• Der Freistaat hat vorgelegt. Angesichts unserer klammen Kassen allüberall, müssen nun umso mehr engagierte Bürger ran, wie in den USA:

    Vier Säulen, der Altar an die richtige Stelle, die Orgel und mindestens der Verputz der Gewölbekappen.

    Ach, und es fehlt auch noch die kurfürstliche Austrittskanzel in der Westempore, wie man mich lehrte. Dort ist jetzt nur eine flache Pappe davor.

    Wäre die aufgeführten Maßnahmen denn überhaupt willkommen?

    Gibt es einen Spendenaufruf?

  • Das weiß ich doch nicht.

    Man wird den Raum jetzt sicher erst mal bespielen. Ich hoffe ja sehr, dass sich die Dresdner Musiker diesen extremst berühmten Raum unter den Nagel reißen werden (ich hoffe, man weiß hier im Forum, worum es ungeachtet von schönen Sandsteinprofilen und "historischem Aussehen" etc. hier geht?) und dass es dann einen Dominoeffekt geben wird.

    Bei uns zuhause holte man sich den Innenraum der Ludwigskirche über 40 Jahre hinweg Stück für Stück, Empore für Empore und Figur für Figur, wieder zurück - und das bei laufendem Gemeindebetrieb!

  • Auch in diesem Strang sei mir eine kleine KI-Spielerei verziehen...

    Der große Innenhof des Dresdner Schlosses heute (Juni 2025):

    100fbc9622c8fee1d.jpg


    Und nun eine KI-Version des Hofes vor 1889, also vor dem Umbau im Stil der Neorenaissance bzw. der Wiederherstellung der Fassaden der Renaissance. Hier sieht man, dass der damalige Hof gegenüber heute ästhetisch deutlich unattraktiver war. Die bescheidene, unter August dem Starken barockisierte Nordseite macht kaum etwas her, und die barocken Mansardendächer passen auch nicht zu einem zwangs-barockisierten Renaissance-Schloss. Vor allem aber vermisst man hier die flächendeckend wiederhergestellten Sgrafittoputz-Bilder und die Fresken des großen Altan:

    1757515669104.png

  • Also wie du diese KI-Visualisierung des vollständig mit Sgraffiten bemalten Großen Schlosshofes im Zustand des 16. Jhs. hinbekommen hast, ist großartig. Ich bin dafür, dass die Sächsische Denkmalpflege sich dafür einsetzt, dass unser gegenwärtiger glanz- und farbloser Schlosshof mit den vielen Verbauungen und Zutaten aus dem 19. Jh. wieder in die Originalform zurückgeführt wird.

    Deine KI hat mich jedenfalls echt überzeugt und ich werde eine Bürgerinitiative dazu gründen.

  • Ich bin dafür, dass die Sächsische Denkmalpflege sich dafür einsetzt, dass unser gegenwärtiger glanz- und farbloser Schlosshof mit den vielen Verbauungen und Zutaten aus dem 19. Jh. wieder in die Originalform zurückgeführt wird.

    Was verleitet einen dazu hier so einen Gaga-Beitrag rauszuhauen?

  • Naja. Das ist schon eine ironische tiefergehende Kritik und Betrachtung der Folgen der Nutzung von KI. Es verschwimmt die Grenze von dem was "echt" ist.

    Schöne Städte werden letztlich auch glückliche Städte sein.

  • Also wie du diese KI-Visualisierung des vollständig mit Sgraffiten bemalten Großen Schlosshofes im Zustand des 16. Jhs. hinbekommen hast, ist großartig.

    Vor allem ist der Text falsch. Das ist der barocke Zustand, nicht jener aus der Renaissancezeit.

  • Himmel hilf, dass ist doch genau der Witz von Resurrectus gewesen. Müssen wir jetzt nochmal den Witz für alle erklären? In diesem speziellen Fall ist halt die heutige Realität viel beeindruckender als die gute alte Zwischenkriegszeit…. Daher die Idee zum Verdrehungsspiel unseres Forumskollegen.


    Die Ki sollte zeitnah beim Erkennen von humorvoll gemeinten Aussagen helfen. So lange helfe auch ich mir hier lieber mit eindeutigen emojis. ;)

  • An der humorigen Intention war ja nichts misszuverstehen, ändert aber nix daran, dass sie ins Leere geht, weil M. genau dasselbe gemeint hat:

    Hier sieht man, dass der damalige Hof gegenüber heute ästhetisch deutlich unattraktiver war.


    Außerdem; wieder falsch:

    In diesem speziellen Fall ist halt die heutige Realität viel beeindruckender als die gute alte Zwischenkriegszeit…

    Das Bild zeigt keineswegs die Zwischenkriegszeit. Lesen will gelernt sein!

    KI-Version des Hofes vor 1889,

  • Wir schreiben heute den 16. September - der Eröffnungstermin der Schlosskapelle rückt immer näher. Wie der sächsische Finanzminister höchstpersönlich am 19. Mai verkündete, soll ja schon im Oktober das erste Konzert stattfinden. Und laut den Baustellenfotos vom 30. August (kürzlich hier verlinkt) scheint man auch gut im Zeitplan zu liegen. Die letzte größere Baumaßnahme, die aktuell noch im Gange ist, beinhaltet die Endgestaltung der Fußböden. In dieser Hinsicht sind drei verschieden ausgeführte Bereiche zu unterscheiden.

    1. Verlegung von Sandsteinplatten im Gememeinderaum. Dies ist durch bauarchäologische Untersuchungen belegt. In den Ausschreibungsunterlagen wurden folgende Maße angegeben: 57x57x4 cm. Offenbar ist die Sandsteinverlegung bereits fertiggestellt. Auf Bild 2 der verlinkten Fotoserie vom 30. August sieht man das im Eingangsbereich rechts, alsonsten ist der Fußboden zum Schutz mit Filzmatten und Sperrholzplatten abgedeckt:

    External Content www.instagram.com
    Content embedded from external sources will not be displayed without your consent.
    Through the activation of external content, you agree that personal data may be transferred to third party platforms. We have provided more information on this in our privacy policy.


    2. Eichenholzdielung in allen Emporen sowie unterhalb der Emporen, mit Ausnahme des Altarbereiches. Auf einigen Bildern der verlinkten Fotoserie sieht man die in der Mitte des Raume zum Einbau bereit liegenden Dielenbretter.

    3. Fußbodengestaltung im Altarbereich

    Kurz auf den Punkt gebracht: Für mich immer noch ein großes Fragezeichen. Erinner Ihr Euch an den Ausschnitt des hier vor längerem gezeigten Verlegeplanes? Akkurat eingezeichnet waren die Dielenbretter und die Sandsteinplatten, aber der Altarbereich war ausgespart. Scheint also zumindest ableitbar, dass dort was anderes hinkommt. Aber was?

    Nun habe ich gestern eine Vergabenachricht für das Bauprojekt Residenzschloss entdeckt, die folgende Informationen enthielt (und nur diese): Natursteinarbeiten Fruchtschiefer, Zuschlag an Natursteinwerk Theuma, freihändige Vergabe, Realisierung von Mitte August bis Mitte Oktober 2025.

    Die Wortkombination Fruchtschiefer / Natursteinwerk Theuma lässt m.E. eindeutig die Schlussfolgerung zu, dass es sich bei besagtem Auftrag um eine Fussbodengestaltung handelt. Das wurde nämlich bereits in etlichen Schlossräumen realisiert, u.a. im Riesensaal. Die folgenden Fotos veranschaulichen die unterschiedlichen Verlegegeometrien im Dresdner Residenzschloss:

    Treppen- und Bodenbeläge - Natursteinwerk Theuma GmbH

    Die große Frage ist jetzt, wo erfolgt aktuell, also bis Mitte Oktober, eine Fußbodengestaltung mit Theumaer Fruchtschiefer? Mir fallen da nur 2 Möglichkeiten ein: die kleinen "Zwischenbereiche" im Nordflügel und eben der Altarbereich der Kapelle. Mit ersterem meine ich die Bereiche zwischen den Sälen, wobei der geometrisch bedingte "Zwickel" zwischen dem Riesensaal und dem Großen Ballsaal gar nicht mal sooo winzig ist:

    https://www.skd.museum/fileadmin/userfiles/Gebaeude/Residenzschloss/Schloss_second_floor.JPG

    Ich habe nur ein Foto gefunden, wie die betreffenden Fußbodenbereiche im Vorkriegszustand gestaltet waren, und zwar für den Durchgang Propositionssaal/ Eckparadesaal. In diesem Fall offenbart sich Parkettverlegung:

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/hauptkatalog/0051000/df_hauptkatalog_0051729.jpg

    Ich hoffe natürlich, dass im Altarbereich der Kapelle Marmor zu Anwendung kommt. Ende Oktober wissen wir mehr.


    Wir hatten hier kürzlich die Diskussion betreffs der Ausstattungselemente der Kapelle, auf die wohl (erstmal?) verzichtet wurde. In diesem Zusammenhang möchte ich auf den Begleittext zu den oben verlinkten Instegram-Fotos aufmerksam machen (liest vermutlich nicht jeder). Bei dem Autor Albrecht Koch handelt es sich um den Organisten und Domkantor des Freiberger Doms, übrigens eine Kirche mit originaler Silbermannorgel. Der Baustellenbesuch erfolgte mit einer Abordnung des Vereins Mitteldeutsche Barockmusik. U.a. kommentiert der Herr Koch seine Besuchsfotos mit folgendem Statement:

    Gut, dass wir soweit gekommen sind. Und ebenso: Die Orgelrekonstruktionen [Anm. von mir: Plural!] bleiben Aufgabe.

  • Ich hoffe natürlich, dass im Altarbereich der Kapelle Marmor zu Anwendung kommt.

    Da die Visualisierung offenbar ernst gemeint ist, kann man wohl schon froh sein, wenn im "Multifunktions-Bühnenbereich" Schiefer verlegt wird und nicht robustes Linoleum. Eine Schlosskapelle ist unter den heute Verantwortlichen offenbar nicht mehr gewünscht.

  • Gut, dass wir soweit gekommen sind. Und ebenso: Die Orgelrekonstruktionen [Anm. von mir: Plural!] bleiben Aufgabe.

    (Zitat Albrecht Koch)

    Albrecht Koch, gebürtiger Dresdner, hat in Freiberg die schönste aller Sächsinnen unter seinen Fingern; und wenn er von notwendigen Rekonstruktionen spricht, spricht hier auch eine echte Kapazität.
    Gemeint sind neben der Fritzsche-Orgel die beiden kleineren Positive links und rechts auf der Sängerempore, so zu sehen auf dem Conrad-Stich.

  • Also was die Rekonstruktion der Fritzsche-Orgel betrifft, da war man schon mal wesentlich weiter. Aber das ist lange her (fast 27 Jahre). Am 22.12.1998 vermeldete die Sächsische Zeitung:

    Quote

    Renaissance-Orgel kehrt ins Schloss zurück

    Dresden wird eine Schütz-Gedenkstätte in der Kapelle im Nordflügel des Schlosses erhalten. Die einstige Wirkungsstätte des Komponisten und Hofkapellmeisters Heinrich Schütz soll als Konzertraum für Alte Musik wiedererstehen. Auch die Gottfried-Fritzsche-Orgel von 1612 soll hier wieder erklingen. "Ein privater Sponsor will die Kosten ihres Nachbaus übernehmen", sagte Hartmut Häckel, Pressesprecher des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst gegenüber SZ. Auf dem Reißbrett von Orgelbauer Horst Jehmlich existieren bereits erste Rekonstruktionsentwürfe für das Instrument.

    Orgelbau Jehmlich Dresden, 1808 gegründete Traditionsfirma, beeindruckende Referenzliste mit Projekten in Europa, Asien und USA,

    Sicher eine gute Wahl für solch eine Aufgabe, Eigendarstellung auf der HP:

    Neben Neubauten liegt traditionsgemäß eine wesentliche Aufgabe der Firma in der Pflege und Restaurierung wertvoller historischer Orgeln.

  • Unter diesem Link kann man ein PDF herunterladen mit dem Titel 'Zur Wiedergewinnung der evangelischen Schlosskapelle zu Dresden' von Matthias Herrmann, erschienen nach 2011. Ganz am Schluss findet sich folgender Hinweis mit Fussnote:

    Quote

    Um künftigen Generationen die Fortsetzung der Rekonstruktion von Schlosskapelle und Fritzsche-Orgel zu erleichtern, hat der Verein »Heinrich Schütz in Dresden« e.V. unter Leitung von Martin Steude und Matthias Herrmann eine wissenschaftliche Studie erarbeiten lassen
    [...]
    Die 53seitige Studie stammt von Jens-Uwe Anwand und Frank-Harald Greß. Sie trägt den Titel Schlosskapelle Dresden. Die Orgeln und der Kapellenbau. Schritte zur Rekonstruktion21.


    21 Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: 2017 2 000032.

  • Verfügte die historische Schlosskapelle über eine Orgel?

    Falls ja, gibt es eine Chance, dass die Kapelle wieder eine erhält? Grundvoraussetzung wäre ja, dass dies überhaupt erwünscht ist.

    Warum wurde die Entscheidung getroffen, dass Gewölbe nicht zu verputzen?

    Last but not least - wann und warum ist die historische Kapelle eigentlich verschwunden? Wie lange bestand sie? Diese Fragen wurden bestimmt schon beantwort, aber ich möchte nicht den kompletten Faden durcharbeiten und wäre für ein paar Stichworte danbar.

    Edit: Gerade gesehen, dass der von Riegel verlinkte Artikel mein Fragen teilweise beantwortet (Danke!). Bliebe der Punkt mit der Orgel.

  • Aber natürlich gab es da eine Orgel, und was für eine, von Fritzsche. Und eigentlich sogar drei, nämlich zwei kleine Positive standen zusätzlich auf der vorgelagerten Klengel- oder Sängerempore, die der Architekt extra auf Wunsch des Meisters hineingebaut hatte.

    Aber da wissen andere mehr...

    Die Kapelle kam final 1737 weg.

    Gewölbe blieb unverputzt, weil bestimmte Leute bloß keine zu große Nähe zur historischen Kapelle wollen, denn irgendwann würde dann die Frage nach einer Ausmalung kommen. .... Aus demselben Grund wurden die vier Marmorsäulen und v. a. der noch existente Altar nicht hinzugefügt. Aber jetzt kann man sich erst mal über das Erreichte freuen....

  • Die Disposition der Fritzsche-Orgel ist im Wikiartikel zur Schloßkapelle enthalten und spiegelt den ursprünglichen Zustand in der Zeit von Michael Praetorius und Schütz wieder. Die Orgel stammte aus der Frühphase von Gottfried Fritzsche, bevor er nach Hamburg übersiedelte und die Werkstatttradition der Familie Scherer fortführte.
    Es gibt einen umfangreichen und detaillierten Artikel von Frank Harald Greß in den Acta organologica 23 zu ihrer Geschichte (wozu auch die verbauten Materialien zählen, orgelbauerisch von höchstem Interesse).

    Eine Annäherung an die Dresdner Schloßkirchenorgel liefert eine Abbildung seines leider verbrannten Werks in Hamburg-Allermöhne von 1637:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d6/Allerm%C3%B6he_Dreieinigkeitskirche_um_1900_Fritzsche-Orgel_1637.jpg/330px-Allerm%C3%B6he_Dreieinigkeitskirche_um_1900_Fritzsche-Orgel_1637.jpg

    , aber auch das auffallend ähnliche Gehäuse in Schleiz, Bergkirche St. Marien:

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/71/Schleiz_Bergkirche_09.jpg/500px-Schleiz_Bergkirche_09.jpg


    Die beiden Positive auf der Sängerempore werden bei Greß nicht näher beschrieben. Sie könnten wohl am ehesten einmanualig gewesen sein, ganz vielleicht auch mit unterschiedlicher Stimmtonhöhe, so wie es an der großen Orgel im Halberstadter Dom der Fall war. Welche Disposition sie gehabt haben könnten, ist eine offene Frage (falls man da noch was drüber weiß). Nach Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Instrumenten der Zeit könnte der eine oder die beiden Orgelbauer aus folgendem Fundus geschöpft haben:
    Manual: CDEFGAB-c3:
    Grob Gedact 8´
    Klein Gedact / Kl. Quintadeen/ Flöt / Holz Principal 4´
    Quint / Nassat Quint 3´
    Octava / Principal 2´
    Waldtflöit / Gemshorn 2´
    Quinta / Nassat Quint / Quintflöt 1 1/3´
    Tertia 1 3/5´
    Super Sedecima 1´
    Cimbeln 2 oder 3fach
    Falls ein Manual-Zungenregister, dann am ehesten ein kurzbechriges Krummhorn oder ein Regal 8´.

    vermutlich kein Pedal.

    Positiv mit Pergamentpfeifen, möglicherweise aus dem Umkreis von Fritzsche und aus dem Dresdner Schloß, London, Victoria and Albert-Museum:

    Google-Ergebnis für https://framemark.vam.ac.uk/collections/2011EM6026/full/735,/0/default.jpg

  • Aber natürlich gab es da eine Orgel, und was für eine, von Fritzsche. Und eigentlich sogar drei, nämlich zwei kleine Positive standen zusätzlich auf der vorgelagerten Klengel- oder Sängerempore, die der Architekt extra auf Wunsch des Meisters hineingebaut hatte.

    Aber da wissen andere mehr...

    Die Kapelle kam final 1737 weg.

    Gewölbe blieb unverputzt, weil bestimmte Leute bloß keine zu große Nähe zur historischen Kapelle wollen, denn irgendwann würde dann die Frage nach einer Ausmalung kommen. .... Aus demselben Grund wurden die vier Marmorsäulen und v. a. der noch existente Altar nicht hinzugefügt. Aber jetzt kann man sich erst mal über das Erreichte freuen....

    Was sind denn das wieder für Leute ? Aber ein 300 Jahre lang abwesendes Gebäude zu rekonstruieren ist auch so ein Dng !