Dresden, Neumarkt - Quartier VI

  • Nachdem nun die Internetpräsenz der STELLWERK Architekten wieder online ist, ist mir etwas aufgefallen:

    Hinten links ist der Platzhalter des "Au petit Bazar" zu sehen, dessen Baufeld bekanntlich Günter Blobel gehört.

    Quelle: http://www.viarealis.de

    Die Visualisierung des Gebäudes ganz rechts im Quartier 6 (ehemals Galeriestraße 24) zeigt nur stark vereinfacht und teilweise sogar verändert den erstplatzierten Entwurf. Die Stellwerk Architekten haben den Wettbewerb gewonnen und haben auch für dieses Projekt eine eigene Seite eingerichtet, auf der auch zwei Visualisierungen veröffentlicht wurden:
    Ensemble-Ansicht

    Einzelansicht

    Wenn man vergleicht, so erkennt man tatsächlich einen groben Unterschied zur Viarealis-Visualisierung.
    Ehrlich gesagt empfinde ich dieses Gebäude als gelungen. Die Details der Fassade, der Brüstungen und das Dach gefallen mir außerordentlich gut. Insgesamt ist das Gebäude wohlproportioniert und sicherlich wäre es qualitativ um Einiges hochwertiger und damit ästhetischer als viele andere "Füllbauten" am Neumarkt (man vergleiche nur mit den Fassaden der USD zur Salzgasse hin oder mit den modernen Fassaden der Baywobau in Quartier IV und III) und sicherlich auch deutlich besser als die meisten "modernen" Gebäude, die derzeit in Dresden gebaut oder geplant werden. Der Neubau des Quartiers VII/2 zur Rosmaringasse hin stammt ja ebenfalls von Stellwerk, aber dieser Entwurf sagt mir definitiv mehr zu.
    ABER doch bitte nicht am Jüdenhof !!!
    Ja, das Gebäude wäre gut gelungen, doch zum Jüdenhof passte es einfach gar nicht. Kann man sich denn nicht einfach mal weniger Arbeit machen und das Haus, welches dort ehemals stand, rekonstruieren? Wahrscheinlich wäre das sogar kostengünstiger. Und sogar die Kimmerle Gbr Jüdenhof verwendet es in den Visualisierungen: Zum Beispiel beim Blick vom Neumarkt.
    Allein schon auf dieser Visualisierung erkennt man die unglaubliche Ensemble-Wirkung, die ein moderner Bau leider zerstören würde. Es wäre doch eine gute (wenn auch eine ohne Hoffnung) Variante, den Entwurf der Stellwerk Architekten an einer anderen Stelle zu realisieren. Aber die Gestaltungskomission will ja bewusst den "Bruch" - wie man leider schon oft genug gesehen hat und damit werden die Hoffnungen auf ein architektonisch stimmiges Ensemble auf absehbare Zeit leider Träume bleiben...
    Ach übrigens: Eine Grafik der Stadt, veröffentlicht auf deren Homepage, zeigt die Galeriestraße 24 neben dem Regimentshaus mit im Farbkonzept... ???
    Hier der Link

    3 Mal editiert, zuletzt von Millennio (11. November 2015 um 18:26)

  • Leider wahr. Die Gestaltungskommission laesst einfach keine Ecke am Neumarkt zu, die harmonisch werden koennte. Krasse Fehlbesetzung, aber das wissen wir schon lange alle. Wie schoen der Neumarkt haette werden koennen, zeigen die wunderbaren Visualisierungen von Herrn Hummel und auch die historischen Fotos. Aber natürlich besser als das, was die Stadtplanung anfangs alles mit dem Neumarkt vor hatte.

  • Die Gestaltungskommission laesst einfach keine Ecke am Neumarkt zu, die harmonisch werden koennte. Krasse Fehlbesetzung, aber das wissen wir schon lange alle. Wie schoen der Neumarkt haette werden koennen, zeigen die wunderbaren Visualisierungen von Herrn Hummel und auch die historischen Fotos.

    Diese Fehler gilt es dann in 20 oder 30 Jahren zu korrigieren. Nachhaltigkeit schaut natürlich anders aus.

  • Richtig! Unser Trost ist jedoch, dass moderne Architektur in unserer Konsumgesellschaft zu einem quasi Wegwerfartikel geworden ist. Bauen - wirtschaftliche und technische Restnutzungsdauer und nach 30 - 40 Jahren - Abriss und der ganze "Spass" beginnt wieder... . Irgendwie gut fuer so manchens Schrottgebaeude am Neumarkt, aber die einzigen Immobilien am Neumarkt wirklich nachhaltig waeren, waeren die, die man mauert und als Rekonstruktionen auffuehrt. Die privaten Bauherren am Neumarkt halten sich zum Teil an diese Nachhaltigkeitsregel.

  • Und so bleibt zu hoffen, daß rekonstruierte Gebäude nicht in ein paar Jahren als veralteter kitschiger Trend angesehen werden, der genauso weggeworfen wird, wie alles andere, Als eine kurzzeitige Mode die kommt und geht.
    Darum ist es um so wichtiger, die Rekonstruktionen möglichst qualitätvoll und massiv auszuführen, am besten natürlich klinkergemauert. Da sind schimmelnde Barockfassaden mit Styroporputzflächen unser größter Feind. Nicht, daß in hundert Jahren nur noch die Füllbauten auf dem Neumarkt stehen! Vor dieser Dystopie würds mich wirklich schaudern.
    Über ästhetische Nachhaltigkeit läßt sich ja noch streiten; inwiefern da eine rekonstruierte Barockfassade wertvoller ist, als eine originale postmoderne (streiten läßt sich da eigentlich nicht, aber man will ja pluralistisch wirken). Nicht aber über gut ausgeführte steingewordene Tatsachen die immer gut repariert und gepflegt werden können, im Gegensatz zu kaum abzudichtenden Flachdächern, Glasfassaden mit furchtbaren bauklimatischen Eigenschaften und von Ratten durchfressene Styropordämmungen.
    (Gut, wollte man meine Logik ganz zu Ende führen, wären Betonbunker natürlich das nachhaltigste, aber wohnen will darin wohl kaum ein vernünftiger Mensch.)

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (12. November 2015 um 01:31)

  • Naja, da es sehr wahrscheinlich vom selben Architekten verdeckt wird, wird die Ansicht nicht viel besser:
    http://wp.stellwerk.org/?portfolio_page=q6

    Mir wäre die Visualisierung die man bei Kimmerle sieht lieber:
    http://www.kim-juedenhof-dresden.de/files/Dateien/…linger-Haus.jpg
    http://www.kim-juedenhof-dresden.de/files/Dateien/…ger-Haus-01.jpg

    Im Farbkonzept der Stadt taucht auch nicht der Stellwerk-Entwurf auf, aber er wird bestimmt trotzdem kommen....
    http://www.dresden.de/de/stadtraum/b…Quartier-VI.php

    Armer Jüdenhof, wieder kein geschloßenes Ensemble...


    Aber dieses einzelne freistehende Gebäude an der Ecke zum Kulti ist langfristig eh nur eine Zwischenlösung.
    Wenn der Kasten erstmal weg ist, muss man es eh wieder abreißen, um die Quartiere Richtung Wilsdruffer zu vollenden.
    ;)

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

    Einmal editiert, zuletzt von Chris1988 (12. November 2015 um 23:36)

  • Ich finde das Haus auch halbwegs okay, aber definitv hat es in der historischen und zerbombten Innenstadt nichts verloren. Das Haus würde viel besser irgendwo in einem Neubaugebiet im Stadtgürtel passen.

  • Auf dem Grundstück des Chabonischen Hauses, das sich im Besitz von Kondor Wessels befindet, wurde der über die Jahre entstandene Wildwuchs entfernt.


    Der auf dem Grundstück befindliche Bagger könnte beginnende archäologische Grabungen ankündigen.


    Das Grundstück befindet sich in einer durchaus exponierten Lage.

    Kondor Wessels (Griebnitzsee Projektentwicklungsgesellschaft) hatte gegen den Umbau des Kulturpalastes geklagt und verloren. U.U. kündigt sich durch die sich abzeichnende Lösung des Lärmschutzkonfliktes auch hier eine baldige Klärung und damit ein möglicher Baubeginn an?

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Das wäre tatsächlich mehr als wünschenswert, wenn es dort auch einmal losginge! Im selben Quartier liegt doch auch das Blobel Grundstück - von dem hört man ja überhaupt nichts mehr? Wäre ja sinnvoll, wenn beide gleichzeitig bauen täten. die Frage ist hier bloß noch, was Blobel am Ende des Tages dorthin stellen wird? Da hat man ja schon so manches Gerücht vernommen. Jedenfalls spannend!

  • Sehr gute Nachrichten vom Quartier VI. USD will gemeinsam mit Kondor Wessels und Nobelpreisträger Günter Blobel dieses Jahr mit dem bauen beginnen. Die einzige negativere Nachricht zu dem Projekt ist, dass auf dem 'Kaufhauses Bothen'-Grundstück von Blobel, ich zitiere, "nicht ganz nach altem Vorbild" geplant wird. Was immer das auch heißen mag.

    https://mopo24.de/nachrichten/Regime...-Dresden-41267


    Bildquelle: MOPO24 Morgenpost Sachsen GmbH | https://mopo24.de/nachrichten/Regime...-Dresden-4126

  • "Unzufrieden ist der Verein (Gesellschaft Historischer Neumarkt) mit Blobels Ideen. Der plant mit seinem Architekten Michael Kaiser auf der Fläche des ehemaligen Kaufhauses Bothen. Allerdings nicht ganz nach altem Vorbild, wie bemängelt wird."

    Das ist aber seltsam... War Blobel nicht immer starker Befürworter der historischen Rekonstruktion des Neumarkts? :/

  • Ich weiß nicht ob ich mich noch richtig erinnere aber war es nicht so dass Herr blobel etwas historischer und sagen wir mal mit mehr Stuck plant als eigentlich da war?

    Das wäre für Historiker vielleicht nicht ganz optimal und für Kritiker vielleicht etwas Disneyland. Wenn man es aber nicht übertreibt ist es von mir aus okay.

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich sehe dem Quartier schon seit Längerem mit großer Sorge entgegen.
    Die Ankündigungen Blobels und das von der USD zusätzlich geplante Vollgeschoss lassen gerade für die derart exponierte Ostseite des Quartiers wohl nichts Gutes mehr erahnen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Am Schönsten wäre natürlich, wenn Herr Blobel genau so bauen würde, wie man auf der Visu der MOPO sehen kann und auch die Farbgebung im Einklang mit den USD Gebäuden stehen würde!

    Solange Blobel jedoch kein Baumarktstuckschlösschen dorthin baut, wird der Neumarkt das auch überleben. Das Schlimmste - das neue Gewandhaus - ist ja zum Glück vor ein paar Jahren noch gerade abgewendet worden.

  • In der Tat handelt es sich weder um einen Leitbau, noch um eine Leitfassade. Allderings ist bereits klar, dass die USD die Front in Annäherung an die Vorkriegssituation rekonstruieren wird - wohl auch inklusive der semperschen Ladenfront. Dafür wird es statt des Mezzanins aber ein weiteres Vollgeschoss geben.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Allderings ist bereits klar, dass die USD die Front in Annäherung an die Vorkriegssituation rekonstruieren wird - wohl auch inklusive der semperschen Ladenfront.

    Wirklich? So wie auf der Visualisierung von Kralle im Beitrag 2113? Dann wäre der Punkt, dass....


    ...es statt des Mezzanins aber ein weiteres Vollgeschoss geben...

    wird eher unerheblich (zumindest für mich). Solang die Gesamtoptik stimmt, ist alles ok. Vielleicht sieht es mit dem zusätzlichem Vollgeschoss sogar besser aus.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.