• Die Stadt hat nur einen Nachteil: Sie ist so schrecklich weit weg von Düsseldorf.

    Den vermeintlichen Nachteil, kann man aber auch als Vorteil sehen. Läge Görlitz im Westen, dann hätte es vermutlich sehr viele Veränderungen mitmachen müssen, die Görlitz glücklicherweise erspart geblieben sind. Und die komplette, geplante Sprengung durch die SED entging die Altstadt gerade noch in letzter Sekunde durch die bürgerliche Revolution 1989. Görlitz hat sehr viel Glück gehabt!

  • Ja große Teile der nord-westlichen Innenstadt sollten tatsächlich gesprengt werden. Für die die sich auskennen in Görlitz: Heilige-Grab-Straße (bei einer Hälfte waren schon Sprenglöcher gebohrt, die andere Hälfte wurde bereits durch Plattenbauten ersetzt), ein Teil Hohe Straße, Brunnenstraße, Teichstraße, Sonnenplan auch bereits abgerissen aber Neubau nicht mehr geschafft und der Rest der Hohe Straße und die gesamte Pontestraße waren noch geplant. Ansonsten in der Altstadt noch 1989 das Dreieck Helle Gasse/Büttnerstraße und sonst eher einsturzgefährdete Einzelbauten. Ich hatte im anderen Görlitz Strang mal eine Auflistung der Anzahl der Abbrüche gepostet, unterteilt nach Stadtteilen und Zeitraum (vor bzw. nach der Wende).

  • Welche Sprengung? Quelle!

    Ein ganzer Häuserblock wurde leider Ende 1989 noch in der Altstadt von der SED vernichtet. Ich glaube mich erinnern zu können, dass es sich um ein Quartier in der Nähe des Obermarktes dabei handelte. Noch heute ist dieses ehemalige Quartier in der Altstadt nicht bebaut (eh besser) und eine Grünfläche.

    Quote from MDR
    Wie es heute in Görlitz aussehen würde, wenn es die DDR noch gäbe, mag sich Peter Mitsching, Leiter der Denkmalschutzbehörde, gar nicht vorstellen. "Wir hatten Ende der Achtzigerjahre die ersten Flächenabrisse in der Altstadt. Und das wäre weitergegangen. Es gab bereits Listen von Häusern, die abgerissen werden sollten. Danach hätten wir 300 bis 400 Häuser auf einen Schlag verloren. Und damit wäre auch das Stadtbild unwiederbringlich zerstört gewesen."

    und weiter

    Quote from MDR

    Am historischen Baubestand war zu DDR-Zeiten zwar kaum etwas verändert worden, doch die Häuser verkamen in einem so bedrohlichen Ausmaß, dass die Abrissbrachen stetig wuchsen. Denn auch in Görlitz setzte die Wohnungsbaupolitik der SED auf Neubausiedlungen am Rand der Stadt. Für eine Sanierung des überkommenen historischen Stadtkerns gab es hingegen kaum Geld. Er war dem Verfall preisgegeben und sollte in nicht ferner Zeit einfach verschwinden.

    Quelle: https://www.mdr.de/zeitreise/stoe…tikel98634.html

    Wie gesagt, Görlitz hatte verdammt noch einmal viel Glück und auch wenn 1989 bereits mit der Vernichtung Görlitz durch die SED begonnen wurde, so kam die Revolution gegen diese Barbaren gerade noch im allerallerletzten Augenblick! Jedes Mal, wenn ich dann von den LINKEN irgendetwas über deren krude Wirtschaftspläne lese, muss ich an Görlitz, Zittau usw oder auch die ebenfalls geplanten Abrisse tausender historischer Dörfer (7.000 an der Zahl!!!) vor allem der ungarischen und deutschen Volksgruppen in Siebenbürgen denken. Auch hier kam die Revolution genau im richtigen Augenblick bzw wurden durch diese geplanten Maßnahmen vermutlich sogar befördert. Ich finde es sehr wichtig, dass an diese Aspekte immer wieder und wieder erinnert wird, da unsere Demokratie ein sehr zartes Pflanzerl ist, auf das wir mehr als nur gut aufpassen müssen! Unsere geretteten Stadtbilder sind dann vermutlich unser geringstes Problem, wenn auch unser schönstes.

  • Danke für die differenzierte Darstellung. Das liest sich deutlich anders als:

    Und die komplette, geplante Sprengung durch die SED entging die Altstadt gerade noch in letzter Sekunde durch die bürgerliche Revolution 1989.

    Auch die differenzierte Darstellung von Zusammenhängen und Tatbeständen statt verkürzender Parolen hilft bei der Erhaltung unserer demokratischen Strukturen... Polarisiert wird ja leider schon genug.

  • Sicher ist das etwas forsch formuliert. Aber machen wir uns nichts vor: über kurz oder lang wäre zu DDR-Zeiten ein Großteil der Altstadt abgerissen worden. Die Märkte und einzelne, herausragende Gebäude hätte man wohl stehen lassen, aber dazwischen reine Plattenbautristesse. Kann man doch in Teilen von Halle, Greifswald, Eisenach oder Zwickau wunderbar beobachten.

  • Die Wende kam leider zu spät für Halberstadt, Greifswald, Schwerin, Zwickau usw. Die ersten Zerstörungen haben sogar in der Weltkulturerbe Stadt Quedlinburg angefangen. Desto erfreulicher die Rettung in Görlitz und Meißen!

  • Gerade Schwerin hat doch weniger abrisse als vergleicbare westdeutsche Städten und sogar im Moor gibt es immer noch alte Bausubstanz.

  • Ja, man soll wirklich nicht so tun, als ob im Westen alle Altstädte mustergültig und großflächig erhalten geblieben wären. Im Osten war man einfach mit allem später dran, auch mit den Abrissen. Daher kam die Wende zur rechten Zeit. Zwanzig Jahre früher wäre sie sehr zerstörerisch ausgefallen.

    Ich hab Görlitz übrigens nach der Wende erlebt. Ich sagte mir: genau hinschauen, das siehst du nie wieder (weil völlig unsanierbar). Gleiches galt für Bautzen. Hinsichtlich des Südens der Zittauer Altstadt hat sich das hingegen leider bewahrheitet.

  • Letztes Wochenende fand das diesjährige Altstadtfest statt. Hier ein paar Impressionen:

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    Eröffnet wurde es wie jedes Jahr von den Bürgermeistern der Städte Görlitz und Zgorcelec auf der Altstadtbrücke.

    (leider hinter der Bühnenwand verdeckt)

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    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Neben dem Görlitzer Stadtoberhaupt Octavian Ursu war auch der sächsische Landesfürst Michael Kretschmer anwesend, wie hier auf der Peterstraße. Dank der 3 anderen Fotografen welche die ganze Zeit um ihn herumschwirrten viel ich nicht weiter auf. :foto:

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    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.