Das Spiel hatten wir doch schon bei einem anderen Haus. Die Renditeaussicht treibt die Bauherren dazu, mit eigentlich denkmalwürdigen Gebäuden schnell tabula rasa zu machen, um abreißen und die Fläche optimal für eine Wohn-Kiste ausnutzen zu können. Manche versuchen es auf die kriminelle Tour, indem sie trotz Denkmalschutz abreißen und hoffen, nur eine lächerliche Strafe zahlen zu müssen. Andere wissen genau, wie die Denkmalschutz-Behörden ticken, worauf man Wert legen muss, um nicht am Ende noch Denkmalschutz-Status für das Gebäude serviert zu bekommen. Also werden zum Beispiel schnell die Balkongitter weggerissen, und die Denkmalschützer spielen das Spiel mit, indem sie attestieren, dass der betreffende Bau ja keinen Denkmal-Charakter mehr hätte, weil die Balkongitter fort sind. Man könnte von Bau-Mafia sprechen. Oder einfach davon, dass ein materialistischer Geist sie eben zunehmend jede Rücksicht auf andere Werte über Bord werfen lässt. Es ist also vor allem ein Kopf-Problem (oder ein Herz-Problem).
Das macht mich gerade wieder stinksauer. Dieses Vorgehen ist so unbeschreiblich niederträchtig. Ich stelle mir vor, wie Vertreter der Baufirmen geradezu auf die Suche nach solchen Häusern und Grundstücken gehen, die man später mit riesiegen Wohnkisten bebauen will. Dabei hat man beim Anblick der alten Häuser schon einen genauen Plan im Kopf, welche Teile man zerstören müsste, damit ein eventueller Denkmalwert entfällt. Wie damals, bei der Beseitigung eines denkmalwürdigen Treppengeländers im Inneren eines Hauses. Das scheint jetzt die neue Masche der Bauherren zu sein. Schnell alle alten Häuser kaufen, die noch nicht auf der Denkmalliste stehen.
Da gibt es noch so ein Beispiel in München, seit langer Zeit sogar schon... das Haus Schwanthalerstraße 119, welches sogar in der Denkmalschutzliste steht mit der Beschreibung "Wohnhaus in Ecklage, spätklassizistisch, dreigeschossig, mit Konsolgesims, 1864 von Maurermeister G. Dürr.".
Das Haus gammelt seit über 10 Jahren vor sich hin, die letzten Mieter sind anscheinend 2005 ausgezogen. Eingezogen sind hingegen Ratten und anderes Ungeziefer und außerdem regnet es hinein, so dass auch das Nachbarhaus schon in Mitleidenschaft gezogen worden ist.
Ich kenne die Situation nicht genau, aber wenn ich richtig verstanden habe, hat die Stadt dem Eigentümer trotz Denkmalschutz vor einigen Jahren schon einmal eine Genehmigung für Abriss und Neubau gegeben, der danach eingereichte Bauentwurf fiel aber bei der Lokalbaukommission durch und seitdem hat sich nichts getan. Das Haus ist auf Veranlassung der Stadt inzwischen umzäunt, weil immer wieder Teile vom Dach und vom Gesims herunterfliegen, der Eigentümer hat hierfür anfallende Kosten und Strafgebühren anscheinend im letzten Moment immer bezahlt, sich sonst aber nicht bewegt. Inzwischen wurde auch schon ein Antrag auf Enteignung eingereicht, aber die rechtlichen Mittel dazu reichen nicht aus.
Hier zwei Artikel dazu:
https://www.hallo-muenchen.de/muenchen/west/…he-8259054.html
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/schwa…esung-1.3819990
Ein Bild vom aktuellen Zustand des Hauses:
Bei einem zwischen Nachkriegsbauten zerquetschten Gebäude in Milbertshofen wird nun geprüft, ob es unter Denkmalschutz gestellt wird, da der Besitzer den Abriss plant:
https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/stadt…ofen-art-807059
Die Formulierungen der Zeitung sind außerordentlich positiv für den Altbau und sehr negativ für die ihn umgebenden Nachkriegsbauten, was natürlich freut.
Schleißheimer Straße 314 (Milbertshofen)
Bei einem zwischen Nachkriegsbauten zerquetschten Gebäude in Milbertshofen wird nun geprüft, ob es unter Denkmalschutz gestellt wird, da der Besitzer den Abriss plant:
https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/stadt…ofen-art-807059
Die Formulierungen der Zeitung sind außerordentlich positiv für den Altbau und sehr negativ für die ihn umgebenden Nachkriegsbauten, was natürlich freut.
Steht inzwischen in der Denkmalliste:
Die 1926 im Reformstil erbaute Jutier- und Tonnenhalle im Münchner Oberwiesenfeld soll bis 2026 für rund 128 Mio. € saniert werden.
Stadtrat beschließt neue Pläne für verschiedene Projekte in München ‒ Freie Szene gespalten
Die 1926 im Reformstil erbaute Jutier- und Tonnenhalle im Münchner Oberwiesenfeld soll bis 2026 für rund 128 Mio. € saniert werden.
Adresse der beiden in der Denkmalliste aufscheinenden Lagerhallen ist Dachauer Str. 110. Sie liegen damit im Stadtteil Neuhausen.
Ost-West-Friedenskirche (Olympiapark)
Noch ein wenig nachträglich zur Brandzerstörung der Ost-West-Friedenskirche in München vor ein paar Wochen:
München: Väterchen Timofejs Ost-West-Friedenskirche abgebrannt | BR24
Olympiapark
Ständig werden Bauprojekte teurer, aber diese Steigerungen in kurzer Zeit sind schon sehr beachtlich. 85 Millionen Euro sollte die Sanierung des Zeltdachs im Olympiapark noch im vergangenen Jahr kosten. Nun sollen es ungefähr 200 Millionen Euro sein. Und aus Unterlagen des Aufsichtsrats der Olympiapark GmbH geht hervor, dass die Kosten noch weiter steigen könnten, auf bis zu 280 Millionen Euro.
Aufzüge defekt: Münchner Olympiaturm bleibt geschlossen - München - SZ.de (sueddeutsche.de)
Wenn man weiß, dass diese Arbeiten (nämlich der komplette Austausch sämtlicher Dachflächenelemente) in regelmäßigen Abständen erfolgen muss, macht man sich schon Gedanken....
Olympiapark
Die beiden Artikel wollte ich eigentlich auch noch dazu stellen
München: Zeltdach des Olympiaparks soll saniert werden - PV-Anlage in Planung (tz.de)
Olympiaturm in München: Sanierung für 50 Millionen Euro in zwei Jahren (tz.de)
