Lübeck - Umbau Buddenbrookhaus

  • Soweit ich das verstanden habe, saß sie Unesco bei der Lösungsfindung für die Treppe mit am Tisch und hat am Ende zugesichert, dass die Zerstörung des Kellers keine Auswirkungen auf den Welterbestatus haben wird, da der Keller nicht im Welterbe-Kerngebiet liegt. Das ist schon grotesk und unglaublich.

    Dazu muss man wissen, dass das Beratergremium der UNESCO personell und auch von der Ausbildung her sehr eng mit der deutschen institutionellen Denkmalpflege verbandelt ist, teilweise mit Personalüberschneidung. Es ist also keineswegs so, dass man hier internationale Berater hätte, die sich komplett unabhängig ein Bild machen würden. Man wird sehr genau darauf schauen, was die Kollegen vom Denkmalschutz vorher dazu gesagt haben. Man scheint u.a. auch ein besonderes Herz für Modernismus (und hier) und Zeitgeist zu haben.

  • Dazu muss man wissen, dass das Beratergremium der UNESCO personell und auch von der Ausbildung her sehr eng mit der deutschen institutionellen Denkmalpflege verbandelt ist, teilweise mit Personalüberschneidung. Es ist also keineswegs so, dass man hier internationale Berater hätte, die sich komplett unabhängig ein Bild machen würden.

    Das ist etwas irreführend dargestellt. Der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) ist beratend für das Welterbekomitee tätig. ICOMOS selbst unterteilt sich in zahlreiche nationale Gremien. Auf deutscher Seite existiert zum Beispiel das Deutsche Nationalkomitee von ICOMOS, das dann natürlich für das deutsche Welterbe zuständig ist. Im Vorstand befindet sich aber kein aktiver Denkmalschützer (sehr wohl aber ehemalige mit ihrer langjährigen Expertise): https://www.icomos.de/index.php?lang…d=150&navid=197

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Heute berichten auch die Lübecker Nachrichten über den Gewölbekeller (leider hinter der Bezahlschranke):

    https://www.ln-online.de/Lokales/Luebec…rhindert-werden

    Kurze Zusammenfassung: Der Widerstand gegen die Zerstörung des Kellers wächst. In der Bürgerschaft sind neben der Partei "Die Unabhängigen" nun auch CDU und Grüne gegen die Zerstörung. Diese hätten zusammen eine Mehrheit in der Bürgerschaft, wenn es zu einer Abstimmung käme. Pikant dabei: Die CDU befindet sich eigentlich in einer großen Koaltition mit der SPD, die zu BM Lindenau hält, der wiederum an seiner eklatanten Fehlentscheidung (dieser wertende Ausdruck ist von mir und nicht aus dem LN-Bericht) festhält. Unabhängige und CDU wollen, dass Lindenau als oberster Denkmalpfleger, der gegen seine eigenen Fachleute entschieden hat, abgesetzt wird. Lindenau reagiert "gelassen", weil man dafür erst das Landesdenkmalschutzgesetz ändern müsste.

    Als Alternative wird auch hier genannt, die Treppe hinten an das Haus anzubauen. Allerdings würde man dann die rückwärtige gotische Kelleraußenwand durchbrechen müssen und zudem würde die Rückfassade des Hauses beeinträchtigt werden.

    Meine Meinung: Lieber einen relativ kleinen Durchbruch in die Rückwand bauen als großflächig mehrere Gewölbe wegreißen. Und: Bei dem Siegerentwurf wäre wohl jede "Beeinträchtigung" der Rückfassade eine Verbesserung! :biggrin:

    Berichtet wird auch noch darüber, dass im Grundbuch für die Fläche einer rückwärtigen Treppe Rechte für 19 Nachbarn eingetragen sind und eine Änderung hier wohl ca. 3 Jahre dauern würde. Dazu kann ich nur sagen: Wie lange dauert die Planung jetzt bereits nochmal? Hätte man das nicht schon vor 3 Jahren in die Wege leiten können?

    Ich kann auch nur nochmal sagen, dass es wirklich unglaublich ist, für ein Museumskonzept, das wahrscheinlich in spätestens 10 Jahren überholt ist und wieder geändert wird, ein 800 Jahre altes originales Bauwerk zu zerstören. :wuetenspringen:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Die Wählergemeinschaft GAL (auch wenn sie aktuell nur einen Sitz in der Bürgerschaft hat) veröffentlicht heute ebenfalls eine Stellungnahme gegen die Zertstörung des Gewölbes auf HL-Live.

    Neben den Argumenten, die ich oben auch bereits nannte (das Konzept wird in einigen Jahren veraltet sein und man hätte sich eher um die Parkrechte kümmern müssen), wird noch ein weiteres wichtiges genannt:

    Zitat

    Jeder kleine Haussanierer ist zu Recht angehalten, die Aspekte des Denkmalschutzes zu berücksichtigen. Selbst die Farbe der Fenstersprossen wird genau vorgeschrieben und darf von der Historie nicht abweichen. Wenn der Bürgermeister sich nun als formal oberster Denkmalpfleger über das fachliche Votum des Lübecker Denkmalschutzamtes hinwegsetzt und die Zerstörung des historischen Gewölbekellers beschließt, ist das mehr als ein ungünstiges Signal und kann fatale Folgen für den Erhalt der denkmalgeschützten Bauten in der Altstadt haben. Warum sollte irgendjemand zukünftig die fachlichen Vorgaben des Denkmalschutzamtes noch stringent befolgen, wenn der Bürgermeister das Votum des Denkmalschutzamtes auch nicht als weisend erachtet

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  • Heute äußert sich bei HL-Live auch die Fraktion der Linken ablehnend zur Zerstörung des denkmalgeschützten Gewölbekellers und fordert wie zuvor schon CDU, Die Unabhängigen, Grüne, GAL und Freie Wähler einen Stopp der Planungen. Sie spricht gar von "Engstirnigkeit und undemokratischem Vorgehen".

    Damit wird es um BM Lindenau und seine SPD langsam sehr einsam. Ich hoffe, dass das Treiben mit einer Abstimmung in der Bürgeschaft gekippt werden kann oder dass der Bürgermeister noch von allein zur Vernunft kommen wird.

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  • Neues vom Buddenbrookhaus

    Die Lübecker Nachrichten berichteten gestern, dass die Bürgerschaft nun grünes Licht für das neue Buddenbrookhaus gegeben hat. Die Katastrophe wird also offensichtlich wider alle Vernunft ihren Verlauf nehmen.

    Der Artikel ist hinter der Bezahlschranke, daher hier ein paar Infos daraus samt meinem Senf dazu:

    Die CDU ist sei zwar "sauer", dass die wertvollsten/ältesten Teile des Gewölbekellers zerstört werden, habe aber dennoch zustimmen müssen, weil: "Das Ganze ist an einen Punkt gekommen, an dem es jetzt kein Zurück mehr gibt". Was ist denn das für eine Begründung? Natürlich könnte man das ganze auch im Bestand modernisieren, nur dann eben nicht beide Häuser so komfortabel wie geplant verbinden.

    Die Außentreppe zur Rettung des Kellers ist zu aufwändig, dann "hätten alle 46 Mieter des Wehdehofs zustimmen müssen". Häh? Seit wann haben denn Mieter in Grundstücksangelegenheiten etwas zu sagen? Es werden wohl die Eigentümer gemeint sein, oder? Offenbar ist der Innenhof also Gemeinschaftseigentum? Man muss 46 Parteien wegen vielleicht 10 Quadratmetern an einer Ecke des überaus großen Hofes fragen? Und wie konnte, wenn es so kompliziert ist, dann vor ein paar Jahren das riesige Parkhaus im Innenhof zustandekommen? Da ging es einfach so oder wie?

    Während CDU und Unabhängige sauer wegen der Zerstörung des Denkmals sind, findet SPD-Fraktionschef Petereit es toll, dass das Projekt "trotz der Mehrkosten" möglich ist und der Rest des Gewölbekellers "saniert - und für Öffentlichkeit zugänglich gemacht" wird. Unglaublich, was für eine Ignoranz in dieser Partei gegenüber dem Weltkulturerbe und dem Steuerzahler herrscht!

    Apropos: Die Baukosten sollen nach aktuellem Stand 33,5 Millionen Euro betragen - 8,9 Mio mehr als noch 2019 - u.a. würde die Baustelleneinrichtung teurer werden als geplant. :kopfschuetteln:

    2014 war man gar noch bei 16 Millionen, also bei weniger als der Hälfte. Die glauben doch nicht im Ernst, dass es bei den 33,5 Millionen bleibt? So naiv kann doch heute wirklich niemand mehr sein! Ich prognostiziere, dass am Ende mindestens 50 Millionen auf der Rechnung stehen werden - für zwei relativ kleine Häuser. Soviel haben alle 40 neuen Häuser im Gründungsviertel grob geschätzt zusammen gekostet. Hier wird mal wieder etwas sehenden Auges gegen die Wand gefahren, typisch für Lübeck - vielleicht sollte man Mario Barth mal frühzeitig informieren.

    Dazu kommt dann auch noch der hässliche Entwurf - wenn man wenigstens der Fassade Mengstraße 6 (ex Fischstraße 19) ein adäquates Erdgeschoss geben würde, könnte ich ja mit der modernistischen Rückseite noch leben. Aber dieses aufgerissen Loch ohne jedweden Bezug zur darüber in der Luft hängenden Fassade ist ja sogar noch eine deutliche Verschlechterung des jetzt schon unerträglichen Ist-Zustands.

    Der Bauantrag soll übrigens im Januar eingereicht werden. :kopfwand:

    Die Fraktion "Die Unabhängigen" prüft, ob man ein Bürgerbegehren gegen das Projekt hinbekommen würde. Hoffen wir mal, dass das klappt. Aber vermutlich werden sich für das Thema deutlich weniger Leute interessieren als für die krüppeligen Linden an der Untertrave, die vor ein paar Jahren leider denkbar knapp die dringend notwendige Umgestaltung der Straße samt Uferpromenade verhinderten - aber das ist ein anderes unschönes Thema... sad:)

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ich war auch fassungslos, als ich die Meldung gelesen habe. Zum einen, wie diese relativ kleine Baumasse 33,5 Millionen Euro verschlingen kann (vor allem, was wollen die darin ausstellen - es ist ja nicht so, als hätte es im alten Museum großartige originale Ausstellungsstücke gegeben - im Erdgeschoss befand sich neben dem Museumsladen eine reine Foto- und Textausstellung über die Familie Mann und im Obergeschoss die beiden inszenierten Buddenbrookräume und ein paar Dutzend "Buddenbrook"-Ausgaben in zig verschiedenen Sprachen - und dann gab es noch einen Raum für Sonderausstellungen, das war alles), und zum anderen, dass es laut CDU "kein Zurück mehr gibt". Die hätten doch einfach ihr Veto gegen die Planungen einlegen können, eine große Koalition bedeutet ja nicht, dass einer der beiden Partner immer Ja und Amen zu allem sagt, was der andere will.

    Und es müsste doch nach wie vor möglich sein, die UNESCO einzuschalten. Als damals die Königspassage geplant wurde, gab es auch Diskussionen mit der UNESCO und ob der drohenden Zerstörung mittelalterlicher Keller und Brandmauern die Androhung, Lübeck auf die rote Liste des bedrohten Welterbes zu setzen.

    Beim Keller von Mengstraße 6 sollte das doch ebenfalls möglich sein. Immerhin haben wir es hier mit einem der ältestens noch erhaltenen Keller der Stadt zu tun. Und es ist ja auch nicht so, dass es noch Dutzende von Gewölbekellern des 13. Jahrhunderts gäbe. Da haben die Gründerzeit und der Krieg schon für gesorgt.

    Darum hoffe ich wirklich, dass dieses Bürgerbegehren zustande kommt. Und dass unser Bürgermeister bei der nächsten Wahl die Quittung für sein Gebahren bekommt.

  • Heute gibt es in den Lübecker Nachrichten einen zusätzlichen Artikel zum Buddenbrookhaus.

    Er enthält kaum neue Informationen, ist dafür aber ziemlich merkwürdig geschrieben - vielleicht hat man einen Praktikanten rangelassen? :wink:

    Beispielzitat:

    "Die Eröffnung des neuen Buddenbrookhauses steht fest: Das Museum soll 2025 wieder aufmachen – oder spätestens 2026."

    Häh? Die Eröffnung steht fest, aber so genau weiß man nicht, wann das sein wird? :wie:

    Der Bauantrag wird im Frühjahr 2022 gestellt - in dem Artikel vorgestern war es noch im Januar.

    Die Teilzerstörung des Gewölbekellers wird totgeschwiegen, und neben der ganzen finanziellen Misere wird noch erwähnt, dass das Haus Mengstraße 6 "Mitte oder Ende 2023 ... bis auf sie (Anm.: Das steht da so und ist auch nicht der einzige Rechtschreibfehler im Artikel) Fassade" abgerissen wird. Wieso denn eigentlich erst in ca. 2 Jahren? Damit es in der Zwischenzeit noch teurer wird? Von einem Abriss des Hauses Nr. 4 ist dagegen nichts zu lesen. Bleibt es nun etwa doch stehen? Wie gesagt - ein sehr merkwürdiger Artikel... :augenrollengruen:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • frank1204 Einen merkwürdig geschriebenen Artikel sollte man dem Chefredaktor der Zeitung melden - und nicht nur hier im Forum - samt der Aufforderung zu einer Stellungnahme zu totgeschwiegenen Aspekten. Oder dann eben einen Leserbrief, wobei es hier jetzt zu spät ist, da der Bürgerentscheid gefallen ist. Wir wissen ja, dass das Niveau der Zeitungen immer tiefer fällt. Ist auch bei uns nicht anders...

  • Stand Buddenbrookhaus

    Das Buddenbrookhaus ist neuerdings eingerüstet:

    Foto von mir (12.7.2022)

    Dazu erschien gestern ein Artikel in den Lübecker Nachrichten

    Da hinter Bezahlschranke, hier ein paar Infos daraus:

    • Das Gerüst deutet nicht etwa auf den Baubeginn hin, sondern es laufen "restauratorische Voruntersuchungen" durch Archäologen an den unter Denkmalschutz stehenden Fassaden (vielleicht ist ja "unser" Maxileen beteiligt?)
    • Dem Baubeginn steht nach wie vor die Diskussion um den historischen Gewölbekeller entgegen, der ja wie bereits berichtet, teilweise für eine Treppenanlage, die für das Museumskonzept notwendig ist, zerstört werden soll.
    • Bürgermeister Lindenau ist wohl nach heftigen Protesten "zurückgerudert", nachdem er dem Abriss zunächst zugestimmt hatte. Eine endgültige Entscheidung über den Keller ist bisher noch nicht gefallen.
    • Die Entscheidung muss aber in diesem Jahr fallen, weil die Mittel in Kiel beantragt werden müssen.
    • Die Gesamtkosten belaufen sich auf 33,5 Mio Euro, davon übernimmt das Land 22 Mio, die Stadt 3,7 Mio und die Kulturstiftung der Stadt 8 Mio (sind nach meiner Rechnung 33,7, aber egal)


    Also noch einmal: Finger weg vom Keller!!!
    :wuetenspringen:

    Es kann doch nicht sein, dass man einen 800 Jahre alten Gewölbekeller zu einem großen Teil zerstört, nur weil sich jemand ein Museumskonzept ausgedacht hat, das an dieser Stelle unbedingt eine Treppe benötigt. So ein Konzept ist nach 10 Jahren obsolet und wird geändert, aber das Gewölbe ist dann für immer weg! Jeder Mensch gesunden Verstandes muss diesen Fehler doch sofort erkennen!

    Und überhaupt: Glauben die Verantwortlichen im Ernst daran, dass es in der heutigen Zeit tatsächlich bei den 33,5 Millionen bleiben wird, während Baukosten gerade allgemein explodieren? Und selbst diese 33,5 Mio sind ja schon - ich meine - fast das doppelte der ursprünglich veranschlagten Summe! Ich wage mal die Voraussage, dass es am Ende nicht unter 50 Millionen sein werden! Ein Umbau im Bestand wäre da deutlich vernünftiger. Aber was soll´s, sind ja zum größten Teil "nur" Steuergelder... :gehtsnoch:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Zitat

    die Verantwortlichen

    Soweit ich verstanden haben, steht vor allem der Oberbürgermeister Jan Lindenau (SPD) hinter der Treppen-Schnapsidee. Der Mann hat offenbar nur Mittlere Reife und ist gelernter Bankkaufmann. Sein kunsthistorisches Verständnis dürfte also als gering einzustufen sein. Der Leiter der Kulturstiftung als Träger ist immerhin studiert, allerdings Literaturwissenschaftler.

    Die Architekten sind immerhin ortsansässig und passen ihre Bauten und Erweiterungen halbwegs an.

    Tja, wer ist da der geeignete Ansprechpartner, um zu intervenieren?

  • Danke!

    Gibt es irgendwelche Informationen, wie das Innere des Buddenbrookhauses aussehen wird bzw. ob die Romanräume bestehen bleiben? Wäre schlimm, wenn die wegkämen......

  • Tja, wer ist da der geeignete Ansprechpartner, um zu intervenieren?

    Am besten wohl die Mitglieder der Bürgerschaft, da diese zustimmen muss. Was sie aber leider schon getan hat, siehe mein Beitrag vom letzten November.

    Da hatte BM Lindenau die Kellerzerstörung ja eigentlich schon durchgedrückt bekommen. Daher wundert es mich umso mehr, dass er jetzt offenbar doch langsam zur Besinnung zu kommen scheint oder zumindest Bedenken bekommen hat. Vielleicht erfolgt ja noch einmal eine neue Abstimmung mit einem vernünftigeren Ergebnis?

    Gibt es irgendwelche Informationen, wie das Innere des Buddenbrookhauses aussehen wird bzw. ob die Romanräume bestehen bleiben? Wäre schlimm, wenn die wegkämen......

    Da die Häuser hinter den Fassaden komplett abgerissen werden sollen, werden die jetzt bestehenden Räume nicht erhalten bleiben. Im Siegerentwurf der TMH-Architekten ist zu sehen, dass immerhin die historische Diele des Hauses Mengstraße 4 wohl in annähernd historischer Kubatur wiederentstehen soll (hier das vierte Bild anklicken). Das ist einer der wenigen positiven Punkte des Projekts. Aber selbst hier sind die Fenster an der Hofseite schon mehr oder weniger nur Attrappen, da außen vor die gesamte Fassade eine durchlöcherte Ziegelwand gesetzt wird - ähnlich wie es bei Toilettenfenstern in den 70ern oft gemacht wurde (siehe zweites Bild auf oben verlinkter Seite)... :kopfschuetteln:

    Ob die Romanräume im neuen Haus wieder entstehen werden, kann ich nicht sagen. Auf der Seite, die das neue Buddenbrookhaus beschreibt, liest es sich schwurbelnderweise :blah: so:

    Zitat

    "Das NEUE Buddenbrookhaus will ein musealer Erlebnisraum sein, der spielerisch konzipiert ist und den Besucher zur Interaktion auffordert. Hierbei kommt dem Einsatz moderner Technologie eine entscheidende Bedeutung zu. Den Besuchern soll eine alle Sinne ansprechende Ausstellung geboten werden, die auf eine emotionale Vermittlung setzt: Historisch-biografische und phantastisch-literarische Räume sollen auf eine leibliche Erfahrung abzielen und zugleich in Vertiefungsstationen eine Fülle weiterer Informationen zur Auseinandersetzung bereit halten."

    Was auch immer genau damit gemeint ist. :wie:

    Es ist mir aber auch egal, da die Räume ohnehin keine Rekonstruktionen, sondern rein fiktiv sein werden (wie jetzt auch schon) und ich das Haus wohl nie betreten werde, da mich Mann nicht sonderlich interessiert.

    Genaueres über das Innenleben wird man wohl erst erfahren, wenn die mit der Ausstellungsgestaltung beauftrage Agentur "facts and fiction GmbH" ihre Planung veröffentlichen wird (die haben übrigens auch die Berlin-Ausstellung im Humboldt-Forum gemacht). Auf deren Seite habe ich bisher nichts dazu gefunden. Es muss ja aber bereits ein fertiges Konzept geben, wenn die Kellerzerstörung schon mit eingeplant wurde.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • und ich das Haus wohl nie betreten werde, da mich Mann nicht sonderlich interessiert.

    Was?? Das ist jetzt nicht Dein Ernst!!!

    Ich würde ja sooo gerne den Neubau in der Münchner Poschingerstraße mit den nachgebauten Innenreinrichtungnen aus den Bavaria-Studios für Breloers "Mann-Trilogie" einrichten. Das war exakt bis ins Detail. Wahrscheinlich existieren sie jetzt aber schon nicht mehr.....

    Weniger original als das Frankfurter Goethehaus wäre das auch nicht.

    Ein Traum!

  • Stand Buddenbrookhaus

    [...]
    • Das Gerüst deutet nicht etwa auf den Baubeginn hin, sondern es laufen "restauratorische Voruntersuchungen" durch Archäologen an den unter Denkmalschutz stehenden Fassaden (vielleicht ist ja "unser" Maxileen beteiligt?)

    Nein, bei der Grabung bin ich nicht mit dabei. Um genau zu sein, bin ich inzwischen gar nicht mehr auf Grabungen tätig, weil ich mittlerweile eine feste Stelle bei der Archäologie habe und mich mit Funden beschäftige. Zwar vermisse ich die Grabungen ein wenig, aber eine feste Stelle ist mir dann doch lieber.

    Die Kollegen im Buddenbrookhaus sind soweit ich weiß überwiegend in den Kellern der beiden Häuser tätig. Um die Fassaden und die erhaltenen Brandwände kümmern sich die Bauforscher. Vielleicht hat die LN sich da vertan, weil Bauforscher ja auch gerne mal als "Bauarchäologen" bezeichnet werden. Oder die Archäologen unterstützen die Bauforscher bei den Vermessungsarbeiten, das kann auch sein.

    Das ist übrigens ein guter Anlass, um mal ein wenig Schleichwerbung für die Lübecker Archäologie zu machen. Seit Jahrzehnten erscheinen die Jahresberichte der Archäologie in der "Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte", deren ältere Ausgaben man hier findet: https://vlga.de/de/zeitschrift

    Seit 2019 gibt es allerdings auch einen ausführlicheren Jahresbericht als eigenständige Zeitschrift unter dem Titel "Archäologie in Lübeck" - und die Bände für 2019 und 2020 gibt es seit kurzem ganz offiziell als kostenloses PDF zum Download: https://www.luebeck.de/de/stadtleben/…gie/archiv.html

    Da steht auch einiges über die Grabungen in der Fischergrube Ecke Ellerbrook und die Grabung in der Parade 2 drin, an denen ich beteiligt war.

  • Update Buddenbroohaus

    HL-Live berichtete vor kurzem in zwei Artikeln:

    - Kulturausschuss für Erhalt des Buddenbrook-Kellers

    Zitat

    "Nach der anhaltenden Kritik zum Neuen Buddenbrookhaus hat der Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege in seiner Sitzung am Montag die Notbremse gezogen", berichtet der Vorsitzende des Ausschusses Detlev Stolzenberg (Unabhängige).

    Inwiefern diese "Notbremse" des Ausschusses tatsächlich bindend ist, ist fraglich. Hat doch der Bürgermeister als Leiter der Denkmalschutzbehörde nach wie vor das letzte Wort. Es wäre wirklich eine intelligente Lösung, die Durchfahrt durch das Haus für die paar Parkplätze im Innenhof aufzugeben und diese im ebenfalls im Innenhof liegende Parkhaus zur Verfügung zu stellen. Die Zufahrt zum Parkhaus erfolgt aus der Straße Fünfhausen, so dass die obere Mengstraße dann zur Fußgängerzone werden könnte.

    - Obere Mengstraße wird fünf Jahre zur Baustelle

    Zitat

    Die große gemeinsame Baumaßnahme in der Mengstraße wird Ende 2022 fortgesetzt. Sie betrifft die obere Mengstraße und das Buddenbrookhaus der Hansestadt Lübeck. Als Bauzeit sind für die Straße und das Buddenbrookhaus rund fünf Jahre vorgesehen.

    Seltsam, dass offenbar schon feststeht, wie genau gebaut werden soll, obwohl doch noch gar nicht alles endgültig ist. Nach der Leitungsverlegung muss das Straßenniveau angehoben werden, da die Durchfahrt durch das Haus Mengstraße 6 von der rechten auf die linke Seite verlegt werden soll. Was für ein unsinniger Aufwand. Und das wie gesagt für einige wenige Parkplätze, die auch im Parkhaus zur Verfügung stünden.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Offenbar will der Bürgermeister es durchziehen, anders kann man das nicht auffassen, was er hier von sich gibt:

    Streit um das Buddenbrookhaus: Erweiterung oder Denkmalschutz | NDR.de - Kultur - Kunst - Schleswig-Holstein

    Demnach fällt noch in dieser Woche eine Entscheidung.

    frank1204: Wurde denn das einstimmige Votum des Kulturausschusses gegen die Teilzerstörungen der Gewölbe nicht auch anschließend in der Bürgerschaft beraten/thematisiert? Der BM ist dann gemäß Kommunalrecht wohl zugleich obere Denkmalbehörde, aber was hält dann das Landesamt für Denkmalschutz ab, in dieser Sache bereits zu intervenieren? Die nachfolgende Meldung (Bezahlschranke) kann doch nicht an ihm vorbeigegangen sein bzw. es dürfte doch wohl auf den Plan gerufen worden sein?

    Lübecker Buddenbrookhaus-Pläne: Massiver Protest der Bürgerinitiative (Birl) (ln-online.de)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)