• Ein paar Infos und Fotos zum Stand nach der "Putzwoche". Es gibt einige Fortschritte, die "99%" kann ich allerdings nicht erkennen.

    Im Turmzimmer sind einige Konsolen hinzugekommen, es fehlen aber auch noch welche.


    Im EPS ist die Vergoldung der Profile im Bereich der Lambris fertig. Die Profile der Verkleidung der Fenstergewände sind nicht vergoldet, wahrscheinlich ist das aber die Endfassung(?). Malerkrepp ist jedenfalls nicht mehr zu sehen.


    Im Ersten Vorzimmer konnte ich keine Änderungen sehen, insb. keine neuen Teppiche aus Madrid.

    Im Zweiten Vorzimmer sind die Wandbehänge bis auf die Nordwand vollständig, inkl. Blüten. Der Raum hat dadurch eine ganz andere Wirkung als vorher.


    Im Audienzgemach wird im Bereich der Fenster weiterhin ausgemalt, wird aber wahrscheinlich bald fertig sein. Am Wandbehang hinter dem Audienzstuhl wurde ein Teil der Verzierungen ergänzt.

    Im Schlafzimmer ebenso keine Änderungen.

  • Zitat

    Ein paar Infos und Fotos zum Stand nach der "Putzwoche". Es gibt einige Fortschritte, die "99%" kann ich allerdings nicht erkennen.

    Naja, think positive – letztendlich müssen wir froh sein, dass der Bauherr hier eisern nach der Devise handelt (Formulierung eines früheren sächsischen Finanzministers zum Reko-Projekt Schloss): Qualität geht VOR Termin.

    Zitat

    Im Turmzimmer sind einige Konsolen hinzugekommen, es fehlen aber auch noch welche.

    Laut SIB-Angabe sind es insgesamt 356 Konsolen. Ich kann jetzt nicht sagen, wie viele aktuell noch fehlen, aber aus einer neuen Bekanntmachung im Ausschreibungsanzeiger lässt sich ableiten, dass die diesbezügliche Vervollständigung wohl noch ein ganzes Weilchen dauern wird. Eine im März 2019 ausgeschriebene Leistung für weitere Holzbildhauerarbeiten/Turmzimmer wurde demnach nicht vergeben – üblicher Textbaustein in solchen Fällen, so hier eben auch (Zitat): Es sind keine Angebote oder Teilnahmeanträge eingegangen oder es wurden alle abgelehnt.

    Es geht (primär!) um folgende Arbeiten:

    Zitat

    Die zu vergebende Leistung umfasst die Herstellung von 24 Stück geschnitzter Bildhauer-Kompositkapitelle eines Typs inkl. Kreideschnitt. Die Kapitelle werden auf Pilastern bzw. verkröpften Pilastern angeordnet. Das Kompositkapitell besteht aus floralen Elementen, Voluten und Bändern.

    (Zitat aus dem Ausschreibungstext)

    Ein Modell ist bereits vorhanden, also die Vorlage für den/die Schnitzer:

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Was besagter Auftrag mit den Konsolen zu tun hat, erklärt sich aus einer integrierten Option. Mal salopp ausgedrückt: Derjenige, der den Auftrag für die Herstellung der 24 Kompositkapitelle erhält, erhält dann auch folgenden Anschlussauftrag:

    Zitat

    Modellentwicklung, Herstellung und Lieferung von insgesamt 67 Stück Konsolen, unterteilt in 12 Konsoltypen, teilweise mit zugehörigem Deckel. Diese werden händisch aus Lindenholz geschnitzt, wobei eine teilmaschinelle Vorfertigung zugelassen ist. Jedoch müssen dann alle Oberflächen händisch nachgeschnitten werden, um dem Erscheinungsbild der originalen Oberflächen aus dem 18. Jahrhundert nahezukommen, Kreidegrundschnitt/Kreidegrundgravur (Die Konsolen werden polimentvergoldet, wobei die Vergoldungsarbeiten nicht Teil der zu vergebenden Leistung sind), Probemontage aller Konsolen.

    Die 24 Kompositkapitelle sind bislang anhand grauer Attrappen dargestellt. Man beachte auf folgendem Foto aber auch mal den Bereich der so genannten Kaminarchitektur (mit dem Schautisch). Dort fehlt noch sehr viel:

    Von SchiDD - Staatliche Kunstsammlungen Dresden, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82636180

    Zum Vergleich hier der Endzustand:

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Legende für die beiden voran stehenden Rissdarstellungen:

    Rot: Farbanstrich Zinnoberrot

    Blau: Ölvergoldung

    Goldfarben: Polimentvergoldung


    Anderes Thema. Wie hier im Forum bereits berichtet wurde, ist der Einbau der Fenster im Bereich Langer Gang weit fortgeschritten. Der aktuelle Stand (gestriger Samstag) sieht so aus: Auf der Straßenseite sind alle Fenster mit Butzenscheiben drin. Auf der Stallhofseite sind alle die Fenster fertig, wo innen in den zugehörigen Wandnischen KEINE Vitrinen platziert werden (habe ich im Vergleich mit den Rissdarstellungen der Ausschreibung festgestellt). Wie das folgende Foto von eryngium belegt (aufgenommen im Juni 2019), waren die Fensterleibungen der Vitrinenstandorte bereits im Sommer vorigen Jahres schon nicht mehr zugänglich:

    Foto von eryngium

    Falls man die bereits realisierten Einbauten also nicht nochmals entfernt (was ich nicht glaube), dürfte der Einbau an den (auf der Stallhofseite) noch nicht fertigen Fenstern wohl von außen erfolgen. Nur zur Erinnerung, diese sogenannten *Scheinfenster* lassen sich nur nach außen öffnen (dies für Reinigungszwecke).

    Ansonsten wäre noch anzumerken, dass sich die Fenster hinsichtlich der Anordnung der Butzenscheiben unterscheiden (Straßenseite versus Stallhofseite). Grundlage für diese Ausführung sind wohl historische Darstellungen (Kupferstiche von ca. 1680).

    Stallhofseite


    Historische Vergleichsansicht Stallhofseite

    Straßenseite

    Historische Vergleichsansicht Straßenseite


    Und schließlich noch 2 aktuelle Fotosvom Großen Schlosshof:

  • Der Schlosshof sieht ja auch so aus, als wäre er in spätestens 30 Jahren fertig. Mich wundert es nur, dass er nicht schon vor 2 Jahren eröffnet wurde. Also ganz Dresden-typisch!

  • Naja, think positive – letztendlich müssen wir froh sein, dass der Bauherr hier eisern nach der Devise handelt (Formulierung eines früheren sächsischen Finanzministers zum Reko-Projekt Schloss): Qualität geht VOR Termin.

    Die Devise "Qualität VOR Termin" finde ich auch absolut richtig und es ist durchaus spannend, die Entstehung mit zu verfolgen und immer wieder etwas zu entdecken. Z.B. im zweiten Vorzimmer ist der Vorher/Nachher-Effekt gerade sehr beeindruckend.

    Trotzdem war ich etwas enttäuscht über die Ergebnisse der Putzwoche im Hinblick auf die "99%" von Herrn Nickol. Ist ja nicht so, dass er im November irgendwie verpflichtet gewesen wäre, so etwas zu sagen.

  • Sieht so aus als würde der Zugang zum Hausmannsturm nun direkt über den Schlosshof erfolgen und nicht mehr am Rand entlang.
    da schafft man es doch bestimmt etwas von den Arbeiten am Altan abzulichten. ;)

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Heute Sonderführung Textilien in den Parade - Appartements mit der zuständigen Kunsthistorikerin und wiss. Projektverantwortlichen für die textile Ausstattung der Paradeappartements Dr. Sabine Schneider aus Leipzig.

    Viele beeindruckende Details zu Original und Rekonstruktion.

    Kann man demnächst in einer Publikation nachlesen. Hier nur was ich mir merken konnte (ohne Gewähr bespannu )


    Eckparadesaal:

    Rotsamtene WandBESPANNUNG entspr. Ausstattung von 1767 wurde nach Rechnung bzw. Inventar rekonstruiert.
    Originalfragmente des Samt waren nicht vorhanden.

    Der Samt hier ist mit einem manuellen Webstuhl gewebt, aber mit geringerem handwerklichen Aufwand, als für die 4 folgenden Räume. (Der Samt wurde nicht von Hand aufgeschnitten, wie sonst in den anderen Räumen.)

    Hölzerne Zierleisten mit Rokoko-Ornamentik zur Überdeckung der Bespannungs-Nägel sind fertig geschnitzt, wurden vor Ort angepasst, werden jetzt noch vergoldet und dann mit ergänzender umlaufender Tresse demnächst eingebaut.

    Textile Fertigstellung wohl bis Anfang Dezember 2020.


    1. VZ

    - WandBEHÄNGE ab hier.

    - jeweils roter (oder grüner) Handsamt. Jeweils handwerklich aufwändiger als im 1. VZ, da 50 Jahre ältere Herstellungstechnik (aufschneiden von Hand).

    - Ursprünglich wurden die Tapisserien (Säulen, und Querelemente) tatsächlich in Dresden (!) gefertigt. Der Handwerker war von Frankreich über Berlin nach Dresden übersiedelt, dann aber weitergezogen.

    - Die SÄULEN hingen ursprünglich im Holländischen Palais und wurden 1718/19 in den Paradeappartements zweitverwendet.

    Da sie für die Paradeappartement zu niedrig waren, wurden die Balustraden-Tapisserien ergänzend von der gleichen Manufaktur angefertigt. Festonfriese dazu für die optische Ausgewogenheiten ergänzt.

    - Warum die Säulen 1767 aus dem Raum durch die Chinoiserie ersetzt wurden, ist nicht belegt.

    - Die 12 Säulen werden nach einer Original-Tapisserie in Krakau kopiert (das wissen wir ja schon).

    - Die Balustraden- und Festonfriese sind nach Originalen in anderen Schlössern (Schloss in England und ???) kopiert ! Keine Analogien oder sowas!

    Somit: Alle Teile der Dresdener Reko sind an unterschiedlichen Standorten in Originalen erhalten. Man weiß aus den Akten der damals produzierenden Manufaktur-Dynastie, dass die immer gleichen Kartons über mehrere Jahrzehnte für verschiedene Aufträge produziert wurden.

    - Textile Fertigstellung wohl bis 2023 auch hier nochmals bestätigt.


    2. VZ

    - Wandbehänge, wieder roter Handsamt. Auch hier: Stoff schlägt vorhangartige Falten. Das Ganze wurde auf ausdrücklichen Wunsch August des Starken und Vorgaben Wackerbarths nach Vorbild in Versailles angefertigt. Auf dem Öl-Bild des Empfanges (des späteren) August III auf seiner Kavalierstour beim Sonnenkönig im Raum ist der Faltenwurf der für Dresden vorbildgebenden Versailler Wandbehänge so zu sehen! Die Versailler Räume sind heute anders eingerichtet (Originale aus der Zeit des Sonnenkönigs sind Verlust der Revolutions-Wirren).

    - Es wurden die Goldtressen in schier unendlicher Länge zu den Ornamenten appliziert. Originalfragment der Tressen und des Samtes fand sich bei einem Konvolut in Pillnitz (Kunstgewerbemuseum). Reko der Formen der auf den Wandflächen seitlich umlaufenden "Tressen-Bordüren-Feldern" wurden nach Kupferstichen und anderen Vorlagen geschaffen.

    - Es fehlt derzeit noch die östliche Hälfte der Nordwand in Samt. Alles andere ist fast fertig.

    - Die jetzt hängenden goldenen Fransen-Borten an den umlaufenden kurzen oberen Deck-Wandbehängen sind Originale, die in Pillnitz gefunden und hier eindeutig zugeordnet werden konnten. Sie wurden wohl 1881 ausgelagert und sind in sehr gutem Zustand. Die noch fehlenden Fransen an der westlichen Südwand müssen noch neu hergestellt werden.

    - Letztendlich werden ca. 4000 kleine textile Blüten-Posamente in den goldenen Borten-Feldern angeordnet sein. Ca. 80% wurden in den vergangenen 10 Schließtagen an die Wand gebracht.

    - Textile Fertigstellung wohl bis Dezember 2020.


    Audienzgemach:

    viele interessante Details zu den Gold-Pilastern; z.B.:

    - gekauft in Paris, damals unendlich teuer. 35.ooo Luis d´or (etwa vergleichbar 5 mal ! Rohbau Moritzburg oder Hofstaat des Großmoguls, aus der Privatschatulle August des Starken bezahlt.). Original-Rechnungen komplett vorhanden.

    - Reinigung und Beizung in 1881 hat den Schaden (Schwarzfärbung) verursacht. Irreversibel, wegen des Materialmixes in den Pilastern (barockes Original aus Gold-Lahn, Restaurierungen von 1881 aus Messing-Lahn)

    - Die beiden heller aussehenden Pilaster hinter dem Audienzstuhl wurden 1881 bei dem damaligen Umbau (Beseitigung des Thronbaldachins und Audienzstuhls) unbehandelt eingelagert und sind jetzt restauratorisch aufpoliert worden.

    - Die Pilaster wurden vor dem Krieg ausgelagert und bereits ab 1945 unmittelbar nach dem Krieg restauriert (!) und jetzt in Wien nur erneut nähtechnisch fixiert, aber nicht ergänzt. Bleiben so schwarz und mit Fehlstellen.

    - Textile Fertigstellung bis Anfang Dezember 2020. Es kommen noch diverse Posamenten am Thron-Baldachin und dessen Rückwand. Am Baldachin kommen allseits (!) Fransen und Behänge (also auch rechts noch, wo es jetzt fehlt).

    Paradeschlafzimmer

    - vergleiche ältere Posts hier.

    ------

    Zusammengefasst:

    Mattielli, kann hier mit seiner Nummer als Da Statler und Waldorf in einer Person noch bis 2023 unverändert auftreten.

    ;)


  • Zitat

    Im EPS ist die Vergoldung der Profile im Bereich der Lambris fertig. Die Profile der Verkleidung der Fenstergewände sind nicht vergoldet, wahrscheinlich ist das aber die Endfassung(?). Malerkrepp ist jedenfalls nicht mehr zu sehen.

    Entsprechend LV ist das NICHT die Endfassung.

    Ein Beispiel dazu. Das folgende Foto zeigt die Westwand des EPS (Zustand vorgestern). Auch hier ist der von effndy beschriebene Arbeitsstand zu sehen: d.h. Paneelzonen vergoldet, Fensterlaibungen NICHT:

    Daraus vergrößerter Ausschnitt für die nördliche Laibungsverkleidung der nördlichen Fensternische:

    Und nun der zugehörige Ausschnitt aus dem LV:

    1 Ölvergoldung EPS
    1. 1 Ausführung

    […]

    1. 1.48 Nördliche Laibungsverkleidung nördliche Fensternische Westwand

    Es werden natürlich alle Bereiche der Fensternischen vergoldet, incl. der Decken.

  • Die Restauratorin Sylvie Helbig (*Vergoldung á la Art*) ist erfreulicherweise eine fleißige FB-posterin. Ganz frischer Post von heute:

    Zitat

    Endspurt! Der letzte Teil ist nun vergoldet und ein wunderschönes Projekt naht sich dem Ende. Ich bin stolz darauf ein Teil davon gewesen zu sein.

    Mehr Taxt zum konkreten Arbeitsobjekt gibt es leider nicht, aber anhand des zugehörigen Fotos und etwas Hintergrundwissen kann man erahnen, um was es geht – nämlich um die Türen in den Paraderäumen. Die fehlen bekanntlich fast noch alle, aber wohl nicht mehr lange, denn hier sieht man sie bereitstehen (für den hoffentlich bald erfolgenden Einbau):

    Aktuelles Werkstattfoto

    Was Frau Helbig dort gerade tut, erschließt sich aus einem Passus des LV für die Türenherstellung:

    Zitat

    Die die Rahmenhölzer überkröpfenden Profile und Leisten werden nachträglich angebracht und weitgehend vor der Montage vergoldet.

    Ist aber wie gesagt nur meine Interpretation.

    Quelle FB-Eintrag: https://www.facebook.com/vergoldungalaa…?type=3&theater

    Zum Vergleich mit einer historischen Ansicht (links angeschnitten eine der Türen im EPS):

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/haupt…log_0053669.jpg

  • Ein paar kleine Neuigkeiten.

    Im Audienzgemach ist die Ausmalung der Fensterlaibungen offenbar beendet und die vergoldeten Profilleisten wurden ergänzt.

    Im Schlafzimmer finden Arbeiten im Bereich des Spiegels zwischen den Fenstern statt, was genau war aber leider nicht erkennbar.

    Die Türen sind leider auch noch nicht eingetroffen.

  • Zitat

    Im Schlafzimmer finden Arbeiten im Bereich des Spiegels zwischen den Fenstern statt, was genau war aber leider nicht erkennbar.

    Also ich vermute, dass es sich um noch fehlende Vergoldungsarbeiten handelt, und zwar im Bereich unmittelbar oberhalb des Spiegels. Hier der Vergleich bisheriger Istzustand / Visualisierung. Die vergoldete Profilleiste, die das betreffende Feld quasi rahmt, fehlte noch. Allerdings verwirrt mich etwas, dass in der Visu wiederum dieses runde vergoldete Element (über dem oberen Spiegelbogen) nicht dargestellt ist

    Bisheriger Ist-Zustand

    Quelle: PM Sächsisches Finanzministerium

    Autor: Michel Schneider (mic-vis.de) Quelle: Sächs. Immobilien- und Baumanagement, Niederlassung Dresden 1

    Angabe zum Linzstatus: Bild ist rechtefrei verwendbar


    Und noch ein Foto-Fund aus dem Netz. Die Restauratorin Sylvie Helbig, derzeit beschäftigt mit diversen Vergoldungsarbeiten in den Paraderäumen, postet vor einigen Tagen:

    Zitat

    Das nenne ich mal eine originelle Baustellenbeleuchtung! Heute entdeckt auf meiner Erkundungstour durch das Dresdner Residenzschloss.

    Quelle:

    https://www.facebook.com/vergoldungalaa…?type=3&theater

    Das zugehörige Foto: Klick

    Hierbei handelt es sich offenbar um die sogenannte Jagdtreppe (so benannt, weil im Bereich des Jagdtores gelegen). Einstmals war das eine Art „Privatzugang“ in die Privaträume des Herrscherpaares im Georgenbau, zuletzt innenarchitektonisch ausgebildet im Jugendstil. Der im Foto ersichtliche Kronleuchter ist nach dem Krieg in stark beschädigten Zustand geborgen worden und konnte restauriert werden:

    http://www.historische-leuchten-jacob.de/files/6815/475…dtreppe_K15.jpg

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

  • Die Real Fábrica de Tapices meldete am 21. Februar auf ihrer FB-Seite:

    Zitat

    Nueva columna para la First Antechamber de la Residenzchloss de Dresde! El proyecto en su totalidad se compone de 32 piezas tejidas con un 70% de seda y un 30% de lana.

    Neue Säule für das Erste Vorzimmer des Dresdner Residenzschlosses! Das gesamte Projekt besteht aus 32 Teilen, die aus 70% Seide und 30% Wolle gewebt sind.

    Mit der Nachricht wurde folgendes Foto gepostet:     Klick

    Neue Säule – das bedeutet also Nummer 6, von insgesamt 12 Säulen. Bei den anderen 20 Teilen (vom Gesamtumfang von 32 Einzelteilen) handelt es sich um die horizontalen Stücke (Feston, Fries, Zwickelstücke).

    Zum diesbezüglichen Arbeitsstand berichtete eryngium kürzlich:

    Zitat

    Am Tag meines Besuches [Anm.: Besuch in der Manufaktur am 18.12.2019] waren 6 weitere Künstler an 2 anderen Webstühlen mit Teilen des (oberen) Feston-Frieses und der (unteren) Balustrade beschäftigt.

    Der Kurator teilte mir mit, dass 5 kleinere Stücke am 9.12.2019 nach Dresden gesendet worden waren; also Balustraden-, Feston-Fries- und Zwickel-Stücke.

    Dieser Satz hier (ebenfalls kürzlich gepostet von eryngium) erfordert noch einige Anmerkungen:

    Zitat

    Die 12 Säulen werden nach einer Original-Tapisserie in Krakau kopiert (das wissen wir ja schon).

    Die aktuell für Dresden gefertigte Version ist nämlich nicht völlig identisch mit der Krakauer Vorlage. Das hat folgenden Hintergrund (sinngemäß entnommen aus L1).

    Aus historischen Quellen wusste man, dass das textile Einrichtungsprogramm von 1719 für das 1. Vorzimmer durch „12 gewundene, reich mit Silber und Gold auf bunter Seyde durchwürckte Seulen“ dominiert wurde. Diese Säulen ersetzte man Ende der 1760er Jahre durch die sogenannten Chinesischen Bande, zwölf wertvolle Panneaustreifen in Seidenwirkerei mit Chinoiserien (1945 im Schloss verbrannt). Der Grund für diesen Ersatz ist nicht bekannt.

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/haupt…log_0051712.jpg

    Wo die Webstücke der Erstausstattung von 1719 verblieben (ob sie eventuell sofort „entsorgt“ wurden), ist gleichfalls unbekannt.

    Die Herstellung der Stücke von 1719 wird der Berliner Teppichwerkstatt des Jean Barraband d. J. zugeschrieben, von dem aber keine weiteren Exponate überliefert sind. Für die Rekonstruktion des 1. Vorzimmers musste man damit nach einer vergleichbaren Wirkereiausstattung suchen. Und hier wurde man nun also in Krakau fündig. August III. (Sohn Augusts des Starken und als August III. sein Nachfolger auf dem polnischen Königsthron) hatte 1734 eine neue Folge an Bildwirkereien in Auftrag gegeben. Zwei der zugehörigen Säulen-Teppiche sind erhalten und befinden sich heute im Czartoryski-Museum in Krakau. Sie sind von Jaques Nermot signiert, der unter August III. die Dresdner Tapisseriemanufaktur leitete. Die mit den Recherchearbeiten (dies vorbereitend für die Planung des 1. Vorzimmers) beauftragten Kunsthistoriker ließen sich nun von der Überlegung leiten (gemäß L1), dass den Krakauer Säulenstücken von Nermot ebenso wie der verlorenen Vorgängerserie von Barraband d. J. aus dem 1. VZ derselbe Entwurf des Landschafts- und Blumenmalers Gayot Dubuisson zu Grunde liegt und man demnach von einer Übereinstimmung in der Komposition und dem Anordnungsschema ausgehen kann. Diese Gemeinsamkeit, aber auch die hohe künstlerische Gestaltung führten laut L1 zu der Entscheidung, die Krakauer Stücke als Vorbild für die (schon lange VOR 1945) verlorenen Webteile im 1. VZ auszuwählen.

    Wie oben schon erwähnt, wurde die Krakauer Säule allerdings nicht ganz 1: 1 kopiert. Bei der Dresdner Reko-Ausführung gab es 2 Veränderungen, zum einen was die Höhe des Säulenschaftes betrifft und zweitens bei der Gestaltung des Kapitellmotivs. Beides resultierte aus den bildlichen Vorlagen von 1719. Die Formulierung in L1 verwendet hier den Plural, ich freilich (natürlich als Laie, und außerdem mit sehr beschränktem Quellenzugang) kenne nur eine bildliche Vorlage von 1719. Und zwar einen Kupferstich aus dem grafischen Zyklus, der 1719 zur Dokumentation der Hochzeitsfeierlichkeiten angefertigt wurde.

    Vergleichen wir also mal das Krakauer Original (von Nermot, 1734) mit besagtem Kupferstich von 1719. Für beides habe ich leider keine explizite Bildverlinkung im Netz gefunden, sie sind aber in 2 Videos ganz gut zu erkennen. Zunächst der Krakauer Webteppich, vollständig gezeigt in dem schon mehrfach genannten Video der Madrider Manufaktur (die Kamera fährt das Teil in voller Länge ab – von 1:08 bis 1:25.

    Link A

    Beim Anschauen bitte mal auf die Windungen der Säule achten, beim Krakauer Stück sind es sechs. Der Kupferstich von 1719 zeigt aber fünf. Hier der Link des anderen Videos (springt gleich an die richtige Stelle – links das 1. VZ im Zustand von 1719):

    Link B

    Gemäß L1 stimmte das sich mit 5 Windungen ergebende Maß mit der für das 1. VZ errechneten Höhe der ursprünglichen Tapisseriesäule nahezu überein.

    Der 2. Unterschied betrifft die Gestaltung des Säulenkapitells. Im Krakauer Stück sind hier heraldische Elemente dargestellt. In L1 wird nicht genannt welche es sind. M.E. handelt es sich um die Wappenelemente der Polnisch-Litauischen Union (Union zwischen dem Königreich Polen und dem Großherzogtum Litauen, die seit dem 14. Jhd. bis Ende des 18. Jhd. bestand), siehe Link A ab 1:08.

    In der Dresdner Ausführung wurden diese heraldischen Elemente durch eine bekrönende Kartusche mit den Initialen des Königs ersetzt, so wie es der Gestaltung auf den grafischen Bildquellen von 1719 zu entnehmen ist.


    Eine weitere wichtige Info aus L1: Die brillante Koloristik der Originalsäule ließ sich recht gut rekonstruieren, da sich diese Farben auf der lichtgeschützten Rückseite der Krakauer Wirkerei weitgehend in ihrer ursprünglichen Intensität erhalten haben.

    Abschließend möchte ich unbedingt noch erwähnen, dass die Dresdner Fachleute mit der Qualität der Madrider Produktion außerordentlich zufrieden sind (Aussage in L1).

    Blick auf die Südwand des 1. Vorzimmers (Zustand 1991 und Visualisierung):

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    L1 – Jutta Charlotte von Bloh, Sabine Schneider: Paradetextilien Augusts des Starken 1697 und 1719 – Die Originale und ihre fadengenaue Rekonstruktion für das Dresdner Residenzschloss

    Herausgeber SKD

  • Beides resultierte aus den bildlichen Vorlagen von 1719. Die Formulierung in L1 verwendet hier den Plural, ich freilich (natürlich als Laie, und außerdem mit sehr beschränktem Quellenzugang) kenne nur eine bildliche Vorlage von 1719. Und zwar einen Kupferstich aus dem grafischen Zyklus, der 1719 zur Dokumentation der Hochzeitsfeierlichkeiten angefertigt wurde.

    Vom dem Stich des ersten und zweiten Vorzimmers zum Hochzeitsempfang gibt es verschiedene Versionen. Die SKD Online Collection hat ein Foto einer anderen Version als im Video: "Erstes und zweites Antichambre beim Empfang Maria Josephas im Dresdener Schloss 1719", Unterschiede u.a. die Anordnung der Personen und die Gemälde an den Wänden. Evtl. erklärt das schon die Mehrzahl.

  • BautzenFan

    Am Rande: Diese "Bernini-Säulen" als Teil der Raumdekoration (im Grunde ja ein Architekturzitat) gibt es auch ´in Fliese´:

    https://schloesserblog.bayern.de/residenz-muenc…-kuechentechnik

    Die Küche der Amalienburg, einem Lustschlösschen im Schloßpark von Nymphenburg, ist in den späten 1730er Jahren eingerichtet worden. Womöglich gab es ähnliche - hier manganfarbene - Fliesen schon Jahrzehnte früher.

  • Zu dem tollen Beitrag von Bautzen-Fan ist zu ergänzen, dass der in der von ihr herangezogenen Veröffentlichung in Details nicht (mehr) der letzte Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse wiedergegeben ist. Haben wir es doch mit einer Veröffentlichung von 2013 zu tun.

    Mittlerweile sagt Frau Sabine Schneider (Spezialführung Textilen) abweichend zur älteren Veröffentlichung, dass
    - es sich bei den Tapisserien um eine Produktion aus einer DRESDNER Manufaktur handelt (Werdegang der Web-Künstler war Frankreich - Potsdam - Dresden - wohin weiter unbekannt).
    - Der immer gleiche Karton (französischer Ursprung) wurde von den hugenottischen Handwerkergenerationen immer wieder verwendet.

    Die Adaption der Windungen und Änderungen im Kapitel sind natürlich korrekt.

    Eine neue Veröffentlichung von Frau Schneider folgt in Kürze.

  • Noch aktuell ist aber der Stand der Veröffentlichung* aus 2013 bezüglich der Reko des Throns.

    Wir hatten ja gesehen, dass an der Rückwand in der winterlichen Schließzeit ein paar Posamente "nachgereicht" wurden.

    Letztlich wird das ganze im Dezember diesen Jahres dann so aussehen, wie hier dargestellt.

    Alle Bilder aus der Veröffentlichung* L1)

    Thron

    Thron

    Es fehlt also derzeit noch bissl was: große flächige Ornamente (=Arabescen), Espagnen ( wir würden heute vielleicht "Bordüren" sagen), Fransenborten und "Bommeln" (=Fachbegriff Quasten).

    Und damit man versteht, dass es zwischen den "schlichten" Dresdener Räumen und den "opulenten" Münchner oder Berliner Räumen einen entscheidenden Unterschied gibt**:

    Thron

    Im Dresdener Thronsaal besteht jedes goldene Einzelteil letztlich aus Goldfäden.
    Es handelt sich um Grund-Körper aus Pergament, Leder oder Holz, die mit Seide zur Polsterung "wattiert" und dann flächig mit Gold-Lahn (farbige Seidenfäden, die mit vergoldeten plattgewalzten Silberfäden umwickelt sind) wiederum umwickelt wurden. Zwischenstücke (Espagnen, Arabascen) Fransen und Quasten wurden gewebt, geklöppelt, geflochten, geknotet, eben posamentiert. So entstehen aus Fäden letztlich dreidimensionale Kunstwerke höchster Filigranität.

    Das Ganze war schon vor 300 Jahren unendlich teuer. Nur die 12 Säulen im Thronsaal wurden - wie bereits erwähnt - für ca. 300.ooo,- Thaler; aus den Pariser Hofwerkstätten bezogen. Rechnungen liegen noch vor. Abgerechnet wurde nach Gewicht, also (veredeltem) Materialwert.
    Die Ausgaben für Goldtressen, Arabescen, Espagnen, Fransen und Quasten (alles damals hergestellt bei Apel in Leipzig !) und der rote Hand-Samt kommen hier kostentechnisch noch hinzu.

    Die Wandausstattung des Dresdener Thronsaals wurde in der Entstehungszeit unter Goldschmiede- und Juwelenkunst sublimiert.
    Der Dresdener Thronsaal war also im Verständnis der Zeit ein begehbares Juwelen-Kunstwerk, sozusagen das sächsische Pendant zum indischen "Pfauen-Thron" der Großmogule, den man sich ja in Europa vergleichbar opulent vorstellte und mit dem August seit 1709 immer mal in seiner Schatzkammer "spielte".

    Ludwig XIV und die Moguln waren für August den Straken Vorbild, Maßstab und Wunschbild... Konnte man in Sachsen schon die Größe und Monumentalität der Bauwerke in Indien und Frankreich nicht erreichen (weil man eben nicht absolutistisch herrschte und die Dresdener Bürger bzw. die sächs. Landstände bei der Errichtung monumentaler Gebäude immer bremsten), so wollte August wenigstens bei der Juwelenkunst den "Wettbewerber" überflügeln.
    Mit seinen Edelstein-Garnituren und dem Thronsaal hat August es dann wohl tatsächlich geschafft, denn an Garnituren besaß er mehr als der Sonnenkönig und im Thronsaal wurde extra eine höhere Gold-Legierung verwendet, als in Versailles...

    Und Versailles war ohnehin der einzige Ort, an dem es ein vergleichbares Raumkunstwerk gab***.

    Durch den hohen Materialwert wurde das einzige vergleichbare textile Raumkunstwerk (im Apollo-Saal in Versailles) leider nach Ludwig XIV eingeschmolzen. Somit ist der Dresdener Thronsaal nun wirklich einzigartig und singulär. Und nur aus diesem Grund hat man sich zu seiner Rekonstruktion entschieden, sind die Kosten für den sächsischen Steuerzahler doch schon immens.

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    * L1 – Jutta Charlotte von Bloh, Sabine Schneider: Paradetextilien Augusts des Starken 1697 und 1719 – Die Originale und ihre fadengenaue Rekonstruktion für das Dresdner Residenzschloss


    ** Vergoldete Holzschnitzereien (Boiserien) oder Stuck sind natürlich handwerklich deutlich unaufwändiger und waren auch in den Anschaffungskosten deutlich günstiger. Unabhängig davon sind sie natürlich trotzdem sehr beeindruckend und stehen Dresden optisch nicht nach.


    ***Das Paradeschlafzimmer in Schleißheim dürfte nach Auskunft von Frau Dr. Schneider eines der wenigen weiteren erhaltenen handwerklich ähnlichen Ensembles sein, wobei dort in geringerem Umfang "Material" eingebracht wurde.

    Andere Silber-Lahn Raumkunstwerke wie in Ludwigsburg oder München oder englischen Palästen stammen aus späterer Zeit und sind HANDWERKLICH UND KOSTENTECHNISCH deutlich schlichter gehalten, sehen aber natürlich trotzdem Klasse aus.

    Ergänzend sei noch angemerkt, dass Augst der Starke in seinen Repräsentationsprojekten tatsächlich immer unbedingt einzigartig sein wollte.

    Nach Zwinger und Thronsaal (beendet mit der Fürstenhochzeit 1719 / Zwinger bis 1723 in der Fertigstellung nachhängend) hatte er als nächsten singulären Repräsentations-"Fetisch" 1723 in London ein Prunkbett aus tausenden bunten Federn erworben.
    Im Kaufvertrag musste der Londoner Hersteller zusichern, nie wieder ein solches Objekt zu fertigen, um auch hier Singularität zu erzielen.

    August ließ die Vorhänge des Bettes entfernen und aus ihnen Wandbehänge fertigen. So entstand das Federzimmer, das ursprünglich im Dresdener Holländischen Palais / Jap. Palais unterkam und heute in Moritzburg in wesentlichen Teilen erhalten ist.

    https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/20…hp#.Xl0AN25FxhE

    Wenn man schon kein Bernsteinzimmer haben konnte, dann mussten es eben Federn von Papageien sein, die waren damals genau so selten und teuer.

    Die Anschaffung der Gold-Leder für Moritzburg war ein weiter solcher Fetisch (vergleiche frühere Beiträge hier).

    Letztes großes Thema Augusts waren dann seine Porzellane.
    Die Planungen für ein Porzellan-Schloss, die ja bis zum Tod August II in 1733 konsequent in die Realität umgesetzt wurden, hätten zu einem singulären Palast geführt. Leider ist er nie fertig geworden.
    Außen steht er heute als ein durch den 7-jährigen Krieg um Details reduziertes Palais in der Neustadt.

    In der Dresdener Porzellan-Sammlung hat man seine innere Opulenz ansatzweise wieder zum Leben erweckt.

    https://www.google.de/search?q=porze…w=1920&bih=1007


  • Für das Turmzimmer (Bereich der Fensternische, also Nordwand des Raumes) ist eine Ergänzung zu vermelden, angebracht vor wenigen Tagen. Hier ein Foto: Klick

    Vergleichsansicht für den Zustand vorher (Foto von Elli Kny aus dem DAF): Klick


    Am 1. Februar wurde hier im Forum über eine Ausschreibung für Holzbildhauerarbeiten berichtet. Es ging um die Vervollständigung der Spiegel in den beiden Vorzimmern und im Audienzgemach (Eckgesprenge, Zierornamente, rahmende Zierleisten).

    Ganz aktuell folgte eine weitere Ausschreibung, die ebenfalls ergänzende Arbeiten, und zwar Bronzegussrekonstruktion und –restaurierung, an den beiden Spiegeln des 1. Vorzimmers beinhaltet (Kaminspiegel an der Ostwand, Schaftspiegel an der Westwand). Optional sollen analoge Arbeiten für den Schaftspiegel des 2. VZ vergeben werden.

    Angabe zum Leistungszeitraum

    Beginn: 25/05/2020

    Ende: 04/12/2020

    Auszug aus dem LV (SIB, Ausschreibungsunterlagen):

    Und ein paar Fotos zur bildlichen Vorstellung:

    Von SchiDD - Staatliche Kunstsammlungen Dresden, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82737590

    (Bildausschnitt)


    Vorkriegsansicht:

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen (Bildausschnitt)

  • Im historischen Foto des Spiegelaufsatzes des 1. Vorzimmers sind ja deutlich mehr Details (Verästelungen, Blätter etc.) erkennbar. Ist das die in der Ausschreibung genannte Hinterglasgoldradierung und ist bekannt, ob auch diese wiederhergestellt werden soll?

    Im Bereich des Spiegels im Schlafzimmer ist die Einhausung übrigens wieder weg, die Arbeitsbühne ist zu den dortigen Fensterlaibungen "umgezogen". Veränderungen/Ergänzungen gab es aber offenbar nicht. Vielleicht nur kleine Nachbesserungen.

  • In der online-Collection der SKD findet man einen der Aufsätze im Zustand nach Restaurierung.

    Spiegelaufsatz

    https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/854996

    Die linke Seite der goldradierten dunkelblauen (schwarz wirkenden) Glas-Flächen hat übrigens einen in der Restaurierung verklebten Bruchschaden.

    Es handelt sich um diesen Aufsatz hier, wie er derzeit (mit fehlender linker Glasfläche) zwischen den Fenstern hängt:

    20158-img-3889-autoscaled-jpg


    ------------------

    Der andere Aufsatz (über dem Kamin) wurde im vorletzten Beitrag auch gezeigt:

    Istzustand

    20157-dd-residenzschloss1vzkl-jpg

    und historischer Zustand mit deutlich mehr "Craquelé"-Struktur vor der Restaurierung.

    20159-spiegel1vzsib-jpg

    Wie es bei diesem Aufsatz derzeit mit der rechten Seite aussieht, entzieht sich meiner Kenntnis.
    Ich meine aber mich zu erinnern, dass dieses Teil fehlte.
    Die Ähnlichkeit zwischen der Darstellung im fensterseitigen Spiegel links und der im Kaminspiegel rechts bietet zu der Vermutung Anlass, dass da etwas kopiert wird.

    Auf diesem Foto kann man sehen, wie einer der Aufsätze des 1. VZ montiert wird.:

    St.-NoackA.-MeyerH.-G.-Walther-.jpg

    Quelle: https://diespiegelmanufaktur.com/paraderaeume-d…esidenzschloss/

    Film zu den Spiegeln - bereits schon vorher hier mal verlinkt - zu Erinnerung nochmals hier:

    https://www.ardmediathek.de/mdr/player/Y3J…arken-eroeffnet

  • Über die beiden prunkvollen Spiegel des 1. Vorzimmers erschien kürzlich eine wissenschaftliche Abhandlung in den Dresdner Kunstblättern 4/2019. Dort ist der aktuelle Forschungsstand zu diesen Objekten dargelegt (Autor: Christiane Ernek-van der Goes). Zum Bildprogramm wird dort ausgeführt:

    Zitat

    Die Rahmenleisten der Spiegel zeigen Bandwerk und Figurengruppen, die deutlich Anleihen aus den Ornamentvorlagen des französischen Malers und Entwerfers Jean Bérain (1637 – 1711) verraten. Die Hinterglasmalereien der Spiegelaufsätze sind dagegen in einer naturalistischeren Manier gestaltet. Auf den beiden äßeren Feldern aind jeweils in einer Flusslandschaft schreitende Wasservögel dargestellt. Das zentrale Bildfeld zeigt den durch Amors Pfeil in Liebe rasenden Apoll beim vergeblichen Versuch, die fliehende Nymphe Daphne für sich zu erobern: Unter seiner Berührung verwandelt sie sich in einen Lorbeerbaum. Dafür hat ihr Vater, der Flussgott Peneus, der rechts der flüchtenden Nymphe sitzt und die Arme zu ihr erhoben hat, auf ihre flehentliche Bitte hin gesorgt. Diese Darstellung kann auf einen dem französischen Hofmaler Charles Le Brun (1619 – 1690) [Anm.: Lieblingsmaler des Sonnenkönigs] zugeschriebenen Entwurf für einen Brunnen zurückgeführt werden.

    Entwurf von Charles Le Brun

    Die im Zitat beschrieben Glasmalerei des Spiegelaufsatzes erkennt man am besten auf dem von eryngium geposteten SKD-Foto (voran stehender Beitrag). Und hier der Zustand vor der Restaurierung (Foto von 1934):

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen (Bildausschnitt)

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen (Bildausschnitt)

    Wie schon berichtet, wurde vor wenigen Tagen folgende Ausschreibung veröffentlicht:

    Bronzegussrekonstruktion und -restaurierung Spiegel 1. Vorzimmer

    Die ausgeschriebenen Leistungen umfassen für beide Spiegel folgende Maßnahmen:

    1. Reinigung Originalbestand

    Auf den Applikationen sind Überzüge vermutlich aus dem 19. Jhd. vorhanden, die die Feuervergoldungen fleckig erscheinen lassen. Ziel ist die Abnahme dieser Überzüge und die Präsentation der Oberflächen mit der originalen Feuervergoldung. Ebenso sind die auf den Rückseiten vorhandene Korrosionsprodukte abzunehmen. Die Oberflächen an den Beschädigungen sind vorsichtig und partiell nachzupolieren und so an die originalen feuervergoldeten Oberflächen anzunähern.

    2. Restaurierung Originalbestand

    3. Gussarbeiten, Fertigung der Neuteile

    Nach Freigabe des abguss-fähigen Bildhauermodells Gussherstellung im Wachsauschmelzverfahren inklusive Formenbau, Material, Nacharbeiten und feingliedrigster Zieselur

    linkes unteres Eckmaskaron

    linkes oberes Eckmaskaron

    rechtes oberes Eckmaskaron

    rechtes unteres Eckmaskaron

    4. Abgüsse nach vorhandenen Vorlagen- Leisten

    5. Abgüsse nach vorhandenen Vorlagen- Ornamente (Bekrönung)

    6. Herstellen von einfachen Leisten aus Vierkantmaterial

    7. Feuervergoldung der Neuteile

    8. Transport und Montage für beide Spiegel

    Zusammenfassend ist festzuhalten, dass außer den Eckmaskerons alle anderen Fehlteile durch Abguss rekonstruiert werden können, da dafür Pendents des jeweiligen „Zwillingsspiegels“ vorhanden sind. Es wurde ja im Ausschreibungstext betont, dass die beiden Spiegel nahezu baugleich sind.

    Eckmaskaron:

    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen (Bildausschnitt)