Ich muss generell nochmal sagen, dass am Dresdner Neumarkt ein zentrales Problem deutlich wird, was so in Zukunft nicht mehr passieren darf. Und dies sind nicht in erster Linie eine einzelne Gauben, die Frage nach der richtigen Hausfarbe oder wie der Füllbau nun im Detail aussieht, sondern es ist eher etwas ganz Grundsätzliches.
Ich hatte heute die Gelegenheit, mit einer verantwortlichen Stadtplanerin einer deutschen Großstadt zu sprechen und manchmal kann auch ich da noch etwas lernen bzw. es werden einem Dinge bewusster, die man so zwar wusste, aber die für unsere Bewegung durchaus einer reflektierten Nachbetrachtung bedürfen.
Ich habe sie nämlich gefragt, warum sich insbesondere die Stadtplanung mit Rekonstrktionen so schwer tun und zumindst hier war es so, dass es nicht mal um eine generelle Abehnung gegenüber Rekonstruktionen ging, sondern das einigen vom "Fach" die Umsetzung besonders in Dresden negativ aufstößt. Auch wenn ich die Absolutheit der Ablehneung nicht teile, so bin ich nach dem Gespräch aber zunehmend der Meinung, dass sich eins nicht wiederholen darf, nämlich die Verblendung von Großstrukturen mit vorgehängten Fassaden.
Wir reden oft über Details beim Neumarkt, ab diese oder jene Fassade gelungen ist, ob der Stuck nun exakt korrekt ist oder nicht, aber rührt der grundlegende Schwachpunkt nicht viel eher in der Veräußerung ganzer Quartiere an einen Investor? Man hat nicht nur den Wettbewerb der Ideen und der Einzellösungen ausgeschaltet, man hat ganze Quartiere in die Hände oft nur eines Architekten gegeben, so ergibt sich eine Uniformität im Quartiersstil. Und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass diese Großstrukturen hinter den einzellnen Fassaden auch zu einem Authentizitätsproblem führen.
Ich bin daher extrem glücklich, dass man in Potsdam und Frankfurt aus dieser grundsätzlichen Fehlentscheidung in Dresden gelernt hat und unabhängige und eigenständige Gebäude in den jeweiligen historischen Parzellen plant.
So ist meiner Meinung nach diese Quartiersvergabe in Dresden das Defizit, mit dem man langfristig am meisten zu kämpfen haben wird, weil man einzelne Fassaden beliebt verändern kann, die Strukturen dahinter aber ungleich schwieriger.
Und dies ist jetzt nicht negativ gemeint, sondern soll einfach verdeutlichen, dass es meiner Meinung nach in Bezug auf das Neumarktprojekt auf die Dauer gesehen gravierender Grundprobleme gibt als es aktuell vordergründig den Anschein hat.