Potsdam - Alter Markt und Nikolaikirche

  • Apropos vorgestellte Fassade.Vor die Fassade der alten Nikolaikirche ließ Friedrich eine große repräsentative Fassade vorstellen."Vorhemdchen" bei den Bürgern genannt-stand noch bis 1811 nachdem die Nikolaikirche 1795 ausbrannte und anschl.abgerissen wurde.

  • Die Frage ob vorgeblendete Fassade nun "Disneyland" oder nicht sind eine ideokigische Frage die gänzlich uninteressant ist. Die meisten Häuser bekommen im Verlauf ihrer Existenz neue Fassaden; auch ein frischer Putz ist letztendlich eine "vorgeblendete" neue Fassade. Das zeigt das Ideologische an der Debatte.

    Die Frage, die sich hier stellt, ist doch eine andere. Es geht um eine Fassung des Platzes "Alter Markt", also um die Platzwände. Die DDR-Bauten mit ihrem Abstandsgrün treten gegenüber dem Platz um ca. 4-6 Meter zurück. Verbunden mit dem genannten Vorgartenbewuchs ergibt sich eine diffuse Wand und eben keine Fassung.

    Eine "vorgeblendete Fassade" würde daran kaum etwas ändern. Diese müsste deutlich vorrücken, um damit den historischen Verlauf des Platzes wieder zu markieren. Die Scharrenstraße 3 stand um ca. 2 Meter weiter in den Platz hinein als das Alte Rathaus - so sollte sich ein kleiner Rathausplatz ergeben.

    Bei einer neuen Fassade würden sich neue Räume erheben, die als Neubauten auch belichtet werden müssten. Durch die erhöhte Tiefe der Bauten ergäben sich zusätzlich Zimmer und damit mehr Wohnraum.

  • Das Vorbauen von Fassaden an sich bedeutet noch längst keine neuen Räume - diese ergeben sich erst, wenn auch die alten Fassaden abgebrochen werden. Und da darf man dann schon fragen, ob es nicht wirtschaftlicher wäre, das gesamte Gebäude abzubrechen und - dann mit neuer Fassade - neuzubauen. Im derzeitigen politischen Klima erfolgt aber sofort ein vielstimmiger Aufschrei, wenn vorhandene DDR-"Alt"bausubstanz abgebrochen wird (siehe Staudenhof). Ein bloßes Vorblenden unter Beibehaltung der vorhandenen DDR-Fassade würde aber die o.g. Belichtungsprobleme mit sich bringen. Es gibt also keine einfache Lösung.
    Dennoch bin ich natürlich für eine Wiederherstellung der alten Straßenflucht... Aber das ist momentan vielleicht nicht das vordringlichste Problem. Wesentlich drängender empfinde ich die Situation hinter dem Alten Rathaus. Der Winkel zwischen Brauerstraße und ehem. Scharrenstraße ist momentan völlig ungestalt und macht den von mir oben beschriebenen Effekt in der Brauerstraße zum Teil zunichte - zur Havel hin wieder eine Straßenfront, auf der anderen Seite eine groteske Mischung aus Parkplatz und Hinterhof. Kern des Problems ist der Theatersaal, der - soweit mir bekannt - ohnehin kaum mehr genutzt wird, aber das Grundstück ziemlich belegt. Würde dieser abgebrochen, könnte man eine Neugestaltung der Situation dort angehen...

  • Der ehemalige Theatersaal im Alten Rathaus
    ist grundlegender Teil des Konzeptes des Potsdam Museums. Schließlich heißt das "Potsdam Museum- Forum für Kunst und Geschichte". Selbiger Saal wird als Forum regelmäßig genutzt. Im übrigen befinden sich darüber und darunter Ausstellungsräume. Schließlich wurde das gesamte Gebäude, inkl. Saal, gerade saniert. Und der Förderverein wünscht weitere Ausstellungsräume. Ein Abbruch ist illusorisch.

    Dennoch ist die Platzkante des Blücherplatzes städtebaulich völlig desolat und ungelöst. Ein Platzkanten-schließender Anbau am Museum, in der Kubatur der damaligen Gebäude an diesen Positionen der Scharrenstraße und Brauerstraße, würde das Problem lösen und wären der Ausstellungszugewinn des Musems. Wiederherstellungen dieser Fassaden müssen vehement eingefordert werden...

    Luftpost

  • Wenn ich den alten Plan richtig lese, gab es zur hinter dem Alten Rathaus verlaufenden Waagegasse ohnehin keine Fassade - man könnte nach Norden (zur Scharrenstraße hin) einen neuen Anbau mit alter Fassade errichten, der zusätzliche Ausstellungsfläche und einen modernen Vortragssaal enthält, und dafür dann den jetzigen Anbau abbrechen. Dies würde wiederum Platz für eine Rekonstruktion (oder auch moderne Gestaltung) der alten Straßenflucht bieten. Der entstehende Hof könnte - wie schon seine Vorgänger - zur Waagegasse hin offen bleiben und z.B. zur Ausstellung von Großobjekten genutzt werden - oder auch ganz banal zur Anlieferung für Museum und Restaurant, Mülltonnen, Dienstparkplätze etc.
    Kniffliger wird dann die Bebauung des Dreiecks zwischen Waagegasse, Scharrenstraße und Brauerstraße - zumal das Gegenüber nach Norden fehlt. Hier ist der Königsweg vielleicht, die Fläche zunächst freizulassen (ggf. markiert mit Zaun oder niedriger Mauer), bis die Umgebungssituation geklärt ist. Für die Brauerstraße ist das etwas unbefriedigend...

  • Bin am 16./17. Oktober in Potsdam und hoffe dann den ausgerüsteten Portikus bestaunen zu dürfen. :smile:

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • @ Konst.De


    Jesu Heiligenschein.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • U-Deklination. Ablativ, Dativ und Genitiv auf -u. Darf man so machen, muss man aber nicht.

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Das Tympanonrelief der Nikolaikirche ist enthüllt worden. Es zeigt sich in der vollen Pracht der Gründerzeit und leider mit einem beigen Netz hinter Gittern.

  • Das Gerüst für das Tympanonrelief wurde mittlerweile abgebaut:

    Hier das Ganze noch etwas herangezoomt:







    Kleiner Schwenk nach links... OMG...


    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Danke für diese wunderschöne Visualisierung. Die kannte ich noch garnicht.
    Die alte Nikolaikirche war viel schöner als die jetzige. Gab es schon überlegungen sie zu rekonstruieren? Immerhin ist sie aus der Zeit Friedrich II.

  • Ja klar, wusstest du nicht, dass der hässliche Schinkelsche Kuppelbau demnächst abgerissen werden soll?