Aschau im Chiemgau (mit Heiligem Grab) (Galerie)

  • 2019 wurde im Chorbereich der Pfarrkirche Mariä Lichtmeß nach längerer Pause wieder das aus barocker Zeit stammende, sehr beeindruckende Heilige Grab aufgestellt.

    Ein paar Aufnahmen dazu:

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    Quote

    Das 1618 erstmals erwähnte barocke Aschauer Hl. Grab ist ein kulturelles Kleinod des westlichen Chiemgaus, das seit Mitte der 1950er Jahren längst in Vergessenheit geraten schien. Über fünf Jahrzehnte lagerte und verstaubte der Kulissenaufbau auf dem Kirchen-Dachboden. Nur noch wenige der älteren Aschauer erinnern sich an das prächtige Szenarium an den Kartagen, mit dem das ganze Presbyterium der abgedunkelten Pfarrkirche „Darstellung des Herrn“ ausgefüllt war. Das unglaubliche „Schauspiel“ bei der Auferstehungsfeier und die Fertigkeit, dieses kunstvolle Bauwerk innerhalb eines Gotteshauses auf- und wieder ab zu bauen, wirken bis heute nach. Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts besuchten Gläubige und Kunstinteressierte aus der ganzen Region das wegen seiner außergewöhnlichen Größe und Schönheit berühmte Hl. Grab in Aschau i.Ch. Ab der Fastenzeit 2019 war dies erstmals wieder möglich.

    Wenn "Das Aschauer Heilige Grab" in seiner ursprünglichen Größe aufgebaut ist, steht die Pfarrgemeinde vor der Herausforderung, den dreistöckigen Grabaufbau nicht nur als „Kulisse“ zu sehen, sondern aussagekräftig und stimmig in die Liturgie einzubeziehen, alt und neu sinnvoll zu verbinden, und die Darstellungen des Heiligen Grabes für unser Leben heute sprechen zu lassen: die Engel mit den Leidenswerkzeugen, die Propheten mit den Zitaten aus dem Alten Testament, die Grabhöhle mit dem Leichnam Jesu, das Totenreich mit dem erlösungsbedürftigen Menschenpaar Adam und Eva, das gedämpfte Licht und das Leuchten der bunten Kugeln, den strahlenden Rahmen für den Auferstandenen, und nicht zuletzt die Architektur, die den Zerfall in den Ruinen sowie Schönheit in Säulenhallen und Landschaften gleichermaßen in sich vereinigt und damit auch zum Symbol für Vorgänge unseres Lebens und Glaubens wird.

    Das Aschauer Heilige Grab - Aschau i.Chiemgau

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    Schutzmantelmadonna

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  • Ein paar weitere Aufnahmen aus Aschau:

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    Das ehemalige Tafernwirtshaus der Herrschaft Hohenaschau, 1940-90 Hotel Post der Familie Cramer-Klett.

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    Im Hintergrund die Kampenwand.

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    Blick vom Schloss Hohenaschau auf Aschau und die Prien.

    Abschließend noch Aschau aus der Kampenwandbahn heraus:

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  • Im Hintergrund die Kampenwand.

    Hierzu muss unbedingt folgende literarische Höchstleistung zitiert werden, die in Bayern zwar jeder kennt, aber unserem internationalen Publikum hier eventuell noch unbekannt ist:

    I gangat gern auf d' Kampenwand, wann i mit meiner Wamp'n kannt!

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • 2019 wurde im Chorbereich der Pfarrkirche Mariä Lichtmeß nach längerer Pause wieder das aus barocker Zeit stammende, sehr beeindruckende Heilige Grab aufgestellt.

    Ein paar Aufnahmen dazu:

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    Sehr interessant, dass sich dieses Kulturgut an mehreren Orten erhalten hat. Ich bin zum ersten Mal auf einen solchen großen Kulissenbau in Dietenheim gestoßen, der - die Aschauer mögen es mir verzeihen - noch ein wenig beeindruckender ausgestaltet ist durch seinen theaterartigen Tiefenaufbau. Gemein ist beiden diese bunte Beleuchtung.

    Bisher ist mir kein anderes barockes Beispiel bekannt, weshalb ich davon ausgehe, dass es sich um die einzigen zwei verbliebenen Kulissen handeln könnte. Danke fürs Teilen dieser Besonderheit!

  • In Kloster Mailhingen im Nördlinger Ries habe ich vor vielen Jahren ein ebenfalls beeindruckendes, barockes Hl. Grab gesehen mit Auferstehungsszene. Desgleichen in der Fränkischen Schweiz, an den Ort kann ich mich nicht mehr erinnern, meine aber, es könnte in der Kapelle St. Walburga" Walberla", auf dem Walberla gewesen sein. In beiden Fällen waren die barocken Kulissen gleichfalls mit brennenden, bunten Glaslampen beleuchtet.

    Etwas ähnliches ist das in Form von barocken Kulissen gemalte Passionstheater von Kloster Neuzelle in Brandenburg, das thematisch vom Leiden Christi bis zur Auferstehung führt. Die meisten Darstellungen sind inzwischen restauriert und ganzjährig in einem Gebäude des Klosters zu besichtigen.

  • Danke Villa1895, da sieht man mal wer hier viel rum kommt. Ist ja eine wahnsinnig große Zahl, die Du da kennst, dafür, dass ich dachte, dass es sich um ein Alleinstellungsmerkmal handelt, muss ich meine beschränkte Aussage gleich zurücknehmen. Aber aus erfreulichem Anlass, wenn es noch doch so einige dieser barocken Kulissen gibt. Zumindest die im Nördlinger Raum hätte ich kennen müssen, alles andere ist etwas außerhalb meines Dunstkreises.

  • Dietenheim kannte ich nicht. Siehe: Heiliges Grab | Dietenheim

    Eine Übersicht zu Heiligen Gräbern 2023 im Erzbistum München-Freising:

    Hl. Gräber (erzbistum-muenchen.de)

    Leider war ich dieses Jahr nur bei mir um die Ecke in Unterföhring.

    Das Heilige Grab von Johann Baader in Stadl bei Vilgertshofen (Lkr. Landsberg / Lech) stammt auch noch aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, da war ich 2013 mal:

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    Ein ebenfalls mit Aschau vergleichbares, sehr prächtiges Heiliges Grab gibt es dieses Jahr erfreulicherweise wieder im Kloster Maria Medingen (Lkr. Dillingen / Donau) nach einigen Jahren Pause (Brand und Corona) zu besichtigen (erstmalig wieder um 2000 aufgebaut, da war ich 2005 mal):

    Dillinger Franziskanerinnen Deutsche Provinz – Heiliges Grab in Maria Medingen (dillinger-franziskanerinnen-deutsche-provinz.de)

    Und zu Fischbachau hatte ich vor 2 Jahren einige Aufnahmen eingestellt:

    Fischbachau - Heiliges Grab (Galerie) - Galerie Oberbayern - Architekturforum Architectura Pro Homine (stadtbild-deutschland.org)

  • Ein toller Fund, Markus. Wirklich beeindruckend, was da die Erzdiözese zusammengetragen hat. Aufgrund der großen Zahl an Fotos kann man durch Sichtung bereits durchaus noch um weitere Kandidaten spekulieren, die ähnlich alt sein könnten, wie die oben genannten. Interessanterweise scheint es in München selbst einen klaren Hang hin zur bildhauerischen Darstellung zu geben. Die Kulissen findet man eigentlich ausschließlich vereinzelt noch im Umland.