Dresden, Neumarkt - Quartier VI

  • Weiß jemand, warum das rechte Haus nicht so umgesetzt wurde, wie es hier vorgesehen war?

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • @Seinsheim

    Danke, das wäre glaublich nicht nur der Wunsch des Bauherrn, sondern obendrein günstiger und vor allem nachhaltiger gewesen. Stadtbildverträglicher sowieso, aber genau deswegen gab es ja bekanntlich diese Gestaltungskommission, damit eben kein rundum harmonisches Stadtbild ermöglicht wird!

    Wenigstens gibt es im Gegensatz zur GSK auch weiterhin am Neumarkt die GHND, die für die nächsten Jahre und Jahrzehnte auch noch damit beschäftigt sein wird, die schlimmsten Bausünden womöglich und im besten Fall wieder unschädlich zu machen ;-).

  • Frische Baubilder von heute... :)

    Front zum Neumarkt:
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    Das Regimentshaus erhält seine Stuckaturen:
    20181107_125048

    Kann es sein, dass die Elimyersche Front noch nicht komplett ist? Die 2 rechten Achsen sind noch ohne Dekoration... ?(
    20181107_125217

    Weiter in Richtung Frauenstraße...
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    Im Erdgeschoss ist schon ein Geschäft eingezogen, obwohl noch einiges an der Fassade zu tun ist:
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    Die Sandsteineinfassungen im Erdgeschoss sind ein schönes Detail:
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    Auch hier schöne Stuckarbeiten:
    20181107_125548

    Das wars für heute... :)

  • Es ist nur bedrückend zu sehen, wie hässlich es wird, sobald ein Haus nicht mehr rekonstruiert ist. Gerade die Rückseite zum Kulturpalast hin (Galeriestraße) ist deprimierend. Man erkennt den Unwillen bzw. die Unfähigkeit der Investorenarchitekten, an das Niveau der historischen Architektur anzuschließen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Kann es sein, dass die Elimyersche Front noch nicht komplett ist? Die 2 rechten Achsen sind noch ohne Dekoration...

    Da kommt nichts mehr. Der Elimeyer ging immer nur bis zu dieser Stelle

  • Ach, und das nimmt man dann bierernst, statt die fehlenden 2 Schaufenster in gleicher Manier zu schmücken. Das wäre doch konsequent durchgestaltet. Stimmt ja eh nix mehr an dem ganzen Block, rekonstruktionistisch gesehen!
    Und sonst, herje immer dieselbe billige Fassaderie wegen dieser dusseligen Wärmedämmverordnung. Einmal mit dem Lieferwagen beim Zurückstossen angeeckt und schon kommen die netten Sandsteinbögen entgegen und bröseln die leichten Kalksandsteine samt Dämmmaterial herunter. Kann's echt nicht mehr sehen, diese Billigrekos, die eignetlich keine sind!
    Na ja, im Barock war auch vieles Kulisse, Täuschung, Gips und Pappe, sagt man, also doch schon wieder konsequent!

  • Ja, das nimmt man - zumindest ich - seit 20 Jahren und das habe ich dann damals so festgelegt.
    Damit mal wenigstens halbwegs etwas irgenwas mal historisch korrekt an diesem Bau ist.

    An der Neumarktseite wurde schon an eine Achse ganz links aus Symmetriegründen hinzugesetzt

    Es geht hier - falls man es noch nicht vernommen hat - um den Wiederaufbau des histiorischen Neumarkts, nicht des historisierenden Wunsch-Traum-Neumarkts.

  • Du sagst es, @SchortschiBähr, ich wollte es nur nicht so deutlich sagen. Die Wärmedämmverordnung ist ein Riesenmist, es wird die ganze Reko wirklich zur Attrappe degradiert. Und das ist es auch, was mir beim Neumarkt, trotz aller Begeisterung, immer so ein flaues Gefühl verschafft - nebst den völlig anderen Rückseiten dieser Häuser. Ich tröste mich dann immer damit, dass ich mir sage, Architektur ist immer zweierlei: Geformte Materie und Erscheinung. Und wenigstens die Erscheinung stimmt ja weitgehend.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Und sonst, herje immer dieselbe billige Fassaderie wegen dieser dusseligen Wärmedämmverordnung.


    Mal eine Frage von einem Laien: Sehen (intakte) Fassaden mit Wärmedämmung gemäß der Wäremdämmverordnung schlechter aus als ein Haus das ohne solch ein Vorgabe gebaut wurde? Wo ist genau der Unterschied zu einer "klassischen" Reko? Sieht man sowas mit dem bloßem Auge wirklich?

    Außerdem habe ich mal gehört das die Gesamtenergiebilanz des Wärmdämmverbundsystems gemäß der Wärmedämmverordnung negativ ist, weil die Kosten die Einsparungen überschreiten.

  • Es geht wohl weniger um das Aussehen im gegenwärtigen Neubauzustand. Übliche Wärmedämmfassaden müssen in der Regel nach wenigen Jahrzehnten erneuert werden. Das heißt, alles kommt wieder runter. Und theoretisch könnte sich ein Eigentümer entscheiden, dann doch wieder moderne Aluminium-Lammellen statt des Barock-Dekors anzubringen. Es besteht also wenig Nachhaltigkeit.

  • Nun die Fassaden können nicht atmen, je nach Dämmmaterial, was verwendet wird. Also bei Hartschaumplatten ist die Fassade brutal versiegelt. Es ist auch eine Frage der Ausstrahlung, die eine Wärmedämmfassade hat. Aussehen und Ausstrahlung gehen Hand in Hand. Mach mal den Klopftest. Fragen der Materialstimmigkeit und Bauen im historischen Kontext berührt das. Ebenso, wie Heimdall anführte geht es um nachhaltige Beständigkeit. Überdies stellen sich auch Fragen nach der Wohnqualität und damit der Baubiologie. So viele künstlich-industrielle Materialien in Häusern mit historischer Fassade ist für mich ein Stilbruch auf mehreren Ebenen.
    Ebenso die Stimmigkeit von Lasten und Tragen, welche in einer WDVS-Fassade so nicht mehr gegeben ist bei z.B. vorgehängten Architekturgliedern und dämmungsverkleideter Fassade. Und wenn ich beobachte, welch konstruktiven Verrenkungen die Planer und Handwerker tun müssen, um ja keine Kältebrücken einzubauen. Herje nochmal!!!? :rolleyes:
    Billigfassaden sind obendrein potentielle Sondermülldeponien, sind brandgefährdet und neigen auf der Schattenseite zu Algenbesatz und innen zu Schimmelbildung. Eigentlich sollten für historische Rekonstruktionen mindestens eine solide Zweischaligkeit im Wandaufbau vorgeschriebener Usus sein. Oder Ziegelbauweise mit integrierter Dämmung. Gibt es ja schon alles. Aber wo es keine Qualitätssvorgaben gibt, nimmt der Investor/Planer das billigste, was es gibt. Kurzum, was der Dämmungswahn hier an handwerklicher Baukultur kreiert hat, schreit zum Himmel nach Abbilfe und scheint mir das Ende der Baukultur zu sein. Danach kann's nur besser werden. Dämmung ja, aber ganz anders.
    So weit so kurz dazu. Andere Foristen haben sicher noch Substanzielleres beizutragen!
    (Habe gerade selbst handwerklich mit Dämmung zu tun, Minibauprojekt, Sanierung eines alten Bauwagens, freilich kommen die Hartschaumplatten raus und Holzfaserplatten zu Einsatz. Und das Dach ist zweischalig mit Hinterlüftung und Jutemattendämmung und ebenfalls Holzfaserplatten (Gutex)neu aufgebaut. Fühlt sich einfach gut an!)

  • Dieses Quartier kann man abhaken. Für die Reko-Idee ein Negativ-Dienst (um einen gewissen verfehlten Ausdruck zu vermeiden). Auch die "Leitfassaden" in der Frauenstraße schauen bescheiden eingerichtet aus. Sicher wird es besser, wenn sie nicht mehr so in der Luft hängen, aber dass da irgendwas nicht stimmt, wird immer leicht zu merken sein.
    Fazit: eine notwendig und notdürftige Abrundung des NMes als Platzraum, mehr nicht. Jedenfalls das eindeutig qualitativ schlechteste Quartier.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Dem wird hier nicht widersprochen. Aber gemeinsam mit Quartier III.1 und dem zukünftigen Q VII.1

    Mehr war bei den gegebenen Verhältnissen und der Blockadepolitik des SPA (man wollte m. E. die historische Front alf alle Fälle verhindern) nicht zu erwarten.

    Dieser Eindruck liegt aber nicht zuletzt an dem gerade auch hier im Forum ach so sehr gepriesenen "Blobelbau" mit seinen völlig missratenen Maßen, dem schlimmen "Dachbuckel" und der "Anschluss"-Achse, die die Selbstbezogenheit des Bauherren par excellence vorführen. Das hätte alles nicht sein müssen....

    Aber ok. Jedem, wie er's mag. Hauptsache Schnörkel dran .

  • Ich finde, man sollte jetzt nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Klar gibt es in dem Quartier einiges zu kritisieren, wie die Seite zum Kulturpalast, die so mit das schlimmste ist, was am Neumarkt gebaut wurde. Und ja, der Blobelbau ist nicht das geworden, was man sich erhofft hat.

    Aber jetzt mal unter uns, man vergisst die negativen Dinge ja oft etwas schnell. Doch wer sich erinnert, der weiß, was hier mal geplant war. Ein hypermodernes Gewandhaus, was den ganzen Platz gesprengt hätte. Wir haben jetzt zumindest eine historisch anmutende Schauseite zum Neumarkt, die nicht perfekt ist, aber mit der man sehr gut leben kann. Und wir haben eine historische Nordseite der Frauenstraße, die man uns mit dem Chiapponischen Haus auch nehmen wollte. Letztlich ist viel mehr gekommen, als die Politik und das SPA wollten.

    Ja, klar, mehr geht immer, aber manchmal sollte man trotzdem das schätzen was man erreicht hat und das ist gerade in diesem Quartier doch sehr beachtlich!

    APH - am Puls der Zeit

  • Das Schlimme ist die Tatsache, dass eben dieses sehr kompromisshafte Ergebniss nur der Tatsdache zu verdanken ist, dass sich einige Leute schier zun Nutte machen mussten, um es zu bekommen.

    Aber das sieht keiner.

    Nur vom Tippen hier im Forum wurde es sicherlich nicht.

  • @ oktavian

    Das ist ziemlich unfair und das weißt du auch. Ja. Die GHND hatte großen Anteil. Aber es gab auch und gerade beim Quartier 6 viel öffentlichen Druck und Protest. Und auch hier aus dem Forum.
    Das mag nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen sein. Aber alles außer den eigenen Verdienste immer schlecht zu reden finde ich nicht okay. Solche Erfolge sind immer auch Teamerfolge.

    APH - am Puls der Zeit

  • Nein, ich sage das, um klarzumachen, dass angesichts der megaschwierigen Vorraussetzungen beim QVI einfach nicht mehr möglich war.

    Ich sage das aber v. a. im Hinblick auf diejenigen, denen es hier nie historisch genug zugehen kann, die aber niemals auch nur sich einmal real in dieses Haifischbecken begeben haben, um die Dinge VOR ORT und mit mit diesen Leuten auszukämpfen. Das ist halt nu nmal was anderes, als von der Ferne Emails zu schreiben - sorry.

    Mein Anliegen ist es, klarzumachen, dass die "Blobelbude" dem gesamten Rekogedanken deutschandweit einen Bärendienst - im Negativen - erwiesen hat.

  • Ich glaube an der "Blobelbude", wie du das Haus nennst, wird keine einzige weitere Rekonstruktion in Deutschland scheitern. So wichtig ist das Gebäude dann auch wieder nicht. Auch wenn da dein persönliches Kunsthistorikerherz blutet bei dem Anblick.
    Eher schon stellt diese unterirdische Ausführungsqualität bei einigen Quartieren ein abschreckendes Beispiel dar. Das wollte man ja in Frankfurt ganz anders haben mit dem expliziten Verweis auf Dresden.