• Die Seite ist zwar jetzt nicht für Ihre Tiefgründigkeit bekannt.

    Wohl wahr:

    Zitat

    Ein 250 Quadratmeter großer Bibel-Comic......

    Trotzdem danke!

    Ich traf Frau Posselt vor ein paar Wochen in der Denkmalpflege und sie erzählte mir, wie sehr alle Beteligten um die Gestaltung des Altans ringen.

    Egal, wie man im Detail zu manchem stehen mag: Das ist toll!

  • Ich würde ja die gesamten Wandmalereien dieser beiden Säle, deren Kartons sämtliche existieren, hochaufgelöst einscannen, elektronisch nachbearbeiten und dann hochqualitativ auf Leinwand ausdrucken.

    Dann hätte man quasi wieder das Original an der Wand und es wäre sicherlich auch preiswerter. Sowas geht heute!

    Ich würde für die Werke Bendemanns eine Rekonstruktion im Großen Ballsaal und Propositionssaal bevorzugen. In meinen Augen hat Einscannen und Ausdrucken nicht die gleiche materielle Qualität, auch wenn es vom optischen Eindruck dem Originalen wohl am nächsten kommt.

    Ich hatte immer den Eindruck, dass du auch ein Anhänger von möglichst authentischen Rekos bist. Warum ist dies hier nicht der Fall? Wo ist der Unterschied zwischen einem WDVS-System am Palais Hoym anstatt einer Ziegelverschalung und einem digitalen Ausdruck der Werke Bendemanns anstatt einer Reko?

  • Da von den Wandmalereien Fotos existieren und die Kartons vermutlich die farbliche Komposition sehr korrekt wiedergeben, sollte eine Rekonstruktion -zumindest von der Quellenlage her gesehen- langfristig m.E. keine allzu großen Probleme machen.

  • Ich hatte immer den Eindruck, dass du auch ein Anhänger von möglichst authentischen Rekos bist. Warum ist dies hier nicht der Fall?

    Bin ich ja auch.

    Aber Malerei-Rekos sind immer extrem aufwendig und mühselig und gelingen meist nur in Ansätzen.

    Am Altan konnte man so etwas nicht machen, da es zum einen Fresken waren und zum andern die Dokumentation ja gar nicht in diesem Sinne gegeben war. Deshalb musste man ja so unendlich viele Vorzeichungskartons machen (und DAS ging ins Geld - weniger die finale Schlußausführung).

    Für den Ball- und Propsitionssaal hätte ich das aber prinzipiell für möglich gehalten, doch ich irrte mich: Auch dort waren es keine Leinwandgemälde, sondern Fresken (PS) und Wasserglas-Malereien (BS). Also ginge die von mir vorgeschlagene Methode gar nicht.

  • Aber Malerei-Rekos sind immer extrem aufwendig und mühselig und gelingen meist nur in Ansätzen.

    Von einem der Verantwortlichen der Bauabteilung der Münchner Residenz (ich mag jetzt keine Namen nennen) hab ich genau das Gleiche gehört... er traut dem Können der heutigen Kunstmaler nicht und sagt, dass die Resultate selten zufriedenstellend seien. Als Laie mag man ja meinen, dass die Rekonstruktion einer Malerei wesentlich einfacher zu realisieren sei als andere Aspekte einer Rekonstruktion, aber das stimmt nicht; bei wenigen anderen Kunsthandwerken sieht man so deutlich die Unzulänglichkeiten wie bei der Malerei.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Richtig, lieber Leonhard, vollkommen richtig!!

    Das extrem Persönliche eines Pinselstrichs lässt sich einfach nicht wiederholen. Und wenn man es tatsächlich 1:1 auf den Millimenter genau wiederholen will, dann kommt meinst nur kitischiger Krampf heraus. Trotzdem gehts oftmals nicht ohne eine(n) Reko(versuch) der Malereien, da sie für das Geamtscheinungsbild und die ikonographische Aussage oft unverzichtbar sind.

    Umso mehr freut es mich, dass die beiden Silvstres hier im Schloss doch ziemlich gelungen sind. Aus einer sehr gut unterichteten Quelle erfuhr ich, das man die Malerei im Paradeschlafzimmer vor der allerletzten Überfassung stoppte (es wurde ja alles in Schichten gemalt). Tatsächlich hat man dort so eine große Lebendigkeit erreicht, auch wenn (bzw. gerade indem) nicht jeder Pinselstrich auf den Millimeter am alten Ort sitzt. Silvestre hatte es eben einfacher: Der musste sich nicht rekonstruieren (zumal mit 300 Jahren Abstand!).

    Deshalb rege ich mich auch immer so auf, wenn etliche hier meinen, man könne nun im Berliner Schloss (selbst wenn Geld und die politische Entscheidung da wären) einfach mal so hopplahopp 60, oder auch nur 10 Säle rekonstruieren, die alle eine hochkomplexe Ausstattung - auch mit Gemälden! - hatten. Na wenn du in München die "Resi" kennst, muss ich Dir ja nichts erzählen....

  • Ich würde für die Werke Bendemanns eine Rekonstruktion im Großen Ballsaal und Propositionssaal bevorzugen. In meinen Augen hat Einscannen und Ausdrucken nicht die gleiche materielle Qualität, auch wenn es vom optischen Eindruck dem Originalen wohl am nächsten kommt.

    Ich hatte immer den Eindruck, dass du auch ein Anhänger von möglichst authentischen Rekos bist. Warum ist dies hier nicht der Fall? Wo ist der Unterschied zwischen einem WDVS-System am Palais Hoym anstatt einer Ziegelverschalung und einem digitalen Ausdruck der Werke Bendemanns anstatt einer Reko?


    Du hast nicht mich gefragt, aber ich hab als Illustrator und Dozent für Figürliches- und Aktzeichnen dazu auch eine Meinung. ;)
    Man möge mir nun wieder gerne den Kopf abreißen, aber im Großteil aller Fälle kommen malerische Nachschöpfungen nicht an die Originale heran. (Da rollt auch schon der Kopf, haha!)
    Ja, es stecken viele Jahre Recherche, Kunstexpertenwissen, welches das meine bei weitem übersteigt, und ein unglaublicher Aufwand (Geld, Zeit und Schweiß) in den Nachschöpfungen, aber letztendlich bleibt speziell die malerische Umsetzung oft hinter den Originalen zurück.
    Und das ist gar kein Wunder und in keinster Weise ein Vorwurf an die heutigen Restauratoren und Maler, denn die Originalmaler waren oft die Meister, die Genies ihrer Zeit. Wie etwa Louis de Silvestre, der für August den Starken das Dresdner Schloss ausgeschmückt hat. Das kann man bei aller Kompetenz der neu beteiligten Restauratoren und Maler einfach nicht erwarten.
    Nun kommen wir mit Bendemann gar zu Historienmalern des 19. Jahrhunderts. Generell nicht so berühmt und geschätzt, wie ihre Kollegen aus der Renaissance oder dem Barock, aber, Junge, hatten diese Maler was auf dem Kasten. Der Realismus, das Detail... Die schönsten, edelsten Frauengesichter, ein muskulöser, geäderter Männerschenkel mit fast photographischer Qualität wiedergegeben, der raffinierteste, dynamischste Faltenwurf eines Umhangs und so weiter... Ich kenne nur ganz wenige heutige Maler oder Illustratoren, die sowas draufhaben. Diejenigen, die ich kenne, arbeiten alle im internationalen Videospiel- und Film-business. Dort findet man, meiner Meinung nach, die heutigen Meister und Genies der Malerei, und sie arbeiten, verglichen mit den Milliardeneinnahmen von Videospielen und Filmen, für einen Hungerlohn und außerhalb des Business kennt kein Schwein ihren Namen.
    Man kann heute unglaublich viel mit hochauflösenden Kameras, Bildbearbeitungssoftware, Druckern und Knowhow aus dem Setdesign machen. Man könnte, wie Resurrectus beschreibt, auf diese Weise täuschend echte Repliken herstellen.
    Ich nehme leider an, dass wäre unter dem Niveau der Kunstexperten.
    Aber die Malereien müssten ja nicht auf ewig solche Kopien bleiben. Man kann sich gleichzeitig in aller Ruhe daran machen, sie nach und nach gegen konventionelle Kopien zu ersetzen.
    Und wie gesagt, ich schlage den Kunstexperten vor einmal über den Tellerrand zu schauen und vielleicht einen hochtalentierten Illustrator oder Maler aus dem Videospiel- oder Filmbusiness zu engagieren, die nicht nur digital arbeiten.

  • Danke für deine Erläuterungen. :smile:

  • Ich kenne nur ganz wenige heutige Maler oder Illustratoren, die sowas draufhaben. Diejenigen, die ich kenne, arbeiten alle im internationalen Videospiel- und Film-business. Dort findet man, meiner Meinung nach, die heutigen Meister und Genies der Malerei, [...]

    Könntest du uns da bitte ein paar Links mit Beispielen zur Verfügung stellen? :)

  • Es gäbe immer noch hervorragende Maler, die dieser Aufgabe gewachsen wären. Ich denke zum Beispiel an Clemens Maria Fuchs (https://m.facebook.com/pg/ClemensMari…ternal&mt_nav=0). Natürlich ist eine 1:1 Kopie nie machbar, weil Stil und Spontanität nicht reproduzierbar sind. Hier sehe ich auch das Grundproblem. Dass die Erwartungshaltung an den Künstler so hoch ist, dass man es von vornherein aufgibt. Entweder es wird ein exaktes Replikat (das nicht möglich ist) oder man lässt es ganz sein. Ich bin eher dafür, dass man Bildaufbau und Farbschema vorgibt, aber dem Künstler einen gewissen Interpretationsspielraum zugesteht. Nur dadurch -mit dieser spielerischen Spontanität in der Umsetzung- wird man dem Geist der de Silvestres und Bendemanns gerecht. Alles andere endet leider zu oft in „Malen nach Zahlen“ und wirkt nicht selten tot und steril dadurch.

  • Könntest du uns da bitte ein paar Links mit Beispielen zur Verfügung stellen? :)

    Gerne. Hier hätten wir z.B. den in Kanada ansässigen matte painter und concept artist Sasha Beliaev:

    Spoiler anzeigen


    Er arbeitete unter anderem für die Opéra Nationale de Paris, für den Videospiele-Hersteller EA und für aktuelle DC- und Marvel-Filme wie Aquaman und Spider-Man.
    (Ich bin mir sicher, er hat nichts gegen das hotlinking seiner Bilder mit klarem Verweis auf ihn als den Künstler und Verlinkung zu seinem Portfolio.)

    sasha-beliaev-sasha-beliaev-gentle-ladies-01.jpg?1565538504

    sasha-beliaev-shiver-me-blunderbuss-01.jpg?1500332318

    sasha-beliaev-pw-23s.jpg?1576265611

    sasha-beliaev-girl-color-study-final-01s.jpg?1542732378

    Hier geht es zu seinem Portfolio auf Artstation:
    https://www.artstation.com/sashabeliaev

  • Zu Punkt 3:

    Die Stücke die in Meißen hergestellt wurden, sollten doch relativ einfach zu rekonstruieren sein oder? Zu allem was dort produziert wurde, existiert doch noch ein Muster oder?

  • Hat jemand von den „Insidern“ hier im Forum irgendwelche Informationen, ob der Brunnen im Großen Schlosshof irgendwann in diesem Sommer mal in Betrieb genommen wird?

  • Vielen Dank eryngium für die Super-Nachricht. Ich habe mal versucht weiterführende Informationen zu diesem „Wiederauftauchen“ zu finden, aber Fehlanzeige. Fundstellen der Meldung gibt es im Netz etliche, aber stets wird nur die originäre dpa-Meldung vermittelt.

    Ich denke doch, dass noch eine gebührende Präsentation des Wandteppichs für die Öffentlichkeit folgen wird (mit Bildern). Anlass für die „magere“ dpa-Meldung war vermutlich, dass die Rückkehr nach Dresden nunmehr rechtlich abgesichert ist.

    Ein paar Bilder kann ich trotzdem präsentieren. Beginnen wir mit dem *Großen Speisesaal*, zu dessen Ausstattung der Wandteppich gehörte. Dieser Raum befand sich im 2. OG des Ostflügels, die zugehörige Grundfläche gehört heute zum Riesensaal:

    Das folgende Foto wurde in den 1920er Jahren aufgenommen, wir blicken auf die Südwestecke des Großen Speisesaals:

    Quelle: Eigenes Archiv

    Das nächste Foto weist eine nahezu identische Blickrichtung auf (nach Südwesten), es zeigt aber mehr vom Raum:

    Foto Nr. 3

    Insgesamt gab es 4 Wandteppiche im Großen Speisesaal (Geschenke von Napoleon an den sächsischen König als Dank für dessen Bündnistreue). Zwei hingen an der Längsfront des Raumes (gegenüber der Fensterseite), jeweils einer an der Süd- und Nordwand.

    Die beiden Wandteppiche an der Längsfront entstanden nach Entwürfen des französischen Malers Charles-Antoine Coypel (1694 – 1752), der die Kartons 1725 vollendete (dies Angaben in einem historischen Schlossführer, herausgegeben in den 1920er Jahren vom Sächsischen Finanzministerium). Es ist zu erwähnen, dass beide Motive auch als Gemälde ausgeführt worden sind. Der Schöpfer des Gemäldes „Die Ohnmacht der Esther“ (heute im Louvre) war der Vater von Charles-Antoine Coypel, sein Name Antoine Coypel.

    By Antoine Coypel - Web Gallery of Art: Image Info about artwork, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2081099

    Und jetzt bitte nochmal das Foto Nr. 3 betrachten (Fotolink). Man sieht dort rechts angeschnitten den Wandteppich „Die Ohnmacht der Esther“. Man vergleiche mit dem Louvre-Gemälde. Eine große Ähnlichkeit scheint tatsächlich vorzuliegen, zum Beispiel ist der Feuertopf gut zu erkennen.


    Der zweite Wandteppich der Längsfront trägt den Titel: Joseph wird von seinen Brüdern erkannt. Hierzu ein Zitat über Charles-Antoine Coypel aus einem Künstler-Lexikon von 1913 (Herausgeber Ulrich Thieme, Verlag von E. A. Seemann Leipzig):

    Zitat

    Außerdem hat er die Kartons für zahlreiche Tapisserien entworfen. 1725 vollendete er die von seinem Vater begonnene Serie alttestamentl. Szenen mit dem Bild „Josef von seinen Brüdern erkannt“ (als Gemälde ausgeführt im Mus. de Cluny, Exemplare [Anm.: Plural! - Exemplare] des gewobenen Stückes im „Gardemeuble“, Paris, Vatikan, Dresden, königl. Schloss).

    Den betreffenden Wandteppich sieht man auf folgendem Vorkriegsfoto in einer schönen Detailaufnahme:

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/haupt…log_0008182.jpg

    Südlich des *Großen Speisesaals* befand sich übrigens der *Kleine Speisesaal*, auf dem nächsten Bild zu erahnen hinter der geöffneten Tür. Auch dieser Raum war mit französischen Gobelins ausgestattet (aus der berühmten Serie der Monatsdarstellungen), die ebenfalls seit dem Krieg vermisst werden.

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/m/000…f_m_0005822.jpg

  • Liebste BautzenFan,

    mal wieder eine zusammenfassende Darstellung, die an Umfang und Ausführlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Danke dafür!

    Eine Frage, die mich seit der gestrigen Meldung untreibt: Siehst du irgendeine Möglichkeit, wo man diese Tapisserie im heutigen Schloss würdig ausstellen könnte?

    Ich fürchte ja, dass man sie einmal kurz der Öffentlichkeit zeigt und sie dann bis zum Ende aller Tage ins Depot steckt......

  • Also thematisch würde es am besten in die geplante Ausstellung zur Baugeschichte des Schlosses passen. Das Stück berührt ja viele Aspekte, die dort betrachtet werden sollten – Reminiszenz an viele Innenarchitekturen/Ausstattungen, die heute aus verschiedenen Gründen nicht mehr existieren, die komplexe Problematik der Kriegsverluste aber auch die sukzessive Wiedergewinnung historischer Ausstattungen und und und. Ich bin mir freilich nicht sicher, ob die Räumlichkeiten (Gotische Halle und nördlich anschließender Bereich) in „geometrischer“ Hinsicht (Raumhöhe, Größe der Wandfläche) geeignet sind. Der Wandteppich ist ja recht groß.

  • Ist das also der einzige der Wandteppiche, der überlebt hat? Wenn, dann ist es ja ein kleines Wunder, dass zumindest dieser nach so langer Zeit wieder aufgetaucht und zurückgekehrt ist.
    Ich nehme an, Sachsen musste Christie's den Teppich allerdings abkaufen, auch wenn das Auktionshaus so zuvorkommend war, den Wandteppich zuerst den Sachsen anzubieten? Oder wie ist sowas geregelt?