Potsdam - Neubauquartier III am Alten Markt

  • Um noch etwas zu Aussicht zu sagen, ob das durch die SVV kommt: dadurch dass die CDU mit deren langjährigen brandenburgischen Ehrenvorsitzenden Erika Wolf bedacht wurde und Frau Zielenziger -mit Recht- als Verfolgte des Naziregimes gelten kann, sind die Aussichten sehr sehr hoch, dass
    1. sich ein sehr breites Parteinenspektrum für die Umbenennung findet, und
    2. sich niemand findet, der für die historischen Namen Partei ergreift, da man sich dann vermeintlich gegen eine Verfolgte des Naziregimes stellt und somit damit vermeintlich gemein macht.

    Mal wieder ganz geschickt GEGEN die Potsdamer Mitte agiert, Herr OB... Oder wieder ein Erfolg der Anderen?

    Luftpost

    Und Du solltest nicht vergessen, dass die Ost-CDU in den neuen Ländern mehrheitlich als einzige Partei nie gründlich auf Altlasten aus SED- und Stasi-Zeiten überprüft wurde und natürlich in einigen Fragen linker (in der negativen Bedeutung dieses Wortes) ist, als die Linke. Die Situation in Potsdam kenne ich allerdings nicht.

  • Wie die SVV im November entscheiden wird, Meister Lampe, steht in den Sternen.

    Zuerst einmal hat sich die PNN auf die Seite von Mitteschön geschlagen, die finden, daß eine solche Ehrung der Damen ggf. sinnvoll sein kann aber die Umbenennung der Altstadtstraßen sicher der falsche Ort ist.

    Im Kulturausschuß, der nur eine Empfehlung abgibt, war eine AG vor der Sitzung tätig, in der SPD, Linke, Grüne, Andere und CDU ihre Vorschläge eingebracht haben. Hier hat sich die links-grün-andere Gruppe recht einheitlich für Frau Zielinski (Frau, Jüdin, von den Nazis ermordet) stark gemacht, SPD und CDU bevorzugten ihre Parteimitglieder - da sind die beiden konservativ. Die CDU war im übrigen mit einer recht jungen Stadtverordneten vertreten. Man darf ja nicht vergessen, daß die SPD schon die Umdeutung der Friedrich-Ebert-Straße am Schloß vom KPD-OB-Berlins in den SPD-Reichspräsidenten gleichen Namens (vormals Hohewegstraße) und den historischen Fischmarkt in Otto-Braun-Platz durchgesetzt hatte. Für Regine Hildebrandt wird auch noch ein Plätzchen gesucht. Der Trend hier die eigentlich neutralen Altstadtstraßennamen zu parteipolitischen Einschreiben zu nutzen ist eindeutig und ist bei der Masse der Potsdamer Bürger der eigentliche Aufreger.

    Die Diskussion wird sicher noch andauern - ob es zu einer konfrontativen Abstimmung kommt oder noch Alternativvorschläge auftauchen bleibt abzuwarten. Das Mißverständnis z.B., daß die Kaiserstraße etwas mit Kaiser Wilhelm zu tun haben könnte, ist durch Schreibung des Namens des Bäckermeisters Kayser in seiner ursprünglichen Form zu beheben. Im übrigen hiess die Straße auch um 1730 "Kaysers Gäßchen", auch eine schöne Alternative. Der Potsdamer Geschichtsverein hatte zudem den Namen "Nikolaistraße" vorgeschlagen, war wenigstens einen Ortsbezug hätte.

    Bei der Schloß- und Schwertfegerstraße allerdings sollte man hartleibig bleiben. Der ganz frühe Name der Schwerfegerstraße war "Petersiliengäßchen", aber das wäre der linksgrünrotschwarzanderen Mehrheit sicher auch zu wenig weiblich.

    Es ergeben sich ja darüber hinaus ein paar praktische Widersprüche:

    - die zu tilgenden Namen wie "Schloßstraße" sprechen ja keine besonders "männliche" Sprache. Die Kulturausschußmitglieder dachten wohl ersthaft, der Bereich sei ein unbeschriebenes Blatt und könne und müsse neugestaltet werden. Dabei hat die Stadt mit viel Aufwand und Geld seit über 10 Jahren die historischen Bezeichnungen selbst wieder in den Planungsprozeß eingeführt und - bei denen, die sie nicht kannten - wieder bekannt gemacht. Das wieder auf den Kopf zu stellen ist schlicht Unsinn.

    - Folge man den Vorschlägen bliebe eine Stummel-Schwerfegerstraße von 20 Meter Länge und nur zwei Hausnummern (8 und 9). Das ist auch Blödsinn.

    - Die Schloßstraße würde dann nicht mehr zum Schluß führen und erst mit Hausnummer 8 beginnen.

    Deshalb glaube ich, daß die Damen und Herren Kulturpolitiker nicht ganz zu Ende gedacht haben und sich bei CDU und SPD schon noch erhebliche Bedenken ergeben werden. Wir werden es erleben - erstmal wird Mitteschön dagegenhalten und die Reaktion zeigen, daß hier viele Potsdamer ähnlich wie Mitteschön denken.

    P.S.: In der Anlage der Plan von H. Berghaus von 1840 - der erste Stadtplan mit Hausnummern.

    P.P.S.: Im übrigen gibt es neben dem etwas abseitigen Krampnitz noch das Nebaugebiet an der Langen Brücke nahe dem Blu. Da liessen sich die Wünsche der Kulturpolitiker sicher problemlos erfüllen. Ein aktuelles Rendering des Baugebietes hänge ich auch an.

  • Hier die heutige Ansicht der Lage der Kaiserstraße, von deren Pflasterung Teile freigelegt wurden.

    Am Platz der Einheit wird das Haus neben der Hauptpost, wo sich früher die Synagoge befand, bearbeitet.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Diskussion um neue Straßennamen in der Potsdamer Mitte geht weiter. Während der Kulturausschuss empfohlen hat, diese Straßen umzubenennen und die historischen Straßennamen fallen zu lassen, hat der Potsdamer Zeithistoriker Martin Sabrow sich der Meinung des Kulturausschluss angeschlossen. "In dem Fall handelt es sich nicht um Um-, sondern Neubenennungen.“ Die Initiative "Mitteschön" demonstrierte dagegen.

    https://www.pnn.de/potsdam/potsda…n/25080914.html
    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 03.10.2019)

  • Das mag rechtlich richtig sein - ist aber für en fall der Altstadtstraße nicht der relvante Punkt. Die Benennung nach den bestehenden Namen ist zur Orientieung wichtig und die alten Straßennamen in einem über 10 Jahre dauernden Prozeß durch die Stadt wieder bekannt gemacht. Die Reststraße funktioneiren ja so nicht: bei der Schwertfegerstraße bleibt nur ein 20 Meter langes Stück mit 2 Hausnummern übrig. Auch die angebliche Verwechslung der Kaiserstraße mit "Kaiser Wilhelm" könnte durch die historische Schreibung des Bäckermeisters mit "y" geheilt werden.

    Die drei Frauennamen sind nun sorgfältig nach Parteienzugehörigkeit ausgescht, aber die Familein von Erika Wolf z.B. lehnt die Benennung ab - das ist zu respektieren. Anna Flügge mag verdienstvolle Abschnitte in ihrem Leben gehabt haben allerdings lehne ich die Neubenennung nach SED-Mitgliedern ab. Die Benennung wäre m.E. die erste nach einem SED-Mitglied nach dem 3. Oktober 1990. Sich hinter dem Feminismusargument zu verschanzen ist wenig glaubhaft.

  • Ich vermute ja Volkshumor dahinter, ausgerechnet den alternativ Hüttengasse heißenden Arme-Leute-Winkel als Kayserstraße zu bezeichnen. Wie bei Schwertfeger- und Schloßstraße läge also eine ständischen Zuordnung der Quartiere zugrunde, weshalb auch das Argument gegen die Benennung, niemand kenne mehr Bäckermeister Kayser, fehlginge.

  • Die vermeidliche "Hüttengasse" war einer "Hüthergasse", also nach dem Hutmacherhandwerk ebenfalls eine ständische Bennenung. "Volkshumor" ist immer nett, aber hier nicht nachweisbar.

  • Ahja, die nahegelegene Residenz hat wohl die Nachfrage nach Hüten angekurbelt!?
    Kayserstraße - eine Vermutung meinerseits, denn die Ironie muß schon damals aufgefallen sein und mag den Ausschlag für die ungewöhnliche eponyme Bezeichnung ggü. den sonst in Brandenburg geläufigen Bäckerstraßen gegeben haben.

  • Was haben jetzt "Bäckerstraßen" damit zu tun? Bennung nach Namen von Handwerkern sind ja keine seltenheit und das heute vermutete Mißständnis zwische Kaiser Wilhelm und Bäcker Kaiser war 1710 noch nicht aktuell.

    Aber ob nun Hüthergasse oder Kaysers Gäßchen - es ist jedenfalls eine Ortsbezichnung zur besseren Orientierung, die über 300 Jahre hinweg tradiert wurde.

  • Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) berichtet in ihrer Ausgabe vom 28.10.2019, dass die Potsdamer CDU sich nach Ihrer letzten Fraktionssitzung, jetzt doch für die Beibehaltung der ursprünglichen Straßennamen ausspricht. Auch plädiert die Fraktion dafür, dass, das Kirchenschiff originalgetreu wieder aufgebaut und das Glockenspiel wieder umgehend eingeschaltet werden soll.

    https://m.pnn.de/potsdam/streit…e/25160778.html

    Einmal editiert, zuletzt von Meister Lampe (29. Oktober 2019 um 19:16)

  • Ich habe den Artikel gelesen! Es ist zum Lachen. DDR 2019, echt.

    Die Kaiserstraße als Erinnerung an Bäcker Kayser ist demgegenüber doch super.
    Auf der einen Seite ein Symbol für bürgerliches Selbstbewusstsein auf der anderen Seite ein Symbol für preußische Rechtstaatlichkeit.
    Bäcker Kayser hatte das Grundstück inne, wo heute neben dem alten Rathaus das Museum steht. Fridericus Rex wollte es abreißen lassen, und Bäcker Kayser hat sich gegen seine Majestät durchgesetzt. Das zugegeben unschöne Gebäude blieb erstmal stehen.

  • Die Position von Mitteschön füllt ja fast ein kleines Buch.Ob das alles über das hier eine Minderheit streitet wird auch die Potsdamer Bürgermasse interessiert?
    In Potsdam wird es nie Langweilig. Ständig neue (banale)Ding werden zum Diskutieren hervorgebracht.Da kann man nur noch mit dem :kopfschuetteln: schütteln.Potsdam geht's zu gut.

  • Ich habe den Artikel gelesen! Es ist zum Lachen. DDR 2019, echt.
    Bäcker Kayser hatte das Grundstück inne, wo heute neben dem alten Rathaus das Museum steht. Fridericus Rex wollte es abreißen lassen, und Bäcker Kayser hat sich gegen seine Majestät durchgesetzt. Das zugegeben unschöne Gebäude blieb erstmal stehen.

    Nein, das kleine Grundstück neben dem Alten Rathaus gehörte dem Bäckermeister Windelband, der noch mehr Grundbesitz in der Altstadt hatte.