Dresden, Neumarkt - Quartier VI

  • Verglichen mit den Visualisierungen von Andreas Hummel legt das Bauschild eine vereinfachte Wiederherstellung der Ladenfront nahe.

    Ich muss sagen, durch das Hineinpferchen eines zusätzlichen Geschosses wirkt der Bau ohnehin tendenziell überfrachtet, so dass ich das Weglassen des einen oder anderen Zierrats fast schon als angenehm empfände. Vielleicht würde die Fassade auch leichter und weniger überladen wirken, wenn man die aufgemalten Spiegelfelder wegließe?

  • Also da war ich vor gerade drei Wochen in Dresden, aber diese dezente aber schwerwiegende Veränderung ist mir doch tatsächlich nicht aufgefallen.
    Ich fände es ein absolutes Unding, sollte die Ladenfront NICHT kommen. Vor allem scheint sie dann ja mal wieder im kleinen Kreise ganz klammheimlich gestrichen worden zu sein. War es nicht sogar Bedingung sie zu rekonstruieren, nachdem Kondor Wessels sie (bei allerdings geringerem Kaufpreis) eindeutig rekonstruieren wollte?

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der Elimeyersche Laden von Gottfried Semper (!) eine der berühmtesten und progressivsten Geschäftsarchitekturen der Architektur des 19. Jhs. war.
    Sie "vereinfacht" zu rekonstruieren, wäre wie die Frauenkirche, auf die man anstatt der Kuppel ein Staffelgeschoss draufsetzen würde.....
    Hinzuzufügen ist, dass die Visualisierung von Hummel insofern nicht richtig ist: Die reiche Ornamentik befand sich nicht an der gesamten Neumarktfront, sondern nur am Eckbau, wo eben auch der Elimeyer-Laden war.

    Einmal editiert, zuletzt von Oktavian (25. Februar 2018 um 20:22)

  • Wow, wie enttäuschend... O: Es war mir bisher nicht bewusst, dass die Sempersche Ladenfront klammheimlich komplett gestrichen wurde. Habe mir die aktuellen Visualisierungen in Google noch mal genau zu Gemüte geführt und es sieht aus, als ob nur ein Schaufenster original rekonstruiert wird, also mit aller gusseisernen Ornamentik, alle anderen Schaufenster werden nur stark vereinfacht nachgebaut.

  • Richtig ist wohl, dass es die stark verzierte Binnengliederung nur an Einzelfenstern des Eckbaus gab, die verzierten Pfeiler inkl. der Stuckfelder unter den Segmentbögen gab es aber am gesamten Gebäude (also auch am Mittelbau zum Platz zu), wechselte sich aber mit einfachen Elementen in einer nicht unbedingt regelmäßigen Art ab.

  • *Lach*
    Nein, ich glaube seit "copy and paste" dürfte diese Variante "für die Visu zuviel gewesen" hinfällig sein.
    Trotzdem habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben. Man ist dort mittlerweile immerhin informiert über die offensichtliche Diskrepanz zw. Anspruch und Realität.....

  • Na da der Bau fertig dasteht wird sich ja wohl an der Bauweise nichts mehr ändern lassen.
    Es bezog sich auf den Laden.

  • Schon klar. Ich frage mich nur, ob der Kontrast zu Blobels bzgl. der Bauweise auch mal irgendwie negativ aufgefallen ist. Oder ob man bei der USD kein Problem mit verputzter Dämmung hat, obwohl es die Nachbarn deutlich besser machen.

  • Oder ob man bei der USD kein Problem mit verputzter Dämmung hat...

    Siehst du doch, dass man das nicht hat, sonst würde man es doch anders machen.
    Hatte man ja auch nicht bei dem unglaublich kostbaren Eckbau Rampische 33 gehabt ;(

  • Ja, im Prinzip schon, aber nur wenn diese abartigen gesetzlich geforderten Dämmwerte endlich abgeändert werden. Wenn du nicht den gesamten Bau auseinandernehmen willst, d.h. das dahinterliegende Mauerwerk nebst den angeschraubten Steinprofilen erhälst (den Stuck - bitte nicht lachen jetzt - kann man an- und abschrauben), dann kannst du nur die jetzt vorhandene Restmauerstärke auffüllen. Das wiederum bedeutet aber maßgefertigte Dämmziegel, die dann aber evtl. nicht auf die vorgeschriebene Norm kommen.
    Ergo: Ein Riesenaufwand und das, nur um für uns Freaks zu einem Glücksgefühl ob architektonischer Originalität nebst schönem "Klopfgeräusch" beim Herauslehnen aus den OG-Fenstern zu kommen? (notabene: Im EG gibts die schönen Klopfgeräusche, da dort 'ne Vormauerung gemacht wurde) Das macht - fürchte ich - kein Mensch....

    Also eine Sanierung wird es hier sicherlich nicht in 20-30, sondern spätestens in 10 Jahren geben (dann ist nämlich die jetzige Dämmung verrottet), aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch wieder nur mit Glaswolle oder Styropor.

  • Also eine Sanierung wird es hier sicherlich nicht in 20-30, sondern spätestens in 10 Jahren geben (dann ist nämlich die jetzige Dämmung verrottet), aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit auch wieder nur mit Glaswolle oder Styropor.

    Nun übertreibe mal bitte nicht; oder steht beim Hotel de Saxe etwa auch schon eine Rundumsanierung an?

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ja, ich habe es auch bereits gesehen.
    Was soll man zum Ergebnis sagen? Es ist nicht nur ein zusätzliches Vollgeschoss in den Bau gequetscht, sondern auch noch eine unmögliche Achseinteilung vorgenommen worden. So ist der Bau nun im Verhältnis 4-3-5 geteilt, da eine Achse der "Blobel-Bude" zugeschlagen wurde und mit dem Mitteltrakt nichts mehr zu tun hat. Das und vieles andere finde ich hier wenig erträglich. Insgesamt handelt es sich meiner Ansicht nach um eines der schwächsten Quartiere am Neumarkt.

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  • da eine Achse der "Blobel-Bude" zugeschlagen wurde

    Diese Achse gehörte immer schon zur "Blobel-Bude" bzw. zum au Petit Bazar.
    Anders als heutige Architekten hatten bothen damals Demut und Sensibilität genug, diese optisch dem Mittelbau anzupassen und nicht dem "Petit Bazar" zuzuschlagen. Dass der Mittelbau jetzt diese unregelmäßige Achteilung hat, liegt also nicht an der USD.

  • Den Zwischenbau gab es aber bereits vor dem komischen "Bazar". Mir wäre es ja am liebsten gewesen, wenn man die spätbarocke Fassadenabwicklung vor der Errichtung des "Bothen-Baues" rekonstruiert hätte. Aber das ist jetzt die sprichwörtliche verschüttete Milch...

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  • Mir wäre es ja am liebsten gewesen, wenn man die spätbarocke Fassadenabwicklung vor der Errichtung des "Bothen-Baues" rekonstruiert hätte.

    Ich kenne da auch einen, der das gerne gehabt hätte. Aber diese Variante wäre beim SPA wie auch beim jetzt verstorbenen Bauherrn gänzlich undenkbar gewesen.
    Ich hätte mir an der Stelle des APB sogar einen schönen und maßstäblich passenden Neubau vorstellen können. Mit dem jetzt gebauten Ergebnis bin ich mehr als unglücklich....