Ich möchte nachfolgend auf einige Einzelmaßnahmen in den Paraderäumen eingehen, die noch nicht fertiggestellt sind.
1. Supraportenrahmen im Eckparadesaal
So sieht das bislang aus (alle 3 Rahmen fehlen noch, beispielhaft hier die Supraporte über der westlichen Tür an der Südwand, d. h. wenn man davor steht - rechts von den Öfen):
Von SchiDD -Staatliche Kunstsammlungen Dresden, CC BY-SA 4.0, (Bildausschnitt)
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82636177
Es gibt im EPS drei Supraporten, zwei an der Südwand über den Türen zum 1. Vorzimmer und zur nördlichen Retirade, eine über der Tür zum Propositionssaal. Einer dieser 3 Rahmen wird restauriert, ist also Alt-Bestand, zwei werden rekonstruiert. Dazu hieß es im Ausschreibungstext:
Zitat von SIBDas Ziel ist die Restaurierung eines vergoldeten Supraportenrahmens (verm. 19.Jh., Größe ca.130 x 195 cm) nach einem vorgegebenen Restaurierungskonzept und die Rekonstruktion von zwei Rahmen nach dem vorhandenen Original und historischenAufnahmen.
Die Untersuchung und Dokumentation des Erhaltungszustandes des vorhandenen Originals sowie die Konzepterstellung sind erfolgt. Zur Restaurierung und Rekonstruktion ist die koordinierte Zusammenarbeit einer/eines Restauratorin/Restaurators, einer/eines Holzbildhauerin/Holzbildhauers und einer/eines Vergolderin/Vergolders notwendig.
Über die Gründe, warum diese Rahmen noch nicht fertig sind, kann ich nur Mutmaßungen anstellen. Die Ausschreibung dafür erfolgte bereits im Frühjahr 2017, mit folgenden Terminangaben:
Beginn der Ausführung: 02.09.2017
Fertigstellung der Leistungen: 18.12.2018
In Analogie zu etlichen anderen Ausschreibungen für vergleichbar hochkarätige Arbeiten in den Paraderäumen ist vorstellbar, dass sich schon die Auftragsvergabe erheblich verzögert hat (Auswahl geeigneter Restauratoren, die fachlich, terminlich UND preislich akzeptiert werden). Außerdem ist zu berücksichtigen, dass schon von vornherein fast anderthalb Jahre für die Ausführung vorgesehen waren, eine mehrmonatige Verzögerung (oder mehr?) bei der Ausführung ist dann durchaus denkbar.
2. Tapetenleisten im Eckparadesaal
Diese, die Samtflächen rahmenden Leisten (Rokoko) sieht man auf dem nachstehend verlinkten historischen Foto („Umrahmung“ des Samtbereiches ganz links im Bild, Foto aber unbedingt vergrößern):
http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/…katalog_0008179
Zum Leistungsumfang vermeldete der Ausschreibungstext:
Zitat von SIBDer Eckparadesaal (EPS) ist der Auftaktraum der Paraderäume des Westflügels im zweiten Obergeschoss des Dresdner Schlosses, welche gegenwärtig rekonstruiert werden. Die Rekonstruktion umfasst eine Wandbekleidung in Form von textilen Wandbehängen aus rotem Samt mit Tressenbesatz, welche von den zu vergebenden Leisten gerahmt werden. Die zu vergebenden Leistungen umfassen die Herstellung und Lieferung der Leistenrahmung und des sich aus der Leistenrahmung entwickelnden Schnitzwerkes in Form von Eckgesprengen, Mittel- und Winkelstücken in Rokokoformen nach bauseitig zur Verfügung gestellten Modellvorlagen und Planungsunterlagen (20 Eckgesprengen, 24 Mittelstücken, 6 Stück zweiteiligen Eckstücken sowie 68 m profilierten Tapetenleisten sowie 16,5 m Viertelstableisten) inkl. Kreideschnitt. Kreidegrund und Vergoldung werden bauseitig ausgeführt und sind nicht Gegenstand der hier zu vergebenden Leistung. Die Leistenrahmungen werden nach historischem Vorbild aus Lindenholz geschnitzt.
Tag des Vertragsabschlusses: 28.05.2019
Gesamtwert des Auftrags (ohne MwSt.): 52.543,46 EUR
Der Zuschlag wurde erteilt an Stephan Thürmer aus Dresden, Bildhauer und Restaurator im VDR.
Bei der beauftragten Firma handelt es sich (ist zu vermuten) um einen Ein-Mann-Betrieb (kleiner Einschub: das ist selbstverständlich nicht abwertend gemeint, man lese es als *klein, aber fein*). Auch wenn vielleicht – zumindest zeitweise - weitere Mitarbeiter an der Ausführung beteiligt werden, bleiben die künstlerisch anspruchsvollsten Arbeiten doch sicher vollständig in der Hand des Meisters. Und hieraus ergibt sich nun die Rätselfrage: Wie lange braucht ein Einzelkämpfer für die Abarbeitung eines fachlich sehr anspruchsvollen Auftrags im Wert von 52.000 Euro (Netto)? Damit meine ich aber natürlich die Frage, wann wir diese Tapetenleisten zu sehen bekommen werden. Der Vertrag wurde Ende Mai abgeschlossen, d.h. vorher wird noch nichts bzw. noch nicht viel passiert sein. Das war vor 4 Monaten. Nun ist weiterhin zu berücksichtigen, dass die Leisten vor dem Einbau noch vergoldet werden, sicher auch keine Arbeit für nur wenige Tage. Außerdem sind auch im EPS noch nicht alle Samtbahnen fertig. Möglicherweise wird daher auch die Anbringung der Tapetenleisten etappenweise erfolgen.
3. Gravuren auf den Türschlössern
Hierzu ist zunächst anzumerken, dass die Mehrzahl der Türen überhaupt noch fehlt. Die folgenden 3 Aufnahmen zeigen das Türschloss an einer Tür im Audienzgemach:
Zur Erinnerung folgende Eckdaten aus dem Ausschreibungsanzeiger:
Gravuren für 9 Blendplattenpaare und Ziselierungen für Beschlagteile der Doppelkastenschlösser
In 3 Räumen erhalten die Türschlösser Gravuren:
Eckparadesaal: Schlosskästen mit Rittermotiv
1.Vorzimmer: Schlosskästen mit Rittermotiv
Audienzzimmer: Schlosskästen mit Adlermotiv
Wert des Auftrags (ohne MwSt.): 45.585,00 EUR
Den Zuschlag erhielt der Dresdner Graveurmeister Matthias Köhler.
Auf den fertigen Anblick bin ich sehr gespannt, denn ich habe davon noch keine Abbildungen gesehen. Aber darauf werden wir wohl noch ein Weilchen warten müssen, die Auftragsvergabe ist noch ziemlich frisch (Tag der Bekanntmachung über die Vergabe war am 27.06.2019).
4. Bettknöpfe des Paradebettes
Wie hier bereits mehrfach berichtet wurde, ist einer dieser beiden Bettknöpfe (Bekrönungselemente auf dem Baldachin) erhalten geblieben. Aktuell ist er im PSZ (in Nähe des Bettes) in einer Vitrine zu sehen.
Von SchiDD -Staatliche Kunstsammlungen Dresden, CC BY-SA 4.0,
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=82737586
Ausschnitt aus dem voran stehenden Foto (gleiche Quelle):
Das ist aber hoffentlich nicht die Endfassung, denn der originale Bettknopf sieht so aus: Klick
@Däne
Rastrelli hat völlig recht: Es gibt keine Überlegungen betreffs einer Rekonstruktion des Gobelinsaales, auch nicht als langfristige Option. Wie auch, die SKD sind nicht im Besitz der Gobelins. Ich habe bislang nur in Erfahrung bringen können, dass wohl doch nicht alle Exemplare verbrannt sind. Aber wie viele noch existieren und wo, weiß ich leider nicht.