Dresden, Neumarkt - Quartier VI

  • Jemand erwähnte die unregelmäßigen Fenster des Neubaues, sie fallen mir tatsächlich erst jetzt auf. Schon mal ein weiterer Minuspunkt.

    Generell mag ich lange , schlanke Fenster lieber als überdimenisionierte. Aber diese Unregelmäßigkeit von Fensteranordnungen, in die "moderne" Architekten aus Einfallslosigkeit flüchten - und um ihre seelische innere Leere zu überdecken - und die sie uns dann als "modern" verkaufen wollen, finde ich extrem schlecht. Indem man einfach ein paar Fenstermaße durcheinanderwirft, paar breit, paar schmal, macht das ein Gebäude nicht "modern" sondern eher chaotisch. (Zumal hier am Neumarkt nicht himmelstürmende "Innovation" gefordert war, sondern das Gegenteil - der Rückgriff auf das Altbewährte, das sich über Jahrhunderte bewiesen hat).

    Was mich aber stört ist nicht nur die Unregelmäßigkeit. Gerade im Vgl. mit dem Regimentshaus wirken die Fenster zu schmal, fast schon zu feingliedrig. Das ist kurios, denn normalerweise kritisiere ich Modernisten wegen ihrer Grobheit und plumpen Formen - sicherlich nicht wegen zu Filigranem.

    Das Originalgebäude auf dem alten Foto sieht tatsächlich besser aus - die Fenster sind hier weniger, dafür breiter. Wirkt harmonischer. Fünf breitere harmoniert mit dem rekonstruierten Nachbarn besser als sechs schmalere Fenster. Der Herr Baumeister hätte das eigentlich sehen müssen.

    Aber der größere Minuspunkt ist das Dach. Ein vernünftiges Dach, eine leicht veränderte Anordnung der Fenster, und das Gebäude wäre gut. Architekten scheinen die Provokation und die Störung von Ensembles regelrecht zu wollen - und beklagen sich dann, wenn es bei der Bevölkerung nicht ankommt.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

    Einmal editiert, zuletzt von Petersburg (7. März 2019 um 19:18)

  • Mir liegt immer noch die Verstümmelung des Chiappon'schen Hauses im Magen. Stimmt es, dass der Grund für das Fortlassen einer Achse folgender war: das Stadtplanungsamt behauptete, es brauche hinter dem Kulturpalast eine größere Wendefläche, deshalb müsse das Haus gekürzt werden. Und wenn es gekürzt werde, sei die Fassade ja keine Leitfassade mehr und müsse folglich in moderner Architektursprache entworfen werden. Also ein Vorwand der 'Modernisten', eine Rekonstruktion zu verhindern? Wenn ja, spräche ein solches Vorgehen ja für sich!

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

    Einmal editiert, zuletzt von Seinsheim (11. März 2019 um 11:56)

  • Ich stolpere da auch jedes Mal drüber, wenn ich die Bilder sehe. Ich erinnere mich von einer "Schleppkurve" gelesen zu haben, die Raum bräuchte, also Straßenraum, der dem Kurvenradius größerer Lkw's entspricht. Frag mich nur, was die Stadtplaner den Lkw-Fahrern zutrauen bzw. nicht. Allein aus Augenschein nach den Fotos würde eine Gebäudeachse mehr einen Lkw auch nicht hindern herumzukommen. Dann halt sehr langsam und vorsichtig!

  • Aus Augenschein vor Ort erscheint mir der Straßenraum um den Kulturpalast nicht zu breit geraten. Vor den Gebäuden sind noch Gehwege. Manchmal stehen Polizeiautos neben dem Kulti und auch dann müssen Anlieferung und Feuerwehrzufahrt gewährleistet sein. Man darf auch nicht vergessen, dass wir in einem stark frequentierten Innenstadtbereich sind. Vermutlich würden die Laster bei einer Fensterachse mehr auch noch rumkommen, aber wenn neu gebaut wird, geht man eben auf Nummer sicher. Ich freue mich, dass wir wenigstens diese Fassade bekommen haben. Das zugehörige Haus ist übrigens das Chiapponische. Mit h hinterm c, damit man ein k spricht.

  • Es fällt auf, dass der Fassadendekor des rekonstruierten Hauses teilweise ein ganz anderer ist als auf dem von Rastrelli verlinkten Ursprungsentwurf. Wie erklärt sich sowas?

  • Handy-Schnappschüsse vom gestrigen "Schnelldurchlauf"...

    Letzte Handgriffe, ist meiner Meinung nach wirklich wundervoll geworden. :)
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    RobBerg hat recht, die ursprünglich vollständige Bemalung wurde wieder entfernt. Ist aber sicher nur vorübergehend. Vielleicht Nachbesserungsarbeiten?
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    Auch am Regimentshaus wird weiterhin fleißig gewerkelt.
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  • Oh gott ist das schön. Vor allem (1. Bild von Bert) das Fries über dem Eingang.

    Auf dem Bild darunter lugt ein kleines Stück des Hänschbaus heraus. Da sieht man erst im Vergleich, wie miserabel und welch niedere Qualität die 60er Jahre im Vergleich zu klassischer Architektur sind.

    Sorry liebe Modernisten - Bauhaus & Co. haben sicher auch einiges Gute bewirkt, aber das meiste "moderne" ist an Einfallslosigkeit nicht zu überbieten.

    Der Neumarkt ist ein phantastisches Projekt. Hut ab! Die Arbeit der GHND ist eine Meisterleisung.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Und umso mehr Schande über diejenigen, die dem Projekt Steine in den Weg zu legen versucht haben.


    Ja, die müssten sich in Grund und Boden schämen dass sie nachts nicht mehr schlafen können.

    Aber ich denke, die schlafen gut.....

    Diese Blockierer und Verhinderer sollen uns egal sein - wir haben gesiegt! Der Neumarkt steht. :daumenoben:cclap:):blumen:

    Ich hätte niemals gedacht, dass er so gut wird. Hat jemand mal die Scheusslichkeiten gesehen, die noch im Jahre 2000 von der (unfähigen) Stadt Dresden (Stadtplanungsamt) vorlegt wurden? Ein Albtraum!

    Aber das wurde Gottseidank verhindert, und was jetzt dort steht ist zum Teil ein Traum....! :harfe:

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Hat jemand mal die Scheusslichkeiten gesehen, die noch im Jahre 2000 von der (unfähigen) Stadt Dresden (Stadtplanungsamt) vorlegt wurden? Ein Albtraum!

    Ehrlich gesagt nein. Sind die noch irgendwo zu finden, diese frühen Pläne? In Frankfurt hatte man ja auch erst gruseligste Kuben im Sinn.

    Wäre natürlich gut, sowas mal gegenüber zu stellen: "wenn es nach den Architekten/Stadtplanern/Politikern geht" vs. "wenn es nach den Bürgern geht" - erstere werden sich wieder angegriffen fühlen, zugleich aber auch ertappt.

  • Wäre natürlich gut, sowas mal gegenüber zu stellen: "wenn es nach den Architekten/Stadtplanern/Politikern geht" vs. "wenn es nach den Bürgern geht" - erstere werden sich wieder angegriffen fühlen, zugleich aber auch ertappt.

    Stimmt !! Super Idee!

    Die Scheusslichkeiten finde ich nicht mehr, Bert hatte einige davon gepostet. Aber es gab noch schlimmer als dort sichtbar......konnte Gott sei dank verhindert werden.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Neumarkt-Rundgang vom letzten Freitag.

    Et voilà, die Bemalung der Spiegelfelder ist jetzt komplettiert, nur am Erker fehlt noch die (ursprünglich bereits vorhandene?) Vervollständigung.
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    Endfassung des Erdgeschosses (der Gelbton von meinen letzten Baubildern hätte mir aber auch gefallen. :) )
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    Regimentshaus
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    Bonusbild (vom Stallhof aus gesehen):
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    Allen eine schöne Woche.

  • Hoffentlich werden die auf dem ersten Bild sichtbaren Kabelauslässe auch genutzt oder wenigstens mit einer Abdeckung versehen. An immer mehr fertiggestellten Bauten bleiben solche Strippen über Jahren hinweg ohne Verwendung als unschöner Fassadenschmuck erhalten.