Dresden, Neumarkt - Quartier VI

  • Ich bin ja mal gespannt, wie die Karyatiden des Blobel-Baus in ihrer künstlerischen Qualität ausfallen. Diese weiß ja leider oft zu enttäuschen, wie jüngst bei den Masken der Semperschen Ladenfront. Dabei gibt es auch heute höchst talentierte und versierte Künstler in traditioneller Skulptur. Diese müssen sich nicht von ihren Kollegen des 18. oder 19. Jahrhunderts verstecken. Ich hab es schon öfters erwähnt, man muss nur wissen, wo man diese Künstler zu suchen hat, und zwar unter den 3D Artists des Film- und Videospiel-Business. Die haben es echt drauf, in jedem erdenklichen Stil, perfekte Kopien oder Eigenkreationen, und sie verlangen keine Mordspreise, weil sie das in dem Business nicht gewohnt sind.


    Eugene Lukachevich, https://www.artstation.com/artwork/ydEqQ


    Mariano Steiner, https://www.artstation.com/artwork/dDbow


    Nick Bibby: https://www.facebook.com/NickBibby.Scul…nze/?tn-str=k*F

  • Zitat von Henry

    Heilige Maria, was ist hier wieder für ein städtebaulicher Mist raus gekommen?
    Der Stellwerkbau hat die Aufgabe, die Ecksituation sinnvoll zu gestalten, insbesondere im Dachbereich, völlig versemmelt. Da stimmt nichts, weder die Proportionen, noch die Farbe, es ist eine Ödnis in ... was ist das eigentlich für eine Farbe? Braunlila? Ich bin ja für mehr Farbe an Füllbauten, aber das Farbkonzept ging daneben, noch dazu, weil man den Dachbereich nicht absetzt, sondern sogar die Eindeckung im gleichen Farbton hält. So entsteht ein massiges Etwas.

    Und dann diese Behelfsfassade daneben, das arme Chiapponische Haus, das es diese Ecksituation jetzt ertragen muss. Unter den Gerüsten hatte ich ja noch Hoffnung, abgerüstet ist es ein völlig unbefriedigendes Ergebnis geworden. Diese dunklen Balkonlöcher in der Fassade? Gehts noch? Die liegen jetzt direkt in der Sichtachse vom Altmarkt und sehen die meiste Zeit des Tages wie dunkle Löcher aus. Diese versetzt springenden Fenstestreifen, eine Unart der letzten Jahre, der ich null abgewinnen kann.

    Und was das so traurig an der ganzen Sache ist, ist die Tatache, dass dieser Anblick die Sichtachse vom Altmarkt kommend, völlig bestimmt. Warum haben Menschen keine Lust mehr auf "Moderne"? Genau deswegen. Man bekommt keine anspruchsvollere Bauaufgabe geregelt. Und das hat ja nichts mehr mit Bauhaus oder dem zu tun, was die Denker dieser Epoche mal theoretisch reflektiert hatten. Wir sollten da niemandem auf dem Leim gehen. Das hat auch mit Bauhaus nichts mehr zu tun. Das ist billigste Nichtarchitektur. Mir hängen diese Pappburgen einfach nur noch zum Hals raus.

    Was bleibt? Die Hoffnung, dass man in 10 Jahren einsieht, dass nur eine Reko des Eckbaus hier Abhilfe schaffen kann. So kann es jedenfalls dauerhaft nicht bleiben!

    APH - am Puls der Zeit

  • Volle Zustimmung in allem, was Du gesagt hast! Pappburgen, köstlich, wenn's nicht so traurig wäre. Die Ecke sieht halt wie rausgeschnitten aus. Man hat, um den Kulti zu implementieren, den Häusern die ursprünglichen Ecken rausgeschnitten für den Kulitklotz, könnte ein unbedarfter Besucher auf die Idee kommen. Und die offenen Wunden mit Behelfsfassaden geschlossen. So bleibt es stes offensichtlich, daß hier keine gewachsene städtische Fassadenstruktur anzutreffen ist. Die Folgen eines gewaltsamen Eingriffes!
    Ohne strenges Gestaltungskonzept und dessen Einhaltung eben nur dilletantisches Herumimprovisieren mit Pappstellagen!?

  • Auf die Gefahr hin, aus dem Chor zu fallen, finde ich den Stellwerk-Bau nicht so schlimm, wie erwartet. Ich kannte ja die Visualisierungen, sodass mich das Ergebnis nicht wirklich negativ überrascht. Der Farbton gefällt mir eigentlich ganz gut und auch die dezente Profilierung des Putzes könnte aus der Nähe gar nicht so schlecht ausschauen. Die Fenstergitter erinnern mich bisschen an die späten 50er/frühen 60er.
    Aber insgesamt pass es natürlich nicht dazu. Gerade dieser Knick im Dach vom Jüdenhof aus gesehen erscheint unnötig.

  • Ein anschauliches Beispiel dafür, wie die Modernisten einem in seiner Gesamtheit ästhetischen Stadtbild absichtlich in die Suppe spucken wollen. Ich finde sowas einfach nur boshaft und frage mich, welch tiefsitzende destruktive Geisteshaltung dahinter steht.

    In dubio pro reko

  • Auf die Gefahr hin, aus dem Chor zu fallen, finde ich den Stellwerk-Bau nicht so schlimm, wie erwartet. (...)

    Wenn Du damit nur die Fassade zum Jüdenhof meinst, stimme ich zu. Die ist zwar banal, aber erträglich. Blöd ist halt das Dach. Soll wohl total kreativ wirken, ist aber einfach nur bescheuert. Hast Du ja auch selber angesprochen.

    Diese Ecke ist aber völlig misslungen. Nicht daß allein der Kulturpalast schon abschreckend ist. Da baut man ihm gegenüber eine ebenfalls kalte Fassade. Das sieht schon auf dem Bild nicht sonderlich einladend aus. Ist zwar noch nicht fertig, aber das wird sicher nicht viel besser. Eine richtige Hinterhofsituation. Kann man nur mit einigen Grünpflanzen in Kübeln etwas freundlicher gestalten. Vielleicht täuscht dieser Bauzaun aber auch und das ist hinterher eine total beliebte Gasse mit top Aufenthaltsqualität.

  • Man will in Dresden nicht Provinz sein und mit diesen unbemüht-groben Füllbauten wird man erst recht leider als Provinz wieder wahrgenommen werden.

    Frankfurt/M mit seinen allesamt neuen Häusern in der Braubachstrasse wäre hier ein gutes Vorbild für Dresden. Dort hat man es tatsächlich geschafft neue und sehr hochwertig wirkende, stadtbildtaugliche Neubauten zu errichten.

    Die Ecke hinter dem Kulturpalast schreit jetzt schon nach Veränderung. Hoffentlich müssen wir hier nicht auch wieder 30 Jahre warten, bis eine strukturelle Verbesserung geschieht.

  • Fakt ist, dass sich die "modernen" Architekten genau mit diesen Bauten ihr eigenes Grab schaufeln. Es ist ja nicht die Elbphilharmonie oder das Guggenheim in Bilbao, was die Architektur von heute so in Verruf bringt, sondern es ist dieser infantile Schrott, sorry für den Ausdruck. Aber teils sehen die Bauten aus, als hätten Grundschüler im 4. Schuljahr die Aufgabe bekommen, einen Schuhkarton zu einem Haus umzubasteln. Für eine Kulturnation ist diese Art der Kulturverweigerung eine Aufgabe von allem, was seit der Renaissance geschaffen wurde.

    Und der gleiche Mist steht schon am Wiener Platz und jetzt noch schlimmer am Postplatz. Wollen wir, dass der Neustädter Markt als nächstes dran ist? Ich sage da nein. Hier darf es keine Kompromisse mehr geben. Ohne Leitbauten und ohne ein striktes Konzept wie in Frankfurt wird es sonst der nächste Platz in Dresden, der vor die Hunde geht. Das darf einfach nicht passieren!

    APH - am Puls der Zeit

  • Bilder von heute:


    Mir gefällt der Bau immer besser. Er entfaltet eine sehr mondäne und noble Wirkung am Platz.


    Auch die anderen Fassaden in der Frauenstrasse sind nun ohne Gerüst zu bestaunen

    Abschließend noch ein totaler Blick in die Frauenstrasse in Richtung Kulturpalast. Für mich kann ich sagen, dass es ein schönes Raumgefühl ist durch diese enge Strasse zu gehen. Ein schöneres Empfinden für mich stellt sich ein, wenn
    ich links gehe und auf die Rekofassaden schaue. Geht man rechts und schaut die grauen Fassaden an, will sich dieses
    Gefühl zumindest bei mir nicht einstellen. Es müssen nicht unbedingt Rekofassaden sein aber eben hellere freundlichere Farben als das tumbe Grau.

    Einmal editiert, zuletzt von Henry (28. Oktober 2018 um 19:50)

  • Danke für die Bilder.
    Ich muss ja sagen, etwas verwundert bin ich ja schon, dass nun bereits alle Gerüste weg sind. Am Chiapponischen Haus fehlen im linken Bereich der Fassade ja noch die Putzfelder (das soll doch wohl hoffentlich nicht so bleiben), und der Erker am Dinglingerhaus ist ja auch noch nicht fertig. Wieso das Gerüst bei Blobel zwischen Eckhaus und Dinglingerhaus abgebaut wurde, wundert mich ebenfalls, hier fehlt ja in großen Teilen sogar der Putz, vom Erker gar nicht zu sprechen. Dieser sieht auch ein wenig windschief aus. Nunja, ich hoffe und denke, das wird alles noch.

    Was ich nicht sehr gelungen finde, ist die Gestaltung der Dachgauben, diese sehen doch recht klobig aus.
    Die Farbgebung gefält mir dagegen insgesamt sehr gut, es wirkt harmonisch und man sieht sehr schnell, wie viel allein die Farbe ausmachen kann, auch bei grauem Wetter wie jetzt. Besonders gegenüber des sehr grauen Quartiers V/1 ist dies sehr wohltuend.

  • Henry, du solltest deine Bilder mal richtig in die verschiedenen Threads sortieren. Der Blobel-Bau gehört hier eigentlich nicht rein.

    Ich war heut auch noch einmal unterwegs.

    Blick von der Galeriestraße in die Frauenstraße

    Der Stellwerk-Bau am Jüdenhof bekommt im EG größere Elemente

    Die Blindfenster am Regiments-Haus sind auch schon sichtbar

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Die Gerüste in der Frauenstraße wurden wohl doch abgebaut, weil die Fassade vom Verputzen und Streichen soweit fertig ist.

    Am Dinglingerhaus(Frauenstraße 9) wird der Erker komplett aus Sandstein und am Nachbarhaus, welches zu Blobel gehört ist sogar die komplette Fassade aus Sandstein, wenn ich das richtig deute.

    http://www.dresden.de/de/stadtraum/b…Quartier-VI.php

    Die werden wohl entweder per Hebebühne angebracht oder es kommt ein neues Gerüst, welches ein größeren Abstand zum Gebäude hat.
    Parallel dazu will man wohl den Fußweg fertigstellen, deswegen denke ich eher das die Sandsteine per Hebebühne kommen.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Henry, du solltest deine Bilder mal richtig in die verschiedenen Threads sortieren. Der Blobel-Bau gehört hier eigentlich nicht rein.

    Wieso? Bin als erster Mitforist durch die fast fertige Frauenstrasse spaziert und da gehört der Blobelbau dazu. Darfst aber gern meine Bilder verwenden und dahin kopieren wo Du meinst sie hinkopieren zu müssen.

  • Du lädst halt immer deine ganzen Runden in einem Thread hoch, aber hier hat jedes Quartier und sogar der Blobel-Bereich einen eigenen Thread.

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • [...] und am Nachbarhaus, welches zu Blobel gehört ist [wird] sogar die komplette Fassade aus Sandstein, wenn ich das richtig deute.

    Auch die anderen Fassaden in der Frauenstrasse sind nun ohne Gerüst zu bestaunen


    Diese Fassade wird doch auch noch verputzt und erhält sicher keine Sandsteinverkleidung. Das oberste Geschoss trägt bereits den Deckputz samt Spiegeln, ebenso sind am 1. Obergeschoss zwei Lisenen im Aufbau. Wenn hier noch eine Sandsteinschicht drauf käme, gäbe das zudem sehr tiefe "Fensterhöhlen".