Potsdams historische Mitte - Allgemeines und Stadtpolitik

  • Auch wenn der Neubau an anderen Stellen Deutschlands keinesfalls die schlechteste Wahl sein müßte, in ein Gebiet mit überwiegend niedriger Villenbebauung platziert sprengt er wohl die dortigen städtebaulichen Proportionen. Zudem erscheint mir der Bauhaus-Bau nicht als einer der schlechtesten seiner Sorte. Das Spiel mit einer Holzfassade gefällt mir sogar recht gut. Insofern vertraue ich in dieser Entscheidung mal auf das Urteil eines Mannes vor Ort, also auf "Luftpost".

  • hallo zusammen,

    da ich ja hier anscheinend nur für die schlechten Nachrichten aus Potsdam zuständig bin, kann ich diesen Dienst sehr einfach erfüllen:

    das Land Brandenburg, sprich der Linke Finanzminister, streicht Potsdam seine "Hauptstadtzulage" von 5 Mio € jährlich. Und just diese Hauptstadtzulage sollte in Zukunft dafür verwendet werden, die Bauaufgaben in der Potsdamer Mitte zu bezahlen: den Abriss des sozialistischen FH-Gebäudes, des sozailistischen "Staudenhof"-Plattenbaus, die Umlenkung der Breiten Straße und die Baufeldfreimachung für die Hof- und Garnisionkirche, die Neugestaltung der Plantage... Daneben stehen diverse kulturelle Einrichtungen unter Schließungsverdacht, wie unter anderem das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. Nunja, ein Schelm, der böses dabei denkt, ist doch nur der Linke Markov, der da ausgerechnet das streicht.

    Hübsch aufgezählt, was alles unter Streichungsverdacht fällt hier:

    Umbau der Mitte gefährdet
    - Fallen die Hauptstadtmittel, fehlen Potsdam 26 Millionen für Investitionen - Märkische Allgemeine - Nachrichten für das Land Brandenburg

    Viele Grüße aus Potsdam,
    Luftpost

  • anscheinend gibt es ein neues Neuordnungskonzept. Wähend in den letzten beiden Jahren der Abriss des Staudenhofes und des FH Gebäudes eigentlich als beschlossene Sache galt. Damit die Schwertfegerstraße und die Kaiserstraße wieder entstehen können, müssten eigentlich diese beiden Spielzeug-Klotz-Gebäude fallen. So sahen die Veröffentlichungen in letzter Zeit aus:

    http://redpear.de/potsdamer-mitt…sPMIsw3c600.jpg

    Still und heimlich gibt es einen neuen Plan, in dem das FH Gebäude wie auch der Staudenhof anscheinend erhalten bleiben. Anscheinend wird nur ein Gebäuderiegel ausgeschrieben, der auf dem Gelände der heutigen Friedrich-Ebert-Schneise gebaut werden soll:

    http://www.redpear.de/potsdamer-mitt…2.a_vu-plan.jpg

    So werden einfach mal alle Beschlüsse der Wiederannäherung an die historische Mitte beiseite geschoben.

  • Moment, dieser "neue" Plan ist in Wirklichkeit der ganz alte von 1998. Man findet die Pläne unter POTSDAMER MITTE -> Sanierungsgebiet mit folgenden Hinweis:

    » Abb. oben: Plan zu den Vorbereitenden Untersuchungen für das Sanierungsverdachtsgebiet Potsdamer Mitte, 1998
    (Planergemeinschaft Dubach, Kohlbrenner/Becker Giseke Mohren Richard – Landschaftsplanung & Gartenarchitektur)

  • Hallo zusammen,
    da ich in diesem Forum ja nur für die schlechten Potsdamer Nachrichten zuständig bin, halte ich an dieser Stelle -vorerst- mal meine Gusche.
    Ihr versteht?
    Grüße
    Luftpost

  • Gibts schon Entwürfe?!

    Zitat


    Auf den Grundstücken Humboldtstraße 1/2 wird der niederländische Baukonzern Kondor-Wessels in Anlehnung an das frühere Palasthotel ein Geschäftshaus errichten. Es soll wahrscheinlich als Ärztehaus mit angrenzenden Gewerbeeinheiten dienen.
    Quelle: Märkische Allgemeine

    Kann man auf einen historisierenden Entwurf hoffen oder ist das nur "so dahin geschrieben""?

    Einmal editiert, zuletzt von campus solis (22. Juli 2011 um 15:28)

  • Mir zumindest nicht bekannt. Zuerst ging es wohl um die Betreiberkonzepte (und natuerlich ums liebe Geld). Nun sollen Kaufvertraege mit zT strengen Auflagen festgezurrt werden. Kann man nur hoffen, dass die Stadt das weder vergeigt noch sich ueber den Tisch ziehen laesst.

    Bei einigen Gebaueden bedarf es ja keiner "Entwuerfe", da zumindest die Fassaden, beim Palast Barberini auch die Innengestaltung, historisch erfolgen soll. Beim ehemaligen Palasthotel und den drei ehemaligen einfachen Buergerhaeusern an der Brauerstrasse wird es hingegen interessant. Ich hoffe auf ein paar dezente Patschkes o.Ae.

  • Klingt jedenfalls nicht gut. Das Palasthotel war ohnehin ob seiner Überdimensionierung mehr als problematisch, Ein an die just äußere Formen angelehnter Neubau noch dazu ohne die das Ganze irgendwie abmildernden pittoresken historistischen Details kann sich extrem störend ausnehmen.

    Ein meinetwegen moderner Bau in der Proportion der Nachbarhäuser wäre viel günstiger.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ... Zuerst ging es wohl um die Betreiberkonzepte (und natuerlich ums liebe Geld)...

    Das kann ich so nicht bestätigen, da es den Sachverhalt sehr unvollständig wieder gibt. Wenn es nur die Finanzkraft und die Gebotshöhe gewesen wäre, die die Entscheidungen beeinflusst hat, hätte ein gewisser niederländischer Investor alle Grundstücke erhalten, wie die PNN duchscheinen lässt.
    Vielmehr wurde bereits bei der Ausschreibung der Baugundstücke definiert, dass neben Gebotshöhe und Solvenz des Käufers weiterhin die Qualität des Entwurfes und gewünschte zukünftige Nutzung des Grundstückes eine entscheidene Rolle spielen sollte (und hoffentlich auch hat). So mussten die Bewerber nicht nur Bankbürgschaften vorweisen, sondern bereits vor der jetzigen Überschreibungsphase nicht nur einen interessierten Achitekten benennen können, sondern sogar erste Entwürfe vorlegen. Wenn man dann bedenkt, dass bereits damit Kosten für die Interessenten entstehen (durch die Entwürfe) weiß man somit auch, warum keine privaten Bauherren unter den Siegern sind. Diese werden mal eben nicht 50.000€ für einen Entwurf investieren, ohne auch nur die Auflassungsvormerkung auf ein Grundstück zu erhalten (geht ja auch garnicht nach diesem Verfahren, da ja erst danach die Auflassungsvormerkung erteilt werden kann). Damit sind also von vornherein private Bauherren faktisch ausgeschlossen.
    Und jetzt macht Euch mal Gedanken, woher meine Gedanken stammen...


    Bei einigen Gebaueden bedarf es ja keiner "Entwuerfe", da zumindest die Fassaden, beim Palast Barberini auch die Innengestaltung, historisch erfolgen soll. Beim ehemaligen Palasthotel und den drei ehemaligen einfachen Buergerhaeusern an der Brauerstrasse wird es hingegen interessant. Ich hoffe auf ein paar dezente Patschkes o.Ae.


    ^^ absoluter Nonsens. Gerade die Großprojekte bedürfen eines fähigen Architekten, der es versteht, die Original-Nachbauten der Fassaden sinnvoll mit dem Nutzungsinnenleben zu verbinden. Und von den Architekten gibt es leider nicht viele, die sich für solche Projekte her geben, da somit nicht eine eigene Fassade, das eigene Aushängeschild, verwirklicht wird. Der wohl wichtigeste Grund, warum Architekten gegen die Wiedererrichtung von historisch und architektonsich wertvollen Bauten wettern.

    Grüße Luftpost

    Einmal editiert, zuletzt von Luftpost (22. Juli 2011 um 17:42)

  • in Anlehnung an das frühere Palasthotel


    Ich glaube nicht, dass sich das auf die Architektur bezieht. Der Kontext spricht ja nur von Nutzungen.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • ^^ doch doch, das wird sich bestimmt auf Architektur beziehen. Auf Baukörpervolumen, Um- und Aufrisse. Aber bestimmt nicht auf Fassadengestaltung und -aufteilung, Filigranität und verwendete Ausschmückungslemente.

    Also ich fändts ja toll wenn... Schon allein weil die Wilhelminischen Bauten ja bis heute -grundlos- verpönt sind.

  • Hallo zusammen,

    in diesen Zeiten ist es einfach einfach, schlechte Meldungen aus Potsdam zu verbreiten: der Obelisk auf dem alten Markt muss abgerissen werden, da angeblich seine tragende Struktur beeinträchtigt ist. Bis zur Einweihung des Landtagsschlosses soll er dann aber wieder entstehen.

    Hierbei weiß ich wirklich nicht, ob ich es richtig empfände, dass die dort jetzt dargestellten ehemaligen großen Potsdamer Baumeister, wieder durch die ursprünglich dort dargestellten vier großen Könige Preußens ersetzt werden sollten. Was da aber wieder die PNN verbreitet... Auch der Sockel war in den 60ern abgetragen worden. Erst in den frühen 80ern wurde der gesamte Obelisk wieder aufgebaut und damals die Konterfeis der Könige durch die der Architekten [Edit] Baumeister (Architekt war damals ein Schimpfwort) ersetzt.

    Würde mich nicht wundern, wenn die "Instabilität" nicht der eigentliche Anlass ist und Friedrichs und Wilhelms auf einmal wieder auftauchen... Der Potsdamer Regierung traue ich mittlerweile jede Entscheidung im stillen Kämmerlein zu.

    Stop, Nein! Das werden die vier Konterfeis sein: Stolpe, Hildebrandt, Platzeck und Speer.

    Grüße
    Luftpost

    2 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (1. September 2011 um 23:32)

  • Tolle Bilder, vielen Dank! Und das nur mit Handy?

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Zitat

    Die große Entkernung.

    Wird dort der Vorkriegszustand rekonstruiert?

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Das Mittelhaus stammt aus DDR Zeiten und wird umgebaut zum Eingangsgebäude für das kommende Potsdam-Museum. Das Vorkriegshaus wird nicht wieder aufgebaut.

    Die letzten Bilder sind mit dem Handy gemacht, die Teile sind ja inzwischen fast so gut wie etwas ältere Digitalkameras.