Frankfurt a. M. - sonstige Meldungen

  • Was macht ihrer Meinung nach gute zeitgenössische Architektur aus?
    Wenn die Stadtverordneten über die Architektur diskutieren, dann sprechen sie meist von ihrem Architekturgeschmack. Deshalb verfolge ich das immer mit Distanz. Ich bin kein Architekt und könnte auch nur sagen, ob mir ein Gebäude gefällt - wie etwa der Opernturm - oder nicht. Die Politik ist gut beraten, in bauästhetischen Fragen auf Expertengremien wie den Städtebaurat zu hören. Da sollte die Politik sich etwas zurücknehmen.

    Peinlich, peinlich! Wieder einmal bestätigt sich die Erfahrung, dass es in Deutschland bei gar zu vielen Leuten zum guten Ton gehört, von Architektur nichts zu verstehen. Und das ästhetische Urteil, das Gefallen zählt schon gar nicht. Aber solche Leute haben wahrscheinlich auch zu Kunstwerken anderer Gattungen keine Meinung, sondern lassen sich von Rezensionen in der Zeitung sagen, ob sie eine Operninszenierung gut finden dürfen, was sie über eine Skulptur im öffentlichen Raum denken müssen oder ob eine belletristische Neuerscheinung ernstzunehmende Literatur darstellt. Nun mag sich jeder gängeln lassen, wie es ihm beliebt, in der öffentlichen Kunst, der Architektur aber ist der Urteilsverzicht als Massenphänomen einfach fatal.

  • Das obengenannte Gebäude ist die ehemalige Goldpfeil Firmenzentrale in Offenbach, vormals Lederwarenfabrik Ludwig Krumm - vor einigen Jahren aufwändig saniert, jetzt leerstehend seit Egana-Goldpfeil Insolvenz angemeldet hat. Ich glaube, demnächst teilweise wieder vermietet.

  • Nach einem Bericht der FAZ steht jetzt doch ein Abriss des Henninger Turms zur Debatte. Es soll zuerst einen Wettbewerb für eine Umwandlung zum Wohnhochhaus gestartet werden. Wenn der Wettbewrb nicht das gewünschte Resultat bringt, ist leider mit dem Abriss des Frankfurter Wahrzeichens zu rechnen.

    Wettbewerb ausgelobt: Stararchitekten entwerfen Henninger-Turm - Neue Frankfurter Wohnviertel - FAZ

    Mehr Info auf der Facebook-Fanseite "Rettet den Henninger Turm"

    http://www.facebook.com/pages/Rettet-d…44143956?ref=ts

  • Darüber lässt sich streiten, in meinen Augen ist der Henninger Turm eine Platte mit häßlichem Aufsatz und stört die ansonsten recht ansehnliche Silhouette.

    Sorry, aber da lässt sich nicht drüber streiten, Nicht-Frankfurter können da auch gar nicht mitreden. Der Henninger Turm ist ein Wahrzeichen Frankfurts und gehört mittlerweile zu Frankfurt wie der Ebbelwoi. Ich kann mir nicht vorstellen den Sachsenhäuser Berg hoch zu schauen und da wäre kein Turm mehr zu sehen. Das wäre nach dem Abriß des Rundschauhauses die nächste große Schande in der jüngeren Frankfurter Architekturgeschichte.

  • Nicht-Frankfurter können da auch gar nicht mitreden.


    Das finde ich ja immer lustig, wenn Auswärtigen der Mund verboten wird. Ich denke sogar ganz im Gegenteil, dass gerade Stimmen von außen wichtig sind, da den jeweiligen Einwohnern einer Stadt oftmals der neutral-objektive Zugang abhanden gekommen ist, sei es aus Gründen der Gewöhnung, Abstumpfung oder schlichtweg verzerrendem Lokalpatriotismus. Frankfurt ist ein Teil von Deutschland und gehört nicht nur den Menschen, die dort, aus welchen Gründen auch immer, gerade ihr Dasein fristen. ;)

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!


  • Das finde ich ja immer lustig, wenn Auswärtigen der Mund verboten wird. Ich denke sogar ganz im Gegenteil, dass gerade Stimmen von außen wichtig sind, da den jeweiligen Einwohnern einer Stadt oftmals der neutral-objektive Zugang abhanden gekommen ist, sei es aus Gründen der Gewöhnung, Abstumpfung oder schlichtweg verzerrendem Lokalpatriotismus. Frankfurt ist ein Teil von Deutschland und gehört nicht nur den Menschen, die dort, aus welchen Gründen auch immer, gerade ihr Dasein fristen. ;)

    Gut, dann werde ich mir jetzt irgendetwas in Freiburg raussuchen, was zum Abriß freigegeben werden kann, natürlich nur um die Freiburger zu ärgern :biggrin:

  • Mach ruhig, Freiburg ist meine Wahlheimat und Lokalpatriotismus liegt mir fern - ich werde es schätzungsweise verkraften. ;) Allerdings solltest Du Dir etwas "raussuchen", was auch tatsächlich zur Debatte steht - und dann mitdebattieren. So wie es Saxonia völlig legitim getan hat.

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  • Gut, daß ich als Frankfurter Bub (vom 3. bis 21. Lebensjahr durchgängig dort gelebt) mitreden darf... :koenig:

    Ich fände es sehr schade, wenn der Henninger Turm abgerissen würde.

    Und - natürlich dürfen Nicht-Frankfurter bei diesem Thema mitreden (ich rede ja auch über Gebäude in Dresden, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] etc. mit). ich fürchte allerdings, daß sich kaum eines der Forumsmitglieder, das nicht in Ffm aufgewachsen ist, für dieses Gebäude erwärmen kann. Man muß mit diesem Turm schon großgeworden sein, um ihn zu mögen. ich mag ihn, er gehört zu Frankfurt, hat eine (für einen Nachkriegsbau) lange Geschichte und ist einfach ein Wahrzeichen der Stadt. Und er steht nicht (wie etwa das technische Rathaus) auf einem Gelände, wo er stört oder gar eine mögliche Reko historischer Bauten verhindert. Er steht da, wo er steht, und da gehört er auch hin.

    Hier noch ein Foto

    Aber man könnte natürlich auch sagen, er ist nicht gerade schön, allenfalls markant. Aber ich sehe das Ganze, wie gesagt, durch die Frankfurt-Brille, zugegeben.

    Mich würde interessieren: Was denken die Nicht-Frankfurter? Ist das ein wertloser Klotz oder sagt auch Ihr "Er hat was" - sollte man ruhig erhalten?

  • Da ich selbst 2 Jahre lang in und um Frankfurt zugegen war, kenne ich den Henninger-Turm durchaus. Besonders angetan war ich nicht davon, für mich hat allenfalls der rundliche "Aufsatz" etwas. Der große Rest...naja...

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Dieser Aufsatz erinnert mich an den Turmkorb des Stuttgarter Fernsehturms, ob man da vielleicht abgeguckt hat? Ein Glanzlicht der Architektur ist dieses Bauwerk ja nicht unbedingt, ich verstehe aber daß die Frankfurter daran hängen, auch weniger schöne Gebäude können ja zum liebgewonnenen Wahrzeichen werden. Also ich bin für stehenlassen.

    In dubio pro reko

  • Und - natürlich dürfen Nicht-Frankfurter bei diesem Thema mitreden (ich rede ja auch über Gebäude in Dresden, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] etc. mit). ich fürchte allerdings, daß sich kaum eines der Forumsmitglieder, das nicht in Ffm aufgewachsen ist, für dieses Gebäude erwärmen kann. Man muß mit diesem Turm schon großgeworden sein, um ihn zu mögen. ich mag ihn, er gehört zu Frankfurt, hat eine (für einen Nachkriegsbau) lange Geschichte und ist einfach ein Wahrzeichen der Stadt. Und er steht nicht (wie etwa das technische Rathaus) auf einem Gelände, wo er stört oder gar eine mögliche Reko historischer Bauten verhindert. Er steht da, wo er steht, und da gehört er auch hin.

    Ganz so ernst war es auch nicht gemeint, dass Nicht-Frankfurter da nicht mitreden dürfen. Es ging mir eher darum, wie Du ja auch schreibst, dass meist nur Frankfurter tiefer gehende Erinnerungen damit in Verbindung bringen können, wie z.b. das Drumherum beim Radrennen, das Drehrestaurant und und und. Deshalb ist es für Frankfurter vielleicht auch ohne Belang, wie er aussieht, für mich war er halt immer schon da und deshalb gehört er da auch hin. Ich kann eigentlich gar nicht sagen, ob ich ihn schön finde, er ist einem halt ans Herz gewachsen und genau da können Nicht-Frankfurter wahrscheinlich wenig mitreden. Eine Grundsatzdiskussion, wer wo und wie mitreden darf, wollte ich nicht in Bewegung bringen.

    Einmal editiert, zuletzt von Sachsebach (26. November 2011 um 15:17)

  • Frankfurt gehört den Frankfurtern.


    Und Dresden gehört den Dresdnern und deshalb dürfen sie das Welterbe durch eine Autobahnbrücke zerstören? Die Dresdner haben auch ihren Kulturpalast liebgewonnen, weswegen nun eine Rückgewinnung wichtiger Altstadtstraßen und -plätze unmöglich ist. Und die Magdeburger lieben ihre Grünfläche und haben den Wiederaufbau der Ulrichskirche verhindert. Ich sehe das demgemäß anders und halte Einmischung und Mitverantwortung bei städtebaulichen Brennpunkten von überregionaler Bedeutung für wichtig! Ob der Henninger Turm dazugehört, ist eine andere Frage. Ich hätte mich riesig gefreut, wenn sich auch zahlreiche Auswärtige gegen den Abriss der Kajo 192 gestemmt hätten!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

    3 Mal editiert, zuletzt von youngwoerth (26. November 2011 um 22:42)

  • "Meinetwegen kann man die ganzen Gründerzeitviertel wegschieben"

    Dann antworte ich mal ähnlich polemisch: Mir sind diese Gründerzeitviertel wichtiger als irgendein unscheinbarer Schuppen in einem bayrischen Nest.

    In dubio pro reko

  • Oh bitte Leute, auch wenn ich bei Zenos Äußerung ebenso die Augenbrauen hochgezogen habe, so bitte ich darum nicht in Stammtisch-Polemik abzugleiten.

    Allen einen besinnlichen 01. Advent

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Ich habe mir auch die Frage gestellt, was besser wäre - entweder sich bewaffnet hinter seiner Stadtmauer zu verschanzen oder daselbst die Fenster aufzumachen und den ganzen Muff und Schmodder, der sich Jahrzehnte angesammelt hat, an die frische Luft zu lassen. Sich immer nur die Frage zu stellen, wie seine eigene Stadt auf einen wirkt, würde keinen Spielraum lassen für die Betrachtungsweise, wie die eigene Stadt auf den Auswärtigen wirkt - und sind wir uns einig - Betriebsblindheit ist etwas fürchterliches.


  • Mir bedeuten Bauten von nach 1780 einfach nicht viel. Meinetwegen können wir auf die Industriedenkmale verzichten. In einer Zeit, wo jede Menge jahrhundertealte Bausubstanz (z. B. aus dem 14. / 15. Jh.) ohne denkmalrechtlichen Schutz vor sich hingammeln darf und mehr oder weniger jederzeit abgeräumt werden kann, sollte diesen stadtbildprägenden Gebäuden in unseren Altstädten die Aufmerksamkeit der Denkmalpflege gelten. Meinetwegen kann man die ganzen Gründerzeitviertel wegschieben, aber das ist meine persönliche Sicht der Dinge, denn ich bin fern von solchen Bauten in einer bayerischen Kleinstadt aufgewachsen.

    Was ist denn jetzt los? Hat "ursus carpaticus" etwa "Zenos" Zugangscode gehackt und sich eingeloggt? Also, ich erinnere mich vage daran (finde aber den Link nicht mehr), dass wir mal vor einiger Zeit über den Abriss eines 50er-Jahre-Wohnhauses debattierten. Ich schrieb, dass ich an dem Haus nun wirklich nichts besonders erhaltenswertes finden kann, doch "Zeno" antwortete mir, dass solche schlichten Häuser für das Heimatbewusstsein der Menschen große Bedeutung hätten.

    Hier schreibt "Zeno" in für mich zustimmender Weise:

    Zitat

    Mittlerweile wird der Wert der Mozartschule als hochwertiges 50er-Jahre-Ensemble erkannt.


    https://www.stadtbild-deutschland.org/forum/index.ph…BCrzburg+Schule

    Hier schreibt "Zeno":

    Zitat

    Ich halte den nun verlorenen Nachkriegsbau nach wie vor für einen der besten Nachkriegsbauten überhaupt im deutschen Sprachraum. Auch nach längerem Überlegen will mir kein Gebäude einfallen, das unter den Rahmenbedingungen "großvolumiges Geschäftshaus im Zentrum einer Großstadt" eindeutig besser abschneidet. Natürlich gibt es auch andere gute Nachkriegsbauten, aber dieser war doch wohl absolut erstklassig. Seine Zerstörung ist in der Tat unfassbar



    Freiburg im Breisgau - Kaiser-Joseph-Straße 192

    Hier schreibt "Zeno":

    Zitat

    Übrigens habe ich (sicherlich dank des ulmischen Vorbildes) von vornherein den Erhalt des Pfeilerhauses stets bevorzugt, zeugt es doch von der erlesenen Kunst der 50er-Jahre, den wiederaufgebauten Altstädten ein neues Bild zu geben, auf desssen Basis eine neue Vertrautheit erwachsen kann (auch wenn Ursus das völlig anders sehen würde).


    https://www.stadtbild-deutschland.org/forum/index.ph…ght=#post102006

    Jetzt frage ich mich: Was ist plötzlich los, dass nun jedes Bauwerk der Zeit nach 1780 weggeräumt werden soll? huh:)

    Ach so, besonders hänge ich in ästhetischer Hinsicht nicht am "Henninger-Turm". Aber ich erkenne die lokalpatriotische Bedeutung dieses Symbols an. Vielleicht könnte man ihn - ohne Verfälschung - ein wenig aufhübschen? Z.B. mittels Fassadensanierung, neuem Anstrich und Lichtinstallation?

  • Also nur weil mich die bayrischen Dörfer und Kleinstädte, über die du ja regelmäßig Beiträge bringst, nicht wirklich interessieren, heißt das nicht daß mir ihr Verlust gleichgültig wäre. Für dich scheint das in Bezug auf Gründerzeitarchitektur allerdings nicht zu gelten, nur weil es nicht deine gewohnte Welt ist. Finde ich etwas engstirnig. Naja, ist deine Sache.
    >>>Zurück zu Frankfurt.

    In dubio pro reko