Potsdams historische Mitte - Allgemeines und Stadtpolitik

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    Die Synagoge wird jetzt gebaut (?) Ich dachte, dass sich die beiden jüdischen Gemeinden noch nicht einigen konnten.

    https://www.rtl.de/cms/bau-der-po…en-4707026.html

    Ich hab da grade was im Autoradio bei der Heimfahrt gehört und die Glas-Google befragt: nun scheint es doch einen Baustart mit dem Entwurf des Architekten zu geben.

    Nun gut - als Alleinstellungsmerkmal für die gesamte Bundesrepublik kann sich Potsdam "rühmen", einer Religionsgemeinschaft vorzuschreiben, wie sie ihre Religion ausübt.

  • Na, das hiess es ja schon mehrfach. De facto wird also keine Synagoge gebaut sondern ein jüdisches Kulturzentrum, das an die ZWSR (die sog. jüdische Caritas) vermietet wird, aber in einer unselbständigen Stiftung des Landes Brandenburg verbleibt. In dem Bau darf dann jede jüdische Gemeinschaft, die das will, tätig werden.

    Die ZWST betreibt schon Bildungs- und Erholungheime, architektonisch bis dato ohne erkennbaren Anspruch.

    Ob dieser Schachzug zu einer Befriedung zwischen den liberalen und orthodoxen, eher russischsprachigen Gemeinde für bleibt vorerst dahingestellt. Im Falle der unterschiedlichen Ansichten innerhalb der christlichen Kirche käme vermutlich kein Bundesland auf die Idee staatlicherseits ein christliches Gemeindzentrum mit Kapelle zu errichten und diese für Evangelen und Katholiken gemeinsam zur Verügung zu stellen. Vielleicht aber endet ja das Garnisonkirchenprojekt so.

    Max Willner Heim der ZWST in der Weltstadt Bad Sobernheim

    Das Kurheim der ZWST im schönen Bad Kissingen

  • Ja, das hieß es bisher tatsächlich schon mehrfach. Nun scheint es aber einen (un-?)geschickten Winkelzug zur endgültigen Aushebelung der Selbst- und Mitbestimmung der jüdischen Gemeinden in Potsdam zu geben. Ud Joffe spricht da sicherlich zu Recht von einem Skandal. Statt dem Architekten eine Richtung vorzugeben, geht es nunmehr endgültig um eine Alibifunktion. Schaut her, wie großzügig wir Brandenburger sind - wir bauen für die Juden ein neues Religionszentrum. Ob's brauchbar ist oder nicht, ist eh wurscht.

    So ganz nebenbei wird jetzt die Bausumme mit 12 Mio angegeben
    statt bisher 8 Mio.

    Nun ja - beobachten wir es mal weiter. Bei 5 jüdischen Gemeinden in Potsdam hätte man eine bessere Lösung finden müssen.

    Grundstück und Fördersumme übergeben und den Architekten selbst auswählen lassen - hätte dem Land besser zu Gesicht gestanden.

  • Die Winterpause ist vorbei und die Stadtverordnetenversammlung hat folgende Beschlüsse gefasst:

    Kreativquartier: Die Stadtverordneten haben eine Leitentscheidung für das städtebauliche Konzept des Kreativquartiers getroffen. Diese soll als Grundlage für den Bebauungsplan dienen. Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) sagte, mit diesem Beschluss sei das Werkstattverfahren auch unter Beteiligung der Kreativen zu einem Ziel geführt worden. Die Vorlage basiere auf den Ergebnissen des etwa dreijährigen Verfahrens. Carsten Linke (Die Andere) hob hervor, es habe durchaus auch Holprigkeiten gegeben in dem Prozess. Seine Fraktion werde trotzdem zustimmen.

    Potsdam-Museum: Mit großer Mehrheit haben die Stadtverordneten einen Antrag der Linken beschlossen, dass geprüft werden soll, ob die geplante Erweiterung des Potsdam Museums als Standort für die regionale Kunst in das neue KreativQuartier eingeordnet werden kann. Die CDU schloss sich dem Antrag der Linken an. Allerdings fügte Anna Lüdcke (CDU) an, dadurch dürfe für die Künstler aus dem Rechenzentrum kein Nachteil entstehen. Aus dem Potsdam Museum kam eine positive Reaktion. 25 000 Gemälde aus dem Bestand würden derzeit nicht gezeigt, weil es keinen Platz dafür gibt. „Wir brauchen dringend mehr Platz“, sagte Markus Wicke, Vorsitzender des Fördervereins des Potsdam Museums. Er lobte den Antrag, und bat darum, diesen schnell zu beschließen. Wie berichtet soll parallel dazu eine Machbarkeitsstudie klären, ob zum Beispiel ein Anbau an das 2012 im Alten Rathaus eröffnete Museum möglich ist.

    Staudenhof: Mit deutlicher Mehrheit haben die Stadtverordneten einen Antrag der Fraktion die Andere abgelehnt, die eine stärkere Förderung der Sanierung von Bestandsgebäuden erreichen wollte. Dadurch, so die alternative Fraktion, sollte die sogenannte graue Energie für einen Neubau eingespart und Ressourcen geschont werden. Lediglich die Stadtverordneten von die Andere und der Linken stimmten dem Antrag zu, SPD, Grüne, CDU, FDP und AfD stimmten dagegen.


    Der Grund, den auch die Stadtspitze klar artikulierte: „Der Antrag schafft mehr Verwirrung als Klarheit.“ So formulierte es Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos) bereits im Hauptausschuss. Denn es sei weder klar, um welche Art von Förderung es genau gehe, noch werde berücksichtigt, dass in Potsdam bereits mit Hilfe von Fördermitteln und energetisch sinnvoll Bestandsgebäude saniert wurden. Carsten Linke (Die Andere) warf den Grünen vor, sich gegen ressourcenschonendes Bauen einzusetzen. Gert Zöller (Grüne) wies das zurück: Der Text beinhalte zu viele Unklarheiten, um zustimmen zu können. Zum Hindernis war unter anderem die Überschrift geworden, die suggerierte, es gehe speziell um den Staudenhof. Im Antrag selbst wird dieser jedoch gar nicht erwähnt, lediglich als Beispiel in der Begründung angeführt. Babette Reimers (SPD) hatte etwa im Bauausschuss erklärt: „Für den Staudenhof gibt es ein Moratorium. Das nimmt uns die Möglichkeit, da zuzustimmen.

    Garnisonkirche: Weg frei für die nächsten Schritte der Kompromisssuche für den Standort von Garnisonkirche und Rechenzentrum. Wie zuvor bereits der Hauptausschuss hat die Stadtverordnetenversammlung den Vorschlag des Oberbürgermeisters mit deutlicher Mehrheit beschlossen. Demnach soll es in den kommenden Monaten in einem moderierten Prozess um ein inhaltliches Konzept gehen, was an dem seit Jahren umstrittenen Standort passieren soll. Der sogenannte Design-Thinking-Prozess soll 70.000 Euro kosten. „Die gemeinsam erzielten Arbeitsergebnisse sind bei künftigen Machbarkeitsstudien zu berücksichtigen“, heißt es in dem Kompromiss, den auch die Stiftung Garnisonkirche und die Nutzer des Kulturhauses Rechenzentrum mittragen.

    Glockenspiel: Ein wissenschaftliches Gutachten zur Zukunft des abgeschalteten Glockenspiels der Garnisonkirche liegt nun in der Verwaltung vor. Das sagte Kulturdezernentin Noosha Aubel (parteilos), angefragt hatte die AfD. Das Gutachten soll klären, ob man das Glockenspiel an der sogenannten Plantage einschmelzen kann - oder ausstellen sollte. Zum Inhalt des Gutachtens machte die Dezernentin keine weiteren Angaben. Die Studie sollte vom Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) erstellt werden. Das Glockenspiel war wegen seinen revanchistischen Inschriften 2019 abgeschaltet worden, unter anderem die Initiative „Mitteschön“ hatte dagegen protestiert.

    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 18.02.2021)

  • Mit großer Mehrheit haben die Stadtverordneten einen Antrag der Linken beschlossen, dass geprüft werden soll, ob die geplante Erweiterung des Potsdam Museums als Standort für die regionale Kunst in das neue KreativQuartier eingeordnet werden kann. ... Wie berichtet soll parallel dazu eine Machbarkeitsstudie klären, ob zum Beispiel ein Anbau an das 2012 im Alten Rathaus eröffnete Museum möglich ist.

    Das wäre super und eine wunderbare Ergänzung zum benachbarten Museum Barberini und dem ebenfalls nicht weit entfernten zukünftigen Museum zur DDR-Kunst. Damit würde der Kunst-Standort Potsdam weiter gestärkt!

    Die Nachrichten hinsichtlich des Staudenhofs stimmen auch hoffnungsfroh, es zeichnet sich ab, dass außer dem linken Rand niemand in der SVV das hässliche Ungetüm erhalten möchte.

    Gibt es beim Glockenspiel eigentlich demnächst Ersatz-Glocken? Mit Inschriften, die dann vielleicht jedermann recht sind, z.B. mit Sprüchen von Konfuzius, Buddha oder Richard David Precht? :wink:

  • Garnisonkirche:Was denn für Schritte in der Kompromisssuche??:wie:

    Am umstrittenen Standort wird Zukünftig der Turm der GK fertiggestellt das RZ wird abgerissen und das neue Kreativquartier in Betrieb genommen.So müsste es den Beschlüssen nach in den nächsten zwei,drei Jahren ablaufen.Oder könnten wir noch auf einige Änderungen in Sachen pro Erhalt RZ überrascht werden ?

  • Die Pläne das Potsdam-Museum zu erweitern sind ja alt. Ich glaube eber eher daran, daß das Potsdam-Museum mit seinen bisherigen Wechselausstellungen zeigen muß, daß es zu aktuellen Debatten beitragen oder solcher gar anschieben kann. Bis dato waren die Wechselausstellungen bis auf wenige Ausnahmen behäbig und beim Publikum wenig erfolgreich.

    Was das "Kreativ-Quartier" betrifft werden wir noch einige Wunder erleben. Wenn man bei einer Kostenmiete von ca. 15 Euro ein Drittel seiner Fläche für unter 9 Euro vermieten will muß ja irgendein Anderer die knapp 20 Euro Nettokaltmiete bezahlen. Das soll wohl das Potsdam-Museum sein, denn sonst kann ich mir nicht vorstellen wie diese Flächenmassen für solche Kurse vermietet werden sollen.

  • Nun gut - kein städtisches Geld für die Garnisonkirche bekommt da schon ein klitzekleines Geschmäckle - - - - vielleicht ist aber auch nur der Ironiemodus bei mir in der Vorrangschaltung.

    Zum einen wird ja fürs neue Kreativzentrum ein "Ankermieter" gesucht - das könnte als "Subventionsträger" das Museum sein.

    Hohe Miete aus dem Stadtsäckel damit die Noch-Mieter des Rechenzentrums niedrigere Mieten angeboten bekommen können.

    Also auf dem Umweg über die Mietsubventionierung wird der Weg frei gemacht für die Freimachung des Grundstücks. Darauf muss man erst einmal kommen. Chapeau ✌?

  • Das Rechenzentrum war von Anfang an nur zur Zwischennutzung vorgesehen. Wenn die Stiftung Garnisonkirche auf ihr Recht verzichten sollte, das Rechenzentrum abzureißen und damit den Baugrund freizumachen, dann ist es immer noch unsaniert und entspricht nicht mehr den aktuellen Brandschutzbedingungen. Konstantindegeer hat schon mehrfach vorgerechnet (und wird es sicher gern nochmal machen), wie teuer die Quadratmetermiete im Rechenzentrum nach erfolgter Sanierung würde. Ich bezweifle, dass sie wesentlich günstiger als 15 € wird - und dann hätte man immer noch ungünstig geschnittene Räume, in denen das Potsdam Museum mit Sicherheit keine Ausstellungen machen würde.

    Also wo ist da die Subventionierung der Garnisonkirche?

  • Vielleicht habe ich die Ironie nicht richtig gekennzeichnet.

    Die Gegner des Wiederaufbaus der Garnisonkirche sind in der Regel auch Gegner vom Abriß des Rechenzentrums und blenden dabei geflissentlich die Rechtslage aus.

    Ganz nebenbei wird ja gekräht, dass sich die Nutzer des Rechenzentrums die Mieten im Kreativzentrum nicht leisten können werden.

    Im Prinzip könnte auf Grund der Rechtslage einfach das Verlassen des Rechenzentrums abgewartet werden (es war ein erheblicher Fehler, die "Zwischennutzung" länger als ursprünglich zu dulden, denn nach dem Prinzip von kleiner Finger und ganzer Arm wird inzwischen mit Selbstverständlichkeit erwartet, dass die Nutzungsverträge / Mietverträge als endgültig akzeptiert werden) - stattdessen wird von der Stadt eine Ersatzlösung erwartet und angeboten, bei der aber die Mietpreise so niedrig als gerade noch möglich gestaltet zu werden haben.

    Mit dem "Ankermieter" könnte nunmehr die Stadt eine höhere Miete akzeptieren, um denen, denen das Prinzip "seine Kunst muss man sich auch leisten können" fremd ist, die neuen Räume querzusubventionieren.

    Es würde also städtisches Geld für den Freizug des Rechenzentrums und somit für die Baufreimachung des Kirchengrundstücks genutzt werden.

  • Da ich langsam den Überblick verliere: Wann ist eigentlich realistischerweise mit einem Abriss des Rechenzentrums zu rechnen ?

    Die Theorie sagt wohl 2023 als frühester und gleichzeitig endgültiger Termin. Bis dahin läuft die "Sonderregelung" hinsichtlich Brandschutz und Abstandsregeln.

  • Wann ist eigentlich realistischerweise mit einem Abriss des Rechenzentrums zu rechnen ?

    2023.

    Ich glaube übrigens nicht, dass das Stadtmuseum das Kreativquartier subventionieren wird. Kommunale Haushalte sind immer klamm. Die Stadtverordneten würden einer überhöhten Miete für das Museum nicht zustimmen. Ich halte auch nicht viel davon, abseits vom Alten Markt noch einen anderen Standort für das Museum aufzumachen. Wegen Corona hat die Landeshauptstadt künftig ohnehin weniger Geld. Da wird man dann sehr genau auf die Ausgaben für die Kultur schauen.

  • ^Na, im Kutschstall gibt es schon das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. Da wäre das Potsdam-Museum nicht allein.

    Was die Miete betrifft, Rastrelli: wenn "Kreative" und Potsdam-Museum subtentioniert werden wer bezahlt dann das Projekt? Der private Investor wird kaum zuschießen wollen...

  • Mal als Frage in den Raum stelle:

    Wenn das Potsdam-Museum wegen seines Bedarfs jetzt für Glockenweiß als Ankermieter "in Stellung gebracht wird" (gebracht werden könnte) - Wer unterschreibt den Mietvertrag?

    Die Randbedingungen sind doch geklärt und meines Erachtens auch von der SVV abgesegnet - eine Art Standardmiete in bereits definierter Höhe für die "normalen Mieter" und für diejenigen, die man "zu günstigeren Preisen unterbringen muss", die reduzierten Mietsätze.

    Es läge ja der schwarze Peter bei den Stadtverordneten, wenn das Projekt an unterschiedlichen Miethöhen scheitern sollte. ???

  • Die Randbedingungen sind doch geklärt und meines Erachtens auch von der SVV abgesegnet - eine Art Standardmiete in bereits definierter Höhe für die "normalen Mieter" und für diejenigen, die man "zu günstigeren Preisen unterbringen muss", die reduzierten Mietsätze.

    Also die Miete für die "Kreativen" beträgt 9 Euro NKM für 8000 qm NF. Wie hoch ist denn die >Standardmiete in bereits definierter Höhe für die "normalen Mieter"<?

  • Laut PNN vom 15.11.2019 sollen von über 18.000 Quadratmeter Nutzfläche etwa 7.000 qm zu 9 Euro nettokalt vermietet, die wiederum durch Preise von mehr als 15 Euro nettokalt gewissermaßen quersubventioniert werden.

    Nach bisherigen Veröffentlichungen
    soll ein Generalmieter die komplette Weitervermietung übernehmen.

    Dieses Konzept wurde durch die SVV beschlossen.

    Für mich ist dabei nicht nachvollziehbar, warum sich eine Hälfte der Mieter auf die höhere Miete einlassen sollen, um den anderen den subventionierten Mietpreis auf dem Silbertablett zu servieren. Das kann bei den Unterschieden von 6 Euro pro Quadratmeter nur zu schaffen sein, wenn zB eine städtische Gesellschaft generalmietet und dann so weitervermietet, dass durch verschiedene Haushaltsträger zum Schluß die "Nullsume" rauskommt.

    Die 15 Euro (und mehr) sind dabei Aussagen vom Projektentwickler.

  • Es drängt sich mehr und mehr der Eindruck auf, dass das ganze Konzept nicht ausgegoren ist. Das soll aber nicht unsere Sorge sein - die Stadt hat sich da reingeritten, die soll sich wieder rausfinden. Die Garnisonkirche betrifft das alles nicht...