ein lesenswerter artikel in der welt:
QuoteDisplay MoreDie befreiten Kartons
Cornelius war einst der berühmteste Künstler Europas. Jetzt sind seine Fresken-Entwürfe wieder zu sehen
von Alexander Kluy
München - Wer war Peter Cornelius? Auf alle Fälle war er ungemein ehrgeizig. Und sehr selbstbewußt. 1804, da war er gerade einmal 21 Jahre alt, teilte er einem Freund mit, "daß ich die Kunst auf einen ziemlich hohen Grad bringen könnte." Ein Vierteljahrhundert später war es soweit. 1850 galt Peter Cornelius als der bekannteste Künstler Deutschlands, ja Europas.
Wieso ist er dann heute so gut wie vergessen? Dies hat viel zu tun mit seinem Ruhm zu Lebzeiten - die Moderne disqualifizierte ihn als akademisch - und kritisierte, daß er für einen König tätig war, der nicht nur Skulpturen und Kollektionen en gros aufkaufte, sondern auch Menschen sammelte. Kronprinz Ludwig von Bayern, der spätere Ludwig I., hatte 1818 in Rom Cornelius kennen gelernt und ihn mit dem Auftrag nach München gelockt, die Glyptothek, die neue Antiken- und Skulpturensammlung am Königsplatz, mit Fresken auszumalen.
Zwölf Jahre benötigte Peter Cornelius (1783-1867) mit seinen Mitarbeitern für die Freskierung. Der mythologisch-kosmische Reigen, der in drei Sälen entstand, war ein hoch ambitiöses Kunstprogramm. Weniger auf die Antike abzielend, die zwar als Inspiration Pate stand, als vielmehr öffentlich den Stellenwert der Kunst dokumentierend. Denn Cornelius spann deren Mythologeme weiter, überwölbte ihre Sagen- und Figurenwelten mit einer ganz eigenen Deutung. Dabei rückte das Schöpfertum an die höchste Stelle. "Mythologie ist eine Sprache der Phantasie." Diesem Gedanken Karl Philipp Moritz' blieb Cornelius lebenslang verbunden.
Was von den Fresken blieb, ist heute Staub. Im Zweiten Weltkrieg brannte zwar der Dachstuhl der Glyptothek ab, aber die Fresken waren unbeschädigt. Doch Ignoranz und Desinteresse überließen sie danach dem raschen, endgültigen Verfall. Die Skulpturensammlung diente kurze Zeit als Gefängnis; und vor der Wiedereröffnung 1972 wurde als letzter trauriger Akt entschieden, im Inneren der Glyptothek den Putz abzuschlagen. Von der öffentlichen Kunst des Peter Cornelius zeugt heute in München nur noch die Ludwigskirche.
Was von den Fresken blieb, ist Papier. Sind die Kartons, die Cornelius in einem 1:1-Maßstab anfertigen ließ. Von diesen insgesamt 50 Arbeiten überstanden 42 die Zeiten - in Berlin. Denn 1841 hatte Cornelius im Streit Bayern verlassen und wurde vom preußischen Königshof mit offenen Armen empfangen. Die Kartons waren ein Faustpfand. Er tauschte sie gegen ein neues Atelier- und Wohnhaus nahe dem Brandenburger Tor ein. Heute steht genau dort der Reichstag. Seinen Zeitgenossen galten diese Kartons als so wichtig, daß sie bis 1908 das Herzstück der Nationalgalerie bildeten. Danach wanderten sie bis auf einige wenige ins Depot.
[...]
was mich besonders überrascht und gleichermaßen entsetzt ist das folgende: "Im Zweiten Weltkrieg brannte zwar der Dachstuhl der Glyptothek ab, aber die Fresken waren unbeschädigt [...] als letzter trauriger Akt entschieden, im Inneren der Glyptothek den Putz abzuschlagen."
ich habe bisher immer geglaubt, die glyptothek sei zerstört worden. ich meine auch, in der alten nationalgalerie zu berlin einen hinweis gelesen zu haben, dass die fresken im krieg zerstört wurden. wer weiß da genaueres?
eine willkürliche zerstörung wäre ja ein skandal! (man bedenke auch, dass die künstler 12 jahre daran arbeiteten!)