Ich möchte Oktavians Ausführungen noch etwas „auswalzen“. Im Leistungsverzeichnis für die 8 Kronleuchter des Audienzgemachs und des Paradeschlafzimmers heißt es (Fettmarkierung und Unterstreichung von mir):
Zitat von SIBDas Paradeschlafzimmer und das Audienzgemach sind die reichsten und kostbarsten Paradezimmer des Schlosses. Rekonstruktionsziel ist die Wiederherstellung der beiden Räume im Zustand der Ersteinrichtung.
Zum historischen Erscheinungsbild des Paradeschlafzimmers und Audienzgemachs gehörten Kronleuchter, die verschollen sind [Anm.: verschollen sind???]. Aufgabenstellung ist es, mit Hilfe der vorliegenden Rekonstruktionsplanung 8 gleiche Leuchter herzustellen und an den ursprünglich vorgesehenen Hängeorten im Dresdner Schloss zu befestigen und in Betrieb zu nehmen.
Die Rekonstruktionsplanung wurde von der Fachfirma durchgeführt, die diese Arbeit schon für die Leuchten des Kleinen Ballsaals und der Englischen Treppe mit großer Meisterschaft erledigt hat (Fa. Historische Leuchten Jacob, Sitz in Leipzig). Der nachfolgende Link zeigt das zugehörige Referenzdatenblatt für die Kronleuchter im AG und PSZ. Es verdeutlicht die wesentlichen Arbeitsschritte: wissenschaftliche Recherche, digitale Bildbearbeitung (Entzerrung – hier kam mit der Fokus GmbH Leipzig auch eine schon bestens bekannte Firma zum Einsatz) incl. der Maßermittlung durch Photogrammetrie, zeichnerische Darstellung, Modellentwicklung.
http://www.historische-leuchten-jacob.de/files/1715/075…leuchter_01.jpg
Chris1988 hatte hier im Forum schon mal folgenden sehr interessanten Zeitungsartikel (aus den Dresdner Neuesten Nachrichten) verlinkt, der die Arbeit dieser „Leuchtenforensiker“ näher vorstellt (Fa. Hist. Leuchten Jacob). Faszinierend, was da für ein Aufwand betrieben wird, um dem jeweils zu rekonstruierenden Original möglichst bis ins letzte Detail zu entsprechen: NIX Disneyland.
Klick
Zur Nachbildung der Oberfläche der Metallteile des Kronleuchters wird man im Falle der Kronleuchter für AG und PSZ einen historischen Gueridon als Analogvorgabe verwenden. Im LV heißt es dazu (in einer Anlage):
Zitat von SIBDieser Gueridonteil (Sammlung SKD) ist beispielgebend für die Oberflächenbehandlung des Kronleuchters. Das betrifft die glatten und punzierten Flächen. Die Struktur und Feinheit der Punzierung ist analog dieses Musters auszuführen.
Ich gebe zu, das Wort *Punzierung* musste ich nachschlagen:
Punzierung laut wikipedia: „In der Regel versteht man darunter das Eintreiben von Mustern und Formen in das Material in Handarbeit.“
Im eingangs gebrachten Zitat war formuliert, dass die historischen Kronleuchter der Erstfassung „verschollen sind“. Hier ist weiterhin zu berücksichtigen, dass die 5 Kronleuchter für den Eckparadesaal RESTAURIERT werden, das heißt die waren irgendwo noch erhalten (in einem Depot?). Dieses „sind verschollen“ klingt für mich so, als ob auch die Kronleuchter von PSZ und AG nach ihrer Abhängung ebenfalls nicht vernichtet worden sind, sondern erst irgendwann später (vielleicht in den Nachkriegswirren) verschwunden sind.