Potsdams historische Mitte - Allgemeines und Stadtpolitik



  • Die Bürger sind da aber noch nicht emotional an Bord.

    Diesen Punkt der genannten Initiative teile ich durchaus und auch die Einschätzung, dass die reale Gefahr besteht, dass die Innenstadt hochpreisig verödet. In der Tat halte ich die Überlegung, vermehrt die Genossenschaften in das Boot zu holen gerade für die kleinteiligen, doch eben auch schlichteren Gebäude zwischen den Leitbauten, noch nicht für ausgereizt. Sie ist ja in die Diskussion geworfen worden anstelle des Erhalts des Staudenhofs, dessen Benennung in krassem Gegensatz steht zur erdrückenden Monotonie des Gebäuderiegels. Gewiss wäre eine derartige Lösung nicht vergleichbar mit dem Mietniveau am Stern oder Schlaatz, es könnte aber dennoch niedriger sein als die Maximalmiete und die Maximalpreise für die Eigentumswohnungen, die so manchem Investor offenbar vorschweben.

    Soweit es sich die Initiative zur Aufgabe machte, Bauten in moderner Gestalt als Zwischenbauten zwischen den Leitbauten konzipieren zu helfen, ähnlich wie das beispielsweise beim ehemaligen alten Hafenquartier links der Oder in Szczecin (Stettin) gebaut worden ist, hätte sie fast ebenso meine Sympathie wie Mitteschön. Auch bei Mitteschön gibt es dazu ja dem Vernehmen nach Überlegungen. Da könnte die Initiative entsprechend eine Triebkraft sein, dass in diese Richtung auch wirklich etwas passiert.

  • Hierzu empfehle ich das folgende Bild (ist sicherlich einigen auch schon länger bekannt):
    und die Homepage Potsdamer Mitte vom Sanierungsträger Potsdam

    http://www.potsdamermitte.de/index.php?id=32

    Dazu gibt es Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung, ...

    1. Achteckenkreuzung. Problematik ist hierbei, dass der historische Straßenzug nicht aufgenommen werden kann. Ob eine 8-Ecken Kreuzung ohne quadratische Anordnung der Gebäude überhaupt wirkt, ist fraglich. Für das 4-Eckstück ist die FH erst mal unerheblich.

    2. Teilquartiere lassen sich bereits mit noch bestehender FH errichten.

    3. Unabhängig von der FH sind viele andere Teile des Plans noch nicht umgesetzt.


    Selbst im Rechenzentren sind die Kulturnutzungsflächen für 7,00 EUR/qm vorgesehen! Wir haben schon eine hochpreisige Umgebung. Ich finde genossenschaftliche Lösungen gut. Ob man dann am Fassadenschmuck sparen soll, oder ob das dann eher wertmindernd wirkt, kann ich nicht beurteilen. Ich fände es einfach gut sich erst mal am Möglichen zu orientieren.

    Einmal editiert, zuletzt von Agon (12. August 2015 um 17:04)

  • Na, so schlecht ist das alles auch nicht.

    1. Das südwestliche Achteckenhaus steht angeblich vor dem Baubeginn. Der Einsiedler kommt im Herbst auf den Markt. Synagoge steht in den Sternen.

    2. Hohewegstraße: Im Herbst geht es nochmal um das Trippenhaus neben der Bibliothek. Achteckenplatz nicht mehr doppelsymmetrisch, aber ovale Form gibt es auch (Bordeaux), Hat auch seinen Reize, ist aber etwas anderes als der alte Achteckenplatz. Die Reihe an der Hohewegstraße könnte ohne FH-Abbruch gebaut werden, ggf. sprechen jedoch Parklösungen dagegen.

    3. Alte Fahrt ist im Bau, die Projekte Brauer 1-3 beginnen im Herbst, 4-6 wird im September veröffentlicht.

    4. Blücherplatz hängt noch total.

  • In der Tat halte ich die Überlegung, vermehrt die Genossenschaften in das Boot zu holen gerade für die kleinteiligen, doch eben auch schlichteren Gebäude zwischen den Leitbauten, noch nicht für ausgereizt.


    Eine Frage an die Potsdamer mit dem Hintergrundwissen zur Thematik:
    Bestehen denn realistische Möglichkeiten und Einschätzungen, daß Gebäude auch durch Genossenschaften realisiert werden könnten? Könnten solche Möglichkeiten in Potsdam auch öffentlich, z.B. in den Medien, weiter verfolgt werden?

  • Wer diese Fotos ansieht und nicht sehen kann oder will, dass dieser Bau völlig falsch an dieser Stelle steht, dem kann ich leider auch nicht helfen. Und wie wird es kommen? Die FH zieht an ihren neuen schönen Standort und Potsdam bekommt einen Teil seiner Identität wieder.

    Details vom Bau. Natürlich wird an einem Bauwerk, dass schon vor Jahren verschwunden sein sollte, kaum noch instandgesetzt.


    Fotos: Autor, 15.08.2015

  • Bei schönem Wetter sieht das Umfeld nicht schlecht aus. Und trotzdem gehört auch diese Betonmasse nicht in die historische Innenstadt.

    Ich wusste zwar, dass in der Ecke DDR-Wohnblöcke stehen, aber der Zustand ist ja schlimmer als ich dachte. Das sieht aus wie ein osteuropäischer Slum. Bei den Qualitäten muss man dort doch 360 Tage im Jahr Sonne haben, um nicht depressiv zu werden. :blink:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    Einmal editiert, zuletzt von Fusajiro (16. August 2015 um 12:40)

  • Einladung zum öffentlichen Symposium "Schrott oder Chance" Das vollständige Programm und die Referenten des öffentlichen Symposiums von Mitmachen e.V. und der Initiative und Netzwerk Potsdamer Mitte neu Denken am 05. 09. 2015 von 12:30 Uhr bis 18:00 Uhr im Hörsaal 1 des alten Fachhochschulgebäudes am Alten Markt. (Friedrich Ebert Str. 4) https://www.yumpu.com/de/embed/view/kTk8SZywOnoVksZQ

  • Die angesehene Künstlerin und Fernsehmoderation Tatjana Meissner und der Kabarettist Stefan Klucke haben ein gemeinsames Lied komponiert, das in einer linken Zeitschrift erschienen ist und hier mehrere Giftpfeile gegenüber Potsdams historischer Mitte geschossen worden. Ist so etwas noch Satire?

    "Wenn Ihr durch Potsdams Innenstadt spaziert
    Ist Euch das bestimmt auch schonmal passiert:
    Plötzlich wirkt der eigne Hintern irgendwie Barock?
    Und das Gesicht so faltig wie Königin Luises Faltenrock?

    Es knarrn die Knochen und es zieht in Euren Nieren
    Auch den Balkon müsste man demnächst mal sanieren?

    Ihr fühlt Euch wie ein Altbau, krank und matt,
    Vielleicht liegt`s ja nicht an Euch,
    vielleicht liegt`s ja an der Stadt?
    Wenn ich durch Potsdams Strassen geh
    Wird mir mit einem Mal ganz kalt
    Wenn ich die Baudenkmäler seh
    Fühl ich mich selber plötzlich alt.
    Die Häuser sind jetzt frisch saniert,
    Klar, die gehörn auch Günther Jauch

    Die sind zwar alt, doch frisch lackiert
    Ja, schminken tue ich mich ja auch.
    Aber jung und modern wirkt das ja nicht
    Ich glaube, Potsdam färbt ab auf mein Gesicht.
    Und dann das Stadtschloss, ja genau
    Das ist echt schade für die Stadt
    Wenn so ein hochmoderner Bau
    Ne Pappmaschee-Fassade hat.
    Wir bauen alles wieder hin
    Wie man es vom Gemälde kennt
    Und wohnt auch keiner mehr darin
    Welcome to Preussens Disneyland
    Ich sag Euch, angenehm ist das ja nicht,
    Ich glaube, Potsdam färbt ab auf mein Gesicht.
    Die Stadt steht stramm, in Reih und Glied.
    Nichts ist mal bunt, nichts ist mal schief,
    Es ist das altbekannte Lied. Es der alte Kleinstadtmief

    Ich fühl mich jung, ich fühl mich wild
    Und bin bereit für jeden Witz
    Jedoch mein blödes Spiegelbild
    Sieht fast aus wie der Alte Fritz.
    Diese Stadt ist ein Marsch, und kein Gedicht.
    Ich glaube, Potsdam färbt ab auf mein Gesicht.
    Anstatt was Neues zu probiern
    Lässt man die langen Kerls marschieren
    In Berlin steppt nachts der Bär
    Hier sind ab 10 die Strassen leer
    Die ganze Stadt wirkt allgemein
    fast wie ein Freiluftaltenheim
    Und trotzdem krieg ich sie nicht satt
    Ich liebe einfach diese Stadt
    Mensch Potsdam, überwinde Deine Gicht!
    Ich glaube, Potsdam färbt ab auf mich
    Potsdam färbt ab auf mich, Potsdam fährt ab
    auf mein Gesicht."

    (Quelle: Potsdams andere Seiten, Nr. 09/2015)

  • Ach lass diese Knalltüten doch dichten was sie wollen. Über das Niveau von Til Schweiger sind sie jedenfalls mit diesem pseudo-lyrischen Erguss nicht wirklich hinaus gekommen. :tongue:

    Das ist mein 'Potsdamlied':

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  • Das Lied von Frau Meissner ist von 2012. Das ist alles lange her. Für sie ist es wohl etwas zuviel Veränderung - das ist normal. Den 60 % Potsdamern, die nach 1990 hinzugekommen gefällts aber gut...

    Und bei der PDS stehts auch auf der Seite. :opa:

  • Zitat

    Wenn so ein hochmoderner Bau
    Ne Pappmaschee-Fassade hat.
    Wir bauen alles wieder hin
    Wie man es vom Gemälde kennt
    Und wohnt auch keiner mehr darin
    Welcome to Preussens Disneyland

    Preußens Disneyland. Natürlich Englisch. Es ist interessant mit welchen antiamerikanischen Vorverständnissen man hier agitiert. Nun ist es ja eben nicht "Pappmaschee-Fassade" aber selbst wenn, was bitte wäre an einem "Disneyland" denn eigentlich schlecht? Ist das nicht dieser Vergnügungspark für den Millionen Menschen extra in die USA fahren?

    Im Gegensatz zum sozialistischen Kahlschlag in der Mitte, ist der Landtag die Arbeitsstätte der Brandenburger Politik, und ich glaube, das gefällt ganz gut. Also so vorher-nachher, aber jedem kann's ja nicht gefallen...

  • Na ja, Tatjana Meissner steht eben symbolträchtig für das N(n)eue Deutschland, das sich erhob, über das Alte zu triumphieren. In einem ganz praktischen Sinne.

    An diesem aufgeworfenen Gegensatz zwischen Neu und Alt ist die DDR zugrunde gegangen, ohne dass es Tatjana Meissner offenbar bewusst wird.

    Wer DAS ALTE als Altes und Minderwertiges hinter sich lassen will - wie in den Liedzeilen zu erkennen - den holt es eben immer wieder ein. Je mehr Anti, je weniger lässt es den Betreffenden los und das auf recht ungute Art und Weise. Besser wäre, das Neue entstünde aus der Begegnung mit dem Alten. Dazu braucht es eben Wertschätzung.

  • Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, das man immer wieder versucht Stadtverordnetenbeschlüsse die mal getroffen worden sind aufzuheben oder auszuhebeln. Während an anderen Stellen in Deutschland gebaut wird, wird in Potsdam diskutiert. Als bestes Beispiel nenne ich das Hotel Mercure bzw. das Rechenzentrum an der Breiten Straße.

    Wer die Online Ausgabe von Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) am 23.09.2015 liest, wird von diesem Gefühl wieder einmal bestätigt.

    http://www.pnn.de/potsdam/1008106/

  • Man darf nicht vergewssen, dass Berlin und Umgebung zu Zeiten der DDR mit regimetreuen Personen besiedelt worden ist, um das Regime auch biologisch- personell zu stützen. Diese Leute wohnnen natürlich immer noch da und mussten und müssen jeden Tag mehr erleben, wie denn ihre ach so schöne DDR Welt auch architektonisch den Bach hinuntergegangen ist und auch weiter geht.

    Diese Menschen versuchen daher Rekos zu verhindern, ist doch logisch, schließlich war es doch die DDR die Schandflecke wie Garnisonskirche Stadtschloss Lustgarten beseitigt hat und Errungenschaften wie etwa die FH oder Mercure ersetzt hat.

    Dabei nutzen diese Personen, nachdem zwischenzeitig radikalere Töne angeschlagen wurden, mittlerweile eine vermittelnde Sprache um mit der weichen Welle ihre Ziele zu erreichen.