Das Dresdner Schloss

  • Ein gestriger Schlossbesuch offenbarte mir, dass der zukünftige Haupteingang in das entstehende Schloss-Restaurant seine Treppe erhalten hat. Das muss vor nicht allzu langer Zeit realisiert worden sein (irgendwann in den letzten Monaten). Vorher sah es so aus (Ausschnitt eines Fotos von Apollo, das dieser im Januar 2018 gepostet hatte):

    Und hier der aktuelle Anblick:


    Am 8. Februar 2019 erschien ein interessanter Artikel in der Sächsischen Zeitung, den ich auch im Rückblick auf die kürzliche Diskussion zum Kleinen Ballsaal erwähnen möchte. Er ist wie folgt betitelt:

    Des Königs neuer Mantel
    Silber, Gold, Seide, Hermelin: Der Krönungsmantel Augusts des Starken entsteht aus kostbaren Materialien neu.

    Hier ein Foto der noch in Arbeit befindlichen Neuanfertigung: Klick

    Und 2 historische Ansichten:
    Profilansicht
    Frontalansicht

    Da der Zeitungsartikel nicht frei zugänglich ist (Bezahlschranke), wollte ich nicht wörtlich zitieren, habe es etwas umformuliert:

    Der Originalmantel existiert noch, soll aber aus restauratorischen Gründen nur noch liegend ausgestellt werden. Er ist 3,15 Meter lang und 2,55 Meter breit.

    Zur Nachbildung des Mantels heißt es:

    Alles muss mit dem historischen Original übereinstimmen – 1:1 nachgebildet werden auch alle „Fehler, Ungenauigkeiten und Farbverschiebungen“. Als Beispiel für solche Fehler etc. wird u.a. aufgeführt, dass die Verbrämung rechts 23 Bögen aufweist, links aber 24. Weiteres Beispiel: die Hermelinfellkante ist unterschiedlich gestückelt worden.

    Als Grund wird vermutet, dass die Kürschner damals unter sehr großem Zeitdruck arbeiten mussten: Die Wahl zum König erfolgte im Juni (1697), die Krönung war dann schon im folgenden September.

  • Heute erfolgte die Auftragsvergabe für eine sehr wichtige Leistung für den Großen Schlosshof: Die Lieferung gebrauchter Sandsteinplatten (gemäß ursprünglicher Ausschreibung 1.000 m²). Das so genannte offene Verfahren (durchgeführt im Spätherbst 2018) hatte zu keinem Ergebnis geführt. Unter Punkt 3 (Erläuterung) heißt es nun im Mitteilungstext der Vergabe:
    Auf Grund des erfolglosen Offenen Verfahrens für die Lieferung von 1000 m² gebrauchter Sandsteinplatten, hat für diese spezielle Leistung die Firma ein Angebot abgegeben.

    Der Name besagter Firma: *Historische Baustoffe Thomas Behrens* (aus Dresden)

    Vereinbarter Gesamtwert des Auftrags (ohne MwSt.): 137.200,00 EUR

    Der folgende Link öffnet die Internetseite der Firma. Etwas nach unten scrollen, dort findet man einen kurzen Film (knapp 2 min), in dem die aktuelle Produktpalette der Firma gezeigt wird. Die angebotenen historischen Materialien stammen aus Abbruch-/Rückbaumaßnahmen. Recht interessant.
    https://www.historischebaustoffe-dresden.de/

  • Ich möchte Euch einige Fotos vorstellen, die ich auf der HP des Stuckateurs André Glauche entdeckt habe (renommierter Meister seines Fachs, ansässig im Landkreis Zwickau, etliche Referenzobjekte im Dresdner Schloss). Ihre separate Verlinkung habe ich deshalb vorgenommen, weil die Bilder dann in nochmals besserer Auflösung betrachtet werden können (nach dem Öffnen nochmal auf das Foto klicken). Beginnen wir mit dem Turmzimmer (Porzellanzimmer):
    TZ1
    TZ2
    TZ3
    TZ4
    TZ5

    Kommen wir nun zum Eckparadesaal. Aktuell arbeitet Herr Glauche an der Restaurierung des Stuckmarmors im Bereich der beiden Ofennischen. Hier ein Foto der Nischen, das die DNN (Lokalzeitung) im Juni vorigen Jahres veröffentlicht hatten:
    Klick

    Reinigungsprobe des stark gerissenen Marmors
    Zur Probe aufgearbeitetes originales Profilstück
    Sockelbereich

    Und schließlich noch der Link zur HP, Durchklicken lohnt:
    https://www.stuck-ag.de/

  • Horst Witter, der Bärengartenflügel und die Typologie der Schlosstreppen

    Nicht alles was im Residenzschloss modern ist, ist von Peter Kulka. Einen bedeutenden Anteil hat der Dresdner Architekt Horst Witter. Am 21. August 2017 feierte er seinen 80. Geburtstag. Die Dresdner Neuesten Nachrichten brachten damals eine Würdigung aus der Feder seines Kollegen und Freundes Manfred Zumpe. Wer sich für Architektur in der DDR interessiert, wird bei dem Namen Zumpe aufhorchen. Auch Horst Witter hat damals einige interessante Sachen gemacht. Ende der 70er Jahre baute er das Panoramarestaurant auf der Bastei in der Sächsischen Schweiz. Später errichtete er dort auch das neue Berghotel. Von seinen letzten Projekten sei hier noch das Geschäftshaus Dr.-Külz-Ring 12 in Dresden erwähnt, das auf einem nicht ganz einfachen Grundstück nahe der Straßenbahnhaltestelle "Prager Straße" steht.

    Im Dresdner Schloss gestaltete Horst Witter die Foyerbereiche um den Kleinen Schlosshof, das Treppenhaus am Bärengarten, den Hans-Nadler-Saal und die Räume des Kupferstich-Kabinetts. Ich zähle hier nur öffentlich zugängliche Bereiche auf, die sichtbar Witters Handschrift tragen.

    Ich finde Witters Raumgestaltungen sehr angenehm. Sie sind modern und schlicht, passen aber zur Würde eines alten Schlosses. Dass die meisten Besucher sich wohl keine Gedanken darüber machen, wer das alles entworfen hat, zeugt von der Qualität der Arbeit. Sie wirkt selbstverständlich.

    Der Eingang am Bärengarten (offiziell: Eingang Sophienstraße) wurde beim Wiederaufbau neu geschaffen. Vor 1945 war dort kein Eingang. Erst als ich diesen Beitrag konzipierte, fing ich an, darüber nachzudenken, wie dieser Eingang eigentlich genau aussieht, obwohl ich ihn schon viele Male benutzt hatte. Auf den meisten Fotos der Westseite des Schlosses ist er nicht zu erkennen. Trotzdem finden ihn aber auch ortsunkundige Touristen. Der russische Fotograf Aleksandr Zykov ermittelte den Standort, von dem aus die Gesamtsituation am besten zu überblicken ist: die Dachterrasse des Deutschen Pavillons des Zwingers.

    Dresdner Schloss vom Zwinger aus (Foto: Aleksandr Zykov, 2011, CC-BY-SA-2.0)

    Schauen wir zum Eckturm im mittleren Teil des Bildes! Der Fassadenabschnitt rechts vom Eckturm ist stark zurückgesetzt und bildet nach nur 3 Fensterachsen bzw. im Dachbereich einem Giebel erneut eine Ecke aus. Dieser Bereich des Schlosses wird Bärengartenflügel genannt. Der weiter rechts zu sehende Fassadenabschnitt liegt noch weiter hinten. Die Seitenfassaden sind aus dieser Perspektive nicht zu sehen. Aber recht gut zu erkennen ist der neue Eingang mit dem hellen Sandsteingewände. Die Wegführung im Bärengarten leitet uns dorthin. Das Fassadentransparent am Bärengartenflügel weist potenzielle Besucher schon von weitem auf den Eingang hin und auf die Museen, zu denen er führt. Zum Portal führen vier Stufen hinauf. Das Türgewände ist bei näherer Betrachtung als moderne Gestaltung identifizierbar. Seine Profilierung unterscheidet sich von jener der Fenster in der Umgebung.

    Die Erdgeschossräume beziehen ihre Atmosphäre überwiegend aus den Gewölben, die historisch sind. Im Hans-Nadler-Saal (im 1. Obergeschoss), der für Pressekonferenzen und Vorträge genutzt wird, sowie im Studiensaal des Kupferstich-Kabinetts (unterm Dach) sind die Wände mit hellem Holz vertäfelt.

    Witters Hauptwerk im Schloss ist zweifellos das Treppenhaus. Wir sehen es auf dem folgenden Foto durch die erleuchteten Fenster (und rechts unter dem Transparent den Eingang Sophienstraße).

    Bärengartenflügel von Westen (Foto: Tilman2007, 2014, CC-BY-SA-3.0)

    (Es lohnt sich jeweils die Links zu den Bildern anzuklicken, um auf größere Dateiversionen zugreifen zu können, die noch mehr Details erkennen lassen.)

    Das Treppenhaus ist seit 2004 öffentlich zugänglich. Für das Kupferstich-Kabinett, das damals eröffnete, bildet es den einzigen Besucherzugang. (Die heute für die anderen Ausstellungsbereiche alternativ nutzbare Englische Treppe reicht nicht so hoch.) Typologisch handelt sich um eine dreiläufige, über vier Pfeiler geführte Treppe mit Treppenauge. Dieser Typus wurde von der Englischen Treppe übernommen, die im Rahmen des Wiederaufbaus von 2005 bis 2010 rekonstruiert wurde. Daran war Horst Witter meines Wissens nicht mehr beteiligt. Die Englische Treppe wurde ursprünglich 1692 errichtet. Sie war damals die erste Treppenanlage dieser Art (dreiläufig, über vier Pfeiler, mit Treppenauge) in Deutschland. Bis dahin gab es im Schloss nur Treppentürme mit engen Wendeltreppen.

    Kunsthistorisch besonders reizvoll ist die unmittelbare Nachbarschaft zwischen einem altertümlichen Treppenturm und der typologisch modernen Englischen Treppe in der Südostecke des Großen Schlosshofs. Ob es ein solches Nebeneinander von alter und neuer Treppe noch irgendwo anders gibt? Beim Wiederaufbau wurde diese Nachbarschaft zweier "Aufstiegsmöglichkeiten" produktiv genutzt. Es ist ein schönes kleines Detail, das den meisten Besuchern vermutlich entgeht: Der Treppenturm Südost, der sich wohl schon ganz veraltet und nutzlos vorkam, wurde auserkoren, den zur barrierefreien Ergänzung der Englischen Treppe erforderlichen Aufzug aufzunehmen. So hat der alte Treppenturm seine schicke Nachbarin hinsichtlich der Modernität wieder überholt. Deshalb will ich ihn hier zeigen.

    Großer Schlosshof, Treppenturm Südost vom Hausmannsturm aus, Oktober 2011 (Foto: Z thomas, 2011, CC-BY-SA-3.0)

    Das Bild zeigt unseren Treppenturm noch ohne Sgraffitokleid. Im Dachbereich ist ein für die Aufzugsanlage notwendiges modernes Verbindungsstück zu erkennen. Das folgende Foto zeigt unseren stolzen Treppenturm genau zwei Jahre später. Durch das prächtige Portal rechts gelangt man zur Englischen Treppe. Die ist dann gleich links. Gegenüber, also vom Fotografen aus gesehen durch das Portal gleich nach rechts, gelangt man zu den Garderobenbereichen, die von Horst Witter gestaltet wurden. Im Dachbereich sehen wir, dass das Verbindungsstück durch Sgraffiti kaschiert wurde. Der Sgraffitodekor der Erdgeschosszone des Turmes wurde erst später ergänzt.

    Großer Schlosshof, Treppenturm Südost, Oktober 2013 (Foto: SchiDD, 2013, CC-BY-3.0)

    Der aufmerksame Betrachter entdeckt in der Sgraffitopracht des Giebels am Ostflügel unter den Figuren von Minerva und Venus einen Hinweis auf den Wiederaufbau:

    RECONSTRUCTUS EST MCMLXXXVI - MMXIII

    "Wiederaufgebaut 1986-2013"

    Einen wichtigen Anteil daran hat Horst Witter. Bei seinem modernen Treppenhaus im Bärengartenflügel brauchte er den Aufzug nicht zu verstecken. Er platzierte ihn gut sichtbar an der Ostseite. Zwei sehr schöne dreiläufige, über vier Pfeiler geführte Treppen mit Treppenauge finden wir übrigens auch im Museum Barberini zu Potsdam. Das dafür verantwortliche Büro Hilmer & Sattler und Albrecht folgte bei der Innengestaltung des Barberini einer ähnlichen Philosophie wie Horst Witter in Dresden.

  • Ohne jetzt wieder jemanden gegen mich aufbringen zu wollen: Weiß jemand, warum es nicht ReonstructUM heißt? Weder monumentum und aedificium, noch palatium oder castellum sind im Lateinischen maskulin. Und Domus, aedes und arx wären feminin.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

    Einmal editiert, zuletzt von Seinsheim (29. März 2019 um 14:31)

  • Lieber Seinsheim, mit dieser Äußerung wirst du keinen Proteststurm auslösen, denn du hast die passende Form gefunden. Eine Beobachtung, eine Frage, ein Denkanstoß - das ist eine prima Sache! Spontan und humoristisch würde ich dir antworten: Weil die Römer es nie bis nach Sachsen geschafft haben. Für alle römischen Feldherren, die sich einst nach Germanien vorwagten, war spätestens an der Elbe-Saale-Linie das Ende des Vorstoßes erreicht. An einer ernsthaften Antwort auf deine Frage bin ich dran. Ich beschäftige mich sowieso gerade mit den Inschriften im Großen Schlosshof.

  • Lieber Rastrelli, dann bin ich mal gespannt, was Du herausfinden wirst. Lass es mich wissen!

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Auf ihrer letzten Jahrespressekonferenz (1. November 2018) vermeldeten die SKD (als Vorausschau für die anstehenden Neueröffnungen des Jahres 2019):

    Zitat von SKD

    Der Eröffnung des Kleinen Ballsaales im Januar folgt die Eröffnung der rekonstruieren Paraderäume im September. August der Starke hatte sie vor genau 300 Jahren anlässlich der Hochzeit seines Sohnes Kurprinz Friedrich August und der Kaisertochter Maria Josepha einrichten lassen. Zeitgleich eröffnet das Turmzimmer mit kostbaren Stücken aus der Porzellansammlung.

    Quelle:
    https://www.skd.museum/presse/2018/zu…d-alte-meister/


    Hier scheint es nun aber eine Terminverschiebung gegeben zu haben. Eine ganz aktuelle Ausschreibung beinhaltet folgende Leistung für das Turmzimmer:

    Zitat von SIB

    Malerarbeiten und Ölvergoldungen
    Gegenstand der vorliegenden Ausschreibung ist die Farbfassung der hölzernen Wandverkleidung aus Weißtanne, der vorgelagerten Podeste, des Fensters sowie Ölvergoldungsarbeiten von insgesamt 56 Stück Konsolen und Profilen aus Holz.
    Die Beschichtung der Wandverkleidung muss sich der dokumentierten, authentischen historischen Situation weitgehend annähern. Um 1727/29 handelte es sich bei deren Anstrich um eine Ausmischung aus Zinnober und Mennige. Die hier ausgeschriebenen Beschichtungen sollen einen optisch vergleichbaren Oberflächenzustand ohne dem Einsatz von Zinnober und Mennige erreichen, indem ein modifizierter Leinölinnenanstrich zur Ausführung kommt, welchem geringfügig fein gemahlenes Glasmehl zugesetzt werden soll, um die Körnigkeit des angeriebenen Zinnoberpigmentes zu imitieren. Schnitzwerk bzw. profilierte Rahmungen und Leisten werden vergoldet.

    Ausführungszeitraum: Ende: 01.11.2019

    Finde ich aber überhaupt nicht „schlimm“ – solche Highlights (Paraderäume, Turmzimmer) verkraftet man doch besser etappenweise.

    In der Farbgestaltung (zinnoberrote Wände, viele Vergoldungen, weiß gehaltene Decke, diagonal verlegter zweifarbiger Marmorfußboden) erinnert das entstehende Turmzimmer an das Weißsilberzimmer im Historischen Grünen Gewölbe, von letzterem hier ein Foto: Klick

    Zum Vergleich hier ein erster Raumeindruck von der Südwand des Turmzimmers:


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Den blauen Farbton im voranstehenden Bild müsst Ihr Euch „wegdenken“, das soll die Zonen der aktuell ausgeschriebenen Ölvergoldungen veranschaulichen. Man kann wohl davon ausgehen, dass in der Grafik die vorgesehene Aufstellung der Porzellane dargestellt ist. Dabei offenbart sich eine betrübliche Information der SKD(ebenfalls vom November 2018):

    Zitat von SKD

    PORZELLANKABINETT IM TURMZIMMER
    Gut 200 Jahre war das Turmzimmer in der Festetage des Dresdner Residenzschlosses prominenter Schauraum für die kurfürstlich-königliche Porzellansammlung. Neben Vasen aus China und Japan präsentierte August III auf vergoldeten Konsolen vor rot lackierten Wänden hier insbesondere die besten Erzeugnisse seiner einzigartigen und vielbeneideten Meissener Manufaktur. Mit kleineren Veränderungen blieb das barocke Porzellankabinett bis zur Zerstörung des Schlosses 1945 bestehen und wird derzeit rekonstruiert. Mit den Elementvasen des Hofbildhauers und Modellmeisters Johann Joachim Kändler kehren herausragende Meisterwerke der Meissener Manufaktur in das Schloss zurück, die 75 Jahre im Depot der Porzellansammlung schlummerten. Zahlreiche leer bleibende Wandkonsolen werden an den Verlust eines Großteils der vor dem Krieg ausgelagerten Porzellane erinnern.

    Quelle: https://www.skd.museum/fileadmin/user…rschau_2019.pdf


    Den Bereich des mensaartigen Schautisches, der an der Südwand aufgestellt wird, habe ich noch vergrößert:


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

    Man sieht dort fünf Meissner Vasen von Johann Joachim Kändler, vier von ihnen zeigen die vier Elemente und eine Mittelvase das Wappen sowie das Porträt Ludwigs XV. Diese 5 Vasen werden – neben anderen Exponaten aus Dresden - im Mai 2019 auf der TEFAF in Maastricht gezeigt (The European Fine Art Fair ist eine Kunstmesse in Maastricht. Veranstalter ist The European Fine Art Foundation. Die TEFAF gehört zu den bedeutendsten Kunstmessen weltweit. Die zehntägige Messe findet jährlich im Frühjahr in Maastricht im Kongresszentrum MECC statt). Hier ein Foto der Vasen:
    Klick


    Und noch eine interessante Information aus dem aktuellen Ausschreibungsgeschehen. Kürzlich erfolgte (in freihändiger Vergabe) die Auftragserteilung für folgende Leistung:

    Rekonstruktion Kamingemälderahmen Eckparadesaal

    Hier ein historisches Foto: Klick

    Das zugehörige Gemälde ist aber glücklicherweise erhalten: Klick


    Zum Schluss noch ein Link zu einem neuen Zeitungsartikel über die Arbeit der Firma „Paul Lorenz“, die die historischen Leuchten im Kleinen Ballsaal rekonstruiert hat und jetzt an diversen Leuchten für die Paradezimmer arbeitet:
    https://www.freiepresse.de/kultur-wissen/…artikel10480153

  • ich will den Kaffee ja nicht wieder aufwärmen. Herr Barbedienne war Kunstgiesser wenn man bei Google schaut was er gemacht hat, Fa Lorenz ist eine Drückerei und sie sind ehrlich, sie haben geschwitzt bei dem Auftrag.

  • Sie haben den Guss ja auch nicht ausgeführt, sondern sind "nur" für das Verbinden der (von Nachunternehmern hergestellten) Einzelteile, Koordination Vergoldung (auch Nachunternehmerleistung) und Elektrifizierung zuständig.

  • Das hättest Du aber wissen können. In dem verlinkten Zeitungsartikel gibt es einen Passus, in dem Herr Lorenz die wichtigsten Gewerke aufzählt, die ihm zuliefern – und dazu gehört eben auch eine sehr gute Gießerei, die diese Formen gießt.
    Derartige Kritik, noch dazu in solch einer abfälligen Form („Fa Lorenz ist eine Drückerei und sie sind ehrlich, sie haben geschwitzt bei dem Auftrag“) sollte man sich ohne das entsprechende Hintergrundwissen wirklich verkneifen (Hintergrundwissen, das wir hier alle nur fragmentarisch haben). Und damit meine ich nicht mal die kritischen Meinungsäußerungen zur vermeintlich unzureichenden Ausführungsqualität, sondern die konkrete Adressierung der Kritik. Das ist nicht seriös, werter Naumburg.

    Aber noch kurz zur aktuellen Arbeit der Firma Lorenz, u.a. die Rekonstruktion von je 4 Kronleuchtern für das Audienzgemach und das Paradeschlafzimmer (alle baugleich). Der betreffende Auftrag wurde für 477 740.06 Euro vergeben (Wert ohne Mehrwertsteuer). Auch das wieder eine große Herausforderung. Hier sieht man die Leuchter des Paradeschlafzimmers (Visualisierung des Raumes): Klick

    Und hier eineDetailaufnahme des unteren Bereiches:


    Quelle: SIB, Ausschreibungsunterlagen

  • Das ist wieder nur eine Zeichnung, die sah für die anderen Leuchter auch toll mit fein ausgearbeiteten Akanthen aus. Ich mache jetzt Schluss, es bringt nichts, es soll nicht sein.

  • @BautzenFan Kunsthandwerk, das so wirkt wie auf dem gezeigten Bild, überzeugt sofort! Die Köpfe sind ausgesprochen gut gelungen!

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ich war dabei zu überlegen, ob ich anmerken sollte, dass die Köpfe sehr schön (zumindest auf der Visualisierung) geworden sind, nachdem es ja letztens so einen Unfrieden darum gab. Hier zeigt sich das hohe künstlerische Niveau des Historismus (dies sind ganz klar Lüster des Historismus und nicht des Barock, sie müssen wohl im 19. Jahrhundert ersetzt worden sein?): edle, ebenmäßige Gesichter, inspiriert von klassischer Skulptur. Ich hoffe, die tatsächliche Umsetzung wird dem gerecht.

  • Hier geht es um Audienzgemach und Paradeschlafzimmer, zwei Raumschöpfungen von 1719, die rekonstruiert werden. Die Rekonstruktion bezieht sich auf den Ursprungszustand. Die Leuchter gehören also weder dem 19. Jahrhundert noch dem Historismus an. Die Kunst des augusteischen Zeitalters war klassisch inspiriert.

  • Mir ist klar, dass die Paraderäume aus dem Barock stammen, die gezeigten Kronleuchter sehen für mich mehr nach Historismus aus, speziell Neorenaissance (wobei das nicht immer so genau festzulegen ist), ähnlich der Stilistik des Kleinen Ballsaals oder der Semperoper, besonders die feingeschnittenen, ebenmäßigen und eher strengen Gesichter wirken weniger original Barock. Hm...erstaunlich.

    Edit: Dieses Bild hatte Bautzenfan einmal eingestellt:

    Quelle:http://www.historische-leuchten-jacob.de/en/projects/

    Die rekonstruierten Leuchter sehen weniger wie die originalen, barocken auf der Zeichnung aus und mehr wie die auf der Photographie des 19. Jahrhunderts. Ich kann bei den barocken nicht mal Gesichter erkennen.

  • Ich hätte jetzt - rein intuitiv - auch aufs 19. Jahrhundert getippt, auch deshalb, weil die Zusammenstellung der Motive recht eklektisch wirkt und mir die Gesamtform - im Unterschied zu dem viel schlankeren Leuchter auf dem Stich - nicht unbedingt barock vorkommt.
    Der Aussage von einem augusteischen Klassizismus würde ich mir übrigens nur in Teilen anschließen. Das Hauptwerk dieser Epoche, der Zwinger, ist sowohl in der Architektursprache als auch mit Permosers Figurenschmuck der Inbegriff einer antiklassischen Grundhaltung.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Sind die Leuchter denn überhaupt aus Sachsen oder aber aus Frankreich?

    Die umlaufenden Blüten und andere kleine Details wären mir in der Visualisierung zu teigig. Das müsste m. E. schärfer geschnitten sein.