Frankfurt a. M. - sonstige Meldungen

  • Frankfurter Hof baut auf mehr Luxus


    http://www.fr-aktuell.de/ressorts/frank…f299&cnt=773385


    Auszug:

    Zitat

    Acht Millionen Euro lässt sich das Frankfurter Unternehmen Steigenberger den aufwändigen Umbau seines Flaggschiffs am Kaiserplatz kosten. Geschätzte drei Millionen davon fließen in die Sanierung der denkmalgeschützten Fassade. Sie soll zum 130-jährigen Jubiläum des Hauses im nächsten Jahr deutlich heller strahlen. "Außerdem stellen wir den alten Zustand partiell wieder her", sagte Beye.

    Dafür werden die Innenhofbalkone im zweiten Obergeschoss wieder zugänglich gemacht. Sie waren die vergangenen 57 Jahre nicht begehbar, was statische Gründe hatte, wie Mitrovits sagte.

  • Quelle: http://www.faz.net/s/RubFAE83B7DD…n~Scontent.html


    Weiß jemand von euch, ob auch historische Kirchen betroffen sind?

  • Sankt Hedwig (Griesheim) ist eine Nachkriegskirche, was aber keineswegs heißt, dass sie nicht erhaltenswert wäre. Galerie: http://www.sankthedwig-ffm.de/fotogalerie/index.htm


    Sankt Bonifatius (Bonames) ist von 1966, Foto: http://www.lalibo.de/images/Fotos/icon_bonifatius_seite.jpg


    Herz Jesu (Eckenheim) besteht aus einem Anfang 1960er neu gebauten Kirchenschiff und dem 56 Meter hohen Turm des neugotischen Kirchenbaus von 1899, der stehen blieb. Das alte Kirchenschiff überstand den Krieg ebenfalls, wurde aber zu klein und dann damals für den Neubau abgerissen. Foto des Turms (ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass jemand wagen würde, auch den Abriss des Turms vorzuschlagen): http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…sueckenheim.JPG


    St. Johannes (Goldstein) ist von 1963. Grobe Skizze: http://www.stjohannes-goldstein.de/fsjhjhkjgfhdkj…kjdfj/index.gif


    St. Aposteln (Sachsenhausen) ist ein eindrucksvolles Gebäude, (höchst wahrscheinlich) ebenfalls aus der Nachkriegszeit. Foto: http://www.sachsenhausen-live.de/sachsenhausen_…ath_apostel.jpg


    @der_Sauerländer: Bei Zeitungsartikeln wäre es mMn. sinnvoll, außer Überschrift und Link ein paar Sätze zu zitieren oder selbst zu schreiben. Wenn der Link nämlich nirgendwo mehr hinführt, weil die Zeitung den Artikel aus dem Netz genommen hat (geht mitunter schnell, bei der FAZ etwa), bleibt sonst nur ein Rudiment, dessen Sinn nicht mehr verständlich ist.

  • @ Henk Frost: Danke für die Zusammenstellung. Obwohl mir nicht alle modernen Kirchen missfallen, bin ich doch froh, dass in diesem Fall wohl ausschließlich solche betroffen sind (abgesehen von dem einen Kirchturm).

  • Mal ein postiver Beschluss der Denkmalschützer (nachdem wir in letzter Zeit viel Negatives gehört haben):


    Zitat

    Verstoß gegen Denkmalschutz
    Behörde verlangt Rückbau eines Hauses der Sachsenhäuser Mühlbruchsiedlung / Anwohner begrüßen diesen Schritt
    Das Denkmalamt will in letzter Minute gegen den Umbau eines Hauses in der Mühlbruchsiedlung einschreiten und den Rückbau auf das alte Maß verlangen. Das Haus in der denkmalgeschützten Eisenbahnersiedlung des 19. Jahrhunderts ist aber fast fertig.


    http://www.fr-aktuell.de/ressorts/frank…4843&cnt=775042

  • Noch einmal zur Riederwald-Siedlung, damit zum Anfang dieses Threads: Das Landesamt für Denkmalpflege hat nun doch den Denkmalwert der westlichen Riederwaldsiedlung bestätigt! Damit dürften sich die Abrisspläne erledigt haben.

    Dies steht in einer Pressemeldung der CDU-Römerfraktion. Noch ein kleiner Auszug hieraus:

    "Es gibt Alternativen zu einem Abriss. Für erste Sanierungsarbeiten hatte der Magistrat bereits Fördermittel zur Verfügung gestellt und seine Absicht erklärt, dies auch weiterhin in begrenztem Umfang zu leisten. Die Aufnahme der Siedlung in die Denkmaltopographie wird Investitionen für Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten sicher erleichtern. Insgesamt ist das eine gute Nachricht für den gesamten Riederwald."

  • Der von Sauerländer verlinkte Artikel ist in der Tat sehr lesenwert, besonders diese Passage:

    Zitat

    Wer die kurze zugbrückenartige Verbindung zwischen Brücke und Haus überschreitet und den schwellenlosen Ausstellungssaal betritt, steht in einem kahlen, weißen hohen Raum, der von oben durch schlitzartige Fenster erhellt wird. Daß sich hinter den geweißten Wänden "echtes" Mauerwerk und über der Glasbeton-Kassettendecke ein klassischer Dachstuhl verbirgt, läßt sich nicht einmal erahnen. Die Anmutung suggeriert ein nackt-modernes Gebäude aus Beton.


    Das bedeutet ganz und gar nicht, daß sich der Architekt von der Geschichte lossagt. Doch er entlarvt die vermeintliche "Moderne" als ebensolches Blendwerk, als das die Kritiker des Historismus das neue Fachwerk und den "angeklebten Barock" denunzieren, der, so der Vorwurf, allenthalben den Blick auf die Gegenwart verstelle. In dieses Verwirr-, oder doch eher Aufklärungsspiel kann sich Mäckler einlassen, weil er sich strikt am Zweck des Bauwerks orientiert. Die turmartige Gestalt ist der Fundamentierung auf einer alten Mühleninsel, das Dach der indirekten Tagesbelichtung durch ein großes Atelierfenster, die gnadenlose Nüchternheit des Saals den Ausstellungsbedürfnissen der Kunst geschuldet.


    Zweckgebundenheit: Das war die polemische, niemals eingelöste Parole, mit der die architektonische Moderne ihren Siegeszug angetreten hatte. In derselben Stadt Frankfurt, die jetzt zum Schauplatz der Antithese geworden ist, publizierte der Vorkämpfer und Pionier Ernst May mit Heft 7 des Jahrgangs 1926/27 seiner Zeitschrift "Das neue Frankfurt" eine Art Programmschrift, die sich im Abstand von acht Jahrzehnten wie ein Kampfblatt zur Durchsetzung des Flachdachs liest. Da nannte Adolf Behne die kubische Form des Flachdachhauses eine "reine Zweckmäßigkeitsfrage", da rühmte Josef Frank die "Wiederherstellung der Formeneinheit" als "wesentlichen Zweck des flachen Daches", weil damit "den Häusern eine Möglichkeit der Unterscheidung genommen" werde, da vermeinte May die "Sehnsucht der Massen" nach einer Architektur zu verspüren, "die nichts mehr verhüllt, nichts mehr vortäuscht".

    Jetzt wissen wir's: Die Massen sehnen sich nach schmucklosen Klötzen :gg:

    Weiterhin:

    Zitat

    Heute streiten in Frankfurt junge Leute für den Wiederaufbau von kriegszerstörten Fachwerkhäusern und strengen Rathausparteien Bürgerbegehren an, um preisgekrönte Entwürfe für ein Flachdachquartier vor dem Kaiserdom zu Fall zu bringen. Der von May beschworene "Pulsschlag der neuen Zeit" schlägt nach der anderen Seite aus. In Christoph Mäcklers kühn-dreister Verknappung findet dieses Paradox in einem einzigen Bauwerk seine formelhafte Figur.

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    Der von Sauerländer verlinkte Artikel ist in der Tat sehr lesenwert, besonders diese Passage:


    Jetzt wissen wir's: Die Massen sehnen sich nach schmucklosen Klötzen :gg:

    Weiterhin:

    Vor allem kann man nicht oft genug auf einen Widerspruch hinweisen: Flachdächer sollen funktional sein? Sie sind es hierzulande definitv nicht - in niederschlagsreichen Gefilden wie dem unsrigen gibt es nichts funktionaleres als geneigte Dächer. Würden manche Modernisten FFF konsequent ausführen, dürften sie keine Flachdächer bauen.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Wie ich heute erfahren habe soll in der Sachsenhäuser Altstadt wieder einmal ein Fachwerkhaus abgerissen werden, das wäre das vierte in den letzten sechs Jahren. Wird die Öffentlichkeit vermutlich ebensowenig interessieren wie bei den vorherigen. Die Altstadt, die wir nicht haben, wollen wir; die Altstadt, die wir haben, wollen wir nicht...

  • Frankfurter
    Soweit ich das beurteilen kann, tut solch eine Meldung den meisten hier in der Seele weh. Das Engagement für einen wiederzuerrichtenden Teil der ehem. Altstadt und bedauernswerte Abrisse dieser Art sind zwei völlig verschiedene Schuhe.

  • Ich glaube gerne, daß vielen hier die Sachsenhäuser Altstadt nicht gleichgültig ist. Wenn ich aber lese, über sechzig Prozent der Frankfurter wollen eine Rekonstruktion der untergegangenen Altstadt, während die schleichende Zerstörung der Sachsenhäuser Altstadt nicht einmal zur Kenntnis genommen wird, kann ich mir noch so viel Mühe geben, ich kann es nicht ändern, diesen Widerspruch als zynisch zu empfinden. Aber das gehört eigentlich nicht hierher.

  • Es ist immer so eine Sache, welche Nachrichten das öffentliche Bewusstsein erreichen und welche nicht. Z. B. hatte der SPIEGEL schon vor Jahren darüber berichtet, dass BND-Mitarbeiter in Guantanamo waren, aber das hat damals seltsamerweise keine Welle der Empörung verursacht...

    Es geht also darum, die Bevölkerung für Missstände zu sensibilisieren. Grundsätzlich kann ich mir nicht vorstellen, dass den Frankfurtern die Fachwerkhäuser in Sachsenhausen egal sind.

  • Ein bisschen off-topic, aber weil es einfach so schön ist... :lachen:

    Geht mal auf diese Website:

    http://www.ebn24.com/?page=3&id=1078&sprach_id=1&projekt=46&land=&st_id=1&seite=4\r
    http://www.ebn24.com/?page=3&id=1078&sp ... =1&seite=4

    ... und schaut euch auf dem ersten Bild mal an, welches Gebäude dort als "Haus zum Paradies und Grimmvogel" bezeichnet wird.

  • Der Schlusssatz ist toll:

    "Durch moderne Architektur hat die Stadt ein neues Gesicht erhalten in dem aber die alten Konturen noch erkennbar sind, als Ausdruck ihrer Wandlungsfähigkeit und Kontinuität."

    Frankfurt hat seine Identität und bürgerliche Kultur, die durch den Bombenhagel des Weltkriegs auf Schwerste verwundet wurde, aber noch heilbar gewesen wäre, in den 50er Jahren den Kopfschuss gegeben, indem man 1200 Jahre städtischer Geschichte weggeworfen und auf erbärmliche Weise in Beton nachzuäffen versucht hat - so schreibt das übrigens auch schon 1959 Walter Sage in seinem Standardwerk "Das Bürgerhaus in Frankfurt a.M. bis zum Ende des Dreissigjährigen Krieges". In den 80ern hätte man fast glauben können, dass Sage mit dieser Aussage Unrecht gehabt habe - aber wenn ich sehe, was jetzt passiert, sieht man mal wieder, dass diese Aussage auch nach 40 Jahren noch Bestand hat. Zumal die Stadt die letzten Reste ihrer glanzvollen Geschichte - alles kunsthistorisch Wertvolle vor dem 19. Jahrhundert ist ohnehin verloren - etwa die klassizistischen und historistischen Prachtbauten im Bahnhofsviertel nun offenbar auch stillschweigend verfallen lässt, um sie irgendwelchen Kapitalhaien in die Hände zu treiben. Die können da dann Drittwohnungen für Investmentbanker hochziehen... :übelkeit:

    Wie man von erkennbaren Konturen reden kann, wenn außer dem Großen Engel und Schwarzen Stern von ca. 150 absolut herausragenden Bürgerbauten der Stadt bis heute kein einziger rekonstruiert wurde, ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel.