, Gag bzw. Aha-Effekt, den spätestens in zwei Jahren niemand mehr interessieren wird. Wer´s braucht... sleep:)

    Bankenviertel hat bald einen Knick in der Optik
    185 Meter hoch und mehr als 45 Stockwerke: Frankfurt bekommt einen weiteren Wolkenkratzer. Der neue Büro- und Wohnturm soll bis Ende 2018 im Bankenviertel entstehen.
    http://www.welt.de/regionales/hes…-der-Optik.html

    Zitat

    "Mit dem neuen Hochhaus wird Frankfurt noch einen Tick amerikanischer", sagt Olaf Cunitz (Grüne), Frankfurter Planungsdezernent, bei der Präsentation des Entwurfs.

    Tja, nichts hat das heutige Frankfurt offenbar dringend nötiger. :augenrollengruen: