• Ich liebe deine Bilderserien! Die sind die schönsten, die man überhaupt zu sehen bekommt! Vielen Dank, dass du dein Talent mit uns teilst! :D

    Eine Frage hätte ich:
    Görlitz ist ja wirklich wunderschön...aber auch sehr unbekannt. Zumindest hier im tiefsten Westen. Wie sieht es so mit dem Tourismus aus? Ist die Stadt gut besucht? Sie müsste bei ihrer Schönheit ja eigentlich randvoll belagert sein, von Touristen aus dem In- und Ausland.
    Meine Heimatstadt Trier hat zwar einige einzelne bedeutende Monumente vorzuweisen...aber die Altstadt ist klein und ein großer Teil sind doch nur Billigstbauten aus den Nachkriegsjahren. Und trotzdem ist die Stadt Im Sommer und in der Weihnachtszeit so überannt von Touries...es ist teils echt unerträglich sich durch die Innenstadt zu bewegen. Von allen Seiten hört man französisches, niederländisches, englisches und chinesisches Geschnatter.
    Das hätte Görlitz auch verdient... :(

  • Zitat von "Treverer"


    Eine Frage hätte ich:
    Görlitz ist ja wirklich wunderschön...aber auch sehr unbekannt. Zumindest hier im tiefsten Westen. Wie sieht es so mit dem Tourismus aus? Ist die Stadt gut besucht? Sie müsste bei ihrer Schönheit ja eigentlich randvoll belagert sein, von Touristen aus dem In- und Ausland.
    Meine Heimatstadt Trier hat zwar einige einzelne bedeutende Monumente vorzuweisen...aber die Altstadt ist klein und ein großer Teil sind doch nur Billigstbauten aus den Nachkriegsjahren. Und trotzdem ist die Stadt Im Sommer und in der Weihnachtszeit so überannt von Touries...es ist teils echt unerträglich sich durch die Innenstadt zu bewegen. Von allen Seiten hört man französisches, niederländisches, englisches und chinesisches Geschnatter.
    Das hätte Görlitz auch verdient... :(


    Du wünscht Görlitz die "unerträgliche" Situation von Touries überrannt zu werden??? :?::schockiert:
    :zwinkern:

    Nein, von überrennen kann man wirklich nicht sprechen. Man spürt das der Tourismus anzieht, aber es ist eher Individualtourismus aus Sachsen und Brandenburg, also Tagesausflüge. Bustourismus ist relativ spärlich gesäht, das sind oft Westdeutsche die dann weiter nach Schlesien, in die alte Heimat, fahren. Internationaler Tourismus spielt keine Rolle. Der pendelt auf der Route Berlin-Dresden-Prag-Wien. Görlitz bräuchte die Achse Dresden-Breslau-Krakau, aber Schlesien ist touristisch (un)tot. Und Sachsen tut auch nicht gerade viel um seine Regionen zu vermarkten, die gehen lieber mit der hundertsten Ansicht von Dresden bei Nacht hausieren.

  • Treverer,
    als ich Görlitz im letzten Jahr an einem schönen Sommertag besucht habe, stand ich nicht gerade allein auf dem Untermarkt, aber ständig umgerannt wurde ich nun auch nicht, obwohl mein Auge ständig im Sucher meiner Kamera war und weniger auf den Verkehr und ähnliches geachtet hat :zwinkern:
    Tief im Osten ist es schon ein angenehmeres (ruhigeres) Gefühl als im eher hektischen und überlaufenem Rheinland, das ich ja auch ganz gut kenne (Trier jedoch nicht).
    Einfach mal nach Görlitz kommen, es lohnt sich. Mir fiel es jedenfalls ein wenig schwer, am Abend wieder ins Auto zu steigen. Hätte noch stundenlang weiter gucken können.

  • Karasek: wie immer tolle Bilder von dir. Der Nikolaifriedhof war mir bisher nicht bekannt. Sehr beeindruckender Friedhof, gerade wegen seiner Verfallserscheinungen. Da bin ich ausnahmsweise auch mal der Meinung unserer Patinaliebhaber, dass solche Spuren der Zeit doch ideal zu einem solchen Hort des Todes passen.

  • Ich hatte dieses Jahr wenig Zeit für den Tag des offenen Denkmals, aber ein paar Bauten in Görlitz habe ich doch gesehen. Dieses Haus am Untermarkr z.B. kannte ich von innen noch nicht:


    Wie man sieht ist es noch unrestauriert... da hätte ich schon schlimmeres ahnen können. Die zentrale Halle war vollgestellt mit den abgelegten Sachen ganzer Straßenzüge. Der Nebenraum war leer:


    Am Ende der Treppe erwartet man sich natürlich eine Abfolge weiterer Räume, dem ist aber nicht so. Ist man die Treppe hochgestiegen steht man in einem 2x2m großen, fensterlosen Raum. Man kann nur umdrehen. Geht man die Treppe in der Zentralhalle hoch sieht es dann so aus:


    Komplett entkernt, aber wie man sieht wurden die Strukturen schon so weit neu aufgemauert das wenigstens kein weiterer Verfall droht.
    Blick von der anderen Seite zur Treppe (die Dachratten im Fenster hatten überall ihre Hinterlassenschaften verteilt):


    Die Deckenstruktur des Untergeschosses liegt frei:


    Ein Lichtblick:


    Hier gehts ab in den Keller. Leider war er zappenduster so das ich nicht reingehen konnte:


    Demnächst folgen ein paar Lichtblicke bzw. ein echtes Highlight.

  • Auf der einen Seite wird mühsam rekonstruiert und saniert und auf der anderen Seite wurde erhaltene Bausubstanz ohne Not geopfert. Erschreckend wie rücksichtslos für ein Einkaufszentrum 2001 in Görlitz vorgegangen wurde: "...Die Erfahrungen historischer Städte bundesweit zeigen,
    wie eklatant im anderen Fall die Folgen für die Denkmäler einer Stadt sein können: So wurde in Görlitz (Sachsen) 2001 ein ganzer Straßenzug des
    19. Jahrhunderts mitsamt dem Wilhelm-Theater und den klassizistischen Villen abgerissen, um Platz zu schaffen für das City-Center mit rund 15.000qm Verkaufsfläche." (Zitat aus dem Editorial "Denkmalpflege in Westfalen-Lippe "Einkaufszentren als denkmalpflegerisches Problem").

    ...

  • Das nächste Haus habe ich schon öfters gezeigt, denn es ist jedes Jahr offen. Jetzt allerdings ist es fertig saniert. Das Haus ist im Kern spätgotisch, in der Renaissance überformt und mit Einbauten des Barock.
    Blick in die zentrale Halle. Das das Haus so steril weiß getüncht ist ist nicht gerade mein Geschmack (das es im Bild nicht weiß ist lag an den Lichtverhältnissen):


    Blick zur Treppe:


    Alle Holzeinbauten stammen aus der Zeit um 1700:


    Detail:


    Und Blick von oben hinab. Dort wo sich die Dame und der Herr unterhalten befindet sich eine vollständig restaurierte und funktionsfähige Schwarzküche mit ca. 6m hohem Abzug. Sie wurde sogar einmal in Betrieb genommen. Die Türen passen IMHO gar nicht, aber sie waren wahrscheinlich preiswert:


    Bald mehr.

  • Zum letzten Beispiel:
    Ich finde diese gewaltigen (Renaissance-)Hallen in den Görlitzer Häuser immer wieder sehr beeindruckend. Naja, und den kleinen Unfall mit der rein-weißen Wandfarbe (auf den helleren, von oben aufgenommenen Bildern lässt sich die tatsächliche Wirkung erahnen) kann man demnächst beheben und mit einem Alt-Weiss überpinseln.

    Was hingegeben das ausgekernte Haus am Untermarkt angeht: Man weiss noch nicht mal, wie es hier weiter gehen könnte: Alles rekonstruieren (wenn es denn überhaupt dokumentiert wurde?) wie es vorher war? In winzige Sozialwohnungen neu und langweilig aufteilen?!?!? Ich glaube, dies Haus und das ebenfalls unsanierte Nachbarhaus stehen zum Verkauf. In dem Exposé, das ich vor geraumer Zeit gesehen habe, waren allerdings keinerlei Innenbilder (wohl aus gutem Grund).

  • naja, lasset die Kirche im Dorf: unter entkernt versteht man doch was ganz anderes, als dass ein paar Zwischendecken fehlen! Aus diesem Haus lässt sich noch sehr viel machen. Immerhin ist s erfreulich, dass, obwohl nicht ganz geleckt erhalten, nicht gleich über die Abrissbirne sinniert wird.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das wesentlich uninteressantere spätklassizistische Nachbarhaus (Ecke Weberstr.) steht zum Verkauf, siehe hier:
    http://www.immobilien-in-goerlitz.de/component/option,com_estateagent/act,object/task,showEO/id,681/\r
    http://www.immobilien-in-goerlitz.de/co ... EO/id,681/

    Darf man das Renaissance-Gebäude denn als "teilentkernt" bezeichnen, lieber Ursus? Es fehlt schon ein wenig mehr als nur ein paar Zwischendecken. Freilich lässt sich aus dem Gebäude schon aufgrund der Lage viel machen.

  • Warum nicht 'teilentkernt'?
    Aber grundsätzlich ist hinter der Fassade noch sehr viel Substanz erhalten.

    Zum Nachbarhaus: ein Verfall würde immerhin eine Reko des herrlichen Vorgängerbaus, dieses erlesenen Renaissance-Doppelgiebelhauses möglich machen... Das wäre mehr als bloß das i-Tüpfelchen auf dem Untermarkt. Bis heute ist diese durch den Abriss entstandene Ecksituation nicht ganz befriedigend.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.